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2002-03-01  DE Burg Kriebstein

 

Einen akustischen Liederabend versprachen JANUS, unterstützt durch PERSEPHONE, der geneigten Zuhörerschaft, und wir (Calani und meine Wenigkeit) ließen es uns nicht nehmen, dieser Einladung Folge zu leisten.

Nach sechsstündiger Autofahrt und einigen Problemen, Kriebstein überhaupt zu finden, da es zwar auf der Karte eingezeichnet war, es aber kein Ortsschild gab, hatten wir schließlich sowohl den Ort der Veranstaltung als auch eine Übernach- tungsmöglichkeit gefunden.

Die Burg selber präsentierte sich als relativ kleines, aber gut erhaltenes Gemäuer. Das Konzert sollte in einer Art vergrößertem Kaminzimmer stattfinden, welches sich durch seine recht große Höhe und einige interessante Bilder auszeichnete. Der Raum war komplett bestuhlt und mit einigen Kerzen etc. atmosphärisch aufgepeppt. Aufgrund der aufgebauten Instrumente wurde schnell klar, daß es an diesem Abend keinerlei elektrische Verstärkung geben würde, nicht einmal für den Gesang. Echte Kammermusik also, und so machte sich denn auch kurz nach dem Einlass ein gespannte, aber auch feierliche Erwartungshaltung breit...

Den Beginn übernahm PERSEPHONE, das Soloprojekt um Sonja Kraushofer (L'Ame Immortelle). Nur von Tobias am Piano und von Martin am Cello begleitet zelebrierte sie förmlich die größtenteils vom Debütalbum Home stammenden Lieder und vermochte es, durch ihre visuelle Darstellung den Inhalt nicht nur durch den Gesang zu vermitteln. Fast fühlte man sich an die Darbietung eines Musicals erinnert! Das ganze war eingebettet in einen sehr intimen musikalischen Rahmen und bot so einen reizvollen Kontrast. Und man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sich Fräulein Kraushofer in ihrem gewohnten Umfeld deutlich unter Wert verkauft...

Nach einer beeindruckend kurzen Umbaupause schickten sich dann JANUS an, zusammen mit den Zuhörern die Winterreise fortzusetzen. Die musikalische Besetzung wurde dazu deutlich erweitert und um Viola, Violine, Kontrabass und Schlagwerk ergänzt.
Mit Lolita gelang dann dem Ensemble um Sänger Rig ein beinahe schon furios zu nennender Einstieg. Die Musik schwoll an und erfüllte den kompletten Raum; sie bildete ein intensives Fundament für eine Stimme, die mit den Emotionen spielte und sie unverblümt und offen darbot. Ein echter Gänsehautfaktor!
Danach folgten mehr oder weniger im Wechsel brandneue und ältere Stücke. Dabei wurden vor allem Songs der ersten beiden Veröffentlichungen, Isaak und Vater bedacht, die so in einem ganz neuen Licht zu erstrahlen vermochten. Besonders Kafka und das Saitenspiel waren dabei sehr beeindruckend, aber auch Wolken über Orgonon wurde so tatsächlich einmal live gespielt ...
Die neuen Stücke zeichneten sich allesamt durch eine tiefe, düstere und intensive Bedächtigkeit aus, nicht nur in musikalischer, sondern gerade auch in textlicher Hinsicht. Eingeprägt haben sich mir vor allem Nellie, Paulas Spiel, Das Gesicht und Was uns zerbricht. Auch wenn Tobi und Rig nach dem Konzert davor warnten, diese Stücke als charakteristisch für das neue Album anzusehen, so wage ich jetzt einfach mal die Prophezeiung, daß JANUS damit ihren stilistischen Rahmen wieder einmal deutlich erweitern werden, ohne dabei an Qualität oder Homogenität einzubüssen. Man kann wirklich gespannt sein!
Die Hunde-Geschichte wurde praktisch überhaupt nicht berücksichtigt, dafür wurden dann im weiteren Verlauf dieses Konzertes mehrere Cover-Versionen gespielt, z.B. eine höchst interessante Version des Seemanns von Rammstein oder Halleluja von Leonard Cohen, für das der Text extra ins Deutsche übertragen worden war. Den Abschluß des normalen Sets bildete eine unter die Haut gehende Version von Veronica, aber das zu recht begeisterte Publikum erklatschte sich noch insgesamt drei Zugaben. Schließlich endete dieses ungewöhnliche, jedoch wunderschöne Konzert mit The Cure'sFrom the Edge of the Deep Green Sea, welches von Rig und Sonja im Duett gesungen wurde.

Insgesamt also ein unvergessliches Ereignis, auch wenn man hinterher von Seiten der Akteure die zu geringen Probemöglichkeiten monierte. Die Atmosphäre stimmte aber einfach, und darauf kommt es letztlich an. Zudem kam auch der Humor nicht zu kurz, z.B. als sich zwischendurch kurzzeitig der Kontrabass selbständig machte. Wiederholung erwünscht! Und wer bis zur nächsten Winterreise (?) nicht warten will, kann JANUS und PERSEPHONE auf dem WGT in der Lutherkirche bewundern.

             Ensemble:

RIG - Gesang
Tobias Hahn - Klavier
Sonja Kraushofer - Gesang
Martin Höfert - Cello
Lothar Weise - Schlagwerk
Natalie Eis - Kontrabaß
Milena Bartsch - Viola
Dominik Heide - Violine

Auf Grund der Tatsache, das während der Darbietungen nicht mit Blitzlicht fotografiert werden durfte, sind unsere Bilder ( und auch die der meisten anderen Schreiberlinge ) nichts geworden, weshalb wir euch praktisch nur mit Standardbildern abspeisen müssen. Die wenigen existierenden Fotos findet ihr auf der Janus Homepage.

 
story © Psycho