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Es ist doch etwas seltsam, dass man in einer Stadt wie Wien, in der Konzerte doch mittlerweile fast im Wochentakt stattfinden, jahrelang warten muss, um einmal eine "wirkliche" Black Metal Band live zu erleben. Die Gelegenheit konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, und so ergriffen wir die Möglichkeit, um ein wenig mit Mastermind Nattefrost von CARPATHIAN FOREST zu reden. Nachdem er uns erst mal mit einem kräftigen Schas begrüßte, legten wir auch gleich los.

Dunja: Wie ist eure Tour durch Deutschland abgelaufen? Ich habe gehört, dass es letztes Mal einige Probleme gab, weil die Leute mit eurer Show nicht ganz zurecht kamen. Wie war es dieses Mal?
Nattefrost:
Besser als das letzte Mal, aber wahrscheinlich auch nur deshalb, weil wir die Leute nicht mehr provoziert haben. Sie haben uns damals einfach komplett missverstanden, die Deutschen verstehen anscheinend unseren schlechten Humor nicht, genauso wenig wie Selbstironie. Außerdem konnten sie zu wenig Englisch, um uns zu verstehen, da sind Missverständnisse wohl einprogrammiert. Aber das macht uns nichts aus, wir machen unsere Sache auf der Bühne und sind sicher nicht dazu bereit, jetzt extra für sie zu versuchen, Deutsch zu sprechen, nur damit sie uns verstehen. Aber die Shows, die wir jetzt gespielt haben, waren wirklich genial und es gab auch keinerlei Probleme.

Dunja: Wo habt ihr eigentlich lieber gespielt, hier oder in Deutschland? Weil's für die Wiener Verhältnisse eben doch ein sehr ungewöhnlicher Gig war, richtigen Black Metal gab's hier schon lange nicht mehr...
Nattefrost: Eigentlich hat's mir hier bessergefallen, obwohl der Sound echt beschissen war...

Dunja & EquimanthorN: Für die Verhältnisse war der Sound aber überdurchschnittlich, du solltest mal hören, wie mies der sonst ist..
Nattefrost: Aber ich habe weder meine Stimme noch meine Gitarre hören können. Dennoch - wenn man davon absieht, war es ein Wahnsinn.

EquimanthorN: Warum habt ihr heute nicht provoziert? Unter den Zuschauern gäbe es nämlich einige, die das verdient hätten, da sind wirklich viele Idioten dabei.
Nattefrost: Ich wollte diesmal einfach nicht. Manche Leute werden aber alleine schon durch die Selbstmordtexte provoziert...

Dunja: Obwohl das ja mittlerweile eine gängige Sache geworden ist..
Nattefrost: Das ist wohl richtig. Wir sind nicht auf Tour gegangen um zu provozieren, wir sind hier um unsere Musik zu spielen und auch heute haben wir versucht unser bestes zu geben, trotz des beschissenen Sounds. Ich war schon total fertig, weil der Soundman alles versucht hat und trotzdem nichts verbessern konnte.

Dunja: Ihr hättet eigentlich bereits letztes Jahr herkommen sollen, zusammen mit Enthroned und Ragnarök, aber die Tour wurde abgesagt. Was ist da passiert?
Nattefrost: Wir haben alle Jobs und andere Sachen zu tun, und deshalb hat das nicht so ganz reingepasst, außerdem waren die Manager nicht bereit, uns das zu geben, wonach wir verlangt haben. Wir haben die Einstellung "Keine Kompromisse": Wenn wir nicht das bekommen, was wir wollen, tun wir auch nichts. Aber diesmal hat es ja endlich geklappt, unsere Wünsche wurden respektiert.

Dunja: Wie geht's euch eigentlich mit Khold und Behemoth? Hättet ihr euch nicht lieber ein BM-only package gewünscht, so wie es ja eigentlich mit Enthroned und Ragnarök geplant war, oder findet ihr es besser, wenn mehrere Stile eingebracht werden?
Nattefrost: Ist eigentlich eine gute Frage... Ich mag beide Bands, mit denen wir gerade touren, hab nichts gegen sie, ich würde auch gar nicht mit Bands zusammenspielen, die mir nicht zusagen. Mir ist es eigentlich egal, welchen Stil die Bands nun spielen, solang es um eine antichristliche und negative Aussage geht. Zudem war es auch am einfachsten, zusammen mit Behemoth zu spielen, da wir ja dasselbe Label haben, da war es kein Problem, auf dieses "Avantgarde-Package" mit drauf zu kommen und all das Equipment und die Merchandising -Artikel zu bekommen, an die wir wahrscheinlich gar nicht gedacht hätten.

Eine weibliche schwarzebekleidete Gestalt taucht auf, die nach Tchort fragt.

EquimanthorN: Hast du eigentlich die erste Band, Empyre, gesehen?
Nattefrost: Nein, tut mir leid, ich hatte so viel zu tun um alles zu arangieren und so.

Plötzlich drehen die Arena Leute uns das Licht auf unserem Platz aus, weswegen wir zu einer anderen Stelle gehen müssen, um das Interview fortzusetzen.

Dunja: Deine Texte handeln ja von Selbstmord und anderen extremen Themen. Glaubst du, dass ein Publikum wie das heutige, bei dem der Großteil nur auf das Konzert geht um sich niederzusaufen und Spaß zu haben, überhaupt deine Kunst zu verstehen weiß und es überhaupt wert ist, euch spielen zu sehen?
Nattefrost:
Es ist genial, wenn man uns versteht, die, die das nicht tun, sollen sich einfach verpissen, denn ich mache, was ich mache. Meine Texte drehen sich nicht nur um Selbstmord, sondern allgemein um negative Thematiken und sind immer realistisch. Egal, was die anderen sagen, ich werde niemals Fantasy-Texte oder irgendwas in der Richtung schreiben können, das interessiert mich einfach nicht. Ich schreibe nur auf, was ich selber erlebt oder gesehen habe.

Dunja: Jeder hat eben so seinen eigenen Stil zu schreiben...
Das neue Album ist ja das zweite, das eigentlich nur Songs beinhaltet, die schon vor einiger Zeit gemacht wurden. Habt ihr noch immer genügend altes Material, um das nächste Album im selben Stil zu machen, oder werdet ihr ganz neue Stücke einspielen?
Nattefrost:
So alt sind die Songs auch nicht, eigentlich sind sie sogar ziemlich neu, so um 1997 oder 98 entstanden.

Dunja: Also sind sie schon älter?
Nattefrost: Wir haben sie damals geschrieben und jetzt fertiggestellt. Wir hatten damals diese langsame Periode, als wir nichts außer Demozeugs gemacht haben, und Nordavind und ich haben noch ein paar Songs geschrieben. Aber für die neuen Alben werden wir wieder neue Stücke schreiben und die werden sich auch ein wenig anders anhören, nicht mehr so Rock N Roll mäßig, sondern mehr Riffs und so.

EquimanthorN: Seid ihr von Celtic Frost beeinflusst? Ein paar Riffs haben mich sehr an sie erinnert.
Nattefrost: Als ich 15 oder 16 war, waren sie die Größten für mich, deshalb ist es natürlich, dass ich irgendwie von ihnen beeinflusst bin, aber nicht in dem Sinne, dass ich so klingen will wie sie. Sie sind eben eine der größten Black Metal Bands für mich, zusammen mit Darkthrone.

Dunja: Ich habe gehört, dass ihr auf eurem neuen Album Morbid Fascination Of Death wieder 2 Songs mit einem Saxophon habt. Habt ihr vor, auch noch andere Instrumente einzusetzen, oder wird's nur beim Saxophon bleiben, bzw. inwieweit werdet ihr das ausführen?
Nattefrost: Vielleicht werden wieder ein Saxophon verwenden, aber wohl kaum so oft wie auf diesen Alben. Wir haben uns damals einfach gedacht, das ein Saxophon unsere Songs wohl perfekt ergänzen könnte, und so haben wir uns dann dazu entschlossen. Außerdem mag ich jazzige Musik, nicht den normalen Jazz, aber den Dark Jazz, den Twin Peaks Jazz.

Dunja: Hm?
Nattefrost: kennst du nicht den Film "Twin Peaks"?

Dunja: Ah doch.
EquimanthorN: Ziemlich guter Soundtrack!
Nattefrost: Auf jeden Fall! Wir planen jetzt das Saxophon nicht in unsere Songs ein, aber wenn es dazupassen sollte, werden wir es wahrscheinlich verwenden, sollte es kein derartiges Stück geben, dann eben nicht. Deshalb kann ich das nicht so wirklich beantworten, das werden wir sehen.

EquimanthorN: Hörst du dann auch elektronisches Zeug wie Squarepusher oder Aphex Twin, ich denke, die sind so ähnlich wie Dark Jazz, besonders Squarepusher und ich glaube, dass viele Black Metal Leute sie sehr gerne haben.
Nattefrost: Ja, wegen dem Saxophon wissen wir noch nichts geneueres, alles was ich sagen kann ist, dass die Songs, die wir bereits für unser nächstes Album geschrieben haben, kein Saxophon enthalten werden. Aber nachdem wir vorhaben, in der kommender Zeit noch 2 Alben zu veröffentlichen, weiß man nie, was noch passieren wird. (Irgendwie paßt die Antwort nicht wirklich zur Frage.... EqN.)

Dunja: Wie viele Sessionmusiker habt ihr nun? Welche von ihnen zählst du als Teil der Band und welche nur als Sessionmusiker?
Nattefrost: Der einzige, den ich als Sessionmusiker bezeichnen würde, ist der Keyboardspieler, die anderen sind zwar auch mal Session Musiker gewesen, jedoch mittlerweile zu einem Teil der Band geworden. Ich brauche eine lange Zeit um jemanden so gut kennenzulernen, dass ich ihn in meine Band aufnehme, aber jetzt scheint es, als ob alles wirklich gut ablaufen würde, sogar mit der Tour, auch das Bandklima ist angenehm, was sehr wichtig für mich ist. Ich hasse diese Streitereien, ich will eine ruhige und saubere Stimmung haben, auch der Respekt ist sehr wichtig für mich, egal ob bei Freunden oder Bandmitgliedern. Ich kann sagen, was mir passt und was nicht, und so können das auch die anderen, das ist wohl eine Grundlage, um gut miteinander arbeiten zu können. Wie ihr wisst, hatten wir ja einige Probleme mit Nordavind, der ja jetzt gegangen ist, aber wir sind trotzdem noch immer gute Freunde. Wir haben lediglich verschiedene Ansichten, was das Erledingen von verschiedenen Sachen angeht, und so gab es etliche Streitereien, aber trotzdem haben wir den Respekt voreinander nie verloren, vielleicht wird er ja sogar zu uns zurückkommen.

Dunja: Also wird er nicht durch jemand anderen ersetzt?
Nattefrost: Doch, das wurde er bereits.

Dunja: Und wie wollt ihr das dann handhaben, wenn er zurückkommt?
Nattefrost: Dann werde ich nur mehr singen, und er wird die Gitarre übernehmen, zusammen mit Tchort. Das sollte alles kein Problem darstellen, da er ja früher einen wirklich großen Anteil an der Band hatte - jetzt ist das nicht mehr so, vom aktuellen Album hat er nur ca. 10 - 20% geschrieben, aber trotzdem ist er noch beteiligt. Ende der Neunziger hat er sich jedoch total zurückgezogen, sich ein Haus im Wald gekauft um ganz alleine zu sein, außerdem hasst er es Interviews zu geben oder auf der Bühne zu stehen, er ist dann immer total fertig und man kann nicht mal mit ihm reden.

Dunja: Und ohne ihn wolltet ihr nicht auftreten?
Nattefrost: Wir hätten es tun können, aber das wäre nicht dasselbe für mich. Entweder wir geben 100% oder gar nichts, ich kann nicht live mit einem Session Gitarristen spielen und ihm die Songs beibringen, das würde ich nicht tun, außerdem hätte ich da gar keine Zeit dafür, nachdem wir nur zweimal im Jahr proben.

Dunja: Obwohl ihr euch vom primitiven BM entfernt habt und doch einigermaßen erfolgreich geworden seid, behauptet niemand von euch, dass ihr das Feeling verloren habt oder nur mehr auf Geld aus seit, so wie es von den neueren Darkthrone Alben behauptet wird, die ja doch einiges an sich verändert haben. Was denkst du darüber?
Nattefrost: Was? Ich glaub kaum, dass Darkthrone sich irgendwann verkaufen werden

EquimanthorN: Aber die Leute sagen das, und dass sie langweilig geworden sind.
Nattefrost: Sie machen noch immer das, was sie immer getan haben und werden es auch immer weiter machen. Ich denke, dass die Leute, die meinen, sie wären langweilig geworden, einfach ihr beschissenes Maul halten sollen. Dieses Problem wird es wohl immer geben, dass irgendwelche Leute einem vorwerfen wollen, man hätte plötzlich kommerzielle Absichten oder ähnliches. Wenn ich mir die Norwegische Szene so ansehe, dann gibt es da eine große Anzahl an Bands, die sich einfach nur verändert haben, jedoch ohne Weiterentwicklung, eine bloße Veränderung. Wahrscheinlich ist es der Punkt, der uns von den anderen unterscheidet, denn wir versuchen nur, uns weiterzuentwickeln und nicht, uns zu ändern und ich glaub auch nicht, dass wir das jemals tun werden, weil wir schon immer so waren. Außerdem interessiert mich der ganze Scheiß sowieso nicht.

Dunja: Nachdem wir im Sommer in Norwegen waren, haben wir bemerkt, dass die Szene dort nicht wirklich so groß ist, wie wir erwartet haben - es gibt keine Metal Bars und Konzerte sind auch eher eine Seltenheit. War das schon immer so, oder hat sich das erst im Laufe der Jahre so entwickelt?
Nattefrost: Die Besitzer der Bars sind gegen den Black Metal, deswegen gibt es auch nur einen Metal Club, der sich Elm Street nennt in Oslo.

Dunja: Ja, da waren wir.
Nattefrost: Es ist zwar kein guter oder großer Platz, aber wenigstens ÜBERHAUPT einer.
ruft einen Typen Paul! Nein, das war nicht Paul..
Ich denke, die norwegische Szene ist zu überbewertet, 94 oder 95 war sie vielleicht einmal gut. Die meisten Leute von damals sind aber jetzt verheiratet und gehen nicht mehr weg, sondern bevorzugen es, ihre Nächte daheim zu verbringen, da könnte ich euch jetzt viele Beispiele geben. In meiner Heimatstadt...

Dunja: Woher kommst du denn?
Nattefrost:
Stavanger. Ihr wisst, das ist die Stadt, aus der diese beschissene Gothic Metal Band kommt:

Dunja: Tristania?
Nattefrost: Ja, diese Schwanzlutscher.

Dunja: Die waren eh erst vor einer Woche hier.
Nattefrost: Schrecklich.

EquimanthorN: Mitllerweile schaut ja sogar die Sängerin beschissen aus, also gibt es keinen Grund mehr, die Band zu sehen.
Nattefrost: Da wird es niemals einen Grund dafür geben, sie zu sehen.

EquimanthorN: Früher hat sie mal gut ausgeschaut, da hab ich eben auf sie geschaut..
Nattefrost: Das ist auch okay.

EquimanthorN: Aber mit ihrer neuen Frisur kann man nicht einmal sie mehr anschauen.
Nattefrost: Ich habe sie nicht gesehen und will sie auch nicht sehen... Aber in Stavanger gibt es so alle zwei Monate mal ein gutes Black Metal Konzert, also ist die Situation hier auch nicht soo schlimm.

Dunja: Wir haben gar keine Black Metal Konzerte. Zwar gibt es in etwa 2 Death Metal Gigs im Monat, aber keinen Black Metal...
Nattefrost: In Oslo ists aber ähnlich, da gibt's auch alle paar Monate ein Konzert.

Dunja: Was kannst du zur momentanen Situation in Norwegen sagen? Viele Bands, die einst rauen BM gespielt haben, haben den Stil verändert und betrachten ihre alten Werke eher als Jugendsünden. Gibt's noch immer Bands, die noch an die alte Einstellung glauben?
Nattefrost: Dazu kann ich kein Kommentar abgeben, da ich die Szene nicht mehr so wirklich verfolge. Ich denke, dass Darkthrone noch immer an das glauben, was sie einst repräsentiert haben und dass sie das auch weiterverfolgen werden. Eine andere Band, die man erwähnen sollte sind 1349, die neue Band von Frost von Satyricon.

Dunja: Aber Satyricon haben sich ja stark verändert.
Nattefrost: Ja, das auf jeden Fall. Satyr ist zu einem Geschäftsmann geworden und Frost ist das genaue Gegenteil von ihm. Ich habe keine Ahnung, wie die beiden überhaupt zusammen spielen können oder gar miteinander sprechen können, weil sie einfach so komplett verschieden sind.

EquimanthorN: Was hältst du von Satyr? Es gibt ja viele Leute, die ihn für das, was er jetzt macht, hassen.
Nattefrost: Kein Kommentar. Ich hab zwar einiges gehört, aber ob das wahr ist, kann ich nicht sagen. So wie ich ihn kennengelernt habe, scheint er eigentlich ganz in Ordnung zu sein. Er versucht nur, professionell zu sein - vielleicht zu sehr.

Dunja: Ihr wollt eine eigenständige Band sein, die sich nicht wie hunderte andere anhört. Gefallen dir Gruppen, die Musik ohne jegliche Grenzen machen, wie z.B. Solefald oder Arcturus?
Nattefrost:
Nein. Obwohl ich die Typen von Solefald sehr gerne habe, sind eigentlich ganz brave Typen, die fast nichts trinken und so.

EquimanthorN: Ich halte sie für ziemlich intelligent…
Nattefrost: Das auf jeden Fall, aber ich höre eigentlich andere Musik, wie zuvor erwähnt, Dark Jazz und so was. Außerdem verfolge ich die Szene nicht mehr so wirklich, ich gebe eben Interviews, lese Magazine und bekomme gelegentlich CDs zugeschickt, aber das war's dann auch schon. Vor ein paar Jahren ist mir in der Hinsicht einfach langweilig geworden.

Dunja: Was hältst du vom Musikgeschmack von Fenriz?
Nattefrost: Fenriz lebt noch immer den Thrash.
Spricht mit einem Typen
Sorry, wir haben einige Probleme mit dem Tourbus
Ich hab zwar gehört, dass er eine Techno Band hat, die sich "Ebola" nennt, aber noch nie etwas von ihnen gehört. Ein paar mal haben wir darüber geredet, aber er gibt noch immer diese Thrash Abende im "Elm Street", also ist er dem Techno nicht ganz verfallen.

Dunja: Interessiert es dich, von einem "wahren" BM Fan akzeptiert zu werden ( einer, der wirklich für die Musik lebt)?
Nattefrost: Natürlich bedeutet es mir etwas, aber eben nicht alles, weil ich das tun werde, was ich tun will und wenn die Leute es nicht akzeptieren, ist es nicht mein Problem, ich will nur so sein, wie ich bin. Ich würde auch niemals anderen Leuten etwas zuliebe machen oder kommerziell werden, wir werden weiterhin grimmige CDs veröffentlichen.

Dunja: Wie handhabt ihr das mit den anderen Bands, da ja z.B. Tchort in zwei weiteren Bands beschäftigt ist. Wie kannst du dir sicher sein, dass er mit seinen Gedanken auch hier ist und nicht bei einem seiner anderen Projekte?
Nattefrost: Weil wir das alles besprochen haben. Ich kenne seine Prioritäten, außerdem haben wir und Blood Red Throne den selben Tourmanager, deswegen wird's daran niemals scheitern. Momentan gibt es in der Hinsicht keinerlei Probleme, weil die Chemie zwischen uns einfach stimmt.

Dunja: Euer Bassist und du, ihr habt auch noch ein Nebenprojekt namens World Destroyer. Wie geht es euch damit?
Nattefrost:
Ich habe schon mit ihm gespielt und als wir einen Mann am Bass gebraucht haben, haben wir ihn genommen, da er ein guter Freund von mir war und ich gewusst habe, dass er gut spielt. Bereits 1994 war er ein Session Musiker von CARPATHIAN FOREST, aber damals hatte er keinerlei Einfluss auf die Band. Wenn wir etwas mit CARPATHIAN FOREST machen, gibt es eine Pause für World Destroyer und wenn wir diese Tour hier fertig haben, werden wir beginnen, neue Songs für CARPATHIAN FOREST zu schreiben. Jeder von uns hat seine Hauptband, ich bin der Meinung, dass die größte Band immer die Hauptband sein sollte - und ich denke, dass Tchort mir in dem Punkt rechtgibt, da ich seine Prioritäten kenne.

Dunja: Vor vielen Jahren wurde das Christentum in Norwegen dadurch bekämpft, dass man Kirchen abgefackelt hat, jedoch ist das heutzutage nicht mehr effektiv, da an Stelle der verbrannten Kirche einfach eine neue aufgebaut wird. Was denkst du ist heute nötig, die Christen zu schocken und ihnen einen Teil ihres Stolzes zu nehmen?
Nattefrost: Priester umbringen oder etwas in diese Richtung....
Eigentlich kann ich es gar nicht verstehen, dass sowas bisher noch nicht passiert ist, denn es gibt so viele Priester in Norwegen, die in jeder beschissenen Zeitung drin sind und den Leuten erzählen, was sie nicht alles zu tun haben, denen sollte man ihre verdammten Schädel einschlagen. Es ist allerdings nicht meine Aufgabe, den Leuten zu sagen, was sie tun sollen, ich habe da meine eigenen Methoden, die ich jedoch nicht alle ausführen werde. Eine Morddrohung ist eine ziemlich effektive Methode, wenn man jemanden für eine verdammt lange Zeit zum Schweigen bringen will. (kurze Pause) Einmal habe ich so einen Brief verschickt und der Typ hat kurz darauf Polizeischutz bekommen, habe ich in der Zeitung gelesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemals einen verdammten Priester umbringen würde, außer er käme mir in die Quere und würde versuchen, irgendetwas mit mir anzustellen, jedoch würde ich niemals einen Priester verfolgen, dazu bin ich einfach zu klug.

Dunja: Schlussendlich wärst es dann du, der ins Gefängnis käme, und nur wegen einem beschissenen Priester.
Nattefrost: Genau so ist es. Aber es stimmt schon, der Extremismus ist verschwunden und heutzutage muss man andere Wege finden, um das Christentum zu bekämpfen.

Dunja: Außerdem wären da wohl intellektuelle Maßnahmen eher angebracht, die Zerstörung eines wichtigen christlichen Monuments bewirkt ja nur, dass die Gemeinde näher zusammenrückt und stärker wird...
Nattefrost: Das auf jeden Fall, ihre Gemeinschaft wird stärker, weil sie zusammen die Kirche wieder aufbauen wollen usw. Außerdem sollte es eine Art Allianz gegen diese Pseudo BM Bands geben, weil sie VERDAMMT NOCH MAL KEIN BLACK METAL SIND! Wir sollten sie irgendwo in der Kälte erschiessen, da gibt's so viele Bands, die uns ruiniert haben, diese verdammten Arschlöcher.

EquimanthorN: Wie wer?
(Wollte ich so eigentlich gar nicht fragen - ich hatte mir nur eingebildet, daß in seinem Wortschwall irgendein Bandname vorkam, den ich nicht verstanden hatte... EqN.)
Nattefrost: Ich will jetzt keine Beispiele nennen, denn sie sind in der norwegischen Szene zu finden. Es gibt noch immer gute Black Metal Bands, und diese sollten auch zusammenhalten. Ich glaube, wir sind bereits dabei sowas zu beginnen, es ist einfach unumgänglich, denn diese beschissenen Bands sind einfach nur mehr scheiß kommerziell, leben nur mehr für das Geld und zerstören alles, verdammte Verräter und sie glauben noch, sie sind Megastars.

EquimanthorN: Ich glaube, wir können uns schon denken, um wen es hier genau geht…
Nattefrost: Ich glaube auch...

Dunja: Wie lebst du? Bist du ein einsamer Mensch, der alleine mit seiner Freundin lebt oder gehst du auch fort, um andere Leute zu treffen?
N: Ich habe nur 5 gute Freunde.

EquimanthorN: Ich glaube, das reicht vollkommen.
Dunja: Mehr, als ich habe.
Nattefrost: Ja, aber es gab zwar Zeiten, in denen ich mit vielen Leuten unterwegs war, aber ich habe mich dazu entschlossen, nur die besten davon zu behalten. Normalerweise gehe ich sie besuchen oder sie kommen zu mir, also bin ich die meiste Zeit zuhause.
Ich habe auch keine Freundin mehr, weil es einfach nicht geklappt hat. Ich respektiere sie noch immer und wir sind gute Freunde, aber sie konnte einfach nicht mit meiner Liebe zur Musik umgehen. Sie wollte nicht, dass ich auf Tour gehe oder zwei Monate lang im Studio bin, weil ich sie da klarerweise nicht lange und oft sehen konnte. Ich habe ihr erklärt, dass ich die Musik schon viel länger hätte als sie und sie habe das zu respektieren und zu verstehen. Außerdem hätte ich ihr mehr Aufmerksamkeit schenken sollen, wenn ich mal zuhause war, aber das ist nicht ganz so leicht, wenn man Musiker ist.

Dunja: Danke fürs Interview. Sonst noch was, das du loswerden willst?
Nattefrost: Buy our albums and stay evil!

 

11/2001 © Dunja Edelman & Robert "EquimanthorN" Schupitta Carpathian Forest