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ALGHAZANTH bestehen schon ein paar Jährchen, sind aber bis zum neuesten und sehr guten Album Wreath Of Theveat beinahe spurlos an mir vorbeigegangen. Einigen von Euch dürfte es in dieser Hinsicht ähnlich gehen. Damit sich dieser Umstand ändert, stellte ich Gorath Moonthorn dem Drummer von ALGHAZANTH, einige Fragen. Viel Spaß beim Lesen!

Leo: Gratulation zu Eurem gelungenen Monolith of Majestic Black Metal, Wreath Of Thevetat betitelt! Obwohl dies bereits die fünfte Scheibe von Euch ist, werden viele Hörer den Namen ALGHAZANTH kaum kennen. Erzähl doch bitte kurz Eure Geschichte!
Gorath Moonthorn:
Wir begannen im Herbst 1995 und seitdem haben wir zwei Demos (1996 und 1997), eine Promo (1997) und fünf Alben (Thy Aeons Envenomed Sanity 1999, Subliminal Antenora 2000, Osiris-Typhon Unmasked 2001, The Polarity Axiom 2004 und Wreath Of Thevetat 2008) herausgebracht. Es gab zahlreiche Besetzungswechsel, sodass es Wahnsinn wäre sie alle hier aufzuzählen. Nicht zu vergessen, dass wir zwischenzeitlich schlichtweg untätig sein mussten. Das gegenwärtige Line-Up besteht aus Goat Tormentor (vocals, bass), Thasmorg (guitars), Grimort (guitars), Ekholm (synths) und Gorath Moonthorn (drums). Thasmorg und ich sind seit dem Beginn dabei.

Leo: Was bzw. wen möchtet Ihr mit Eurer Musik erreichen?
Gorath Moonthorn:
Unsere Musik ist zuallererst ein Kanal für unsere Kreativität und ein Mittel um unsere tiefsten Emotionen und Gedanken zu transportieren. In diesem Zusammenhang ist das höchste Ziel, das wir mit unserer Musik erreichen möchten, uns so gut wie möglich auszudrücken... Wenn wir gefragt werden was wir denn erreichen wollen, dann wäre das Hauptziel, bestimmte dunkle Gefühle zu erwecken und einen Nachhall zu finden in den Gedanken der Hörer die unsere Botschaft teilen und sie in weiterer Folge verstärken oder abzuändern. Wir möchten Emotionen erwecken und Gedanken anregen und dies versuchen wir durch die Kanalisierung unseres tiefsten Inneren. Es möge in manchen Wurzeln schlagen oder auch nicht.
Es gibt keinen typischen ALGHAZANTH-Fan, viele Metalfans scheinen unsere Arbeit zu mögen. Am meisten sind Jene in unserem Netz verstrickt, die den tieferen Aspekt in unseren Liedern erkannt haben, also all jene, die unter der Oberfläche kratzen und tiefer graben, haben mehr Nahrung für die Seele – so könnte man es nennen.

Leo: Was bedeutet Euer etwas schwierig auszusprechende Band-Name?
Gorath Moonthorn:
Es dürfte dich nicht überraschen, dass wir diese Frage immer wieder beantworten dürfen... aber das ist der Preis, den wir für diesen einzigartigen Namen zahlen wollen – und was noch wichtiger ist, er wurde uns aus dem Geisterreich gegeben.
ALGHAZANTH ist der Name einer todbringenden Gestalt, die mir im Traum in Gestalt eines weißen Wolfes erschien. Er sagte mir, dass er mich aus dem Reich der Sterblichen reißen würde, aber nicht bevor ich eine wichtige Aufgabe erfüllt hätte. Und hier bin ich nun, immer noch auf meinem Weg, diese Mission zu erfüllen. Ich bin nicht in der Lage, das ganze Ausmaß dieser Mission zu eröffnen und ich hege auch nicht den Wunsch, dies zu tun, aber ich bin mir sicher, dass es mehr ist, als einen Haufen Platten aufzunehmen und live zu spielen.

Leo: Wie wichtig ist der lyrische Aspekt bei ALGHAZANTH?
Gorath Moonthorn:
Sehr wichtig. Die Texte übermitteln, was die Abstraktheit der Musik nicht schafft. Die Musik und die Texte befinden sich in einem nahen Zustand der Symbiose und ich sehe sie als gleichwertige Komponenten an, zumindest in unserem Fall. Die Texte vertiefen den allgemeinen Fluss der Energie und sie können den Gedanken hinter einem Song auch für sich selbst übertragen. Einfacher ausgedrückt: obwohl Texte und Musik Hand in Hand gehen und gleichwertig sind, ist es doch der lyrische Aspekt, der das Herzstück formt. Verzerrte Gitarren und Blastbeats machen alleine nicht die Essenz der Kunstform Black Metal aus – es ist der satanische Textinhalt, der am wichtigsten ist.

Leo: Was gab die Initialzündung für Euch, überhaupt Metal zu spielen, welche Inspirationen sind Dir wichtig?
Gorath Moonthorn:
Ich denke, dass sich alles recht natürlich entwickelt hat. Ich meine, wenn es mit dem Metal so anfängt und wie wir ihn entdeckten, die gleiche Geschichte könnte jeder erzählen, der in der Szene involviert ist. Zuerst hörst du Metal von deinen älteren Geschwistern oder älteren Freunden, dann findest so es interessant und hörst dir alles an so wie sie, dann entdeckst du mehr und mehr Bands und so weiter und so fort. Du wirst infiziert und es gibt kein Zurück.
Der Gedanke, selber Metal zu spielen, entstand wegen der Energie, die aus den Lautsprechern floss, wenn ich Bands anhörte die ich in früheren Tagen entdeckte, bevor ich mir ein Drumkit kaufte. Ich wollte dann auch etwas erschaffen und nicht bloß anhören. Ich fühlte, dass ich etwas zu geben hätte – etwas, das nur darauf wartete, rausgelassen zu werden. Daher beschloss ich, mir ein Schlagzeug zu kaufen und kurz darauf formierten wir unsere Band. So ist es abgelaufen, also gab es keinen unmittelbaren Anlass. Die Hauptinspiration für mich ist meine Überzeugung. Mein Vertrauen und mein Verlangen treiben mich voran auf diesem Weg. Ich muss die Dunkelheit ergründen und muss durch Kunst ausdrücken was ich bereits entdeckt habe: suchen, verstehen, ausdrücken und verehren.

Leo: Wie wird sich die Szene in den nächsten Jahren entwickeln?
Gorath Moonthorn:
Ich besitze keine Kristallkugel und deshalb ist meine Vision so gut wie die jedes anderen auch. Das einzige was sicher ist: Trends kommen und gehen. Alles bewegt sich in Kreisen und Metal ist sicherlich keine Ausnahme.

Leo: Was denkst Du über Black Metal?
Gorath Moonthorn:
Nun gut, ich spiele in einer Black Metal Band, ich lebe und atme seine Essenz immerdar, also was denkst du, was ich darüber denke? Black Metal ist die Musik des Feindes, es ist eine von vielen Stimmen für Satan. Es ist weit mehr als Entertainment, es ist Erleuchtung. Es bedeutet mir verdammt viel und manchmal bricht es mir das Herz wenn ich sehe, dass Black Metal dazu benutzt wird, um Teenager und ihre leichtgläubigen Sichtweisen auszunutzen.. Andrerseits ist dieses Vorgehen so weit vom wahren Herzen des Black Metal entfernt, dass mich all diese Ausnutzung und Hurerei dieses „Big Business“ in keinster Weise kümmern sollte. Nur manchmal irritiert mich das ein wenig. Es ist verdammt schwer; Zeuge zu werden, wie etwas, das du liebst, so verrissen wird.

Leo: Es ist heutzutage sehr schwer, eigenständig zu klingen. Könnte es ganz neuartige Einflüsse und Impulse geben, könntet Ihr Euch vorstellen, komplettes Neuland zu betreten?
Gorath Moonthorn:
Nur damit wir anders klingen? Nein! Wir wollten nie nach Originalität an sich trachten, unsere Leidenschaft besteht darin, die Musik die wir lieben so gut wie möglich zu spielen. Wir werden das Rad nicht neu erfinden, das können andere tun, wenn sie es wollen. Es ist kein Ding der Unmöglichkeit etwas komplett Neuartiges zu erschaffen, im Rahmen unserer Arbeit, aber das müsste zu 100% natürlich passieren und ich will nicht absichtlich nach einem solchen Element suchen um es dann passend zu machen. Unsere Wurzeln liegen im traditionellen Black Metal und darum ist es auch höchst unwahrscheinlich dass wir etwas grundlegend Neues erfinden. Was wir tun, kommt aus unserem Inneren, direkt aus dem Herzen. Falls das jemand gewöhnlich oder altmodisch findet, soll es so sein. Es gibt genügend innovative Bands, die man auswählen kann.

Leo: Wäre es nicht einfach, eine bekannte Coverversion zu verbraten, um einen Hit zu landen und bekannter zu werden?
Gorath Moonthorn:
Das ist ein wenig absurd in vielerlei Hinsicht. Zuallererst, Black Metal Bands haben seit Anbeginn Coverversionen aufgenommen und ich kann mich wirklich nicht erinnern, dass auch nur eine dieser Bands ihre Bekanntheit gesteigert hätte. Coverversionen zählen in diesem Subgenre nicht, weil das eigens Geschaffene ausschlaggebend ist. Davon abgesehen, worin läge der Sinn, sich selbst durch eine fremde Kreation bekannter zu machen? Einer Band Tribut zu zollen ist die eine Sache, deren Werk auszubeuten eine Andere. So eine Mentalität könnte bei einer Nu Metal Band funktionieren, die ein Lied eines legendären pädophilen Mondwandlers covert, aber wir reden hier über Black Metal und in dieser Welt ist Integrität wertvoller als den Massen bekannt zu sein.

Leo: Verschiedene Genres hatten gute und schlechte Zeiten. Der Metalcore-Trend ist abgeflaut, was könnte das nächste große Ding werden?
Gorath Moonthorn:
Wer weiß das schon? Und wen interessiert’s? Mich nicht, das ist sicher. Ich werde weiterhin mein Ding durchziehen, egal ob es das nächste große Ding wird oder nicht.

Leo: Welche Live-Erfahrungen sind Euch in Erinnerung geblieben? Gab es einen besonders guten bzw. schwierigen Auftritt?
Gorath Moonthorn:
Für mich persönlich war unser allererster Auftritt 1999 (glaube ich, sicher bin ich mir nicht, haha) der Denkwürdigste. Es war kein gutes Konzert, sogar weit davon entfernt, aber die Erfahrung war außerordentlich, wen du die Atmosphäre spürst, das war eine umwerfende Sache für mich als Künstler. All die Energie war ansteckend und ich wurde von ihr gefangen genommen weil ich es liebe, live zu spielen. Es erfüllt die schwarze Leere in mir und gleichzeitig pumpt diese ausgefüllte Leere Energie in die mich umgebende Welt – eine Interaktion jenseits aller Beschreibungen.

Leo: Werden wir ALGHAZANTH demnächst auf einer Tour in Mitteleuropa sehen?
Gorath Moonthorn:
Es tut mir leid, aber es ist noch gar nichts spruchreif, nicht einmal fern am Horizont. Wir würden wirklich gerne Konzerte bei Euch spielen, das ist klar. Ich hoffe ehrlich dass sich etwas in dieser Hinsicht ergeben wird, weil eine Menge Leute bereits die gleiche Frage gestellt haben. Hoffen wir also das Beste!

Leo: Wer wäre denn ein Wunschkandidat, um die Bühnenbretter zu teilen?
Gorath Moonthorn:
Manche würden jetzt erwarten dass ich einen großen Namen einer legendären Black Metal Band in die Runde werfe, aber das ist nicht meine Vorstellung einer Traum-Tour. Nicht dass ich etwas dagegen hätte, ganz bestimmt nicht. Aber ich denke eine Tour mit zwei bekannten Black Metal Horden aus Finnland wäre das Ideal meiner Meinung nach. Es wäre großartig, drei mehr oder weniger gleich bekannte Bands auf der Tour zu haben. Bevorzugterweise sollten sich diese Gruppen dann auch untereinander kennen, am besten schon vor der Tour. I denke wirklich dass dies ein nettes Unterfangen für einen erfolgreichen Feldzug wäre.

Leo: Was macht ALGHAZANTH besonders, warum sollte ein Fan gerade Eure Band aus dem unübersichtlichen Meer des Angebots fischen?
Gorath Moonthorn:
Ich weiß nicht ob wir eine Besonderheit an uns haben. Das kommt auf deine Sichtweise an. In meinen Augen ist die größte Rechtfertigung für unser Bestehen die Tatsache, dass wir treu an unserer Vision festhalten, ganz egal, was die Trends gerade vorschreiben würden – und wir ziehen unser Ding durch, das direkt aus unserem Herzen kommt. Meiner Meinung nach kannst du beide Aspekte in unserer Musik hören im Sinne von kompromisslosem und anderweltlichem Energienfluss verschiedenster Emotionen. Viele haben diese Annahme bestätigt, vor allem auf dem neuen Album, und ich denke wir stellen eine willkommene Alternative zu den klinisch klingenden und überpoliert symphonischen Black Metal Bands dar. Jeder der sich von Black Metal angezogen fühlt, der sowohl atmosphärisch als auch aggressiv ist, sollte dem Album eine Chance geben und für sich selbst entscheiden ob ich hier jemanden an der Nase herumführe oder nicht.

Leo: Richtet Euren Blick in die Zukunft – wo wollt Ihr in zehn Jahren auf der Erfolgsleiter stehen?
Gorath Moonthorn:
Wie du sicher schon durch meine vorigen Antworten herausgefunden hast, ist Erfolg nicht genau das wonach wir mit ALGHAZANTH streben. Versteh mich nicht falsch – sicher wäre es großartig in gewisser Weise, sich selbst von der Musik erhalten zu können, einfach Black Metal zu spielen. Das ist dennoch nicht das, was wir erreichen wollen und, um die Wahrheit zu sagen, die ganze Idee kommt mir eher utopisch vor. Wo wir in zehn Jahren stehen werden? Schwer zu sagen, ich würde sagen es ist besser den Dingen ihren Lauf zu lassen und unsere Bestimmung zu erwarten

Leo: Ich danke für die Beantwortung der Fragen und wünsche nur das Beste für die Zukunft!
Gorath Moonthorn:
Danke für das Interview und für deine Unterstützung! Ecrin Saitan!

 

10/2008 © Leo Seebauer • Alghazanth