2008-07-04-06 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
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Nitzer Ebb - Subway To Sally - Samsas Traum - Modcom - Catastrophe Ballet - Northern Lite - Diorama - Solar Fake - Iris - Colony 5

:: Fotos ::

[Cal] Pünktlich und in aller Frische (nur ein bisschen vergesslich) ging es Punkt 12 wieder in den Kampfring, wo :: COLONY 5 :: den Auftakt zum Tag 2 zelebrierten. Und das ungemein lebhaft und tanzbar. Das Amphi Theater war trotz der frühen Stunde um einiges voller, als noch am Vortag und die tanzwütigen Fans zog es umgehend und sehr bewegungsfreudig in die Arena ;) Spaßig der Spruch: „Great that you are for us tonight“. Tonight??? *g* Yep, ich muss gestehen, hat mir gut gefallen ;)
Setlist: Get Off My Back, Plastic World, Pills, Knives, End Of Desperation, Absolute Religion, Ghosts

[Cal] Die ebenfalls aus Chicago stammenden :: IRIS :: sorgten bei mir erst mal für Verwirrung, da plötzlich wieder J. Ned Kirby von Stromkern auf der Bühne stand, und den Keyborder Andrew Sega hatte ich am Tag zuvor auch schon gesehen ;) Die übliche, musikalisch projektierende Inzucht *lol* .
Bevor es aber wirklich losging, hatten sich IRIS durch 15 Minuten technologischer Unzulänglichkeiten zu mühen, die Sänger Reagan Jones veranlasste, ein „Sorry“ und den ersten Song a Kapella zu intonieren, was bei den Fans für rasenden Beifall sorgte, während Andrew versuchte, das abgestürzte Notebook wieder hochzufahren („sound is great but the technology...“) Ausgesprochen sympathisch die Jungs, wirklich :) Die Ränge des Amphi Theaters waren leer, jeder befand sich im Halbrund, um zu tanzen.
Setlist: Lands Of Fire, It Generates, Sentimental Scar, Appetite, Imposter, Stop Breaking Your Own Heart, New Invaders, Sorrow Expert

[Cal] An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass doch viele Bands als Duo agierten, also Trio oder gar als Ein-Mann-Projekt, was optisch und auch fotografisch auf dieser großen Bühne nicht wirklich was hermachte. Die Akteure sahen oftmals ziemlich verloren aus, zumal viele der Keyboarder dann auch noch an ihren Tasten angewachsen schienen...
[Daniel] ...ja, wir brauchen einfach mehr Umhänge-Keyboards in der Electro-Szene.

[Cal] Sven Friedrich die Zweite! Jetzt mit seinem Soloprojekt :: SOLAR FAKE :: der live nur von Keyborder Frank begleitet wird. Hier war Sven wesentlich stimmsicherer, als bei den Dreadful Shadows. Gut, die Musik ist auch lange nicht so rockig ;) Musikalisch ging es quer durchs Debütalbum Broken Grid, inkl. dem Radiohead Cover Creep. Für Visualisierungen war es zu hell, also keine Leinwand dahinter. Auch blieb man nicht ganz von technischen Problemen verschont. Irgendein Teil war den Jungs kurz vorher abgeraucht, sodass dies Auswirkungen auf Lies hatte. Könnte komisch klingen, so Sven, tat es aber nicht ;) Naja, und wie eben angemerkt, auf der großen Bühne wirkten die zwei recht verloren... Trotzdem schöne Show, ich mag die Songs sehr und gerade live waren sie schön treibend ;) Auch DS Bassisten Jens Riediger schien es gefallen zu haben, denn der saß hinter mir und schaute sich die Show aufmerksam an.
[Daniel] ... und ich holte mir in der Zwischenzeit ein Frikadellenbrötchen.
Setlist: Hiding Memories From The Sun, Stigmata Rain, Sometimes, The Shield, Creep, Here I Stand, Hero & Conqueror, Lies, Your Hell Is Here

[Kerstin] Mit :: DIORAMA :: gab es für mich den ersten Höhepunkt des Festivals. Leider wird diese Band wohl nie aus einer Position am frühen Nachmittag herauskommen, was sehr schade ist. Torben legte direkt mit dem größten Hit Advance los und lieferte dann eine seiner besten Shows überhaupt, wo er alle seine Aggressionen und Emotionen rausbrüllte. Leider gab es nur wenige ältere Stücke, aber auch Synthesize Me und Erase Me waren echte Highlights und der Gig ging leider viel zu schnell zu Ende.
[Cal] Oh Mann, die Liveperformance von Torben Wendt glich nahezu einer energetischen Eruption. Der Mann war gleichermaßen aggressiv wie emotional, wirkte mal wie ein Rammbock und dann wieder unglaublich fragil. Hat mich glatt aus den Schuhen gehauen. Ich war doch sehr beeindruckt! Jetzt kann ich auch die ganzen Lemminge verstehen... ;)
[Daniel] Yep, da muss ich Cal zustimmen. Im Gegensatz zum etwas lahmen Gig auf dem letzten Amphi-Festival ging hier richtig die Post ab und man merkte sofort, dass die Band auf der Bühne richtig Spaß hatte. Ich bin zwar nicht unbedingt ein DIORAMA-Fan, aber dies war der mit Abstand kurzweiligste Gig der Herren um Torben Wendt, den ich bislang gesehen habe.
Setlist: Advance, Howland Road, Erase Me, Kein Mord, The Girls, Synthesize Me, Why

[Daniel] Wohl kaum ein Frontmann zündet sich lässiger eine Kippe an und grinst erstmal mit dem Glimmstengel im Mundwinkel in aller Seelenruhe in die Runde. Die eigenständige Melange aus Elektroelementen mit rockigen Sounds ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. :: NORTHERN LITE ::, die eigentlich aus der Techno-Szene kommen und dort auch wesentlich mehr Publikum ziehen, schafften es dennoch, das Publikum durch ihre coole Performance und musikalisch gehaltvollen Songs zu überzeugen. Mit Sonnenbrillen und schwarzen Klamotten ausstaffiert rockten sie Songs wie Alien Girl mit absoluter Lässigkeit von der Bühne und entzückten nicht nur die wenigen echten Fans, die sich umso deutlicher bemerkbar machten.
[Cal] Jau, ich fand, NORTHERN LITE hatten irgendwie ne saucoole Attitüde am Hals, besonders natürlich Sänger Andreas Kubat. Hatte was ;)
Setlist: In Control, Alien Girl, Enough, Thousand Year Old Song, Nowhere, Girl With A Gun, Reach The Sun, Different

[Kerstin] :: CATASTROPHE BALLET :: waren der Rohrkrepierer des Festivals. Es gibt viele Bands, die in der Versenkung verschwunden sind und CATASTROPHE BALLET ist eine der Bands, die dort auch bleiben sollten. Mit Sprüchen wie „Jetzt ist eigentlich der Moment, wo ich sagen sollte, ich will Eure Hände sehen. Aber ich weiß ja, wo Eure Hände sind“ macht man sich nicht gerade beliebt und die wenigen Zuschauer vor der Bühne konnten so gar nichts mit der Musik und der seltsamen Performance von Fronter Eric Burton anfangen. Jetzt war es definitiv Zeit für ein Bier...
[Cal] Gut, das Eric alt ist, hätte er nicht extra erwähnen müssen, schließlich feiern CATASTROPHE BALLET gerade ihr 20jähriges und die Show war trotz Wumms doch recht lahm. Was aber an dem sinnentleerten Sique Sique Sputnik Cover 21st Century Boy provokativ sein soll, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft ;) Die Anwesenden sahen es wohl ähnlich, das Halbrund war ziemlich leer, die Ränge auch, waren wohl alle Bier holen...
[Daniel] ...so wie ich ;) Spätestens bei den ersten platten Ansagen des Frontmanns habe ich komplett abgeschaltet.
Setlist: L'esprit D'escalier, House Of Hate, M-Other, Consequently Inconsequential, Eyelid Backspace Poem, Love Is Dead, Licht, I Lost The Key To Our World, Nothing, The Garden Of Decay, 21st Century Boy (Cover), Goodbye Cruel World

[Daniel] Nach dem wirklich, von den Reaktionen der Zuschauer aus bewertet, lahmsten Gig dieses Festivals wurde es, wenn es nach Ronan Harris ginge, Zeit, schon am frühen Abend die After-Show-Party einzuleiten. Eine Bierzelt-Garnitur mit Laptop vor sich und eine Schrankwand aus analogen Synthesizern im Rücken, bastelte der Frontmann von VNV Nation mit seinem Soloprojekt :: MODCOM :: in Echtzeit äußerst tanzbare und straighte Electro-Sounds zusammen, die das Halbrund vor der Bühne eine dreiviertel Stunde lang in eine große Tanzfläche verwandelten. Ronans Kollege Mark Jackson reichte ihm nach einigen Songs ein wohlverdientes Bier und feuerte die Tanzenden nochmals ordentlich an. Musikalisch erinnerten die recht minimalistisch gehaltenen und instrumentalen Tracks teilweise stark an die Techno-Ausflüge einzelner Tracks der letzten Veröffentlichungen von VNV Nation, von denen Chrome im Modcom-Remix kaum wiederzuerkennen war.
[Kerstin] Schon am Freitag war jedem schon klar, dass Ronan Harris da war, musste er doch erst mal beim Icon Of Coil Gig über die Bühne rennen. Sein neues, rein instrumentales Projekt MODCOM rumste überraschenderweise richtig geil rein und machte direkt Lust auf den nächsten VNV Nation Gig. Nach den Zwischenrufen haben das wohl auch die anderen Zuschauer gedacht, die Ronan dann erst mal auf den M’era Luna Gig vertröstete.
[Cal] Ich fand die "Schrankwand aus analogen Synthesizern" ziemlich interessant, auch musikalisch konnte ich mich schwer entziehen. Hab sowieso viel getanzt auf diesem festival, was wohl auch Sinn und Zweck der Sache war ;) Auch Ronan hatte ebenfalls einen oder zwei echnische Blackouts, allerdings immer nur für Momente, was er lässig überspielte ;)

[Cal] Hmmm... sollten die Schallwellen des MODCOM Industrial Gewitters tatsächlich so weit gereicht haben? Denn in der Umbaupause wurde das Fußvolk Zeuge, wie ein Heißluftballon jenseits des Kanals gepflegt abstürzte *lach* Sah zumindest so aus... Ok, da war ne Wiese, aber elegant gelandet is was anderes, die Leute hatten jedenfalls ihren Spaß ;)

[Cal] Gibt’s nu das volle Black Metal Brett oder doch Zugeständnisse an das Gothic Volk, mit dem Alexander Kaschke ja nix mehr zu tun haben will? Das volle Black Metal Brett! Konsequent ist er ja ;) :: SAMSAS TRAUM :: traten zwar ohne Corpsepaint auf (*lach* - putzig die Fragen rundherum, was das wohl ist), zockten aber sonst und ohne Kompromisse das 2007er Album Heiliges Herz - Das Schwert Deiner Sonne runter (bis auf Der Tag stummer Rache). Vielen blieb die Spucke weg, mir schlug das alte Metallerherz höher ;) Endlich gab’s mal was Handfestes zu hören und bangende langhaarige Bombenleger auf der Bühne *lol* Ne richtige Band eben... ihr wisst schon... :P Hätte ein grandioser Gig werden können, dummerweise kann ich mit SAMSAS TRAUM mal nu gar nix anfangen. Trotz erschreckter Gesichter war aber das Halbrund richtig voll ;)
[Kerstin] Zu SAMSAS TRAUM war es Zeit, soviel Distanz wie möglich zum Festivalgelände zu bekommen, ein Bier aufzumachen und den CD Player im Auto schön laut aufzudrehen, denn die Band geht mal so gar nicht.
Setlist: Das Zeitalter der Bäume, Auf den Spiralnebeln, Durch springende Lippen, Schlaf in den Flammen, Liebeslied, Hirte der Meere, Im Auge des Sturms, Heiliges Herz, Das Schwert deiner Sonne

[Daniel] Der 14. Februar 2008 ist für die Band :: SUBWAY TO SALLY :: und ihre Fans ein ganz besonderes Datum, gewannen die Mittelalter-Folker doch für manchen nicht ganz unerwartet den von Stefan Raab ins Leben gerufenen Bundesvision Song Contest. Sänger und Frontmann Eric Fish ließ es sich nicht nehmen, mehrmals auf dieses Datum hinzuweisen und damals wie heute hatten die Brandenburger ihre Fans mobilisiert, die den Bereich vor der Bühne in freudiger Erwartung einer gewohnt professionellen Mittelalter-Show dicht bevölkerten, bei der auch die ein oder andere krachige Gitarre nicht fehlen sollte. In gewohnt lockerer Manier mit allerlei Feuerspuckereien und kleinen Späßen hielten SUBWAY TO SALLY nicht zuletzt mit der mit etlichen Klassikern - natürlich fehlte der Siegersong Auf Kiel nicht - gespickte Setlist die Stimmung auf einem konstant hohen Level und man merkte sofort, dass ein nicht geringer Teil der Zuschauer an diesem Samstag wegen SUBWAY TO SALLY hier war.
[Cal]
Als hätte man unsere Unkenrufe gehört, begannen die Fans schon vor der Show das Räuberlied zu singen. Ansonsten fingen :: SUBWAY TO SALLY :: mit viel Feuer an und endeten auch so. Viel muss man zu den Potsdamern ja nun nicht mehr sagen. Die Show war bombastisch fulminant, ein Mädel wurde wieder auf die Bühne gezerrt und grundsätzlich waren SUBWAY TO SALLY das Highlight des zweiten Festivaltages, was die Resonanzen anging.
[Kerstin] Ich hasse dieses Mittelaltergetröte und SUBWAY TO SALLY sind dank der Stimmt von Eric Fish besonders hart zu ertragen. Den Fans hat es jedenfalls gefallen und sie haben sich immer wieder durch die Forderung von Eric Fish nach dem „Schrei“ dazu motivieren lassen, ihre Band gnadenlos abzufeiern und anzuheizen. Ich war froh als es vorbei war...
Setlist: Die Trommel, Eisblumen, Falscher Heiland, Sabbat, Feuerland, Auf Kiel, Tanz auf dem Vulkan, Henkersbraut, Kleid aus Rosen, Sag dem Teufel, Veitstanz, Ohne Liebe, Sieben, Julia und die Räuber

[Cal] Das Amphi leerte sich doch sichtbar, bevor :: NITZER EBB :: verspätet die Bühne enterten. Kann ich nicht verstehen... Und durch die Verspätung wurde auch noch die Setliste gekürzt. Fand’s vom Sound her ziemlich lahm, deutlich schlechter, als bei der Clubshow in Köln. McCarthy war natürlich lecker wie eh und je, machte keinen Hehl aus seinem knackigen Body und ließ so mache(n) sabbern ;) Courtney Klein ist nicht mehr dabei, dafür probiert es Jason Payne noch einmal. Hier gab es dann doch ein bisschen Regen, störte aber keinen, jeder passte unter das Amphi-Dach ;)
[Daniel] Die Voraussetzungen waren denkbar schlecht: ein fulminanter Gig von Subway To Sally vorweg und EBM-Vorzeigedrummerin und Eyecatcher Kourtney Klein nicht mit an Bord. So konnten NITZER EBB mit ihrer Headlinershow von der Stimmung im Publikum her nicht an Subway To Sally anknüpfen. Auf dem letzten M’era Luna Festival haben mir die EBM-Heroen bei fast gleicher Setlist und Bombenstimmung vor der Bühne deutlich besser gefallen, aber nichtsdestotrotz marschierte Douglas McCarthy als Generalfeldmarschall der Electronic Body Music mit seinen Reiterstiefeln fleißig die Bühne ab und versuchte das ermattete Publikum von den Vorzügen des klassischen EBM’s zu überzeugen. Dies klappte bei den ersten Songs wie Getting Closer oder Let Your Body Learn auch ganz gut, aber als es dann in den zähen und langsamen Mittelteil des Sets ging, baute die Kondition dann doch etwas ab. Dafür ging’s zum Ende hin noch mal mit Murderous, Control etwas zur Sache und beim letzten Song Join In The Chant kam aus den Reihen der Electroheads schließlich ein ganz ordentlicher „Chor“ zustande.
[Kerstin] NITZER EBB ist Testosteron pur. Das hat sich auch das männliche Publikum gedacht und pogte erst mal ein bisschen rum. Dann kochten doch die Emotionen hoch und kurz bevor die Sache eskalierte, musste doch die Security eingreifen, die davor eher vor sich hin träumte und die Rolle von Statisten innehatte, da wohl niemand damit gerechnet hatte, dass es bei einem Gotenfestival doch mal Ärger geben könnte. Danach konnten aber alle friedvoll den Abschluss des Samstages genießen. Herr McCarthy in Reithosen und Stiefeln bis zum Knie stolzierte auf der Bühne auf und ab und brüllte sich die Aggressionen aus dem Leib. Leider schwächelte der Gig dann doch etwas in der Mitte und hatte dann doch noch einen grandiosen Abschluss, dem auch der plötzlich einsetzende Regen keinen Abbruch tat. Zu der Aftershowparty, der Gothic Industrial Party in der Zeche Carl, haben wir es dann doch leider nicht mehr geschafft.
Setlist: Intro, Getting Closer, Let Your Body Learn, Shame, Hearts & Minds, Lightning Man, Godhead, Hit You Back, For Fun, Once You Say, Blood Money, Ascend, Payroll, Murderous, Control, Join In The Chant

[Cal] Auch das Umland schien Spaß an NITZER EBB zu haben, denn irgendwo jenseits des Dortmund-Herne-Kanals ging während des ganzen Gigs ein Feuerwerk auf ;) 23 Uhr war Schluss, endgültig, ohne eine Zugabe... :( Und schwupps war auch der Samstag rum *seufz* (Und nein, keine Saufexzesse, wie beim Rock Hard *g*)

 

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