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2007-02-07 AT – Wien - Monastery

Dieser Abend war sowohl ein Abschied als auch ein Auftakt. Ersteres daher, da das Monastery traurigerweise am 31.3. für immer seine Tore schließt und ich bis dahin leider keinen Grund mehr erkennen kann, die Hütte nochmals aufzusuchen. Ein Auftakt wiederum deshalb, weil es die erste von mir besuchte Veranstaltung des Zusammenschlusses der langjährigen Kooperationspartner blackmetal.at und Ashen Productions mit Morghuls Castle ist. Ab sofort bzw. seit kurzem macht man unter dem Namen Silent Booking gemeinsame Sache.

Fotos

Mit den Pagan-Gottheiten KAMPFAR und den Schwarzwurzelzwergen ELITE hat man gleich einmal einen ordentlichen Batzen an Land gezogen, und auch EWIG FROST sind keine völlig unbekannten mehr, wogegen mir PESTHAUCH bis zu diesem Abend nur vom Namen her ein Begriff waren.

PESTHAUCH legten zu für Monastery-Verhältnisse geradezu überpünktlicher Stunde dann gleich vehement los, die Leichenbemalung in durchaus üppigem Ausmaß im Gesicht. Zwischen den schnellen, aber etwas eintönigen Schwarzmetall-Eruptionen wurde mehrfach ansagentechnisch das Prinzip „Sex, Drogen und Rock n Roll !“ beschworen“, und zumindest sollte man den Burschen zugestehen, dass sie mit ordentlich Herzblut bei der Sache sind. Ich muss allerdings zugeben, dass ich mich nach ca. der halben Spielzeit zurückgezogen habe, um einige Plauscherln mit ein paar von den sehr vielen bekannten Gesichtern zu führen, die an diesem Abend einen guten Teil der ziemlich zufriedenstellenden Anzahl an Besuchern ausmachten.

EWIG FROST aus Krems hatten wohl ihren eigenen Fanclub dabei, aber nicht nur diese Schlachtenbummler jubelten (und bangten) ihnen bei der heute zelebrierten Veröffentlichungsfeier der neuen (und ersten Vollzeit-) CD Blue Septime Winters kräftig zu. Frontmann Nino erklärte zwar schon vor Beginn der ersten Nummer (Throne Of Slaves), er sei schlecht in Form und krank, allzu schlimm wirkte sich das allerdings nicht auf den Auftritt aus. Die Old School Punk – Einflüsse, die sich in den letzten Jahren in das zuerst doch sehr stark auf reinen, primitiven Black Metal ausgerichtete Konzept eingeschlichen haben, wirkten sich zweifellos noch weiter förderlich auf die eh schon ziemlich rockige Atmosphäre aus, die die Darbietung beherrschte. Neben weiterem Zeugs von der gerade veröffentlichen Scheibe (u.a. noch die äußerst heftige Titelnummer und Twisted Blood) kam mit Sunken In The Sun auch ein komplett neues Stück zum Zug, das Nino mit einer Aussage der Art „alles kotzt mich an, ich will nur noch weg“ einleitete. Nach diesem Auftritt sollte sich dieses Gefühl doch wenigstens ein kleines Stückerl weit relativiert haben, verließ die Band doch unter großem Applaus und einigen Zugabeforderungen die Bühne.

Dann war es Zeit für den internationalen, sprich: norwegischen Teil des Abends, dessen erster Teil von den textlich erfreulicherweise ausschließlich in ihrer Landssprache agierenden ELITE bestritten wurde. Die Burschen hatten den besten Sound des Abends (was nicht heißen soll, dass er bei den anderen Bands schlecht war), wodurch sowohl neues Zeugs wie Vikingfjord als auch „ältere“ Stücke wie das geniale Berserkerens Manifest so richtig zur Entfaltung kamen. Einfach richtig roher, eingängiger Black Metal, wie er sein soll (auch wenn eine Spur mehr Abwechslung zeitweise nicht allzu schädlich wäre). Dementsprechend wohlwollend wurden die Elitären auch vom Volk verabschiedet. Übrigens: Außer ELITE- Frontmann Bent (und auch der hatte sich nur sehr dezent angemalt) waren an diesem Abend alle Norweger ungeschminkt – wie oft erlebt man das schon?

Bei KAMPFARglücklicherweise immer, aber das war wohl nicht unbedingt der Hauptgrund für die vielen Fäuste, die beim etwas überraschenden (und von anfänglichen Soundproblemen überschatteten) Starter Troll (von der Norse – EP) in die Höhe gingen und auch bei Kledd I Brynje Og Smykket Blodorn oben blieben. Noch stärker stieg der Stimmungspegel dann bei der neuen Überhymne Ravenheart an (wobei ich natürlich die Deppen, die sich für eine Nummer nach vorn drängeln und dort rücksichtslos um sich hauen, um dann wieder nach hinten abzutauchen, ganz besonders lieb hab - am meisten dann, wenn sie noch halbert zu heulen anfangen, weil man ihnen ein bisserl was von dem, was sie austeilen, zurückgibt). Auf der Bühne bot sich der gewohnt interessante Kontrast zwischen dem völlig enthusiastischen Dolk, der auch in den instrumentalen Passagen permanent ins Publikum brüllt, und dem stoischen, gleichgültig bis leicht belustigt wirkenden Thomas am sechssaitigen Stromruder. Unverständlicherweise wurde ein Teil des Publikums aber immer lahmer, obwohl mit den Klassikern Troll, Død Og Trolldom und Bukkeferd sowie dem genialen neuen Gaman Av Drømmer weitere absolute Schaffenshöhepunkte geboten wurden. Auch als die Band sich nach dem regulären Teil zurückzog, riefen zuerst nur etwa 5-10 Maxln nach Zugaben, bis sich nach Aufforderung von Trommler II13 dann doch noch einige mehr dazu bequemten. Fades, verwöhntes Pack! Die Band kam glücklicherweise trotzdem zurück, um die beiden großen Hits Hymne (leider ohne den hymnischen Schluss) und Norse als Nachspeise zu servieren, bei denen dann wieder wesentlich lautere Zustimmungsäußerungen zu vernehmen waren, ja fast wage ich von Jubel zu sprechen, sodass man letztendlich dann doch mehr als zufrieden sein durfte. Und Dolk erwies sich bei einer kurzen Plauderei nachher wieder einmal als äußerst sympathischer, netter und allürenfreier Kerl.

Fazit: Geile Sache, gut besucht, nur dieses Erschlaffen der Leute bei Halbzeit des KAMPFAR Auftritts begreife ich absolut nicht. Wie auch immer, Danke und Gratulation an Silent Booking – nur weiter so!
Und zum Monastery: Es war immer wieder geil bei euch, schade um einen der letzten guten Veranstaltungsorte.

 

story & pics © Gunnar