Schon 
                  mal was von SAINT gehört? Nein? Ich vorher auch 
                  nicht, obwohl es die Band schon seit über 25 Jahren gibt 
                  und ich sogar noch länger dem Metal verfallen bin. Hauptgrund 
                  dafür wird wohl sein, dass die Amerikaner dem White Metal-Lager 
                  zugerechnet werden und damit in der Berichterstattung der regulären 
                  Szene-Presse im Regelfall überhaupt nicht vorkommen. 
                  Das ist ein bisschen schizophren, denn für einen aufgeklärten 
                  Menschen ist es doch in beiden Fällen ähnlich idiotisch, 
                  ob man auf Konzerten jetzt mit abgenagten Schweineknochen und 
                  Kunstblut oder tieffliegenden Bibeln malträtiert wird. 
                  Und für mich als Atheist haben sowohl das Christentum als 
                  auch der Satanismus bestenfalls zum Kindererschrecken und in 
                  der Märchenstunde ihre Berechtigung. Aber letztendlich 
                  geht es doch bei Metal um Freiheit und Musik, und wenn jemand 
                  dazu religiöse Texte machen will: bitte schön! Ich 
                  nehme mir dann halt die Freiheit, mir das Ganze anzuhören 
                  oder eben auch nicht. 
                  Sei's drum, durch Zufall bin ich auf Hell Blade, 
                  das neunte Album der Band gestoßen, und diese Scheibe 
                  ist es allemal wert, hier besprochen zu werden. SAINT 
                  kann man zu Recht als traditionell beschreiben, denn den Stil 
                  würde ich als irgendwo zwischen Priests British Steel und 
                  den besseren Songs von Point Of Entry liegend einordnen. Das 
                  besondere daran ist jedoch, dass die Band das Qualitätsniveau 
                  dieser Klassiker locker erreicht. Das liegt nicht nur an der 
                  guten instrumentalen Leistung von vor allem Gitarrist Jerry 
                  Johnson, der sich hier fast permanent ein Mörderriff nach 
                  dem anderen aus dem Ärmel schüttelt, sondern auch 
                  an Sänger Josh Kramer. Der klingt nämlich wie der 
                  größere Bruder von Rob Halford (also mit leicht tieferer 
                  Stimme, aber gleicher Charakteristik) und drückt den Songs 
                  so mit seinem abwechslungsreichen Gesang seinen sehr deutlichen 
                  Stempel auf. 
                  Was jetzt zunächst noch ein wenig wie die Beschreibung 
                  der x-ten Priest-Kopie klingt, gewinnt durch die wirklich guten 
                  Songs und die absolut authentisch rüber kommende 80er-Atmosphäre 
                  klar an Berechtigung, zumal das Original von solchen Leistungen 
                  momentan weit entfernt scheint. Freunden des klassischen Heavy 
                  Metals müssten angesichts solcher Perlen wie z.B. dem flotten 
                  Opener The Blade, dem hypnotischen To The Cross 
                  oder dem schleppenden Sinner Peace wirklich die Freudentränen 
                  in die Augen schießen. Mit dem melodiösen Rocker 
                  Crying In The Night und den sich auftürmenden Gitarrenwänden 
                  in Endless Night beweisen SAINT zudem, dass sie 
                  auch die anderen damaligen Trademarks der Priester perfekt beherrschen. 
                  Lediglich New World Order erweist sich einfach als zu 
                  belanglos und fällt damit gegenüber den restlichen 
                  Nummern deutlich ab. 
                  Ok, vielleicht bin ich ja geschmacklich etwas vorbelastet, aber 
                  mir ist Hell Blade fette 8 Punkte wert; schon 
                  lange keine so gute traditionelle Heavy Metal-Platte mehr gehört. 
                  Originell geht natürlich anders, aber wer nach wie vor 
                  gerne Stoff der frühen 80er hört, sollte hier zumindest 
                  mal reingehört haben.