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2006-08-12-13 DE – Hildesheim - Flugplatz

Nachdem es den ganzen Freitag in schöner Regelmäßigkeit hier im Ruhrgebiet stark geregnet hatte, machten wir uns am Samstag frühmorgens mit den schlimmsten Erwartungen, in Hildesheim bereits eine Schlammwüste vorzufinden, auf zum M’ERA LUNA. Auch während der Fahrt sollte es immer mal wieder schütten, aber je näher man Hildesheim kam, desto blauer wurde der Himmel und bei Betreten des staubigen Festivalgeländes wurde klar, dass es hier schon tagelang nicht mehr geregnet hatte. Trotz mehrfacher Bühnenansagen mit dem magischen Wort „Unwetterwarnung“, blieb es die beiden Tage bei angenehmen Temperaturen, bis auf eine kleine Ausnahme, komplett trocken. Also beste Ausgangsbedingungen für die rund 22.000 Besucher.

:: Fotos ::

Samstag, 12.08.2006

[Kerstin] 14:20h - der Hangar war zu dieser frühen Uhrzeit schon recht gut gefüllt. Die DOPE STARS INC. rockten auch direkt los und boten mit Theta Titanium, Vyperpunk, Defcon 5 und dem großartigen Make A Star einen guten Querschnitt von ihrem Album Neuromance, wobei Victor Love, der eine gute stimmliche Leistung an den Tag legte, es sich nicht nehmen ließ, eine große Fahne mit einem stilisierten Totenkopf zu greifen und über dem Kopf zu schwenken. Nachdem er fast den Mikroständer von der Bühne gehauen hätte, fand diese Aktion schließlich ein recht schnelles Ende. Eine etwas obskure Position kam Grace Khold zu, der von seinem Technikpodest aus nur hin und wieder in das eigens dafür hingestellte Mikro brüllen durfte.

Beim Ausflug auf die Shoppingmeile war sehr schnell klar, dass dieses Jahr wieder keine Wünsche offen bleiben sollten und so gab es bei Bedarf von Särgen über Elmira-Haarspangen bis hin zu gruftigen Wohnaccessoires mal wieder alles zu kaufen, was der Dispo hergab. Die Getränkepreise waren einigermaßen moderat, allerdings hatte man bei den Essenspreisen noch mal draufgelegt.

[Daniel] Nach den Industrialrockern DOPE STARS INC. im Hangar ging es für mich nach kurzer Pause auf der Hauptbühne mit bodenständigen und absolut schnörkellosen Elektro auf der Hauptbühne weiter. Das übliche „Band mit der kürzesten Anfahrt“ sollte ich mir eigentlich verkneifen, aber die Hamelner sind ja mittlerweile schon so etwas wie Stammgäste auf dem M’ERA LUNA. Seit 2006 sind sie nun schon zum vierten Mal mit dabei. FUNKER VOGT stiegen fulminant mit Navigator vom gleichnamigen Album in ihr Set ein und ihre treue Fanbase honorierte von der ersten Sekunde an die routiniert professionelle Performance der Truppe, die wie üblich in Vierer-Live-Besetzung mit Verstärkung an E-Gitarre und Keys neben Songs des aktuellen Albums wie Fallen Hero oder Killing Ground auch alte Hits wie Gunman und natürlich Tragic Hero mit im Gepäck hatte. Frontmann Jens Kästel schnappte sich eine Deutschlandfahne aus dem Publikum – ich dachte die Nachwehen der WM seien nun endlich vorbei - und warf zusammen mit seinen Bandkollegen nach Ende des Gigs Funker-Vogt-Shirts ins begeisterte Publikum – eine schöne Geste an die Fans.

Auf eine wechselreiche und genreprägende Bandhistorie und einige Zeit der Funkstille kann der nächste Act auf der Hauptbühen zurückblicken. 25 Jahre nach Bandgründung rauften sich DIE KRUPPS aber noch einmal zusammen und machten nach ihrer Clubtournee auch in Hildesheim Station. Unheilvollerweise war das Bandlogo auf allen Bühnenbannern durchgestrichen. Frontmann Jürgen Engler und seine Mitstreiter lieferten jedenfalls eine druckvolle Show ab und sorgten für die ersten, teils sogar weiblichen Crowdsurfer im Publikum und zeitgleich für erhöhte Aufmerksamkeit bei der Security im Fotograben. Als Höhepunkt des Gigs hämmerte Engler zu Metal Maschine Music auf Metallröhren herum. Nach To The Hilt und Fatherland war leider erst einmal Schluss mit Traditionsprogramm auf der Hauptbühne und das Publikum tauschte sich nahezu komplett aus, denn merkwürdigerweise wurden Blutengel zwischen den Krupps und Front Line Assembly platziert.

[Kerstin] Auf der Hauptbühne ging es bei vollem Tageslicht weiter mit BLUTENGEL. Deren Performance mag ja in einer dunklen, schummerigen Disco sehr stimmungsvoll sein, verpuffte auf der Hauptbühne allerdings ins Leere. Chris Pohl und seine Damen sparten wie gewohnt mal wieder nicht an Klischees und so gab es Männer in Kutten, die Fackeln auf die Bühne trugen und später auch umgedrehte Kreuze; Frauen mit weißen Engelsflügeln in Stringbikinis mit ordentlich Kunstblut beschmiert und eine als Mädchen in einem Babydoll verkleidete Frau, die einer Puppe die Kehle durchschneidet und so weiter und so fort. Begleitet von einer Pyroshow und Raketen wurden unter anderem Solitary Angel, Navigator, Beauty Of Suffering und der alte Hit Seelenschmerz - ganz allein vorgetragen von der Sängerin Ulrike Goldmann - und als Abschluss Children Of Night vom Publikum sehr dankbar aufgenommen. Leider sind Chris Pohl und Constanze stimmlich nur sehr dünn rübergekommen, aber die Fans waren begeistert und feierten ihre Idole dementsprechend.

[Daniel] Die Erwartungen an den Auftritt der kanadischen Elektrolegende FRONT LINE ASSEMBLY waren nach dem desaströsen Auftritt auf dem Wave Gotik Treffen mit einem Double des Sängers Bill Leeb mit Sicherheit zwiespältig. Auf jeden Fall war in Hildesheim der „richtige“ Bill Leeb am Start, jedoch ohne seinen Kompagnon Rhys Fulber. Auch dieser Auftritt verlief nicht ohne Zwischenfälle, denn gleich beim ersten Song verpasste Leeb seinen Gesangseinsatz, doch hören konnte man davon nichts. Trotz meilenweit entferntem Mikro tönte klar und deutlich der Gesang aus den Boxen: Da wurde offensichtlich mit einem Playback beim Gesang nachgeholfen. Leeb ließ sich von der Panne aber nicht beirren und zog seinen Auftritt mehr oder weniger motiviert durch, marschierte hin und wieder nach hinten zu seinem Equipment, trommelte teilweise am vorderen Bühnenrand mit und ließ dabei sein Mikro weit außer Reichweite bei seiner Technik liegen, was für zusätzliche Spannung sorgte. Seine drei deutlich jüngeren Mitstreiter an Synthie, Gitarre und Schlagzeug machten schon einen motivierteren Eindruck. Insgesamt kamen die Liveversionen von Songs wie Mindphaser, Gun oder dem jüngsten Hit Maniacal jedoch vor allem durch das Schlagzeug druckvoll rüber und FRONT LINE ASSEMBLY sorgten schon für Stimmung unter den etlichen Fans im Publikum, waren aber dennoch für mich wegen des teilweisen Playbacks und der mangelnden Motivation Leebs zu diesem Zeitpunkt schon DIE Enttäuschung des M’ERA LUNA’s.

[Kerstin] Am Abend gab es dann für mich das Überraschungsei des ganzen Festivals, da ich mich spontan dazu entschied, die DEATHSTARS im Hangar mitzunehmen. Ich kannte die Formation eigentlich vorher nur von ihren sehr stylischen Promobildern und wusste daher nicht wirklich, was mich erwartet, allerdings hat mich die Band von der ersten Sekunde an völlig überzeugt! Sänger Whiplasher kam in Uniformjacke mit einer weißen und einer schwarzen Federboa auf die Bühne und rockte direkt ab. Die Band war sehr professionell, rekrutiert sie sich teilweise ja auch aus gestandenen Blackmetal-Recken, und gab in der ihr zugestandenen Stunde Spielzeit alles. Der Sänger entblätterte sich auch nach und nach, was jedes Mal mit einem lauten Kreischen der anwesenden Damen belohnt wurde, rutschte auf den Knien herum, räkelte sich auf den Monitorboxen und schüttete sich ständig Wasser über den Kopf, auch auf das Risiko hin, dass sein Make-up verschmierte. Irgendwann flog dann auch die weiße Federboa komplett durchgeschwitzt ins Publikum. Alles in allem also eine äußerst runde Sache.

[Daniel] Die Deathstars waren mitten in ihrem Set als nach kurzem Intro die EBM-Pioniere NITZER EBB die Hauptbühne enterten und deutlicher konnte der Kontrast zu Front Line Assembly nicht sein. Douglas McCarthy und sein Mitstreiter Bon Scott, wieder unterstützt durch Kourtney Klein an den Drums, wollten es zum Abschluss des ersten Teil der Reunion-Tour offensichtlich noch einmal richtig wissen. Allein das martialische Outfit von Shouter McCarthy sprach Bände: Mit hohen Reiterstiefeln, einem dünnen Lederriemen als Hosenträger und Sonnenbrille sah er aus wie auf uralten Promofotos der Electrolegende und gab auf der Bühne alles, um den bösen EBMler zu mimen, zog er doch gegen Mitte des Sets sein Hemd aus, griff sich tief in die Hose greifen und vergaß nicht, ständig auf der Bühne herumzuspucken. Die Setlist entsprach in etwa dem Premierenauftritt auf dem Wave-Gotik-Treffen und hatte nach furiosem Einstieg mit Getting Closer und Let Your Body Learn einen etwas zähen Mittelteil mit langsameren Songs wie Family Man, die aber umso eindringlicher vom Sänger performt wurden. Gegen Ende gab es bei Murderous und Join In The Chant kein Halten mehr und die Menge tobte. Da schauten selbst Ronan und Mark von VNV Nation, die sich am Rande des Fotograbens postiert hatten, ungläubig über das Gitter ins Publikum. Ein eindrucksvoller Auftritt, den sicherlich viele nicht so schnell vergessen werden.

Nach Nitzer Ebb wurde es Zeit für die nächste Legende – BAUHAUS, die „Erfinder“ der Gothicmusik schlechthin. Bereits Anfang der 80er aufgelöst und gegen Ende der 90er für ein paar Livekonzerte reformiert, war der Auftritt auf dem diesjährigen M’ERA LUNA in einer überschaubaren Reihe von Livegigs mit Sicherheit eine Überraschung. In freudiger Erwartung eines besinnlich-atmophärischen Ausklangs des Tages hatten sich neben Jungvolk Scharen älterer Semester vor der Hauptbühne platziert um eines der seltenen Konzerte ihrer Idole zu sehen. Peter Murphy und seine Mitstreiter marschierten gemächlich auf die Bühne, stellten sich in den vorderen Bühnenbereich und ließen sich anschließend von einer Nebelwand verschlucken, um dann das Publikum mit dem verstörenden „Geschrammel“ in Form von Double Dare mit optischer Unterstützung durch sehr unregelmäßige Strobos auf ihren eigenwillig eleganten Gig einzustimmen. Leider erinnerte fast während des gesamten Gigs der Nebelmaschineneinsatz an Auftritte der Sisters Of Mercy, so dass man teilweise die Musiker nicht gerade deutlich in den Nebelbänken erkennen konnte. Saxophoneinsatz und eine Gitarreneinlage mit Geigenbogen trugen zu einem optisch wie auch technisch anspruchsvollen Auftritt bei, bei dem natürlich zeitlose Gothicklassiker wie She’s In Parties, In The Flat Field oder Dark Entries nicht fehlen durften. Mit Bela Lugosi Is Dead beschloss die Truppe ihr Set – Murphy stolzierte dabei stilvoll elegant mit Vampirumhang über die Bühne ohne auch nur in irgendeiner Art und Weise, im Gegensatz zu so manch anderem Musiker, dabei lächerlich zu wirken. Der Sound kam leider vor allem zu Beginn des Konzertes nicht ganz optimal rüber und als dann auch noch das Mikro vom exzentrisch gekleideten Gitarristen Daniel Ash ausfiel, hatte man den Eindruck, dass mehr Techniker als Musiker auf der Bühne herumlaufen.

Sonntag, 13.08.2006

[Kerstin] Leider schaffte ich es am Sonntag nicht pünktlich zu XPQ-21. Schuld war eine defekte Dieselzapfsäule, die mir den ganzen, bestialisch stinkenden Mist über die Hand laufen ließ, aber das machten die netten, gruftig angezogenen Verkäuferinnen an der Jet Tankstelle unweit des Festivalgeländes wieder wett. Zumindest kam ich noch in den Genuss der letzten 4 Lieder, wobei natürlich die Clubkracher A Gothic Novel und White And Alive nicht fehlen durften. Für 12 Uhr mittags war der Hangar schon sehr gut gefüllt. Leider hatten XPQ-21 ein Doppelbooking für diesen Tag und mussten direkt nach dem Auftritt weiter nach Utrecht in den Niederlanden zum Summer Darkness, wo sie um 22:00 noch einen Gig absolvieren mussten.

[Daniel] Der Auftritt der Gothic-Waver CLAN OF XYMOX um Sänger Ronny Moorings lag bereits in seinen letzten Zügen, so dass ich nur noch There Is No Tomorrow und ihren alten Hit One Day mitbekommen habe... schade.

Mit Nitzer Ebb vom Vortag noch im Hinterkopf, machte ich mich auf in den Hangar zu den schwedischen EBMlern SPETSNAZ, deren Debütalbum Grand Design sich noch sehr stark an den Vorbildern aus England orientiert. Im typische minimalistischen Lineup mit Drums, Gesang und ordentlichen Basslinien aus der Konserve heizte das Duo den überwiegend klassischen EBM-Fans im gut gefüllten Hangar ordentlich ein, was mit Hilfe von Tanzflächenfüllern wie On The Edge, That Perfect Body und zu guter letzt Apathy auch nicht gerade schwierig ist. Für zusätzliches Amüsement auf etwas zweifelhaftem Niveau sorgte Drummer Stefan, der stolz seinen Bierbauch präsentierte und anscheinend während seiner Deutschlandaufenthalte merkwürdige Ausdrücke (so etwas wie „ich hatte heute Dünnschiss“) aufgeschnappt hat. Das ist dann wohl unter schwedischem Humor einzuordnen. Wiederum der Drummer ließ es sich nicht nehmen, nach Ende des Gigs in den Graben zu stiefeln und sich von der begeisterten Menge in den hinteren Teil des Hangars tragen zu lassen.

ROTERSAND sind zu Recht eine der aufstrebenden Bands in Sachen clubtauglicher Elektro der letzten Jahre. Rasc, Gun und Krischan befeuerten den Hangar mit ihrem mittlerweile ordentlichen Fundus an Clubhits wie Exterminate, Annihilate, Destroy, The Last Ship oder Merging Oceans. Dementsprechend tobe die Halle bis in die hintersten Reihen hinein, was Sänger Rasc fast sprachlos machte. Krischan, der Mann hinter der Technik, war dafür allerdings der Pechvogel des Tages, ausgerechnet bei Storm fegt er sein halbes Equipment vom Ständer, später fiel sein Mikro aus und zu guter letzt flog der Gute auch noch auf seinen Hosenboden. Als zusätzliches Schmankerl bestritt Mark Jackson von VNV Nation als „Stargast“ an den E-Drums etwa die Hälfte des Gigs.

[Kerstin] Da ich schon wenige Wochen vorher den genialen Tourgig von THE BIRTHDAY MASSACRE in Krefeld miterleben durfte, machte ich mich in gespannter Erwartung auf zur Hauptbühne. Die Jungs um Frontfrau Chibi waren sehr schick mit Hemd, Weste und Krawatte ausstaffiert - Chibi selbst kam barfuss im Pünktchenkleid. In schlechter Erinnerung an das letzte Jahr, sollte es auch diesmal wieder ein paar Tropfen regnen, das einzige Konzert auf dem ganzen Festival, bei dem es überhaupt geregnet hat. Die Kanadier rockten mit Lovers End los und ich stellte fest, dass Chibi ihre Gratwanderung zwischen kleinem, schüchternen Schulmädchen und Psychopathin mit jedem Auftritt weiter perfektioniert hatte. Das Publikum feierte euphorisch zu Happy Birthday, Horrorshow und Blue ab und entließ die Band mit einem begeisterten Applaus. THE BIRTHDAY MASSACRE gaben auch 2 Songs des neuen Albums, das voraussichtlich im Februar nächsten Jahres veröffentlicht wird, zum Besten, die bei den Fans gut ankamen.

[Daniel] APOPTYGMA BERZERK gehören wahrscheinlich zu den Bands, die ich bislang am häufigsten live gesehen habe. Deshalb gestaltete sich der Auftritt von Oberberserker Stephan Groth und seinen Mannen alles andere als überraschend, von der norwegischen Flagge am Mikroständer mal abgesehen. Routiniert zockte die Band mit ihrem live traditionell gitarrenlastigen Sound den Gig durch. Für Freude im Publikum sorgten immer wieder Ankündigungen mit den Worten „old school“, begleitet von einem Streifzug durch Albumklassiker der Band wie 7, Welcome To Earth oder gar dem Debüt Soli Deo Gloria, während die wenigen Songs des aktuellen, unter Fans kontrovers diskutierten Albums You And Me Against The World auf der Euphorieskala etwas tiefer angesiedelt waren.

Nach dem etwas zaghaften Gitarrengezupfe von Apoptygma Berzerk erwartete mich nun endlich das volle Brett. Angetrieben von seiner Wut auf George W. Bush, dessen Sprachsamples fast mehr Anteile am Gesang hatten als Shouter Al Jourgensen selbst, brachen MINISTRY wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit sämtliche Lautstärke- und Härterekorde des M’ERA LUNA’s, denn die Amis versäumten es nach ihrem gemächlichen Einstieg mit Psalm 69 nicht, bolzige Gitarrenwalzen wie No W, Waiting oder WTV vom Bush-Bashing-Album House Of The Molé aus Rücksicht auf zarter besaitete M’ERA LUNA-Besucher zu Hause zu lassen. Gegen Mitte des Sets unternahmen MINISTRY dann mit Just One Fix und N.W.O zusätzliche Ausflüge in die erfolgreichste Schaffensperiode der Band und auch Bush senior bekam somit sein Fett weg. Als optischer Mittelpunkt des Bühnengeschehens klammert sich der etwas korpulente Sänger an seinen massiven Mikroständer aus Tierknochen, zog komische Grimassen und genehmigte sich ab und an einen Schluck - nicht etwa aus einer Whiskyflasche sondern aus einem Rotweinglas. Am Ende kamen MINISTRY noch für den alten Klassiker So What zurück, der Überhit Jesus Built My Hotrod blieb also in Hildesheim außen vor.

[Kerstin] Später am Abend kamen schließlich auch die Mittelalterfans auf ihre Kosten, denn IN EXTREMO beschallten das Festivalgelände mit Dudelsäcken und anderen mittelalterlichen Instrumenten. Zumindest die Pyroshow sollte Sänger Das Letzte Einhorn etwas warmgehalten haben, da er bei etwas schattigen Temperaturen mit nacktem Oberkörper auf der Bühne stand. Songs wie Vollmond und Küß mich kamen bestens an und pyrotechnisch wurde die Bühne sozusagen schon mal für den Hauptact des Sonntagabends getestet.

[Daniel] Dank erheblich gestiegener Popularität haben es die Niederländer WITHIN TEMPTATION um Frontfrau Sharon den Adel, die auch schon zu den M’ERA LUNA Dauergästen gezählt werden können, nun auf die Headlinerposition am Sonntag geschafft. Mit opulenter Bühnendeko und viel Pyros war die völlig auf Sharon zugeschnittene Show die eines Headliners würdig, jedoch hatte es die Formation mit der Pyrounterstützung etwas übertrieben, denn ganz und gar unangenehmer Geruch breitete sich plötzlich auf der Bühne aus und Sharon flüchtete hustend nach hinten zu ihrer Wasserflasche. Nach kurzer Pause ging es mit dem Hitfeuerwerk bestehend aus Songs wie Mother Earth, dem Kate-Bush-Cover Running Up That Hill oder dem balladesken Memories weiter und sogar ein neuer Songs namens The Howling wurde erstmalig in Deutschland live präsentiert. WITHIN TEMPTATION durften entgegen der traditionellen Grenze sogar bis nach 22.00h spielen und entließen ihre Fans, die vom vielen Hände hochreißen schon ganz lange Arme bekommen haben dürften, mit dem Hit Ice Queen auf den Campingplatz bzw. die Autobahn gen Heimat.

Das diesjährige M’ERA LUNA war mal wieder ein wunderschönes Festival, das sich vom Wetter und Line-up up her eigentlich nächstes Jahr kaum mehr toppen lässt, aber das haben wir alle ja letztes Jahr auch schon gedacht. Man darf also sehr gespannt sein...

 

story © Kerstin & Daniel • pics © Daniel