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Aggressive Fear - Dread The Moment

 
2009-04-07 CH – Winterthur - Salzhaus

Erst einige Tage jung war die What Doesn’t Kill Me Tour als das Vierer-Package im Winterthurer Salzhaus aufschlug. Einige Abende, an denen nicht die meisten Metalheads den Weg in die einschlägigen Clubs gefunden hatten. Irgendwo zwischen 100 und 200 Besuchern pilgerten jeweils los, um sich die Frage zu beantworten, warum gerade DEBAUCHERY als Death Metal Act das sonst Thrash, Metal und Core-lastige Billing sprengte. Bevor die Antwort gelüftet wird: Auch im Vorverkauf zu diesem Event gingen lediglich 150 Tickets an den Mann. Auch das Abendkassenpublikum wollte erst im Laufe des Abends die bisherige Tourresonanz aufwerten, mehr als geschätzte 250 Metalheads zog das Salzhaus dann aber doch nicht in seinen Bann.

Wohl auch den ersten sommerlichen Tagen geschuldet verloren sich bei :: DREAD THE MOMENT :: nur vereinzelt Neugierige vor die Bühne. Wahrlich keine leichte Aufgabe für die Österreicher als Opener an diesem Abend zu fungieren, zumal zusätzlich nervige Feedbacks die Trommelfelle malträtierten. Und so brachten sie ihren Stoff auch nur beschwerlich an den Mann. Das sonst von der ersten Minute an zündende Salzhaus-Publikum reagierte abwartend, Nackenmuskeln wurden nur vereinzelt in Wallung gebracht und spendierte nach den Tracks artig Beifall. Mit dem live-tauglichen, wenn auch spielerisch begrenzten Thrash, Metal und Hardcore Mix, lässt sich die Distanz nicht begründen. Vielmehr war es die fehlende Bühnenpräsenz der Band und die ausbaufähige Interaktion mit dem Publikum. Ob es dazu ein kluger Schachzug war, in der Deutschsprachigen Schweiz als Österreicher die Frage zu stellen: „Versteht ihr mich eigentlich?“ lass ich mal dahingestellt. Mich als „unbeteiligten Deutschen“ hat sie allerdings amüsiert ;) Unterm Strich haben DREAD THE MOMENT, eine Band am Anfang ihrer Karriere, ihr Soll voll und ganz erfüllt. Und hoffentlich ist die Nase wieder anständig verheilt ;)
Setlist: Intro, Drown My Sorrows, Dying Reality, Gone Away, U Know It’s True, I Won’t, My Turn, All My Hate

Ganz anders dagegen agierten ab 20:20 Uhr :: AGGRESSIVE FEAR :: Mit deutlich mehr Power im Arsch und einer fetten Bühnenpräsenz zogen die vier Schweizer eine solide zündende Show ab. Verdientermaßen gab’s bei Democracy den ersten ordentlich krachenden Pit vor den Bühnenbrettern. Heimvorteil hin oder her, der (Nu)Metal/Hardcore-Bastard mit den passend gesetzten Breakdowns, den Moshparts und den gelegentlichen Ausflügen über den musikalisch verschriebenen Tellerrand drückt, wenn voll durchgetreten, ordentlich gegen die Wand. Keine Frage, AGGRESSIVE FEAR waren ein kleine Überraschung für mich und mich würde es nicht wundern, wenn sich da bald ein passendes Label finden würde das die Jungs ordentlich pusht. Daumen hoch!
Setlist: Intro, Black Flag, New World, Killer, Democracy, All That Remains, All Against One, Social Distortion

Und dann regierte Blut. Nach 2x 30 Minuten aufwärmen wurde die Bühne in blutrot gehüllt und der sonst am Merchandise Stand zu findende Kopf Thomas enterte mit :: DEBAUCHERY :: blutverschmiert die Bretter. Die Frage, ob die Tracks vom neuen Album Rockers & War live standhalten, wurde mit dem Opener There Is Only War postwendend weggefegt. Während sich gut 1/3 der Anwesenden damit beschäftigten, den Unglauben, die Fragezeichen und das Staunen aus den Gesichtszügen zu trümmern, stieg die breite Masse sofort in den DEBAUCHERY Metal der Schwaben ein. Gut aufgelegt und nicht immer Ernst nehmend („Der nächste Song ist eigentlich einfach nur Krach“) wurden über 40 Minuten die Nackenbrecher der neuen und der vergangenen Alben geschmettert. Und die Frage, warum sich DEBAUCHERY in dem Billing wiederfand, beantwortete Thomas mit der Ansage zum letzten Death Metal Hit des Abends mit einem Grinsen im Gesicht: „Und jetzt habt ihr noch mal die Möglichkeit so richtig abzugehen!“… sprach er, Blood God Rising wurde ins Publikum geschmettert um nach dem letzten Ton sofort wieder den Merchandise-Stand heimzusuchen – blutverschmiert versteht sich. Das nennt man „gutes Benehmen“!
Setlist: There Is Only War, Continue To Kill, Back In Blood, Savage Mortician, Warfare, Blood For The Blood Good, 3 Riff Hit, Killing Ground, Blood God Rising

So ganz Recht hatte der Debauchery Kopf allerdings mit seiner letzten Ansage dann doch nicht. Der knapp 80-minütige Orgasmus den :: EKTOMORF :: im Salzhaus erleben durften, bescherten den Ungarn ein fettes Dauergrinsen und ein Kick nach dem anderen. Schon beim Intro, der Melodie vom Weißen Hai, war klar, warum die Leute tatsächlich den Weg ins Salzhaus angetreten sind. EKTOMORF entfachten vom Anbeginn an eine Leidenschaft bei den Fans, die sich sofort auf die Band projizierte und die Ungarn zur Höchstform auflaufen ließen. Beispiel gefällig? Im Zugabenteil wurde auf vehementes Drängen des Publikums Set Me Free gespielt. Gänzlich ungeprobt mit dem neuen Mann hinter der Schießbude spielten EKTOMORF diesen Track fürs Publikum. Bezeichnend: Natürlich wurde dieser ohne jeden Fehler gezockt und spiegelte die exzellente Form der Band wieder. Ein weiterer Höhepunkt war das ausschließlich mit der Akustikgitarre gespielte und mit lautstarker Unterstützung vom Publikum gezockte Who Can I Trust. Zudem mit What Doesn’t Kill Me im Gepäck und genügend Sprengstoff der Vorgängeralben gab es eine wahre Flut an Tracks an diesem Abend (geschätzte 22 von denen nicht alle bei mir namentlich hängen bleiben wollten – s. Setlist). Die neuen Tracks, allesamt bereits in der Schweiz angekommen, reihen sich nahtlos in die Energieentladungen der Vergangenheit ein. Energie soll auch das abschließende Stichwort: Ausgepumpte Fans und eine ausgepumpte Band bestätigen locker den Augenhöhenkontakt mit Soulfly.
Setlist: Intro, Rat War, It’s Up To You, Instinct, What Doesn’t Kill Me…, I’m Against, Who Can I Trust, Outcast, Nothing Left, I Got It All, Gipsy, Vér, Envy, The Way I Do, Fuck You All, Show Your Fist, Set Me Free, Breed The Fire, Scream

 

story © the.wangacopta • pics © Laut & Spitz