2013-07-13 DE – St. Goarshausen - Loreley Amphitheater
 
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Steven Wilson - Magma - Crippled Black Phoenix - The Pineapple Thief - Sound Of Contact - Sanguine Hum

Da sind wir also, im Loreley Amphitheater. Der Einlaß beginnt pünktlich und super entspannt. Ich drehe erstmal eine Runde und schau mich um. Festival Merch, diverse andere Stände Getränke und… Snacks. Auf der Aussichtsplattform der atemberaubende Ausblick über den Rhein. Ich genieße ein erstes kaltes Radler und wundere mich über das bunte Prog-Volk, das es sich - mit Stühlen, Kissen, Decken und Regenschirmen ausgestattet - bequem macht.

:: Fotos ::

Die mir bis dato unbekannten Britischen Prog Rocker :: SANGUINE HUM :: starten mit einer viertel Stunde Verspätung und vor nur spärlich gefüllten Rängen. Musikalisch fühle ich mich an frühe Rush erinnert, nur das Rush selbst dieser Tage noch deutlich mehr Pep haben. Nett, aber doch recht harmlos und eher für den kleinen Club denn ein Open Air gedacht. Derweil läßt sich bereits Steven Wilson am Bühnenmischpult blicken, was bereits für einige frenetische Rufe sorgt.
Setlist: Cognoscenti, The Trial, From The Ground Up, In Code, System For Solution, Day Of Release, Phosphor, The Weight Of The World Parts 1, 2 & 3, Coast Of Nebraska

:: SOUND OF CONTACT :: machen danach aus 15 Minuten 30 Minuten Verspätung (kein Strom auf der Bühne). Die Band um Phil Collins Sohn Simon hat bereits einen großen Fanclub, der sich, unisono gekleidet, schon beim Soundcheck bemerkbar macht. Die Band hat just ihr Debüt Dimensionaut veröffentlicht, welches eigentlich auch in seiner Gänze gespielt werden sollte. Die Setliste mußte allerdings gekürzt werden. Musikalisch hinterlassen SOUND OF CONTACT ein eher ambivalentes Gefühl, da weder Fleisch noch Fisch, Möchtegern-progressiv und Mainstream zugleich. Der Gesang war live ungleich schwächer als auf CD und auch die Mitstreiter blieben eher blaß. Als ob man nicht auf Anhieb (oder Anblick) wüßte, wo Simon Collins hingehört, gab er vorneweg, quasi als Opener, eine Drum-Einlage, bevor er die Sticks seinem Live-Schlagwerker überließ. SOUND OF CONTACT leben also vorerst nur vom Namen ihres Frontmannes und haben noch einen langen Weg vor sich, um sich in der Prog-Szene musikalisch wirklich zu profilieren.
Setlist: Cosmic Distance Ladder, Pale Blue Dot, Not Coming Down, Omega Point, Möbius Slip Part 1-4

Bei :: THE PINEAPPLE THIEF :: ging es mir ähnlich. Die ersten zwei drei Songs konnten mich noch mitreißen, dann hatte man das Gefühl, daß sich die Band live totläuft und man einen Radioheadabklatsch vor der Nase hat.
Setlist: Give lt Back, Last Man Standing, Shoot First, Show A Little Love, All The Wars, My Debt To You, Snowdrops, Wake Up The Dead, 3000 Days, Build A World, Reaching Out, Nothing At Best

Ruhiger Anfang, rockiges Ende. Ab jetzt wird alles anders :) :: CRIPPLED BLACK PHOENIX :: gehören definitiv zu meinen Alltime-Faves. Ich liebe diese Band einfach! Und ich war neugierig auf den „neuen“ Sänger… und der war mir auf Anhieb sympathisch. Daniel Änghede heißt er, spielt Gitarre, jetzt sind es drei und das ergibt einen mörderisch druckvollen Sound. Das war heute erst sein zweiter Gig (mit nem iPad am Mikroständer für die Texte) und den hat er mit Bravour gemeistert. Überraschung Nummer 2: Daisy Chapman ist zurück. Insgesamt spielten CRIPPLED BLACK PHOENIX wie befreit und rockten so was von das Amphitheater. Die Fans ließen sich umgehend mitreißen und feierten die Band unglaublich ab. Das war so großartig, ganz großes Kino. CRIPPLED BLACK PHOENIX spielten 2 Stunden lang ein Best-Of durch alle Alben. Natürlich durfte Burnt Reynolds zum Schluß nicht fehlen und Fans wollten gar nicht mehr aufhören zu singen ;)
Einziger Wermutstropfen für mich… ich war hinterher nicht schnell genug zurück am Merch-Stand, um mir die Nightrider und The Resurrectionists LPs zu holen. Da muß ich mir noch was einfallen lassen, denn die LPs gibt es nur auf der Tour und in begrenzter Anzahl.
Setlist: Jonestown Martin, Troublemaker, Fantastic Justice, The Heart Of Every Country, Laying Traps, Born In A Hurricane, Release The Clowns, The Brain/Poznan, Of A Lifetime, We Forgotten Who We Are, 444, Rise Up And Fight, Partisan/Bella Ciao, Burnt Reynolds

Auch auf diese Band war ich sehr, sehr gespannt. Ich kenne eigentlich nur ein Album, Mekanïk Destruktïw Kommandöh, und ein paar vereinzelte… Songs. Und :: MAGMA :: sind nicht gerade easy listening Musik. Das konnte also nur ganz fürchterlich oder großartig werden. Tatsächlich war es großartig :) MAGMA sind wirklich sehr seltsam, schräg, kraß, total abgefahren, aber das auf sehr hohem Niveau. Man muß sich drauf einlassen können, natürlich, aber dann packt es einen.
Steven Wilson und Mikael Åkerfeldt, bekanntermaßen MAGMA Fans (sowie beide dazugehörigen Bands) stehen an der Seite und schauen sich die Show an. Mikael hat sich ein MAGMA Shirt ergaunert, meine Wenigkeit war zu spät am Merch... *grrrr* (Ich wollte nach der MAGMA Show Shirts und die CBP LPs kaufen…).
Setlist: Slag Tanz, Félicité Thösz, Mekanïk Destruktïw Kommandöh

Und nun das Grande Finale des ersten Tages :: STEVEN WILSON :: Leider konnte ich ihn ja nicht auf der The Raven That Refused To Sing Tour im Frühjahr sehen, ein Grund mehr, das Festival zu beehren. Und diese Show war magisch! Auf einer riesigen Leinwand liefen die Animationen zum neuen Album, das bis auf einen Song komplett gespielt wurde. Es gab Songs durch alle drei Alben und als Zugabe und krönenden Abschluß Radioactive Toy vom Porcupine Tree Debüt On The Sunday Of Life. Steven Wilson agiert ungemein lebhaft auf der Bühne und hat wohl selbst am meisten Spaß, lästert über: „my best friend Mikael“ ab, der daraufhin kurz auf die Bühne hüpft. Die Lacher hat er auf seiner Seite ;) Übrigens, wenn man weiß, daß STEVEN WILSON Magma Fan ist und diese Band kennt, hört man Einflüsse tatsächlich heraus. Bei untergehender Sonne und blauer Stunde dürfen wir also ein unglaublich großartiges STEVEN WILSON Konzert erleben. Einfach fantastisch.
Setlist: Luminol, Drive Home, Postcard, The Holy Drinker, Deform To Form A Star, The Watchmaker, Index, Insurgentes, Harmony Korine, Raider II, The Raven That Refused To Sing, Radioactive Toy

Damit geht der erste Festivaltag zu Ende und ich schlüpfe glücklich in meinen Schlafsack ;)

 

story & pics © Dajana