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Passender könnte ein Titel für eine Veröffentlichung kaum sein als The Nightmarish Compositions, verbreiten BISHOP OF HEXEN doch durch ihre Klänge eine unheimliche, geisterhafte Atmosphäre. Von ebendiesen Kompositionen in den Bann gezogen, war es mir eine Freude, mit Dimrost, seines Zeichens Keyboarder, Musik, Texte und Philosophie der Band genauer zu beleuchten; die Antworten waren durchwegs interessant und ausführlich.

Bishop Of Hexen

Leo: Gratulation zu Eurem neuen Album The Nightmarish Compositions! Der Titel wurde wirklich gut gewählt, die verbreitete Atmosphäre ist dunkel und gespenstisch. Wie und wo komponiert Ihr Eure Songs?
Dimrost:
Ich danke Dir für das Interview und die Komplimente!
Der Titel für das Album wurde von unserem ehemaligen Sänger und meinem Bruder Balzamon gewählt, wir alle dachten das wäre der perfekte Titel zur Beschreibung unserer Musik und unseres textlichen Konzepts. Die Musik wird von mir (Dimrost) und unserem Gitarristen Ariel E. geschrieben. Die Riffs bringen wir zu den anderen Bandmitgliedern, die dann Ihre Ideen hinsichtlich der Musik dazugeben – also wird die Musik von der ganzen Band komponiert.

Leo: Bitte erkläre die Philosophie der Band!
Dimrost:
Die ganze Grundidee hinter dem Album hat biblische Ausmaße. Biblisch jetzt nicht im Sinne der klassischen religiösen Konzeption, wie die religiösen Einrichtungen es verstehen (sei es nun die Kirche oder Synagoge), jedoch in einer weltlichen Art und Weise. Diese genannten Einrichtungen haben die Schafe durch die Jahrhunderte dahingehend irregeführt, dass sie das Monopol auf Geschichte, Datum, Zeit und Fakten hätten. Sie fordern dass die Bibel oder das Neue Testament der Beginn der Menschheit wäre, obwohl die Bibel erst 35 000 Jahre nach Beginn der menschlichen Existenz geschrieben wurde. 35000 Jahre Existenz wurden in ein Buch gezwängt, schön und bildlich zusammengefasst, ein Weg der für uns hebräische Leser eher zugänglich ist. Wir können es direkter verstehen weil das 3000 Jahre alte Hebräisch bei uns noch immer gebräuchlich ist. Das Konzept der Nussschale handelt von unserer Auffassung von Satan und Gott, von Gut und Böse und dem klassischen Äquivalent davon. Satan wandelt auf der Erde, jedoch in unseren Herzen und Seelen. Es gibt Tage wo er uns für sich gewinnt, eigentlich jeder Atemzug von uns entwickelt eine andere Stimmung und verschiedene Gedanken. Jeder Gedanke hat ein wenig Teuflisches und Göttliches in sich. Jedes Lied hat einen anderen Betrachtungswinkel dieses Kampfes zwischen Gut und Böse, den wir jeden Moment führen.

Leo: Kannst Du uns die Bedeutung der Texte erläutern?
Dimrost:
Die Texte behandeln den seelischen Aufruhr, den wir während dieser Reise, genannt Leben, erdulden müssen - hervorgerufen durch Kummer, Angst und Mühen; weiters vom jüdisch-christlichen Paradoxon, vor allem in der Black Metal Gemeinschaft. Sie behaupten dass die Bibel gegen Satan wäre und erachten es als „White metal“. Tatsächlich ist die Bibel die erklärte Quelle des Bösen. Wir leben in einer Welt in der gute Menschen ermordet werden und Dämonen Amok laufen. Also ist Satan nicht ein paarhufiges Untier, er ist in uns. Abgeleitet von dieser Annahme ist die Bibel das satanischste Werk überhaupt. Ich wünschte dass unsere Texte richtig gedeutet werden, in dem Sinne dass sie uns Vorstellung von unserem Selbst gibt, wer wir sind und wie zeitlich begrenzt alles ist. Alles handelt vom vorher genannten Kampf.

Leo: Welchen Stellenwert nimmt Musik in Deinem Leben ein? Musst Du nebenher einer Arbeit nachgehen?
Dimrost:
Musik zu Komponieren ist ein Prozess den ich niemals stoppen kann, es ist ein riesiger Teil in meinem Leben, gerade jetzt da The Nightmarish Compositions veröffentlicht wurde. Ich schreibe schon Kompositionen für das nächste BISHOP OF HEXEN Album. Ein Musiker kann niemals aufhören, das zu erschaffen, was er am meisten ersehnt. Natürlich müssen wir nebenher arbeiten, leider kann eine Band in Israel nicht von der Musik allein leben – deshalb müssen wir einem regulären, banalen Job nachgehen, um Rechnungen zu bezahlen, einfach um zu überleben…

Leo: War das Leben als Metalfan in Israel schwierig?
Dimrost:
Wir können in Israel tun und lassen was wir wollen, was auch immer wir glauben und wünschen. Israel ist ein demokratisches Land und Du kannst jeder Art von Kunst nachgehen,

Leo: Wo habt Ihr Euren „Stoff“ gekauft?
Dimrost:
Jedes Bandmitglied hat seine Ausrüstung in israelischen Geschäften gekauft; die Szene hier ist sehr entwickelt und Du kannst jedes Instrument kaufen, das Du haben willst.

Leo: Welche Alben haben Deine Kindheit/Jugend beeinflusst?
Dimrost:
Wenn ich die jetzt alle aufzählen würde, wäre das Interview sicher 50 Seiten lang! Hauptsächlich hatten folgende Bands großen Eindruck auf mich gemacht: Arcturus, Dimmu Borgir, alte Cradle Of Filth, alte Emperor, Bathory, Celtic Frost, Rhapsody, Slayer etc. Die Einflüsse auf BISHOP OF HEXEN sind verschiedenartig, so etwa klassische Komponisten, epische Filmmusik und unser eigenes Interesse an Fantasy und Geschichte. Wir kombinieren alle diese Einflüsse, um unsere eigene Richtung zu erschaffen.

Leo: Waren/sind CDs und T-Shirts teuer?
Dimrost:
Leider sind hier CDs und alle anderen Metal-Artikel ziemlich teuer, weil die meisten importiert werden müssen, aber Du kannst 2nd hand Zeugs in manchen Geschäften bekommen…

Leo: Was hat sich in den 12 Jahren des Bestehens der Band geändert? Sind die Menschen aufgeschlossen? Gibt es viele Metalfans oder spielt sich die Szene im Underground ab?
Dimrost:
Es hat sich einiges getan in der letzten Dekade, die Presse ist aufgeschlossener und schenkt der Metalszene viel mehr Aufmerksamkeit. Das drückt sich durch umfassendere Konzertberichte und zahlreichere Besprechungen von Metalalben aus. Außerdem kommen viele Bands aus dem Ausland um hier live zu spielen und natürlich gibt es eine Menge israelischer Bands, die jedes erdenkliche Genre spielen.

Leo: Wie schaut es mit Konzerten aus? Wie viel kostet eine Eintrittskarte?
Dimrost:
Konzerte sind alltäglich in Israel, fast jede Woche gibt es 2 oder 3 Konzerte in Tel-Aviv oder Umgebung. Eine Karte kostet ungefähr 25-30 Dollar für eine internationale Band, für eine israelische Band dann weniger. Wie schon vorher erwähnt, spielen viele Bands aus dem Ausland hier, aus jeder musikalischen Ecke.

Leo: Der Sitz Eures Plattenlabels CCP ist in Österreich. Wie seid Ihr in Kontakt gekommen? Seid Ihr zufrieden mit deren Arbeit?
Dimrost:
Wir haben 2004 einen Deal für unser zweits Album gesucht und deshalb eine Promo von Unveil The Curtain Of Sanity an CCP geschickt, weil wir schon viel Gutes über sie gehört hatten. Sie haben uns dann einen fairen Deal angeboten und wir haben unterschrieben. CCP erledigen einen guten Job hinsichtlich Werbung und Vertrieb für das neue Album. Natürlich erwarten wir, dass CCP den Bekanntheitsgrad von BISHOP OF HEXEN in der Black Metal Szene erhöhen.

Leo: Werdet Ihr eine Tour in Europa (inkl. Österreich?) spielen?
Dimrost:
Tja, jetzt nach der Veröffentlichung von The Nightmarish Compositions planen wir schon eine europäische Tour und wir arbeiten gerade an den Details. Sicherlich wird Österreich mit dabei sein, denn wir haben eine Menge Fans bei Euch und wollen unsere Blasphemie auch in Eurem Land verbreiten.

Leo: Wie schätzt Du Euren Bekanntheitsgrad in Israel und dem Rest der Welt ein?
Dimrost:
Tja, wir haben eine Menge Fans hier in Israel und genießen tolle Unterstützung seit den Anfangstagen, wir bekommen auch tonnenweise Feedback aus aller Herren Länder, also denke ich, dass wir ziemliche Favoriten n der globalen Black Metal Szene sind. Die Fans sind das Blut des Künstlers, das BISHOP OF HEXEN am Leben erhält!

Leo: Kannst Du noch andere Bands aus Deinem Heimatland empfehlen? Gibt es eine starke Szene in Israel?
Dimrost:
Die Szene ist riesengroß, da gibt es eine Menge Bands wie Orphaned Land, Salem, Betzefer, Barthololeus Night, Winterhorde und eine Menge anderer.

Leo: Bist Du glücklich mit dem Internet als Plattform für bessere Werbung?
Dimrost:
Ich denke dass das Internet eine gute Möglichkeit zur Werbung ist, doch es zerstört auch die Erwartung und die Freude am Hören eines neuen Albums, das gerade eben erschienen ist. Es ist eine Schande, dass die Menschen heutzutage dieses Funkeln nicht mehr in den Augen haben, die Arglosigkeit geht verloren.

Leo: Gibt es einen Masterplan für die kommende Zeit?
Dimrost:
Die nächste Veröffentlichung wird etwas noch nie zuvor Gehörtes in der Black Metal Szene sein: es wird sicherlich die gigantischste Produktion von BISHOP OF HEXEN darstellen, noch bombastischer und faszinierender als das The Nightmarish Compositions Album.

Leo: Was hältst Du von…?
…Black Metal:

Die wirkliche Begierde meines Lebens – die dunkelste, faszinierendste und am meisten fesselnde Art von Musik überhaupt.
…Politik:
Ein Teil des täglichen Lebens, aus dem ich mich so gut es geht heraushalte.
…LPs:
Es ist eine Schande, dass sie kaum mehr erhältlich sind, denn das ist der beste und herzlichste Weg für Metal-Fans, um Musik zu genießen.
…das Album des Jahres 2006:
Das habe ich noch nicht gehört!
…das nächste große Ding:
Dragonlord, The Vision Bleak, die neue Necrophobic ist ein Killer!
…2007:
Ein neues Jahr für BISHOP OF HEXEN, um Blasphemie auf der Erde zu verbreiten.

Leo: Zum Schluss würde ich gern noch ein paar israelische Wörter lernen!
Ein Bier bitte:
Bira Achat Be'vakasha!
Metal: Muzikat Metal
Ich mag dieses Album: Ani ohev et ha'albom ha'ze!
Head banging: Head Banging
Konzert: Hofa'a
Meine Lieblingsband heißt: Ha'lehaka Ha'ahuva Alai Hi

Leo: Ich hoffe, Euch in Zukunft mal auf der Bühne zu sehen. Alles Gute für die Zukunft und vielen Dank!
Dimrost:
Danke, Leo, für diese wirklich interessante Interview, es war mir wirklich eine Freude. Ich möchte allen Fans meinen Dank für die großartige Unterstützung für BISHOP OF HEXEN in den letzten 10 Jahren aussprechen – ihr macht unsere Arbeit wertvoll! Für weitere Informationen und Neuheiten besucht doch unsere Homepage www.bishopofhexen.com.
Dunkel Grüße aus IsraHell!

 

08/2006 © Leo Seebauer • Bishop Of Hexen