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Begeisterten die Italiener CHILDREN OF TECHNOLOGY am Anfang eine eher kleinere Fangemeinde mit ihrem räudigen Atomic Speed Metal/Punk, sorgten diverse Split EPs - allein 2009 fünf Stück an der Zahl - sowie das Internet relativ schnell für einen stetig wachsenden Bekanntheitsgrad. Und spätestens seit It's Time To Face The Doomsday (April 2010), ihrer ersten Full Length Scheibe, sind CHILDREN OF TECHNOLOGY für Punks und Metaller gleichermaßen die Band der Stunde. Mit ungestümer Wildheit, einer mehr als glaubhaften old-school Attitüde und ihrem post-apokalyptischen Mad Max Image mischen sie den Underground kräftigst auf. Keine Frage, dass es definitiv an der Zeit ist, die Chaosmutant Horde (in Anlehnung an eine ihrer VÖs) mal mit ein paar Fragen zu bombardieren…

David: Heyho und verstrahlte Grüße ins italienische Wasteland. Ich nehme mal an, dass ihr das schon für das ein oder andere Interview gesagt habt, aber gib doch den Lesern von Nocturnal Hall einen kurzen Überblick darüber, wie sich CHILDREN OF TECHNOLOGY zusammen gefunden haben und wie das aktuelle Line-Up so aussieht.
C.O.T.:
Fuck yeah, Dave!!! Erstmal Danke für den Support! Ums kurz zusammenzufassen – C.O.T. haben als Trio angefangen und damit begonnen, post-nukleare Themen in von uns allen geliebte Musik zu packen. Die Wahl des Namens CHILDREN OF TECHNOLOGY war dabei ziemlich einfach und steht für unsere gemeinsame Begeisterung der legendären Carnivore (R.I.P. Peter Steele, wir werden deinen Einfluss nie vergessen). Nach kurzer Zeit stieg der damalige Gitarrist aus. Er hatte schon zuvor wenig Zeit in die Band investiert und auch keine Lust, viel Gigs zu spielen. Danach formierten wir uns zu einem Quartett und sind nun allzeit bereit dem Untergang ins Gesicht zu blicken und die Apokalypse zu verbreiten, hehe!

David: Eure Haupteinflüsse sind ja schon recht deutlich aus dem Sound von CHILDREN OF TECHNOLOGY herauszuhören, aber welche Bands und/oder Alben sind für Dich persönlich den am meisten verantwortlich für den räudigen Wahnsinn, den ihr Atomic Speed Metal/Punk nennt?
C.O.T.:
Eigentlich verfolgen wir so gesehen keine bestimmte Richtung. Wir spielen das, was und gefällt und natürlich finden sich in unserem Sound deutliche Einflüsse unserer Lieblingsbands. Es ist nicht so einfach, unseren Stil zu beschreiben. Auf jeden Fall findet man eine Menge Motörhead und Discharge. Dazu auch noch solche Bands wie English Dogs & Broken Bones, alte Sacrilege & Onslaught, die Dunkelheit von Hellhammer und Amebix, Crust a la alte Driller Killer und Anti-Cimex und die Rauheit der frühen Bathory und das Gebretter im Stile von Warfare. Ja, doch, ich glaube, so könnte man den Sound von CHILDREN OF TECHNOLOGY wohl ganz gut zusammenfassen.

David: Bei all der Begeisterung und Faszination für die Bands der frühen 80er – wie alt bist Du und der Rest der COT-Horde? Habt ihr alle diese Ära direkt miterlebt oder seit ihr erst darauf gestoßen nachdem diese Alben schon längst veröffentlicht waren? Als bspw. ich 1988 zum ersten Mal mit Metal in Berührung kam, waren viele meiner persönlichen immer-noch-Klassiker bereits lange auf dem Markt.
C.O.T.:
Nee, nee – diese Zeit haben auch wir nicht wirklich direkt miterlebt. Wir sind noch relativ jung und keiner in der Band ist über dreißig. Aber in uns brodelt es, wir leben die Musik und alles drum herum wirklich leidenschaftlich und man muss nicht in den 80ern gelebt haben um ein echter Maniac zu werden. Aber auf jeden Fall sind wir von den Bands beeinflusst, die damals ihre Hochphase hatten und die für uns einfach echt die beste Inspirationsquelle sind. Klar gibt es auch in diesen Zeiten ne Menge leidenschaftlicher Bands und Musiker, aber es gibt da einfach schon einen Unterschied zu früher.

David: Ok, nachdem wir jetzt über eure musikalischen Einflüsse von „früher“ gesprochen haben – gibt es auch neuere Bands (so aus den letzten 10-15 Jahren), die eine Auswirkung auf eure Musik hatten und sich im Sound von CHILDREN OF TECHNOLOGY widerspiegeln? Ich persönlich höre schon einige Ähnlichkeiten zu bspw. Impaled Nazarene (und Mikas Side-Projekt Rocking Dildos) wenn diese ihr Black/Thrash Gebretter mit Motörhead und Punk Zitaten aufmotzen. Wie halt in Songs a la Let’s Fucking Die!, Motörpenis, 1999: Karmakeddon Warriors, Hardboiled & Still Hellbound. Kennt bzw. hört ihr solche Musik auch oder ist diese Ähnlichkeit einfach Zufall?
C.O.T.:
Wahrscheinlich haben das Auftauchen von neueren Thrash Sounds wie bspw. Toxic Holocaust, der Motörpunk von Inepsy und der innovative Stil Bludwulfs schon auch in gewisser Weise ihren Weg in unseren Sound gefunden. Naja, andererseits sind das halt auch sowieso gute Freunde von uns… Von Impaled Nazarene haben wir uns allerdings musikalisch nicht inspirieren lassen, sorry. Aber Astwulf (Sänger von C.O.T.) steht schon seit Anfang an auf diese Band und die ImpNaz Alben Latex Cult und Rapture (“We are Satan Generation and we don’t give a fuck!!!”) gehören auch zu seinen Lieblingsscheiben.

David: Von euch gibt es im CD Format nur eine seinerzeit selbst gebrannte Promo-CDR (The Day After…). Alles spätere Material, einschließlich dem im April erschienenen Debüt It’s Time To Face The Doomsday, ist ausschließlich auf Vinyl bzw. Tape erhältlich. Vom lebendigeren Sound und der weiteren Huldigung der alten Metal Tage mal abgesehen, denke ich, dass dies auch als Statement in Richtung der oft eher gierigen denn wirklich enthusiastischen „Generation-mp3“ verstanden werden könnte, richtig?
C.O.T.:
Unsere erste Promo Aufnahme oder Demo oder wie immer man das nun nennen mag, wurde als CD-R rausgebracht, weil es nunmal einfach echt der günstigste Weg ist. Direkt danach haben wir das Material dann auch professionell auf Tape (lim. 200) rausgebracht. Wir stehen echt auf Vinyl, aber CDs sind auch ok und unser aktuelles Album wird demnächst auf jeden fall auch als CD veröffentlicht werden. Aber was die „Generation-mp3“ angeht hast Du auf jeden fall Recht – wir mögen sie nicht! Sie stehen einfach nicht wirklich hinter der Musik, leben sie nicht und konsumieren einfach nur auf eine irgendwie kalte und fixe Art und Weise. Leute – unterstützt eure Bands und kauft ihre Platten, geht zu Konzerten!!! Long live the underground!!!

David: Gut, nun zu einer weiteren sehr genialen Seite von CHILDREN OF TECHNOLOGY – dem verdammt schneidigen post-apokalyptischen Image (ok, ok, ich steh seit meinen frühen Teenagertagen auf so was). Klar ist auch hier die Verbindung zu diversen 80er Metal- und (Crust)punk bands deutlich, aber das Hauptthema von über die verwüsteten Landschaften bretternden Straßenkriegern kommt natürlich aus der Mad Max Ecke. Ist das quasi nur auf dem Mist eines Mitglieds gewachsen oder fahrt ihr alle total darauf ab?
C.O.T.:
Unser alter Gitarrist stand wirklich total auf post-apokalyptische Filme und wir alle fahren auf jeden Fall ziemlich auf dieses Image ab – klar, daher kam ja auch die Idee, dies in unsere Lyrics etc. einzubauen. Aber wir gehen da nicht irgendwie einen philosophischen oder anspruchsvollen Weg. Wir sind da einfach direkter und mitreißender – unsere Lyrics sin die atomare Faust in deiner Fresse, haha. Wie es auch schon früher einige Bands (Amebix, Rankelson, Carnivore, Rogue Male um nur einige zu nennen) getan haben, widmen wir uns halt auf coole Weise einer bestimmt nicht rosigen und Übles versprechenden atomaren Zukunft.

David: Viele (v.a. ältere) Bands mit einer post-apokalyptischen Thematik benutzen häufig Bilder von Ed Repka (bzw. diesem ähnliche) für ihre Covergestaltung. CHILDREN OF TECHNOLOGY kommen eher punkig daher und benutzen einfach (nicht im negativen Sinn zu verstehen!) gehaltene schwarz/weiß Werke, die aber gerade so richtig reinknallen und zusammen mit dem neongrünen Bandlogo schon in Richtung eines gestalterischen Trademarks gehen. Was haltet ihr von den angesprochenen Repka Sachen und überlegt ihr, in Zukunft auch mit so etwas um die Ecke zu kommen?
C.O.T.:
Hmm, also es gibt keinen eigentlichen Grund dafür, dass C.O.T. diesen einfachen Schwarz/weiß Stil benutzen, aber wir alle stehen auf alte Cover, die halt mit nur wenigen dafür aber durchdachten Details einschlagen und dem Betrachter direkt den richtigen Input für eine Begegnung mit dem Wesen namens CHILDREN OF TECHNOLGY reinhämmern. So wie es bspw. Auch bei Onslaughts Power From Hell Album oder bei Behind The Realm Of Madness von Sacrilege der Fall war. Das bedeutet aber nicht, dass wir nie bunte Cover benutzen werden. Düstere Farben wie ein dunkles Violett oder Grau würden schon ziemlich gut zu unserem Neongrün, was wirklich eine Art Markenzeichen zu werden scheint, passen. Cany von Inepsy ist ein Künstler, der sehr zu unserem Sound passt (er hat das Cover unserer letzten 7“ EP und das des Albums gemacht). Wir denken uns halt ein Konzept aus und er hat genau den richtigen, finsteren Stil drauf, den C.O.T. benötigen.

David: Ist das post-apokalyptische Zeugs, von Musik und Filmen mal abgesehen, auch durch bestimmte Bücher beeinflusst worden? Nachdem ich eure Musik zum ersten Mal gehört und die Lyrics zum ersten Mal gelesen hatte, musste ich direkt an die grandiosen „Dark Future“ Bücher der späten 80er/frühen 90er (von Jack Yeovil, dem Pseudonym von Kim Newman), die „Deathlands“ Reihe, „Gogo Girls of the Apocalypse“ und viele andere mehr denken. Bei bspw. den “Dark Future” Büchern wimmelt es von Straßenkriegern, verrückten Gangkultisten (z. Bsp. eine Truppe Frauen, die sich als Zerrbilder der Freiheitsstatue verkleidet haben und statt einer Fackel nun Flammenwerfer tragen). Das ist wirklich eines meiner absoluten Lieblingsgenres und CHILDREN OF TECHNOLOGY sind der perfekte Soundtrack dazu. Also – habt ihr da eine gewisse Beziehung zu solchen Büchern?
C.O.T.:
Sorry, aber mit post-nuklearer Literatur kenne wir uns nicht so aus. Wir ziehen nur ein paar Einflüsse aus bekanntem Comiczeugs wie Judge Dredd, Lobo, Predator, Marvel 2099, Akira usw. Die Lyrics sind mehr eine selbst ausgedachte Zukunftsvision einer post-apokalyptischen Welt.

David: Für diejenigen (zu denen ich ebenfalls gehöre), die eure Live DVD noch nicht gesehen haben: Was erwartet einen auf einem C.O.T. Gig und sind in absehbarer Zeit weitere Konzerte in Deutschland geplant?
C.O.T.:
Hah, auf der DVD befinden sich Mitschnitte der beiden allerersten C.O.T. Gigs! Aber vom jetztigen Standpunkt betrachtet, sieht man da nicht die heutigen C.O.T. Wir hatten halt null Erfahrung im live spielen und fanden es einfach nur cool, das direkt auf Band zu haben. Wir waren damals schon extrem aufgeregt. Gut – aufgeregt sind wir jetzt immer noch, aber jetzt eher in einer eher wütenden, rasenden und abgehenden Art und Weise. Letzten Winter waren wir (nachdem wir vorher in Slowenien, der Slowakei und der Tschechischen Republik gespielt hatten) auch in Deutschland unterwegs und haben drei Konzerte in Dresden, Berlin und Göttingen gespielt. Schade, dass Du nicht da warst, aber wir hoffen, dass wir ziemlich bald wieder bei euch auftreten werden.

David: Ok, ich denke, das wars für den Moment. Zeit für euch, ein paar Schlussworte an unsere Leser zu richten:
C.O.T.:
Bastards, leave apart your common habits right now cause bombs are dropping down and it’ s time to face the doomsday for all of you!!! See you on the road!!!
(das lasse ich mal unübersetzt; der Verfasser)

David: Vielen Dank und Nuke On, CHILDREN OF TECHNOLOGY!

 

6/2010 © David Göbel • Children Of Technology