2010-05-22 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
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Kreator - Accept - Exhorder - Raven - Artillery - Bulldozer
Evile - Orden Ogan

:: Fotos ::

[Psycho] Obwohl wir extra früh gefahren sind, bin ich schon mal deutlich besser aus dem Bett gekommen… *grmpf*
[Wiebke] Autsch - mein Nacken, den Platz des Motorradrocker-Stands hätte man doch sinnvoller für ein Physiotherapiezelt nutzen können.

[Psycho] Immerhin schafften wir es dann doch so rechtzeitig nach Gelsenkirchen, um auch :: ORDEN OGAN :: noch mitzuerleben. Bewegungsfreudige Band, aber auch hier wurden mir die zu vielen Klischees auf der Bühne durch viel zu viele Keyboards und Chöre aus der Konserve unterstützt. Mensch Leute, das muss doch nicht sein, oder? Soll doch schließlich live sein und nicht die Metal-Playback-Show…
Immerhin sicherte u.a. die Ankündigung, bei der Autogrammstunde CDs auf lau zu verteilen (solange der Vorrat reicht), den Jungs später eine ordentliche Schlange beim entsprechenden Zelt.
[Wiebke] ORDEN OGAN hatten dann auch als erste Band des Festivals auch Pyros am Start, so dass passend zum Rhythmus des letzten Songs Feuersäulen in die Höhe schossen.
Setlist: To New Shores Of Sadness, Reality Lost, The Mystic Symphony, Welcome Liberty, Easton Hope, We Are Pirates, Angels War

[Psycho] Bei den britischen Thrashern :: EVILE :: war hingegen alles echt. Übrigens auch die Probleme mit der Klampfe von Sänger/Gitarrist Matt Drake; das Ding wollte einfach nicht wie gewünscht, und Ersatz war anscheinend nicht zu Hand. So gab es immer wieder Aussetzer, die der Mann aber mit fatalistischer Lockerheit überspielte.
Trotzdem war es ein gelungener Auftritt, weil bei der Band Spielfreude, sympathische Ausstrahlung, Technik und vor allem auch die Songs einfach bestens zusammen passen. So hinterließ das Quartett ein zufriedenes Publikum und sicherlich den einen oder anderen neuen Fan.
[Wiebke] Da ich an diesen Festivaltag eigentlich überhaupt gar keine Erwartungen geknüpft hatte, bin ich von EVILE total überrascht. Die hauen einen wirklich aus den Socken! Nicht zu schnell und richtig coole Riffs. Wenn mir doch der Nacken von gestern nicht so schmerzen würde. Sollten die Jungs mal als Support für Slayer aufspielen, dann behaupte ich jetzt mal ganz ketzerisch, dass die Herren Araya, King und Co. danach noch älter als jetzt schon aussehen werden.
Setlist: Infected Nation, We Who Are About To Die, Nosophoros, Thrasher, Now Demolition, Time No More, Enter The Grave

[Psycho] Danach ging es weiter mit :: BULLDOZER :: aus Italien, einer Thrash-Band, die ich schon in den 80ern nicht wirklich ernst nehmen konnte. Dafür haben sie mir ehrlich gesagt dann doch ganz gut gefallen, auch wenn die Show sicherlich Geschmacksache war. Geboten wurde halt hauptsächlich altmodischer Rumpel-Thrash; da so was ja derzeit wieder Konjunktur hat, war die Band also quasi zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Die Predigerverkleidung des Sängers war sicherlich nicht originell, aber sich gleich 'ne Kanzel auf die Bühne zu stellen macht halt auch nicht jeder. Mutig war es allerdings, praktisch im Herzland von Schalke 04 Schlachtrufe für die Bayern loszulassen. Hintergrund war, dass BULLDOZER als AC Mailand-Anhänger unbedingt wollten, dass Erzrivale Inter Mailand das CL-Finale verliert. Tja, das hat wohl nichts genützt…
[Wiebke] Die Kanzel brauchte der werte Herr, um seine Textblätter dezent deponieren zu können. ;) Ansonsten gefielen mir die mystischen Momente der Italiener recht gut.

[Psycho] Auch :: ARTILLERY :: waren schon in den 80ern aktiv, galten aber im Gegensatz zu ihren Vorgängern immer als Garanten für hochklassiges Songmaterial. Natürlich sind die Jungs inzwischen etwas in die Jahre gekommen, so dass man die Show-Aktivitäten fast komplett dem (jüngeren) Sänger Søren Nico Adamsen überließ.
Der ließ dann bei neuerem (10.000 Devils) und älterem (Into The Universe, Terror Squad) Material nichts anbrennen, obwohl die chaotische Reibeisenstimme von Flemming Ronsdorf natürlich nicht zu ersetzen ist. Einige kleine Wackler im spielerischen Bereich gab's auch zu vermerken, aber trotzdem hat es einfach mal wieder Spaß gemacht, Khomeniac live zu sehen.
Setlist: Intro, Rise Above It All, The Challenge, When Death Comes, By Inheritance, 10.000 Devils, Into The Universe, Upon My Cross I Crawl, Khomaniac, Terror Squad

[Psycho] Die verrückten Briten :: RAVEN :: sind sogar noch länger dabei als die Dänen und gelten seit Jahrzehnten als Garanten für athletischen Power Rock. Und obwohl inzwischen mehr Masse bewegt werden muss als in früheren Jahren, ließen es sich die Gebrüder John und Mark Gallagher auch diesmal nicht nehmen, während des Gigs ständig in Bewegung zu sein und allerhand komische Verrenkungen durchzuführen. Bei soviel Power und Einsatz sollten andere Bands ruhig mal neidisch werden und ihr Haupt in Demut beugen.
Dazu wurde noch fehlerfrei Metal der Extra-Klasse geboten, der einfach straight nach vorne ging und so der Band eine Menge Sympathien sicherte. Trotzdem kam uns während der Show ein ums andere Mal der Vergleich mit Anvil in den Sinn, denn so richtig populär waren RAVEN noch nie und werden es wohl auch nie sein, obwohl es viele Musiker gibt, die sich da gerne als Fan outen.
War auf jeden Fall eine energiegeladene und explosive Show; so macht alt werden Spaß!
Setlist: Take Control, Live At The Inferno!, All For One, Walk Through Fire, Breaking You Down, Speed Of The Reflex, Run Silent, Run Deep - Mind Over Metal, On & On, Break The Chain, Sabbath/ Rainbow Medley

[Psycho] So, jetzt aber endlich :: EXHORDER ::! Die Jungs hatten eigentlich den schwersten Job während des gesamten Festivals, denn die Erwartungshaltung an diesen Auftritt war schlicht und ergreifend gigantisch. Anfang der 90er veröffentlichten die Jungs aus New Orleans zwei im Nachhinein wegweisende Thrash-Platten, waren aber seinerzeit nur im absoluten Untergrund erfolgreich. Als diese Art des riffbetonten, aber doch groovigen Thrash dann auf einmal populär wurde, war die Band schon längst wieder weg vom Fenster, was der Legendenbildung sicherlich keine Abbruch getan hat…
Um es vorweg zu nehmen: der Auftritt war gut, aber eben auch nicht überragend. Optisch vielleicht etwas ungünstig agierend, gab es spielerisch wirklich nichts zu meckern, da haben vor allem die beiden Gitarristen Jay Ceravolo und Vinnie Labella nichts verlernt. Leider war die Snare viel zu leise abgemischt (auch wenn der Mann am Pult steif und fest behauptete, er könne nur dann was lauter machen, wenn am Mikro auch was ankommt), so dass vor allem die schnellen Passagen als ziemlicher Soundbrei beim Publikum ankamen.
Das machte den Leuten aber nichts, die hatten einfach nur Bock auf die Band und feierten sie dementsprechend ab; und dafür bekamen sie dann Granaten wie Homicide, The Law oder (Cadence Of) The Dirge zurückgeballert. Entsprechend begeistert ob dieser Reaktionen waren natürlich Kyle Thomas und die restlichen Musiker, so dass am Ende sicherlich alle Anwesenden mit dieser Reunion-Show höchst zufrieden waren. Den Sacred Reich-Auftritt vom letzten Jahr konnten EXHORDER allerdings bei weitem nicht toppen.
[Wiebke] Fragt sich nur warum EXHORDER nur sechs (!) Bandshirts mitgebracht hatten, so dass die Kaufoptionen am Merchandisestand verlost wurden und man hinterher einige Fans mit langen Gesichtern sah.
[Psycho] Dafür gibt es doch einen ganz einfachen Grund: so mussten sich die lange auf die Band wartenden Fans stattdessen mit den für 50 Euro mal saftig überteuerten Worker-Hemden anfreunden. Von denen war der Vorrat nämlich groß genug…
Setlist: Slaughter In The Vatican, The Law, Homicide, Unforgiven, The Tragic Period, Legions Of Death, (Cadence Of) The Dirge, Exhorder, Desecrator

[Psycho] Und noch eine Legende, die aus der Versenkung wieder auftaucht… In diesem Fall die deutsche Metal-Institution :: ACCEPT ::, die sich nach der Absage von Udo Dirkschneider einfach den ehemaligen TT Quick-Sänger Mark Tornillo rekrutiert haben. Einen undankbaren Job hat sich der Mann da ausgesucht, zumal Udo auch selber weiterhin aktiv ist, aber, um es vorwegzunehmen, er hat diese Aufgabe wirklich mehr als zufrieden stellend gelöst.
Allerdings lag es nicht nur am guten Gesang, dass die Solinger heute so unerwartet deutlich abräumen konnten, sondern auch der Rest der Band war richtig gut drauf! Die Klassiker (u.a. Metal Heart, Breaker, Son Of A Bitch, Balls To The Wall, Princess Of The Dawn und zu guter letzt Fast As A Shark) flogen einem nur so um die Ohren, und es wurde gepost wie eh und je bei ACCEPT. Gott war das in den 80ern schön! ;-)
Ebenfalls bemerkenswert: auch die beiden neuen Songs Teutonic Terror und The Abyss konnten voll überzeugen, so dass die Spannung auf das für den September angekündigte neue Album deutlich angestiegen ist. Also Daumen hoch für ACCEPT!
[Wiebke] ACCEPT boten wirklich eine unterhaltsame, engagierte Show mit amtlichem Gepose und der „neue“ Mann am Gesang machte auch einen Super-Job. Um mich herum lauter extrem textsichere Partyanimals, so dass mir der Gig einen Riesenspaß machte. Nur beim nächsten Mal bitte nicht Metal Heart als Opener!
Setlist: Metal Heart, Living For Tonight, Restless And Wild, Son Of A Bitch, London Leatherboys, The Abyss, Losers And Winners, Teutonic Terror, Breaker, Up To The Limit, I Am A Rebel, Balls To The Wall, Princess Of The Dawn, Fast As A Shark

[Psycho] Den Abschluss des Tages durfte dann die deutsche Thrash-Bastion :: KREATOR :: bestreiten. Da konnte an sich schon nichts schief gehen, denn technisch ist das derzeitige Line Up das stärkste in der Bandgeschichte, das letzte Album war ein echter Knaller, man kann inzwischen auf eine ganze Reihe von Hits aus dem langjährig gereiften Backkatalog zurückgreifen, und ein Heimspiel war es ja quasi auch noch… ;-)
Trotzdem war es wirklich ein besonderer Auftritt der Essener, denn so stark habe ich die Band schon lange (egal mit welcher Besetzung) nicht mehr gesehen. Das war wirklich Extrem Aggression pur! Diese Energie übertrug sich dann 1:1 auf das Publikum, so dass im Rund eine unglaubliche Atmosphäre entstand, die ich so schon lange nicht mehr bei einem Thrash-Konzert wahrgenommen habe. Praktisch alle Leute waren irgendwie in Bewegung, vor der Bühne ging tierisch die Post ab, und die gelungene Songauswahl tat dann ihr übriges. Da konnten selbst die ungewollt komischen, aber wenigstens immer ehrlichen Ansagen von Mille nichts dran rütteln. Ein wirklich bärenstarker Abschluss eines tollen Festivaltages! In der Form werden wir von KREATOR noch eine ganze Menge erwarten dürfen.
[Wiebke] Autsch, mein Nacken, immer noch. Und ja, ich bin ein Mädchen. Trotzdem musste bei Phobia unbedingt der Propeller gemacht werden. Die Bühnensecurity hatte jetzt richtig was zu tun, denn die Crowdsurfer landeten im Sekundentakt im Graben.
Setlist: Intro - Choir Of The Damned, The Pestilence, Hordes Of Chaos, Phobia, Enemy Of God, Impossible Brutality, Endless Pain, Pleasure To Kill, Terrible Certainty, Extreme Aggression, Coma Of Souls, Amok Run, The Patriarch, Violent Revolution, Demon Prince // When The Suns Burn Red, Flag Of Hate, Tormentor

 

story Psycho & Wiebke • pics © Dajana