Wie ihr
vielleicht bei meinem Istanbul-Special bemerkt habt, habe ich
meinen Gefallen an der türkischen Szene gefunden und auch recht
viele Freunde dort. Eine Band aus der Türkei, die seit der Veröffentlichung
ihrer CD Puked Genital Purulency immer bekannter wurde,
ist CENOTAPH. So beschloss ich, Sänger Batu einige Fragen
zu stellen.
Dunja:
Wie ist eure Band entstanden?
Batu:
CENOTAPH wurde 1994 von mir in Ankara (Türkei) gegründet.
Anfangs war es ziemlich schwierig, die richtigen Musiker für
die Band zu finden, aber schlussendlich hab ich’s dann geschafft.
Wir haben seit 1994 das selbe Line-Up, bis auf unserem Drummer
Cem, der 1996 bei uns einstieg. Bis jetzt haben wir 2 Demos
und 2 CDs veröffentlicht und viele brutale Shows in der Türkei
gespielt.
Dunja:
In der europäischen Szene werdet ihr immer populärer. Was sagt
ihr dazu?
Batu:
In jedem Interview erwähnen wir, dass die Reaktionen außerhalb
der Türkei sehr wichtig für uns sind. Seit der Veröffentlichung
unseres Promo Tapes 1996 war es immer unser Ziel, die weltweite
Szene anzusprechen. Als unser Debüt-Album Voluptuously
Minced herausgekommen ist, haben wir ziemlich gutes
Feedback aus Europa erhalten und waren sogar in einigen Magazinen
vertreten. Dieser Erfolg hat die Leute natürlich auf das nächste
Album neugierig gemacht, und als dann schlussendlich Puked
Genital Purulency erschienen ist, haben wir wirklich
mordsmäßig viele CDs verkauft. Natürlich macht auch unser Label
Hammer Muzik einen guten Job in Sachen Promotion.
Dunja:
Nun mögen einige Leute sehr verwundert sein, dass es in einem
Land wie der Türkei brutale Bands wie euch gibt...
Batu:
Das stimmt wirklich! Normalerweise denken die Leute in der europäischen
Metal-Szene, dass die Türkei ein exotisches Land ist, das sowieso
nur vom Tourismus lebt, aber viele dieser engstirnigen Leute
sind dann geschockt, wenn sie unsere Alben hören, weil sie solch
Brutalität niemals von Türken erwartet hätten. CENOTAPH
sind die türkische Antwort auf die weltweite Szene! Bei uns
in der Türkei ist die Szene ziemlich gut, aber eben hauptsächlich
auf die großen Städte wie Istanbul, Ankara oder Izmir verteilt.
Es gibt auch viele Demo-Bands und interessante Death-, Black-
und Doom-Metal Bands hier in der Gegend.
Dunja:
Welche würdest du uns denn empfehlen?
Batu:
Suicide, Corroded, Flying Dirty Clouds und Awake. Diese türkischen
Bands sind einfach großartig!
Dunja:
Euch live spielen zu sehen, ist ja schon zur Seltenheit geworden.
Wie oft habt ihr bist jetzt gespielt und warum spielt ihr nicht
öfter?
Batu:
Wegen der beschissenen Organisatoren und dem schlechten Sound
in den Clubs. Unsere Musik ist nun einmal wahnsinnig komplexer
und technischer Death-Grind, und wenn die Bedingungen so übel
sind, ist es unheimlich schwer, unsere Musik dem Publikum klar
darzubringen. Aus diesen Gründen sind wir bemüht, uns nur mehr
an guten Organisationen mit guten Bands zu beteiligen – aber
das heißt noch lange nicht, dass unsere Bühnenshow sonst schlecht
ist. Live spielen wir noch brutaler und schneller als auf den
Alben.
Dunja:
Du lebst in Österreich, euer Gitarrist Coskun in Istanbul und
der Rest der Band in Ankara (soweit ich informiert bin). Wie
kommt ihr mit dieser Situation klar?
Batu:
Stimmt, das ist schon alles ziemlich kompliziert. Bülent,
unser Bassist, ist momentan in Texas, weil er dort studiert,
unser Drummer Cem ist beim Militär, Coskun lebt und arbeitet
in Istanbul und ich bin eben in Österreich. Seitdem wir das
zweite Album veröffentlicht haben, beschäftigen wir uns daher
größtenteils mit der Promotion für das neue Material. Bülent
ist aber auch dabei, neue Songs für das dritte Album zu schreiben,
und im Sommer 2001 werden wir in der Türkei wieder zu proben
beginnen.
Dunja:
Und wo wird das Album dann schlussendlich aufgenommen?
Batu:
Das nehmen wir erst auf, sobald wir mit allen Songs fertig sind.
Wir wollen uns da nicht beeilen, um dann irgendeinen Schund
zu veröffentlichen oder gar eines unserer alten Alben zu kopieren.
Also wissen wir das noch nicht - wartet ab bis zum Sommer.
Dunja:
Im Booklet zu Puked Genital Purulency wurde ja mit Gore-Bildern
gearbeitet. Was, denkst du, ist so faszinierend an ihnen?
Batu:
Das textliche Konzept und das Design des Booklets sollten miteinander
übereinstimmen. Diese kranken Bilder sind die wahren Abbildungen,
über die wir in unseren Texten singen. Wir haben aber auch eine
extra Warnung ins Booklet beigefügt, dass keines dieser Bilder
die Lebenseinstellung irgendeines CENOTAPH – Mitglieds
wiederspiegelt. Wir sind auch nicht dafür verantwortlich, wenn
so ein dahergelaufener Irrer das Ganze todernst nimmt und dann
irgendwen umbringt – Gore bedeutet nur Spaß für uns.
Dunja:
Schreibt ihr die Lyrics also aus dem Kopf heraus oder nur um
brutal zu wirken?
Batu:
Unser Drummer und ich teilen uns diesen Part. Wir müssen diese
kranken Lyrics schreiben, da kein anderes textliches Konzept
gut genug für unseren Wahnsinn wäre - wir können in jeder Stimmung
schreiben. Politische, soziale oder satanische Texte interessieren
uns nicht – wir werden damit weitermachen, über Gedärme, Scheiße
und anderen pathologischen Gore Grind zu singen.
Dunja:
Dann schätze ich mal, dass ihr auch auf Horrorfilme steht?
Batu:
Natürlich! Wir haben auch viele Sequenzen aus Horrorfilmen benutzt,
um die Intros auf unseren Alben zu machen. Besonders mögen wir
alte Filme wie Texas Chainsaw Massacre, Hell Raiser, Evil Dead
usw.
Dunja:
Hörst du in deiner Freizeit eigentlich auch nur Geprügel oder
gibt’s da auch andere Musikstile, die dir zusagen?
Batu:
Eigentlich höre ich zu 99% brutales Zeug. Wir bekommen und traden
eben viele CDs mit anderen Bands aus der Szene und so habe ich
ein riesiges Underground CD-Archiv bei mir zu Hause, am meisten
steh ich jedoch auf USA Brutal Death-Grind oder europäischen
Gore-Grind. Aber nebenbei hör ich mir natürlich auch einige
Black Metal oder Doom Bands an.
Dunja:
Stimmt es, dass euer Debüt Voluptuously Minced wiederveröffentlicht
wird?
Batu:
Ja! Es war total ausverkauft und schwer ausfindig zu machen,
also wird Hammer Muzik eine zweite Version davon anfertigen.
Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, schaut auf www.hammermuzik.com
und fragt dort an.
Dunja:
Was können wir uns für die Zukunft erwarten? Werdet ihr eurem
brutalen Stil treu bleiben, oder sogar noch brutaler werden
oder wird es da gravierende Änderungen geben?
Batu:
Wir sind alle der Meinung, dass wir nie brutal oder schnell
genug sein können. Wir werden uns nicht selber kopieren und
versuchen wieder originell und brutal zu sein, wie CENOTAPH
eben sind.
Dunja:
Danke für das Interview Batu, was hast du den Lesern von Nocturnal
Hall noch zu sagen?
Batu:
Danke, Dunja, für deine großartige Unterstützung. Wartet
auf das nächste CENOTAPH Album und auf das Debüt meines
Solo Projekts Drain Of Impurity.