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  STEVEN WILSON
 
2016-01-14+15 DE – Bochum - Jahrhunderthalle
 

| Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets: 43,50-63,05 EUR zzgl. Gebühren |

 

Über STEVEN WILSON ist schon viel geschrieben und gesagt worden, meist - und zu Recht - in Superlativen. Sein viertes Solo-Album Hand. Cannot. Erase ist - natürlich - ein weiteres Meisterwerk und Meilenstein der progressiven Musik. Vor fast einem Jahr war er bereits mit seinem neuen Album auf ausgedehnter Europatour, wenn möglich an besonderen Orten, immer bestuhlt, mit einem speziellen Programm und fast durchweg ausverkauft. Wir waren im März in Köln dabei (Livereview hier), ein wahrhaft großartiges wie emotionales Konzert.

:: Fotos ::

Nun, knapp ein Jahr später folgt der zweite Teil der Hand. Cannot. Erase Europa-Tour. Wieder ausgedehnt, wieder an meist besonderen Orten, bestuhlt und die meisten Shows bereits ausverkauft. Und natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen wieder dabei zu sein. STEVEN WILSON ist ein außergewöhnlicher Musiker mit einem atemberaubenden Backkatalog an Musik und wirklich fantastischen Liveshows. Wer kann da schon widerstehen?

Unser erstes Konzert im neuen Jahr führt uns und :: STEVEN WILSON :: in die großartige, historische • Jahrhunderthalle • zu Bochum, im wunderschönen Westpark gelegen, der auf den Grundfesten der ehemaligen Mayerschen Gußstahlfabrik errichtet wurde. An zwei Tagen wird STEVEN WILSON hier gastieren, der heutige Tag ist das Zusatzkonzert zum im Handumdrehen ausverkauften eigentlichen Event am Freitag.

Soweit so gut, könnte man sagen, eine Wiederholung des letztjährigen Konzertes in neuer Lokation und mit leicht geänderter Setliste vielleicht. Weit gefehlt. An diesem 14. Januar ist so vieles anders, dass dieses Konzert in einem ganz neues Licht stellt.
Da ist natürlich der Tod von David Bowie, der auch auf STEVEN WILSON einen nicht unerheblichen Einfluss hatte, war doch eine seiner ersten Schallplatten, ein Geburtstagsgeschenk im Alter von 6 Jahren, ein Bowie-Song. Auch seine erste vom eigenen Geld gekaufte Single war ein Bowie-Song.
Tatsächlich würde ich hier und jetzt sogar so weit gehen und sagen, das STEVEN WILSON einer der wenigen Musiker ist, die nun im (musikalischen) Geiste das legitime Erbe von dem antreten, was David Bowie in seiner über 40 Jahre umspannenden Karriere ausmachte. Ich bin mir sicher, dass STEVEN WILSON mal ein ähnliches bedeutendes musikalisches Vermächtnis hinterlassen wird.
Ein weiterer Punkt ist die bevorstehende Veröffentlichung von 4 ½, dem STEVEN WILSON Album dazwischen, eine EP mit 6 Songs auf beinahe Albumlänge als Brücke zwischen Hand. Cannot. Erase und dem neuen Album, an dem er bereits arbeitet. Drei Songs wurden davon im zweiten Teil des Sets gespielt.
Und dann ist da noch das eigene gefühlsbeladene Päckchen, das ein an sich schon emotionales STEVEN WILSON Konzert mit todtraurigen Songs wie Routine zu einem See der Tränen werden ließ.

Das deutlich längere Set startete „gewohnt“ mit dem überlangen Intro First Regret von Hand. Cannot. Erase, untermalt von der trostlosen Großstadtszenerie auf der Leinwand. WILSON startete das Intro dieses Mal vor der Zeit, so dass die Fans nun schleunigst ihre Plätze aufsuchten und STEVEN WILSON punkt 20 Uhr dann unter stürmischen Beifall mit dem so großartigen und in Gänze gespielten Album Hand. Cannot. Erase starten konnte. Bei Routine kam dann zum ersten Mal die wunderbare :: NINET TAYEB :: auf die Bühne, um diesen Song wie auf dem Album zu singen. Was für eine Stimme! Was für eine, ja schon wieder, emotionale Performance zu solch einem so unglaublich unter die hautgehenden Song!

Das Line-Up der Band hat sich ein wenig geändert. Neben den bekannten Musikern Nick Beggs (Bass) und Adam Holzman (Keybords) waren diesmal Dave Kilminster (Gitarre) und Craig Blundell (Drums) mit dabei.
Als der Perfektionist, der STEVEN WILSON ja nun mal ist, war der Sound einmal mehr phänomenal, unglaublich gut ausbalanciert in der großen Halle. Mehr noch, der Sound war nicht nur glasklar und differenziert, man konnte ihn auch spüren! Keine Ahnung, ob das an der Akustik der Halle liegt oder an dem Boden… Sowas hab ich zuletzt 2011 im Amsterdamer Paradiso, eine alte Holzkirche, bei GY!BE erlebt. Einfach unvergleichlich.

Das Konzert bestand dieses Mal aus zwei Sets, unterbrochen von einer 15 (oder 20?) minütigen Pause und summierte sich so am Ende auf über 3 Stunden Spielzeit. Wie bereits erwähnt, lag in der zweiten Hälfte das Augenmerk auf den Songs von 4 ½, welches am 22. Januar über KScope veröffentlicht werden wird. Zwei der Songs stammen aus der Hand. Cannot. Erase Session, ein weiterer war der Porcupine Tree Song Don't Hate Me, im Duett mit Ninet Tayeb.

Natürlich ließ man STEVEN WILSON und seine Band auch nach 3 Stunden nicht einfach so gehen. Standing Ovations und frenetischer Applaus holten die Band schnell wieder zurück für eine Zugabe, bestehend aus dem Porcupine Tree Song The Sound Of Muzak und dem großartigsten grande Finale aller Zeiten… dem David Bowie Song Space Oddity im Duett mit Ninet Tayeb. Eine Hommage und tiefe Verbeugung an den verstorbenen Künstler. Einer der emotionalsten Momente, die ich je bei einem Konzert erlebt habe. Ich hatte ja sowieso die meiste Zeit mit den Tränen zu kämpfen. Nun konnte man aber allerorten ein verstecktes Schneuzen und Seufzen hören und sehen, wie hier und da die Tränen weggewischt wurden. Was für ein Konzert! Was für eine Achterbahn der Gefühle!
Das erste Konzert des noch jungen neuen Jahres markiert auch gleichzeitig das Highlight in 2016 und geht in die Annalen der persönlichen Top 5 Konzerte aller Zeiten ein. Das STEVEN WILSON Konzert dürfte in diesem Jahr schwer zu überbieten sein.

Setlist: First Regret, 3 Years Older, Hand Cannot Erase, Perfect Life, Routine (with Ninet Tayeb), Home Invasion, Regret #9, Transience, Ancestral (with Ninet Tayeb), Happy Returns, Ascendant Here On... // Drag Ropes (Storm Corrosion), Open Car (Porcupine Tree), My Book Of Regrets, Index, Lazarus (Porcupine Tree), Don't Hate Me (Porcupine Tree - with Ninet Tayeb), Vermillioncore, Sleep Together (Porcupine Tree) // The Sound Of Muzak (Porcupine Tree), Space Oddity (David Bowie)

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography