Völlig
unverhofft landete eine Promo von Darkcell auf meinen Schreibtisch.
Da mir weder das Label noch der Bandname ein Begriff waren,
war es an der Zeit, mir einen Überblick zu verschaffen.
Nun denn, Darkcell Digital Music scheint demnach DAS britische
Kultlabel in Sachen Dark Music zu sein.
Etwas mehr über DR KEVOKIAN & THE SUICIDE MACHINE
herauszufinden ist ungleich schwieriger. Hinter allem steht
hauptsächlich Musikerin, Songwriterin und Sängerin
Jordan Reyne. Das vorliegende Album The Ironman
wurde bereits 1999 aufgenommen und in Neuseeland 2000 veröffentlicht.
Dem voraus gegangen war ein Soloalbum von Frontfrau Jordan Reyne
namens Birds Of Prey 1997, welches
hochgelobt wurde und ihr sogar Award Nominierungen in Neuseeland
einbrachte. In dieser Zeit traf sie den deutschen Keyborder
Zed Kelly und konnte auch ihren alten Gitarristen aus Bloodflower
Zeiten überreden, seine Gitarre wieder in die Hand zunehmen.
Mit Jaz Murphy – Bassist, ebenfalls ex-Bloodflower und
Drummer Rikki Cooch starteten sie erneut, diesmal unter dem
Namen Jordan Reyne & Dr. Kevorkian. Danach viel die Band
praktisch auseinander und Jordan schrieb mit Zed im Alleingang
Songs, aus denen The Ironman entstand.
Da sie auch Songs aus der Jordan Reyne & Dr. Kevorkian Zeit
verwenden wollte, holte Jordan ihre ehemaligen Kollegen für
das Studio wieder an Bord, von denen Jaz als drittes festes
Mitglied hängen geblieben ist. Ebenfalls großen Anteil
an diesem Album hatte auch Produzent Simon Holloway.
The
Ironman ist ein unglaublich intensives, dennoch
ruhiges Album mit schaurig schönen und aufwühlenden
Melodien. Eine Symphonie der Emotionen. Intro und Opener The
Washing Machine Song startet mit minimalistischen düsteren
Industrial Samples und Sprechgesang, in denen ätherische
Gesangslinien einfließen und ein melancholisches Cello
innere Zerrissenheit widerspiegelt. Gotham City erinnert
mich in der Art der Intonation der Texte an Björk. Ebenso
ausdrucksstark, ebenso intensiv, ebenso zerbrechlich. Mit den
Echoes I - III gibt es 3 Interludes, die The
Ironman in 4 Kapitel unterteilen, die sich in
den musikalischen Themen unterscheiden. The Keening Song
wird dokumentiert mit „this song has no words“,
dennoch wird gesungen. Ein intuitiver Ausdruck reinster Emotionen
(z.B. wie bei Mila Mar’s Nova).
Musikalisch lässt sich The Ironman
schwer kategorisieren. Sollte man hier auch wirklich nicht.
Lass dich einfach drauf ein und ergründe es!. Bei der Instrumentierung
bleibt man sehr spartanisch aber äußerst effektiv.
Die Industrial Samples sind düster, experimentell aber
dezent, ebenso wie der Einsatz des Cellos und des Pianos, welches
bei Part II gerade mal mit 4 Tönen auskommt. The
Factory und The Trend bedienen sich fast ausschließlich
akustischer Gitarren, die bei Measurement und The
Cure verzerrt und mit kräftigen Basstönen auch
schon mal richtig rocken können.
Über allem schwebt Jordans dunkle und dennoch sphärische
Stimme voll zerbrechlicher Schönheit und intensiver Ausdrucksstärke.
Sie ist eine Visionärin in ihrer Musik, in ihren Texten,
tiefgründig, aufmerksam aber nicht vertrackt, entwickelt
Strukturen und Assoziationen, wie man sie selten findet.
Das Konzept erzählt von drei Charakteren, die durch „Hörräume“
wandern und ein und dieselbe Geschichte von gegensätzlichen
Positionen betrachten. Aber auch ohne das Konzept zu kennen,
kann man Charaktere und eine Geschichte in der Musik ausmachen.
Man kann sie vielleicht nicht vollends nachvollziehen. Das Konzept
ist aber offen genug für eigene Interpretationen. Wer Interesse
hat, kann die Perspektiven der Story auf der Homepage lesen.
The Ironman ist ein fantastisches
Album, das man unbedingt gehört haben sollte, ein Album,
das seinesgleichen sucht!!!
Auf der
News Seite der Bandpage ist zu lesen, das es bereits ein neues
Album namens The Loneliest Of Creatures gibt.
Nun, sobald es die Möglichkeit gibt, dieses Album in Europa
zu erwerben, werde ich haben!!! ;)