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2016-04-09 DE – Essen - Turock
 

| Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets: 24,00 EUR | AK: 30 EUR |

 

Ich weiß gar nicht mehr, wann ich MY DYING BRIDE zum letzten Mal live gesehen habe. Das ist auf jeden Fall schon sehr, sehr lange her. Aber auch generell haben sich die Briten in den letzten Jahren ja eher rar gemacht, was das Touren anging. Darüber hinaus, so muss ich gestehen, hab ich MY DYING BRIDE auch musikalisch aus den Augen verloren. Erst das neue Album, Feel The Misery, hat sie wieder in meinen Wahrnehmungshorizont hineingeschoben.

Umso mehr freute ich mich daher, dass es mir möglich war, einen dieser raren Livedates auf einer nur 10 Tage währenden Tour wahrnehmen zu können. Nach einem ganz wunderbaren Präabend (wie Sheldon Cooper es nennen würde) ging es in mein zweites Wohnzimmer, dem • Turock • in Essen, das - wen wundert’s - restlos mit Mann und Maus ausverkauft war! Kuschelige Angelegenheit also ;)

:: Fotos :: OCEANS OF SLUMBER ::

Bevor jedoch jedes Fünkchen Glückseligkeit aus dem Turock gesaugt wurde, gab es die großartigen :: OCEANS OF SLUMBER :: im Vorprogramm. Die Texaner wurden mir noch kurz vor der Show wärmstens ans Herz gelegt. Zu Recht! Allerdings waren OCEANS OF SLUMBER bisher weitestgehend an mir vorbeigegangen. Sie wurden kürzlich von Century Media unter Vertrag genommen und haben am 16. März ihr drittes Album Winter veröffentlicht, das für einiges Aufsehen sorgte. Musikalisch sind sie recht schwer einzuordnen, in jeder Hinsicht progressiv, mit vielfältigen Einflüssen aus Rock, Metal, sogar Jazz, Doom und Alternative. Sie sind dabei eher bodenständig denn vertrackt, ungewöhnlich und originell und agieren abseits gängiger Genre-Vertreter.
Ohr- und Blickfang ist ganz ohne Zweifel die Frontfrau Cammie Gilbert, die im schicken Schwarzen und erhabener Pose aber dennoch recht schüchtern die Songs darbot. Sound und Gesang fand ich allerdings unausgewogen, zumindest direkt vor der Bühne. Auch das Stage-Acting hätte ein bisschen lebhafter sein können. Aber gut, das wird sich zukünftig sicher noch ändern, da man OCEANS OF SLUMBER nun wohl häufiger auf Tour sehen wird und sie sich somit stetig weiterentwickeln werden. Interessant war der fliegende Wechsel von Schlagzeuger Dobber Beverly ans Keyboard (Keyboarder Uaeb Yelsaeb war auf dieser Tour nicht mit dabei) und Gitarrist Sean Gary zu den Drums.
Natürlich stand das neue Album Winter mit seinen atmosphärischen Songs im Vordergrund. Der Knaller für mich jedoch war der letzte Song der Band, das Moody Blues Cover Nights In White Satin, ebenfalls auf dem aktuellen Album zu finden. Wow! Da das Durchschnittsalter an diesem Abend eh sehr hoch war, musste ich noch nicht einmal verheimlichen, dass ich einer Generation angehöre, die das Lied noch kennt… ;) Vielversprechende Band, in der Tat. Ich bin gespannt, wie sich OCEANS OF SLUMBER entwickeln werden.

:: Fotos :: MY DYING BRIDE ::

Ein bisschen Fachsimpelei in der Umbaupause und Verteidigung des Bühnenplatzes, dann ist es soweit. :: MY DYING BRIDE :: werden frenetisch begrüßt und steigen mit dem uralten Your River vom 1994iger Turn Loose The Swans Album ein, gefolgt von From Darkest Skies vom Nachfolgealbum The Angel And The Dark River. Heilige Scheiße, was für ein Auftakt! Und so geht es auch weiter. Zwischen Songs vom aktuellen Album Feel The Misery gibt es immer wieder Klassiker durch beinahe alle Alben der Bandgeschichte. Und das bei bestem Sound.
Während der Rest der Band eher zurückhaltend agiert, leidet und stirbt Fronter Aaron Stainthorpe 1000 Tode und lässt uns alle daran teilhaben. So manches Mal ist man versucht, ihm die Hand auf die Schulter zu legen und ihm in seinem Schmerz beizustehen.
Hach, ich hatte ganz vergessen, wie todtraurig, melancholisch und emotional MY DYING BRIDE sind. Einfach nur großartig!
So mancher Fan an diesem Abend sieht die Briten zum ersten Mal live und deren Reaktionen und Begeisterung sind schon fast unheimlich. Mit The Prize Of Beauty beginnt der zweite Teil der Show, deutlich härter als der erste Part, noch mehr Klassiker aus den Anfangstagen der Band begleitet von Growls und heftigen Gitarren-Ausbrüchen.
Das obligatorische Verlassen der Bühne schenkt man sich hier. Aaron überbrückt den Part sinngemäß mit: „Stellt euch vor, wie verlassen die Bühne jetzt und kommen für die Zugabe zurück.“. Aber auch dann geben MY DYING BRIDE noch einmal alles und beenden ihr 100 Minuten-Set mit dem Titeltrack der allerersten EP Symphonaire Infernus Et Spera Empyrium aus dem Jahre 1991.
Danach ist dann auch wirklich endgültig Schluss und die Fans haben die Wahl zur Disco zu bleiben oder sich auf den Nachhauseweg zu begeben. Was soll ich sagen? Fantastisches Konzert! Das war ganz, ganz großes Kino, wirklich. Und insgesamt ein extrem toller Samstagabend :)
Setlist: Your River, From Darkest Skies, And My Father Left Forever, My Body My Funeral, Feel The Misery, Thy Raven Wings, The Prize Of Beauty, Erotic Literature, To Shiver In Empty Halls, The Cry Of Mankind, She Is The Dark // Like A Perpetual Funeral, Symphonaire Infernus Et Spera Empyrium

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography