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2011-06-25 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
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And One - Diary Of Dreams - IAMX - Apoptygma Berzerk - Rabia Sorda - Mono Inc. - Absolute Body Control - Solar Fake - Autodafeh - Burn

[Psycho] Nach entspannter Anreise kriegten wir auch noch ohne Probleme einen Platz auf dem Festivalgelände. Kunststück, bei dem Wetter hatten es sicherlich einige Leute vorgezogen, etwas später loszufahren. Wenigstens wurde es keine totale Schlammschlacht, und an den neuralgischen Stellen wurden gegen Mittag Plastikmatten ausgelegt, sehr gut!

:: Fotos ::

[Psycho] Immerhin hatte der Regen einen Vorteil: die wenigen schon anwesenden Leute standen fast gesammelt unter dem Vordach zur Bühne, so dass es bei :: BURN :: nicht so leer war, wie man es sonst hätte befürchten müssen. Leider litt die Band stark unter den technischen Bedingungen. Die ersten beiden Songs nutzte man am Mischpult praktisch noch für den Soundcheck, und als das Mikro von Sänger Felix ausfiel, war nirgends ein Stagehand zu sehen, der das Teil hätte auswechseln können. Professionelle Rahmenbedingungen sehen anders aus…
Das Quartett aus Münster versuchte dann auch, das Beste aus der Situation zu machen und die Leute permanent anzufeuern (sic!), war aber dafür anscheinend selber nicht enthusiastisch genug. Für den Auftakt war es aber mit den stark an die härteren The Cure-Sachen erinnernden Songs ganz ok (und ja auch noch sehr zeitig…).
Setlist: Burn For You, Ghost, Bunny, Bursting Clouds, Dirt, The Truth

[Psycho] Originalität war noch nie die Prämisse von :: AUTODAFEH ::, und so wurden die Schweden auch gleich als "Front 242" angekündigt. Musikalisch kann ich damit gut leben, da ich Old School EBM immer noch sehr gerne höre. Bedenklich muss es einem aber vorkommen, wenn das ältere Original einen deutlich agileren Eindruck macht als die jüngeren Epigonen. Da Font 242 erst im letzten Jahr noch Headliner des BLACKFIELD FESTIVAL waren, hatte man da den Vergleich direkt parat. Einzig bemerkenswert war daher der Umstand, dass Keyboarder Anders nicht dabei sein konnte, weil er just an diesem Wochenende Vater geworden war; herzlichen Glückwunsch! Als Ersatz konnte man kurzfristig Tom von [SITD] gewinnen, wofür sich die Band mit keinem Wort auf der Bühne bedankte. Sehr nett…

[Dajana] Nun ja, auch :: SOLAR FAKE :: konnten das Ruder nicht rumreissen. Sven Friedrich stellte hier in weiten Teilen sein neues Album Frontiers vor, welches am 22. Juli veröffentlicht werden wird, und diese Songs gehen durchaus in die Beine. Aber zum einen schaffen es 2 Leute kaum, auf der Bühne eine entsprechende Dynamik zu entwickeln, zumal der Keyborder ja „ortsgebunden“ ist, während die Bewegungsabläufe von Sven so was von stereotyp sind, egal, mit welcher seiner Band er nun auf der Bühne steht. Zum anderen war das Publikum ausgesprochen unmotiviert ob des Wetters. Tiefpunkt der Show war dann sicherlich die Coverversion oder Remix von Talk Talks Such A Shame. Sven würde gut daran tun, diesen Song wieder aus seinem Repertoire herauszunehmen. Such a shame… buchstäblich.
Setlist: The Shield, Pain Goes By, More Than This, Parasites, Here I Stand, Such A Shame (Talk Talk Cover), The Rising Doubt

[Psycho] Irgendwie kam das Festival nicht so richtig in Schwung, und das lag nicht nur am Wetter… Daran konnten auch :: ABSOLUTE BODY CONROL ::, die "erste Liebe" von Dirk Ivens, nicht viel ändern. Ok, immerhin zeigten sie, dass Old School EBM sogar richtig abwechslungsreich sein kann. Trotzdem war die Show insgesamt einfach zu statisch, was vor allem an der mangelnden Bewegung auf der Bühne lag. Aber das halte ich hier noch für verzeihbar, schließlich handelt es sich ja bereits um "gesetztere" Herren, die jedoch selber reichlich Spaß hatten. Und mir hat's letztendlich auch gefallen!
[Dajana] Tatsächlich war die Show heute deutlich besser, als deren letzte, von mir erlebte und war somit dann doch ein kleiner positiver Aspekt.
Setlist: Melting Away, Sorrow, Surrender No Resistance, Love At First Sight, Is There An Exit?, Figures, So Hard, Never Seen, Give Me Your Hands

[Dajana] Ein Hoffnungsschimmer bezüglich der Festivalstimmung keimte nun auf. :: MONO INC :: hatte ich schon mehrfach live gesehen. Man muss sie nicht mögen, aber die Jungs und Mädel wissen, wie man die Bühne rockt und Stimmung ins Publikum bringt. Zum ersten Mal an diesem Tag konnte man behaupten, dass das Amphitheater nun annehmbar voll war und in den ersten Reihen gab es endlich ordentlich Bewegung.
[Psycho] Ich hatte bis zum Festival nicht verstanden, warum MONO INC. auf einmal so populär sind. Nach deren Auftritt wusste ich es erst recht nicht: austauschbarer und klischeehafter Düsterrock ohne eigene Identität, mehr bot die Band aus meiner Sicht nicht. Allerdings muss man ehrlich zugeben, dass jetzt endlich Leben ins Publikum kam.
Setlist: This Is The Day, Symphony Of Pain, Viva Hades, Forgiven, The Passenger, Voices Of Doom, Get Some Sleep

[Psycho] Bis jetzt war das also noch nicht mein Tag, aber nun folgten ja :: RABIA SORDA ::, die mir mein Arbeitskollege Holger im Vorfeld wärmstens ans Herz gelegt hatte. Nun ja, so richtig begeistert war er im Anschluss des Sets wohl selber nicht, dafür fehlte den Songs live einfach sowohl die Durchschlagskraft als auch das gewisse Etwas. Immerhin hatte man mit Erk Aicrag einen ausgesprochen agilen Frontmann zu bieten, der wirklich permanent in Bewegung war und das Publikum animierte. Trotzdem konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass seine "hauptberufliche" Tätigkeit bei Hocico nicht unwesentlich zu RABIA SORDA's Bekanntheitsgrad beiträgt.
Setlist: This Is The End, Out Of Control, Radio Paranoia, Misery, Eye M The Blacksheep, Save Me From My Curse, Heart Eating Crows, Walking On Nails, Money Talks And Rots

[Dajana] Wer nun dachte, das :: APOPTYGMA BERZERK :: endlich die herbeigesehnten Highlights setzen würden, sah sich ebenfalls enttäuscht. Die neue Live-Crew (Ophelia Dax hier hinter den Tasten zu sehen war dann doch eine Überraschung) um Stephan Groth kann sicherlich was und hat auch ihr Bestes gegeben, aber der Meister selbst glänzte mit der schlechtesten Gesangsperformance seit langem. Musikalisch gab es zum Dauerregen die bewährte Best-Of-Setliste ohne nennenswerte Besonderheiten oder gar Raritäten, wobei - natürlich - die alten Klamotten deutlich mehr Zuspruch bekamen ;)
Setlist: Intro, Love Never Dies, Paranoia, Kathy's Song, Shadow, Starsign, Non Stop Violence, Major Tom (Peter Schilling Cover)

[Psycho] Der Umbau zu :: IAMX :: verzögerte sich dann leider massiv. Zeitpläne auf Festivals sind ja sowieso schon immer eng gestrickt, und fast 25 Minuten sind dann einfach eine Menge Holz. Allerdings bleibt ganz klar festzustellen: in diesem Fall hatte sich das Warten definitiv gelohnt! IAMX waren einfach anders als die ganzen anderen Bands des Festivals, das fing bei der Musik an (die mit der sonstigen Szenekost genau genommen nichts zu tun hat) und hörte beim dynamischen, sehr Rock'n'Roll-lastigen Stage-Acting auf. Bemerkenswert auch der permanente Groove, den Caroline Weber an den Drums erzeugte.
Das war also tatsächlich mal eine Performance im eigentlichen Sinne des Wortes und endlich mal was für Augen und Ohren. Und besonders schade, dass es ausgerechnet vor IAMX zur genannten Verzögerung kommen musste. Die Band und vor allem Chris Corner hatten jedenfalls nicht vor, die Setlist irgendwie zu kürzen, was abseits der Bühne für einige Diskussionen und theatralische Szenen sorgte. Wie auch immer; für mich das Highlight des Tages!
[Dajana] Na da stimme ich doch mal 100%ig zu :) Auf IAMX hatte ich mich sehr gefreut und IAMX waren auch definitiv das Highlight des BLACKFIELD FESTIVALS 2011! Allerdings kommt man nicht umhin zu erwähnen, das die Verzögerungen bei einem IAMX Gig (fast) immer bandgemacht sind. So grandios die Briten sind, Starallüren sind hier an der Tagesordnung. Chris Corner ist ne Diva, punktum. Viele seiner „Showelemente“ sind nun auch nicht unbedingt immer extrovertierter Ausdruck seiner künstlerischen Seele, sondern wohl eher Folge seiner Vorliebe für gewisse… ähm… Getränke und/oder Substanzen… Und zu guter Letzt hatte die IAMX Show natürlich den Vorteil, dass man die Herrschaften bei (nahezu) Tageslicht sehen konnte. Bei deren Clubshows gestaltet sich ja so was bekanntermassen als sehr schwierig… ;)
Setlist: Music People, Nightlife, Ghost Of Utopia, My Secret Friend, Tear Garden, Bring Me Back A Dog, Nature Of Inviting, Cold Red Light, Kiss And Swallow, President

[Psycho] Beim Umbau zu :: DIARY OF DREAMS :: gab das Bühnenpersonal dann richtig Gas, um dem ursprünglichen Zeitplan wieder etwas näher zu kommen. Die Band um Adrian Hates musste ihre Setlist aber trotzdem leicht kürzen.
DOD hatte ich schon recht lange nicht mehr gesehen und war daher gespannt, wie das Ganze jetzt aussehen würde. Nun, das Auftreten ist doch deutlich rockiger geworden, mit teilweise drei Gitarren und Haarrotation. Aber Bewegung hat live ja noch nie geschadet, und auch in diesem Fall gefiel mir die dynamische Show ganz gut. Neben alten Hits (leider nicht den ganz alten…) wurden auch einige neue Songs gespielt. Die fand ich gar nicht mal schlecht, aber nach diesem ersten Höreindruck bin ich mir trotzdem nicht sicher, ob das Ende August erscheinende neue Album Ego X über das notwendige Maß an Abwechslung verfügen wird. Mal schauen… Starker Auftritt jedenfalls, der beim Publikum super ankam. Die Pyro-Show fand ich jetzt allerdings nicht sooo spektakulär…
[Dajana] Immerhin war die Pyro-Show mal was anderes und die ersten Reihen hatten es so angenehm warm, während sich unsereiner auf den nassen Rängen nach Glühwein, einen Grog oder einem Feuerchen sehnte … ;)
Setlist: The Wedding, Undividable, King Of Nowhere, Menschenfeind, Echo In Me, Unwanted, N43, Odyssee, The Plague, Kindrom, Traumtänzer

[Psycho] Zum Schluss des ersten Tages also nun :: AND ONE ::. Deren Auftritt lief dann ehrlich gesagt auch genauso so ab wie erwartet: ganz weit hinten zwei Statisten an den Keyboards, und auf dem Rest der Bühne tanzte und sang der große Zampano vor sich hin, äh, natürlich für sein Publikum. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass mit Joke Jay und Rick Schah wieder die Mannschaft an Bord ist, mit der AND ONE in den 90ern ihre ersten großen Erfolge feiern konnten.
Das kann man nun mögen oder nicht, und gute Songs finden sich im Repertoire der Berliner ja auch genügend, aber mir persönlich war das dann doch eine etwas zu sehr aufgesetzte One Man-Show. Ist zwar keine neue Erkenntnis, aber wenn sie einem so plakativ um die Ohren geschlagen wird…
Setlist: Für, Love & Fingers, The Secret, Timekiller (Project Pitchfork Cover), Seven, Schwarz, High, Love You To The End, Sometimes, The Walk (The Cure Cover), Traumfrau, Zerstörer, Deutschmaschine, Over There, Men In Uniform, Steine sind Steine, Wasted/Personal Jesus (Depeche Mode Cover), Get You Closer, Techno Man, Military Fashion Show

[Psycho] Nach reichlich Regen, einem inzwischen für Gänsehaut sorgendem Wind und einem nur in Teilen überzeugenden Festival-Tag stand uns der Sinn auch nicht mehr wirklich nach Party… also ab nach Hause ins Warme! Oder werden wir etwa alt?
[Dajana] Nein, werden wir nicht. Das Wetter war wirklich zum weglaufen und die Bands (bis auf IAMX und DOD) haben es nicht besser gemacht. Ich bete wirklich für morgen… und da ist das Billing schon per se schlechter…

 

story © Psycho & Dajana • pics © Dajana