SAINT – Hell Blade

 
Label: Retroactive Records
Release: 16.01.2010
Von: Psycho
Punkte: 8/10
Time: 38:58
Stil: Heavy Metal
URL: Saint
 
Schon mal was von SAINT gehört? Nein? Ich vorher auch nicht, obwohl es die Band schon seit über 25 Jahren gibt und ich sogar noch länger dem Metal verfallen bin. Hauptgrund dafür wird wohl sein, dass die Amerikaner dem White Metal-Lager zugerechnet werden und damit in der Berichterstattung der regulären Szene-Presse im Regelfall überhaupt nicht vorkommen.
Das ist ein bisschen schizophren, denn für einen aufgeklärten Menschen ist es doch in beiden Fällen ähnlich idiotisch, ob man auf Konzerten jetzt mit abgenagten Schweineknochen und Kunstblut oder tieffliegenden Bibeln malträtiert wird. Und für mich als Atheist haben sowohl das Christentum als auch der Satanismus bestenfalls zum Kindererschrecken und in der Märchenstunde ihre Berechtigung. Aber letztendlich geht es doch bei Metal um Freiheit und Musik, und wenn jemand dazu religiöse Texte machen will: bitte schön! Ich nehme mir dann halt die Freiheit, mir das Ganze anzuhören oder eben auch nicht.
Sei's drum, durch Zufall bin ich auf Hell Blade, das neunte Album der Band gestoßen, und diese Scheibe ist es allemal wert, hier besprochen zu werden. SAINT kann man zu Recht als traditionell beschreiben, denn den Stil würde ich als irgendwo zwischen Priests British Steel und den besseren Songs von Point Of Entry liegend einordnen. Das besondere daran ist jedoch, dass die Band das Qualitätsniveau dieser Klassiker locker erreicht. Das liegt nicht nur an der guten instrumentalen Leistung von vor allem Gitarrist Jerry Johnson, der sich hier fast permanent ein Mörderriff nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelt, sondern auch an Sänger Josh Kramer. Der klingt nämlich wie der größere Bruder von Rob Halford (also mit leicht tieferer Stimme, aber gleicher Charakteristik) und drückt den Songs so mit seinem abwechslungsreichen Gesang seinen sehr deutlichen Stempel auf.
Was jetzt zunächst noch ein wenig wie die Beschreibung der x-ten Priest-Kopie klingt, gewinnt durch die wirklich guten Songs und die absolut authentisch rüber kommende 80er-Atmosphäre klar an Berechtigung, zumal das Original von solchen Leistungen momentan weit entfernt scheint. Freunden des klassischen Heavy Metals müssten angesichts solcher Perlen wie z.B. dem flotten Opener The Blade, dem hypnotischen To The Cross oder dem schleppenden Sinner Peace wirklich die Freudentränen in die Augen schießen. Mit dem melodiösen Rocker Crying In The Night und den sich auftürmenden Gitarrenwänden in Endless Night beweisen SAINT zudem, dass sie auch die anderen damaligen Trademarks der Priester perfekt beherrschen. Lediglich New World Order erweist sich einfach als zu belanglos und fällt damit gegenüber den restlichen Nummern deutlich ab.
Ok, vielleicht bin ich ja geschmacklich etwas vorbelastet, aber mir ist Hell Blade fette 8 Punkte wert; schon lange keine so gute traditionelle Heavy Metal-Platte mehr gehört. Originell geht natürlich anders, aber wer nach wie vor gerne Stoff der frühen 80er hört, sollte hier zumindest mal reingehört haben.