2016-08-19 AT – Spital am Semmering
 
:: MAIN ::
:: SAMSTAG ::
 

Taxidermist - Exodus - Insomnium - Forgotten Tomb - Skyforger - Rectal Smegma - Harakiri For The Sky - Steel Engraved - Age Of Agony - Insanity Alert - Mosfet - Stormrage - Pray For Pain

11:30 12:00 :: PRAY FOR PAIN :: Guten Morgen mit Brutal Death funktioniert für ein paar Handvoll von 66,6 Frühaufstehern ganz gut, vor allem weil es immer wieder langsame, grindig schleifende Sequenzen gibt, die recht intensiv die müden Knochen in Schwingung versetzen – ein guter Auftakt!
Setlist: Drowned And Pound, Kill A Man, Budan, Daddy´s Home, Don´t Expect Mercy, Deflowered At Birth, Fuck Feminism, Soul Sellout

12:20 12:50 :: STORMRAGE :: Es wird bei STORMRAGE noch ne Ecke fetter, was an den zweistimmigen Gitarrenduellen und den feinen Tappings liegt. Es wird höchste Zeit, dass die Jungs eine CD aufnehmen, bislang kann man sich von den Qualitäten nur durch ein Video überzeugen. Auch der Knochenmann als Sänger leistet hervorragende Arbeit, bei den Posen liegt er weit vorne, als er seinen Mikroständer als umgedrehtes Kreuz zur Schau stellt. Sympathische Ansage zwischendurch: „Unser Bassist fehlt und der Ersatz ist so klein, dass man ihn nicht sieht“ – die Jungs haben sichtlich Spaß an der Sache.

13:10 13:40 :: MOSFET :: Tja, jammerschade dass MOSFET sich nach dem Gig auflösen – der bessere Weg wäre eine Umbenennung unter Anfügung eines weiteren T am Ende :) Der launige Deathlike Thrash’n’Roll der Bande passt ungemein gut auf ein Festival und wer hier nicht mosht, sollte seine Herzfunktion checken lassen, denn der Road Song swingt ohne Ende und stampft direkt in die Hölle. Am Ende bin ich froh, die allerletzte Möglichkeit genutzt zu haben, diese Partyband mit Stil doch noch live erwischt zu haben – danke für die ultimative MOSFET(T)e Show!

14:00 14:40 :: INSANITY ALERT :: Auf den Punkt gebrachter Thrash mit coolen Stopps, garniert mit lustigen Ansagen Marke komplett gaga, dargebracht mit dezent hysterischer Stimme und allerlei Requisiten sorgt für Aufregung. Das Publikum folgt verschiedenen Aufforderungen auf Tafeln wie „Mosh“ gerne. Die Musik glänzt nur bedingt mit Überraschungsmomenten, die Klänge animieren schlicht und ergreifend zum Biertrinken in der Sonne, wie das Surfoutfit suggeriert. Außerdem wird hier gelebte Integration exerziert, denn im Line-Up tummeln sich Artisten aus Slowenien, England sowie Tirol – nicht zu vergessen der scheinbar einzige Deutsche am Gelände, denn auf Nachfrage traut sich niemand aufzuzeigen. Motto des Konzerts: „Run to the pit, mosh for your life!”
Setlist: Glorious Thrash, Twist Off Betrayal, Desinfektor, Crucified By Zombies, Zongo Vs. Eyeball, Alcohol (Gang Green Cover), The Claw (Of All That Is Evil), F.U.N., Weedgrinder, Blunt In/Blunt Out, Confessions Of A Crabman, Pact With Satan, Macaroni Maniac, Mankind Eraser, Run To The Pit

15:00 15:40 :: AGE OF AGONY :: Mein lieber Schwan, dann rollt eine Walze aus Ungarn auf uns zu, die irgendwie Bolt Thrower und Cannibal Corpse zitiert, garniert mit kurzen Gitarrensoli. Mir gefallen die etwas langsameren Stücke ein wenig besser, denn sie planieren so richtig über das Gelände und der Song Stormtroopers vom neuen Album For The Forgotten bleibt mit zähen Lavaeruptionen im Gegensatz zum Plattentitel nachhaltig hängen.

16:00 16:40 :: STEEL ENGRAVED :: Nun gäbe es die für das KALTENBACH seltene Spezies Power Metal zu hören, doch die Jungs haben kein Wetterglück, denn die Schleusen des Himmels öffnen sich und das Regengeplätscher vermischt sich in der Ferne vom Parkplatz mit hohen Vocals und langgezogenen Screams – da diskutiert man am Vortag noch über zu wenig Power Metal und dann das…

17:00 17:40 :: HARAKIRI FOR THE SKY :: Beste, weil trockene Voraussetzungen für die Klangmagier und derzeit wohl beste österreichische Band, wenn es sich um emotionale Musik dreht – HARAKIRI FOR THE SKY setzen ein gefühlvolles Glanzlicht nach dem anderen. Für mich ragt die Komposition Jhator aufgrund seiner überirdisch schönen Akustikpassage heraus, ein funkelnder Stern am Black/Post Metal Firmament mit Gänsehautfaktor 10. Wunderbare Melodien und extrem ruhige, ja fragile Passagen wechseln sich mit dynamischen Explosionen ab, um letztlich in instrumentaler Vielschichtigkeit zu kulminieren – der Fan bangt, schwelgt, reckt die Fäuste, egal ob nacheinander oder gleichzeitig!
Setlist: Calling The Rain, Burning From Both Ends, Funeral Dreams, Lungs Filled With Water, Jhator

18:00 18:40 :: RECTAL SMEGMA :: Im Vorfeld hörte ich ja wilde Geschichten, aber letztendlich klingen RECTAL SMEGMA gar nicht so krank, schnell und irre wie angenommen – ein Kenner meinte nur, das fortschreitende Alter wäre schuld daran :) Grindiger Spaßmetal ohne tieferen Sinn, sozialer Message oder musikalischer Frickelfinesse schallt uns entgegen.

19:00 19:50 :: SKYFORGER :: Oh Mann, wie cool klingen denn die akzentbehafteten Ansagen von Sänger Peter, der uns die eine oder andere lettische Anekdote vom Krieg oder Hexen erzählt – und auch die Musik passt ungemein gut auf ein Festival. Schade, dass der Folk-Anteil nicht mehr so stark zum Vorschein kommt, da etwa die Flöten fehlen, die einen bereichernden Teil des Sounds ausgemacht haben. Die mehrstimmigen Gesänge trösten über dieses Manko hinweg und die beschwingten Stücke integrieren zwar tanzbare Rhythmen, vom platten Humppa ist die Band aber meilenweit entfernt.

20:10 21:00 :: FORGOTTEN TOMB :: Die Stimmung wechselt wieder mal komplett in eine andere Richtung, denn die melancholischen Meister offerieren ein Arsenal an zuckersüßen, fein gesponnenen Hintergrundmelodien, sind aber zugleich auch saucoole Rocker. Die Lieder atmen eine Atmosphäre, wie sie Katatonia auf den ersten Alben kreieren konnten. Die düsteren Italiener spielen sich in einen wahren Gefühlsrausch und nehmen die Fans mit auf eine akustische Reise in die Finsternis.

21:30 22:40 :: INSOMNIUM :: Wow, die Stimmung ist hervorragend, das Publikum geht voll mit und feiert die finnischen Helden rund um Geburtstagskind Niilo ab ohne Ende. Sprechchöre, Anfeuerungen und ekstatisches Herumspringen werden von den tiefgründigen Klängen ebenso provoziert wie genießerisches Zuhören oder gebanntes Stillstehen. Die doch schon große Band macht dabei einen bodenständigen und fan-nahen Eindruck, obwohl es Probleme mit dem Equipment am Flughafen gab, aber es gibt keine Spur von schlechter Laune! Weather The Storm oder Ephemeral sind einfach Hammersongs, daran gibt es nichts zu rütteln – finnische Melancholie verbindet sich mit ungezügelter Dampfhammerpower. Die hervorragende Musik kommt ohne große, plakative Gesten oder Showelemente aus, hinterlässt aber tiefe Spuren. Unglaublich schnell verfliegen die 70 Minuten, hallen aber noch lange im Gedächtnis nach…

23:10 00:30 :: EXODUS :: Mir kommt vor, als würden EXODUS mit der Lautstärke einen neuen Rekord aufstellen wollen, ein paar Einheimische wussten am nächsten Tag erfreut von besonders lauter Beschallung zu mitternächtlicher Stunde zu berichten. Thrash-Klassiker wie Bonded By Blood oder A Lesson In Violence muss man schon in angemessener Lautstärke hören, das ist klar.
Setlist: The Ballad Of Leonard And Charles, Blood In Blood Out, Scar Spangled Banner, And Then There Were None, Children Of A Worthless God, Piranha, Deranged, Exodus, Body Harvest, A Lesson In Violence, Blacklist, War Is My Shepherd, Bonded By Blood, The Toxic Waltz, Strike Of The Beast

00:50 01:30 :: TAXIDERMIST :: Zwei Merkmale fallen bei TAXIDERMIST auf: der interessante Wechselgesang von Growls und Screeches sowie das variable Tempo, das von hyperschnell bis zäh wie Kaugummi reicht. Cool, dass auch um diese Zeit nach der Thrash-Show noch ein paar Maniacs ausharren!

 

story © Leo • photos © Elisabeth Eichmüller for earshot.at