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2006-10-18 AT – Linz - Posthof

Vor 4 Jahren sah ich BLIND GUARDIAN zum ersten Mal. Zusammen mit 40.000 Metalfans verfolgte ich begeistert das Spektakel vor der True Stage in Wacken. Nach dieser atemberaubenden Show war ich natürlich sehr gespannt, ob es die Jungs auch vor einer gerade mal 1.000 köpfigen Schar schaffen würden, eine derartige Magie zu kreieren.

:: Fotos ::

Doch zuvor waren die Schweden :: ASTRAL DOORS :: an der Reihe. Die Truppe um Nils Patrik Johansson hatte die nicht ganz einfache Aufgabe den Fans das Warten auf ihre Lieblinge zu versüßen. Der lockere Hard Rock kam auf jeden Fall gut an, die Menge feierte mit ASTRAL DOORS eine lässige Party. In der Mitte des Sets wechselte der Sänger sogar sein Outfit und betrat die Bretter der Bühne anschließend mit weißem Rüschenhemd. Ihre Musik war nicht ganz mein Fall, vielleicht auch, weil ich sie zuvor nicht kannte. Nach einer knappen Stunde war die Show von ASTRAL DOORS vorbei und wie es sich gehört, verbeugten sich die Bandmitglieder vor dem aufgeheizten Publikum.

Die Besucher des heutigen Abends im großen Saal des Linzer Posthofs entpuppten sich als wahre Die-Hard-Fans. Selten habe ich bei einem Konzert so viele Headliner-Bandshirt tragende Menschen gesehen. Dabei ist dies doch angeblich die schlimmste Sünde, die man bei einem Konzertbesuch begehen kann (*zwinker*). Mit lauten Sprechchören rief die Meute ihre Helden herbei. Immer wieder stimmte jemand einen Klassiker wie The Bard’s Song an und nach und nach sang der ganze Saal andächtig mit.

Doch das Warten hatte sich gelohnt. Die Bühnendeko war zwar nicht so prunkvoll wie damals in Wacken, jedoch punkteten die Jungs mit einer Videowall. Ich hatte mich schon gewundert, dass kein einziger Banner oder Backdrop im Hintergrund befestigt wurde. Doch die abwechslungsreichen Videoprojektionen sorgten für eine interessante Untermalung der Songs.

Metal muss nicht immer böse sein. Dies bewiesen mir Hansi Kürsch, Marcus Siepen, André Olbrich, Frederik Ehmke und ihre beiden Mitmusiker im Hintergrund. Der Frontmann kündigte die Songs nicht selten mit einem Lächeln auf den Lippen an und man merkte, dass es den Jungs großen Spaß bereitete, uns ein wenig einzuheizen. Nichts desto trotz war das Konzert an diesem Abend eines der letzten auf der aktuellen Tour und man kann es :: BLIND GUARDIAN :: nicht übel nehmen, dass sie schon etwas müde waren. Immer wieder betonte Hansi, dass sie froh wären bald wieder zu Hause anzukommen. Mit Nummern wie Fly oder Another Stranger Me von der aktuellen Scheibe A Twist In The Myth vermochten es BLIND GUARDIAN genauso die Fans in ihren Bann zu ziehen wie bei alten Klassikern a la Valhalla und dem grandiosen Welcome To Dying. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich keinesfalls eine große Bewunderin dieses Genres bin, im Gegenteil. Aber diese Band hat etwas Besonderes an sich, denn sogar ich war in den letzten Wochen vor dem Gig im absoluten BLIND GUARDIAN Fieber.

Nach And Then There Was Silence vom Album A Night At The Opera war vorerst einmal Schluss. BLIND GUARDIAN verabschiedeten sich so überzeugend, dass viele Fans schockiert um sich blickten. Aber ich hatte den Vorteil, die Setlist vor dem Auftritt schon gesehen zu haben. Nach nur wenigen Minuten und verzweifelten Rufen der Fans kamen die Mannen zurück, um das kraftvolle Punishment Divine zu performen. Einen magischen Höhepunkt des Sets bildete Imaginations From The Other Side, bei dem man den Jungs jedoch die Müdigkeit schon ein wenig anmerkte. Außerdem waren Hansi’s Stimmbänder nach der langen Tour schon hörbar angeschlagen. Aber dies wurde selbstverständlich alles verziehen und wir feierten eine Metalparty voller Emotionen. Besonders aufgefallen ist mir ein junger Mann vor mir, der bei jedem Lied wortwörtliche Luftsprünge vollzog und sich richtig verausgabte, was recht nett anzuschauen war. Vor den letzten beiden Nummern des Konzertes gönnten sich die Krefelder erneut eine kleine Pause um dann mit Akustikgitarren bewaffnet wieder zu kommen.

Doch die Krönung eines jeden BLIND GUARDIAN Konzertes hatte für mich einen schlechten Beigeschmack. Hansi kündigte den Bard’s Song mit den Worten an: „Nun kommen wir zu dem Teil des Abends, warum wir alle hier sind. Eigentlich hätten wir ja nur diesen Songs spielen müssen und könnten dann gleich wieder abhauen.“ Diese Selbstreduzierung muss wirklich nicht sein, auch nicht im Spaß. Der Chor des Publikums wurde von den zarten Akustikgitarrenklängen begleitet und alle waren begeistert. Ganz besonders Hansi, denn so konnte er seine Stimme schonen und ließ die Fans singen. Trotzdem war es natürlich bewegend, dass 1.000 Leute wie aus einer Kehle die Geschichte des Barden erzählten.

Nach einem meiner Lieblingsstücke Mirror Mirror von Nightfall In Middle-Earth war dann aber endgültig Schluss. Die Truppe verbeugte sich unter tosendem Applaus der zufriedenen Fans. Ich finde, BLIND GUARDIAN ist eine Band, die auf eine richtig große Bühne gehört, aber trotzdem schafften sie es auch in Linz, dass der Funke übersprang.

Setlist: Into The Storm, Mourning Hall, Nightfall, Fly, Bright Eyes, Valhalla, Time Stands Still, And The Story Ends, Another Stranger Me, Welcome To Dying, Silence // Punishment Divine, Harvest Of Sorrow, Imaginations From The Other Side // The Bard’s Song – In The Forest, Mirror Mirror, Outro

 

story & pics © Janine