2008-07-04-06 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
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Blutengel - Dreadful Shadows - Icon Of Coil - Stromkern - Pink Turns Blue

:: Fotos ::

[Cal] Pünktlich angekommen und das Begrüßungsknuddeln zelebriert ging es zum ersten Akt ins Rund. Die Berliner New Wave/Gothic Legende :: PINK TURNS BLUE :: spielte zum Auftakt vor denkbar wenig Leuten, was natürlich denkbar schade war. Man hatte das Gefühl, dass hier eine Band schlichtweg verheizt wurde. Da PINK TURNS BLUE musikalisch auch eher ruhig rüberkommen, war der Auftakt ziemlich lau, da nützten weder die Klassiker, noch das Material vom aktuellen Album Ghost.
[Kerstin] Ja, leider. Für einige wenige Leute begann der Tag schon mit dem Headliner. Auf einer sehr undankbaren Position als Opener vor nicht wirklich vielen Leuten spielten sich PINK TURNS BLUE professionell durch ihr viel zu kurzes Set. Leider passten sie so gar nicht in das sowieso schon bunt zusammengewürfelte Line-Up dieses Abends.

[Cal] Richtig lebhaft wurde es dann mit :: STROMKERN ::, die erste Überraschung für meine Wenigkeit ;) Waaas? Vegetarian Progressive Grindcore? ... *lol* Das ging mächtig in die Beine und hat Spass gemacht ;)
[Daniel] STROMKERN machten sehr deutlich, in welchen unvorteilhaften Slot die Veranstalter die gestandenen Wave-Rocker von Pink Turns Blue gesteckt hatten. „Verheizt“ ist hier wirklich das richtige Stichwort. Statt träumerischen Wave-Klängen tobte nun auf der Bühne der Mob. Der komplett in Anzügen gekleidete Chicagoer Vierer, der der Electro-Szene Ende der 90er Jahre den Hip Hop näher brachte, spielte von der ersten Minute an krachig auf, was vor allem an der furios geposten und energetischen Gitarrenperformance vom Klampfenmann Dan Klark lag, der mit absoluter Unfrisur auf dem Kopf die merkwürdigsten Grimassen schnitt, doch auch Mastermind und Sänger Ned Kirby wusste sich mit großflächiger Sonnenbrille und Maschinengewehrposen mit seinem Bass in Szene zu setzen. Die elektronischeren Songs wie Night Riders, Stand Up oder dem Klassiker Heretic kamen beim nun zahlreicher in das Halbrund vor der Bühne drängenden Publikum besser an als die teilweise doch sehr rockigen neueren Songs, zu denen sich der Sänger den Bass umschnallte, doch nach diesen äußerst kurzweiligen und amüsanten 50 Minuten war zumindest die Meute perfekt eingestimmt auf die folgenden Icon Of Coil. Leider habe ich Perfect Sunrise schmerzlich vermisst.
Setlist: Night Riders, Sub-Librarian, Delete, Forgiven, Heretic II, Stand Up, Armageddon

[Daniel] Andy LaPlegua, seines Zeichens Norwegischer Electro-Tausendsassa, der in einer Unzahl von Projekten seine Finger mit im Spiel hat, müsste den jüngeren (Cyber)Electroheads in erster Linie mit seinem ungemein erfolgreichen Soloprojekt Combichrist bekannt sein. Für diese Zielgruppe gab es nun eine kleine Lehrstunde: Der gute Andy kann auch etwas anderes als bollernde Techno Body Music fabrizieren. Zwar ballerten :: ICON OF COIL :: auf dem Blackfield teilweise auch ganz gut, aber bei diesem leider eingemotteten und in der letzten Zeit live sehr selten zu erlebenden Projekt bleibt dennoch viel Raum für dudelnde, futurepoppige Melodiebögen. Einen Hit nach dem anderen jagten die drei Herren durch die PA und verwandelten das Theater in eine große Electro-Hölle. So war der Gig von ICON OF COIL für mich und viele andere der erste Stimmungshöhepunkt des Tages - kein Wunder bei Tanzflächen-Dauerbrennern wie Thrill Capsule, Shelter, The Other Half Of Me oder Access And Amplify, um nur einige wenige zu nennen. Schön war’s. Bleibt zu hoffen, dass der Andy mal wieder häufiger seinen Arsch für ICON OF COIL hochbekommt. Wir werden geduldig warten.

[Cal] Ich muss sagen, für eine Band, die schon lange nicht mehr existiert und die eigentlich nur ne Handvoll “Reunion-Gigs” geplant hatte, trifft man die :: DREADFUL SHADOWS :: doch recht häufig auf diversen Bühnen an ;) Mir soll es recht sein, da die Berliner zu meinen Alltime-Faves gehören. Gut, die Show war von der Songauswahl her vorhersehbar, gibt ja nix Neues, eine Stunde quer Beet durch die Klassiker ;) Sänger Sven Friedrich hat es zuweilen mit dem Pathos übertrieben, so dass er das eine oder andere Mal stimmlich neben der Spur hing, Das Hör- und Sehvergnügen hat es nicht geschmälert ;)
[Daniel] Sven Friedrich, die erste. Der Berliner ist in der letzter Zeit einfach live mit seinen mittlerweile drei Projekten omnipräsent und ich von den immer gleichen Posen mehr als gesättigt. Zeit also für ein Frikadellenbrötchen für schlappe 2 Euro...
[Kerstin] Sven Friedrich entwickelt sich immer mehr zu einer Pestilenz, die so ziemlich auf jedem Festival mit irgendeinem seiner Projekte anzutreffen ist. Leider konnten mich die DREADFUL SHADOWS auch diesmal nicht überzeugen, die Lieder sind austauschbar, mal mehr rockig, mal mehr elektronisch und die Posen immer gleich und irgendwann kann man mit gutem Aussehen allein auch nicht mehr punkten. Dass er auf diesem Festival mit gleich 2 Projekten anzutreffen war, machte die Sache umso nerviger.
Setlist: Intro, New Day, Dead Can Wait, Sea Of Tears, Dusk, Chains, Burning The Shrouds, Desolated Home, Craving, Vagrants In Space, Drowning Sun, True Faith, The Cycle

[Cal] Oh, als Pausenmusik gab es übrigens Rush, fand ich sehr sympathisch vom Veranstalter ;)

[Kerstin] Ich hatte die zweifelhafte Ehre an diesem Tag den Headliner :: BLUTENGEL :: abzudecken. In Erinnerung an frühere Konzerte schwante mir bereits Böses, doch ich wurde positiv überrascht. Der Kitschfaktor wurde um einiges zurückgefahren und gab dem Konzert mehr Authentizität, was mit Sicherheit auch der nicht mehr ganz so neuen Stimme Ulrike Goldmann zu verdanken ist, die mittlerweile mehr und mehr Gesangsparts übernimmt. Natürlich gab es wieder jede Menge Pyrotechnik, geheimnisvolle Frauen in Kapuzen und Tänzerinnen in Nonnentracht mit Strapsen und einen Herrn Pohl, der sich von seinen Hühnern umgockeln ließ.
Leider ließ das Feedback bei Engelsblut doch sehr zu wünschen übrig, was Chris Pohl nicht davon abhielt, sich überschwänglich für die tolle Reaktion zu bedanken. Ein Highlight war das von Ulrike allein interpretierte Seelenschmerz, bevor dann zum Abschluss bei Vampire Romance blutverschmierte und –spuckende Tänzerinnen Ausflüge in die Menge unternahmen und auch Chris Pohl mit Blut verschmierten.
Leider verfolgte Daniel und mich das Thema BLUTENGEL bis in die Matrix, da dort während der Aftershowparty die gerade herausgekommene DVD rauf und runter lief, wo es natürlich Kitsch pur zu sehen gab.
[Cal]
Nee, also wirklich… BLUTENGEL *prust* Die sind ja so was von peinlich! Hauptakteur Chris Pohl ist ein arrogantes Arschloch, singen kann er auch nicht und seine Musik ist durch und durch inszeniert, völlig seelenlos. Selbst einen verbalen Arschtritt gegenüber den Fotografen konnte er sich nicht verkneifen. Allerdings muss man ihm zugestehen, das BLUTENGEL zumindest optisch was her und Fotografen glücklich machen ;)
Setlist: Singing Dead Man, My Saviour, Beauty And Delight, Bloody Pleasure, Die With You, Love Killer, Oxidising Angel, Lucifer, Sunrise, Go To Hell, Engelsblut, Seelenschmerz, Vampire Romance

[Cal] Damit geht der erste Festivaltag zu Ende und es ist noch immer hell, na ja fast ;) Das Amphi hatte sich dann doch noch einigermaßen gut gefüllt. Den Veranstalter dürfte es gefreut haben. Ich fand’s bis hier schon mal sehr angenehm und sehr relaxt ;)

 

Stories • Cal, Daniel, Kerstin • Fotos © Cal