Nachdem
ich AEBA’s neuestes Album Shemhamforash
zum ersten Mal gehört hatte, war ich sehr neugierig, wie
es zu dieser phänomenalen Weiterentwicklung gekommen ist.
Wie ich bereits im zugehörigen Review schrieb, hat die Band
sich damit an die Speerspitze des internationalen Black Metal
katapultiert... Doch nun lest selbst, was Isegrim zu erzählen
hat...
Martin:
Hallo erstmal und herzlichen Glückwunsch zu Eurer neuen CD.
Sie klingt wirklich noch um einiges ausgereifter als die Alben
davor. Habt Ihr gezielt darauf hingearbeitet, diesen Qualitätssprung
zu schaffen, oder war das eine "natürliche Entwicklung"?
Isegrim: Hallo Martin, vielen Dank für’s Kompliment.
Nun ich denke, dass jeder Musiker bzw. jede Band das Ziel vor
Augen hat, sich bei jeder neuen Veröffentlichung zu verbessern.
Wir haben nicht völlig bewusst darauf hingearbeitet Rebellion
- Edens Asche total zu übertreffen, es ist
natürlich auch auf eine natürliche Entwicklung zurückzuführen.
Ich glaube aber, dass nach verschieden Line-Up wechseln einige
Krisen überwunden wurden und jeder bei AEBA
ein starkes Interesse hat gute Musik, bzw. gute Alben zu kreieren.
Die Songs von Shemhamforash entstanden
alle zwischen 2002 und 2004. Wir haben in dieser Zeit unser Bestes
gegeben um einen würdigen Nachfolger von Rebellion
zu entwickeln.
Martin:
Ihr setzt gezielt Keyboards ein, um Atmosphäre zu erzeugen.
Wie wichtig ist für Euch das Mystische am Black Metal? Sollte
Härte in der Musik überwiegen, oder kommt es eher auf
Kälte, Dunkelheit und bedrohliche Klänge an?
Isegrim: Ich bezeichne den Black Metal gegenüber
anderen Musikstilen als relativ offen, was die Instrumentierung
betrifft. Du hast recht, wir benutzen das Keyboard um eine gewisse
Atmosphäre zu kreieren. Ich denke der Black Metal ist eine
gute Ausdrucksweise um eine Menge Emotionen frei zu setzen. Dies
betrifft in meinen Augen Gleichwertigkeit zwischen Hass, Zorn,
Brutalität oder Melancholie. Mir geht es aber nicht darum
nur Härte in dieser Musik zu offenbaren, sondern auch gleichermaßen
eben genannte Bedrohlichkeit, Kälte und Dunkelheit zu erzeugen.
Ich denke, dass die Synths ein gutes Mittel sind, dies mit in
die Musik einfließen zu lassen. Ich denke, die Antipathie
innerhalb der Szene gegenüber diesem Instrument führt
auch auf die Unfähigkeit vieler Black Metal Bands zurück,
Keyboards oder Synths richtig einzusetzen um Atmosphäre zu
erzeugen.
Martin:
Wie empfindet Ihr die momentane Situation der Black Metal Szene?
Mehr und mehr "alte" Größen hören auf,
und es gibt ja auch eine Menge Nachwuchs, aber viele Leute behaupten,
dass der "Kult" von einst nie mehr erreicht werden wird.
Wird der klassische Warpaint Black-Metal auf Dauer aussterben?
Isegrim: Die derzeitige Situation innerhalb der Black
Metal Szene? Keine Ahnung, ich interessiere mich schon seit einiger
Zeit nicht mehr dafür. Ich habe einfach manchmal das Gefühl,
dass innerhalb dieser Szene, speziell der deutschen Szene niemals
ein wirklicher Zusammenhalt existiert hat.
Ich traf schon so oft auf Leute, welche so sehr mit Komplexen
vorbelastet sind und ich glaube, dies ist nur die Spitze des Eisberges.
Dieses ganze Pseudogeschwafel, true oder untrue, warpaint oder
kein warpaint, neuerdings Trigger oder nicht getriggert, man ich
kann nur noch müde grinsen über diesen ganzen Schwachsinn.
Anstatt sich gegenseitig zu respektieren und zu unterstützen
hackt jeder auf jeden rum. Wir stecken zwar noch ziemlich stark
mit drin, dies ist aber auf unserer Liebe und Verbundenheit zu
dieser Musik zurückzuführen. Wir sind Musiker und verbinden
mit dem Black Metal eine Lebenseinstellung und ich denke dies
lassen wir uns auch vom letzen und größten Arschloch
innerhalb dieser Szene nicht nehmen. Was die alten Bands und Größen
betrifft ist es doch ganz klar, wenn man bedenkt wie lange manche
Bands schon dabei sind oder waren. Ich denke jede Band hat innerhalb
ihrer Existenz Höhen und Tiefen. Man sollte jedoch rechtzeitig
etwas beenden, bevor man im Abgrund der Bedeutungslosigkeit vor
sich hinvegetiert. Ich hab die Glanzzeiten des Black Metals bewusst
miterlebt und darüber bin ich froh. Zur Zeit verhält
sich die Black Metal Szene von teilweise seltsam bis hin zu unsagbar
dumm - sehr zum Leid ihrer Glaubwürdigkeit. Ob der klassische
Black Metal aussterben wird, weiß ich nicht, bin kein Prophet
und kenne auch nicht die Zukunft. Jede Musikszene hat ihre Höchst-
und Tiefstzeiten, aber die Metalszene allgemein ist viel zu beständig,
um wirklich einmal von der Bildfläche zu verschwinden.
Martin:
Die meisten Black Metal Bands von heute nennen meistens Celtic
Frost, Bathory oder inzwischen auch Darkthrone als ihre größten
Einflüsse. Woher bezieht Ihr Eure Inspirationen, oder besser:
Was steht bei Euch derzeit hoch im Kurs? Noch vor einigen Jahren
hätten die wenigsten Schwarzmetaller zugegeben, dass sie
auch CDs anderer Richtungen hören und sich davon beeinflussen
lassen.
Isegrim: Natürlich sind auch wir von oben genannten
Bands inspiriert worden. Allerdings gab es noch eine Menge weiterer
Bands, die ich dahin zuzählen würde. Diese Liste wäre
zu lang um komplett genannt zu werden. Heutzutage lassen wir uns
nicht mehr allzu viel von anderen beeinflussen, sondern versuchen
stets unsere eigene Kreativität zu nutzen. Sicherlich hat
man sich früher mehr an anderen orientiert oder war deren
Einfluss erlegen, aber die Zeiten ändern sich und man lernt
seine eigenen Fähigkeiten auszubauen und zu nutzen. Was andere
Einflüsse oder Musikstile betrifft gebe ich gerne zu, dass
man in meiner Sammlung und auch in den CD Beständen der AEBA
Mitglieder nicht nur Black Metal Bands findet. Sicherlich macht
dies einen Großteil des eigenen Besitzes aus, aber wir sind
nicht mit Black Metal auf diese Welt gekommen und haben viele
Musikarten kennen gelernt. Auch beim Metal ist es so, denn ich
höre zwar seit über 16 Jahren Metal, bin aber nicht
mit Black Metal angefangen, sondern den klassischen Weg gegangen.
Von Rock, Hardrock, Heavy-, Speed-, Thrash- bis hin zum Death
Metal war alles dabei und dementsprechend besitze ich auch eine
Menge Alben aus diesen Kategorien. Ich habe kein Problem damit,
denn wer nur dem Black Metal verfallen ist weiß gar nicht
wie gut andere Musik auch sein kann. Mit den anderen von AEBA
verhält es sich genauso, auch deren Einflüsse und Geschmäcker
deckt eine Vielzahl an Musik ab.
Martin:
Wie entstehen bei Euch die Songs? Besonders das Songwriting auf
Shemhamforash überzeugt sehr - arbeitet Ihr alle gleichzeitig
an neuem Material, oder habt Ihr ein "Mastermind" in
der Band?
Isegrim: Grundsätzlich liefern ich, Schattensturm
oder Exul das Grundgerüst eines Songs. Im Proberaum wird
dann solang daran gefeilt, bis jeder Vorschlag, jede Idee angehört
bzw. ausprobiert wurde und wir alle mit dem Endresultat zufrieden
sind. Ich denke dies lässt die Musik interessanter gestalten
und klingen als wenn nur einer alles im Alleingang erschaffen
würde. Auch hier spielen verschiedene Kreativitäten
und auch Einflüsse eine entscheidende Rolle und gerade dies
macht die Musik vielseitig. Natürlich achten wir beim Komponieren
und kreieren stets darauf, dass doch eine gewisse Grenze eingehalten
wird, sodass die einzelnen Stücke nicht zu sehr voneinander
differenziert klingen. Letzten Endes werden jedoch alle beim Erschaffen
des Songmaterials von AEBA beteiligt.
Martin:
Könntet Ihr Euch vorstellen, mal auf einem Festival wie dem
Wacken zu spielen, falls man es Euch anbietet? - und: plant Ihr
eine Club-Tour zu der neuen CD?
Isegrim: Was Wacken betrifft, weiß ich nicht so
recht... Ich komme nicht so gut mit den vielen Leuten dort klar
und die Atmosphäre dort gefällt mir nicht, aber das
hat persönliche Gründe. Ich könnte mir eher vorstellen
auf einem kleineren Festival zu spielen. Mal sehen, vielleicht
nächstes Jahr. Wie es sich mit einer Tour verhält kann
ich auch nicht so recht sagen. Noch ist nichts geplant. Es ist
außerdem nicht so leicht für uns, da wir entweder beruflich
oder an der Uni integriert sind. Vielleicht wird’s noch
was, entweder dieses oder nächstes Jahr. Allerdings dürfte
diese Tour nicht allzu lang sein, da wir doch sehr gern unsere
eigene Wege gehen. Länger als eine Woche würde das keiner
von uns aushalten, als das es nicht in einem Massaker enden würde.
Wir werden abwarten und sehen was passiert.
Martin:
Vielen Dank für Eure Antworten und alles Gute für die
Zukunft!
Isegrim: Ich danke Dir auch für dieses Interview
und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit Deinem Zine. In
Darkness forevermore...
Isegrim
/ AEBA
Und
auch ich bedanke mich an dieser Stelle für die ehrlichen
und vernünftigen Antworten eines (wie man sieht) sehr freundlichen
Interviewpartners und gebe zurück in die Sendezentrale. ;-) |