Torsten: Meine
Gratulation zu allererst: Mit Relict IV habt ihr einen
feinen Thrasher rausgehauen!
Thomas: Vielen Dank! Wir haben uns auch bemüht.
Torsten: Klären
wir die wichtigste Frage gleich zu erst :) In meiner Review
habe ich die Frage aufgeworfen, ob Ihr einen Vierer-Fetisch
habt ;-) 2004 erschien Existence – 4 Jahre später
erscheint das vierte Album das dann auch noch Relict IV
heißt – allerdings habt ihr aus 4 Bandmitgliedern
5 gemacht… eine Finte? Oder ist das Zahlenspiel purer
Zufall?
Tom: Also es ist das vierte Album, darum auch die IV, der
Rest ist Zufall und wäre im letzten Jahr nicht so viel
schief gegangen, wäre das Album schon letztes Jahr erschienen.
Unsere wahren Fetischneigungen tragen wir nicht so offensichtlich
nach außen ;-)
Torsten: Aus 4
mach 5 – Ihr habt die Zeit zwischen den Alben genutzt
um Euch nach einem zweiten Klampfer umzuschauen – Janos
Murri habt Ihr gefunden. War er eine Art Wunschkandidat für
Euch?
Thomas: Es war klar, dass ein fixer fünfter Mann her
muss, um unsere Vorstellungen und Ideen in die Realität
umzusetzen. Janos war 2005 mit seiner Italienischen Band als
Support für Vital Remains unterwegs. Wolf hat damals die
Show in der Slowakei gesehen und richtigerweise schnell erkannt,
dass Janos als potenzieller Kandidat für uns in Frage käme.
Da wir zum damaligen Zeitpunkt gerade in den Vorbereitungsarbeiten
zu unserer Skandinavien Tour mit Susperia steckten und einen
geeigneten Mann suchten, war Janos mit seinem Können und
seiner Persönlichkeit mehr als nur willkommen bei uns.
Janos war sofort interessiert bei uns einzuspringen und es hat
auch alles auf Anhieb wunderbar funktioniert. Ich wünschte
er wäre schon ein halbes Jahr früher bei uns gewesen
und hätte die Testament Tour mit uns bestreiten können.
Tom: Ich denke wir konnten keinen besseren finden, der
gleichzeitig so gut in die Band passt!
Torsten: Was hat
denn überhaupt die Initialzündung für die Suche
nach einer Verstärkung ausgelöst? Wart Ihr mit dem
Sound auf Existence nicht zufrieden?
Tom: Eigentlich sind wir seit Existence zu
Fünft auf der Bühne unterwegs. Das war nach dem Abgang
von Peter Musch auch kaum anders möglich. Thomas wollte
immer einen zweiten Gitarristen, doch ich habe mich immer gegen
ein fünftes Mitglied gesperrt, musste aber einsehen, dass
es notwendig und besser ist.
Thomas: Zur damaligen Zeit waren wir mit Existence
sehr wohl zufrieden. Nichts desto trotz wussten wir damals schon,
dass wir einen zweiten Klampfer benötigen, um das Material
auch live so rüber zu bringen. Wir spielten einige Gigs
nur zu viert mit einer Gitarre. Unter anderem auch Shows als
Support für Anthrax, am Up From The Ground oder auch am
Brutal Assault in Tschechien. Das waren alles gute Shows. Jedoch
niemals so kraftvoll als die Shows zu fünft mit zwei Gitarren.
Außerdem war es schön wieder einmal mit einem zweiten
Gitarristen ins Studio zu gehen zumal das, das letztemal 2000
zu Out Of Noland geschah. Es ist einfach toll
sich gegenseitig zu ergänzen und seine Ideen austauschen
zu können als wenn die ganze Gitarrenarbeit auf deinen
Schultern sitzt.
Torsten: Mit Janos
habt Ihr ein regelrechtes Multitalent an Bord. Der Kollege singt,
schreibt Songs, spielt in ca. 5 Bands und wohnt in Italien.
Wie klappt es da mit der Kommunikation zwischen Euch? Proben
fällt auf der Entfernung dann wohl doch eher flach…
Tom: Nöö, wir sagen ihm nicht wie gut er ist,
sprechen englisch und proben blockweise ;-)
Thomas: Multitalent ja! Die Songs schreiben jedoch Tom
und ich. Das war bei DEMOLITION noch nie anders. Ich
bringe die Nummer, Tom die Texte und zusammen werden diese Werke
dann arrangiert. Bezüglich der Kommunikation gibt’s
da auch keine Probleme. Janos und wir sprechen Englisch und
Wolf als Halbitaliener und Multi-Lingual-Talent mit Janos in
seiner Muttersprache.
Torsten: Welchen
Einfluss hatte Janos auf das Songwriting?
Tom: Keinen, denn das Songwriting haben wieder Thomas und
ich übernommen, aber es war sehr wichtig seine Ideen und
sein Können im Studio zu haben.
Thomas: Diese Zusammenarbeit wirkte sich eher auf Melodien,
Harmonien und die Solisten Arbeit aus, die ja bei Relict
IV nicht zu kurz gekommen ist.
Torsten: Aber
Ihr habt nicht nur nach einem zweiten Gitarrero in der Zeit
gesucht…
Thomas: Richtig! Wir waren auch auf der Suche nach guten
Partys, billigen Longdrinks und jungen, hübschen und intelligenten
Mädels. He he…!
Torsten: Sprechen
wir über das Eigentliche... Zugegeben, ich musste Relict
IV einige Male hören um die Komplexität und die
verschiedenen Details greifen zu können. So ist die Scheibe
nicht nur straight und strotzt vor starken Riffs, sondern ist
auch absolut variabel gestaltet und durchdacht. Reborn
geht z. B. gut geradeaus weg, Deconstructed World kommt
tonnenschwer und groovend daher, Blood als gemäßigter
aber umso mehr ausdrucksstarker Song. Habt Ihr die Ideen einfach
so aus dem Ärmel geschüttelt und Euren Gedanken freien
Lauf gelassen oder wolltet Ihr bewusst ein komplexes Album aufnehmen?
Tom: Wir sind an das Album mit der gleichen Einstellung
und dem gleichen Elan herangegangen wie sonst auch, allerdings
konnten wir dieses Mal die Songs von Anfang an aufnehmen. Das
hat das Überarbeiten und die Auseinandersetzung mit den
einzelnen Parts sehr erleichtert.
Thomas: Ich muss auch sagen, dass die Art und Weise die
Songs zu machen und diese aufzunehmen, für uns bisher die
absolut coolste war. Die Nummern sind uns richtig aus dem Ärmel
gefallen. Vergleichbar mit dem Spruch „Der erste Eindruck
ist der Beste!“, sind auch die Nummern entstanden. Immer
schön aus dem Bauchgefühl heraus. Ohne sie so wie
in der Vergangenheit zu sehr zu zerlegen und zu analysieren.
Ich denke darum sind die Nummern auch so eingängig geworden.
Torsten: Gerade
das Thema Riffing finde ich beeindruckend. Da habt Ihr einige
Granaten auf Lager…
Thomas: Danke für die Blumen. Ich habe einfach probiert
das zu machen was mir am besten liegt. Und das sind eben diese
Art von Riffs die auf Relict IV zu hören
sind. Old School gemischt mit moderneren groovigen Einflüssen
aber trotzdem in Kombination authentisch.
Torsten: …
auf Lager habt Ihr auch Slayer (Blood) und Machine Head
(Deconstructive World). Eine Huldigung von Euch an die
Bands oder sind die Parts zufällig entstanden?
Thomas: Es war definitiv keine Absicht irgendetwas oder
jemanden zu kopieren. Dennoch kann man hier natürlich nicht
absprechen, dass hin und wieder diverse Einflüsse zu erkennen
sind.
Ich finde es nur immer wieder interessant, mit welchen Bands
man verglichen wird. Das geht über eine große Bandbreite
von Bands und Styles. Teilweise auch mit Bands, mit denen man
noch nie was am Hut hatte. Wie auch immer. Is ja nicht unbedingt
das schlechteste mit coolen Bands in eine Schublade gesteckt
zu werden. Da könnte es schlimmere Kritiken hageln.
Torsten: Auffällig
sind die Vocals von Wolf. Wolf gibt sich alle Mühe nicht
nur den typischen Thrash Metal zu shouten, sondern geht auch
mal gerne auf die Death Metal Schiene. Gedoppelt wird auch regelmäßig.
Wolf stellt Ansprüche an seinen Gesang!
Tom: Thomas und ich sind nicht einfach im Studio. Wir haben
meist sehr konkrete Vorstellungen und versuchen natürlich
das Beste raus zu holen. Schön, dass Wolf sich davon immer
mitreißen lässt, von Song zu Song merkbar aufblüht
und immer gute Ideen bei der Umsetzung der Texte hat.
Thomas: Wolf ist eben auch nicht mehr der Jüngste
und ging in seinem Leben auch schon einige musikalische Phasen
durch. Wolf kommt ja eigentlich auch aus der Death Metal Ecke.
Kann sich aber auch mit Thrash bestens identifizieren. Und die
Mischung daraus ergibt eben den Gesang bei DEMOLITION.
Torsten: Und mit
Sozial/Politischer Kritik wird auch nicht gegeizt. Ihr behandelt
die verschiedensten Themen in Euren Texten. I Am Terror
als Kontra für politische Helden wie bspw. Bush, Holy
Hostage mit dem Leben im goldenen Käfig hinter einer
Mauer, Deconstructed World über Visionäre und
Realisten zur systematischen Zerstörung der Welt…
Zündstoff habt Ihr genügend gefunden…
Tom: DEMOLITION hat sich textlich immer an sozialkritische
oder politische Themen gehalten und wenn ich mich so umschaue,
oder mir die Nachrichten rein ziehe, fällt es mir meist
nicht schwer, geeignete Themen zu finden. Dabei handelt es sich
aber natürlich um meine Sicht der Themen und soll nicht
als erhobener Zeigefinger verstanden werden. Es sind Dinge die
ich erlebe, oder die mich beschäftigen, aber auch Sachen
die mir Sorgen bereiten und meiner Meinung nach überdacht
gehören. Unser tägliches Leben bietet wirklich genug
Wahnsinn um darüber zu schreiben.
Torsten: Gibt
es einen Song der für einen von Euch etwas Besonderes bedeutet?
Tom: Alle Songs sind gleich wichtig und während dem
Schreiben ist immer der Song was Besonderes, an dem gearbeitet
wird. Bei Relict IV verhält es sich für
mich erstmals so, dass ich nicht sagen könnte, warum ein
Song mir mehr bedeuten könnte als ein anderer.
Thomas: Wie Tom bereits beschrieben hat, ergeht es auch
mir so, dass ich alle Songs gleich gerne mag und interessant
finde. Jeden Song auf seine eigen Art und Weise. Und dem bisherigen
Feedback zu folge, denke ich auch mit Relict IV
eine gelungene Mischung kreiert zu haben, die jedermann etwas
Interesse herauslockt. Egal ob Death, Thrash, Speed, Old School
oder Modern Metal Fan.
Torsten: Holy
Hostage – U.S.H.S – gebt mir die Auflösung
für die Abkürzung!
Tom: Ja, das ist einfach. Es bedeutet United States Home
Security. Die Knaben haben mir am Flughafen, an dem ich zwischenlanden
musste, die Koffer, ohne meinem Beiseins, aufgebrochen und einen
lächerlichen Zettel hineingelegt, auf dem stand, dass sie
dazu berechtigt sind, weil sie die Welt vor dem Terrorismus
retten möchten. Allein die Bezeichnung spricht für
sich und würde hier, bei einer gleich lautenden Behörde,
für ordentlichen Wirbel bei grünen oder links gerichteten
Parteien sorgen. Sicherheit ist gut, doch sollte es nicht Paranoia
auslösen und jemand, der Menschen töten möchte,
wird immer einen Weg finden. Die Abkürzung im Song zu verwenden,
war aber Wolfs Idee. (fantastisch, da wird der Terror eins zu
eins weitergegeben – alles für den Dackel, alles
für den Club…– the.wangacopta)
Torsten: Mit der
Produktion bin ich nicht ganz so glücklich. Mir sind die
Gitarren zu weit im Hintergrund und werden von dominanten Vocals
oft überschattet. Die Doublebass könnten auch gerne
intensiver sein. Wie steht Ihr zu der Produktion?
Tom: Ich glaube, dass die Mischung oft sehr Geschmackssache
ist. Wir haben uns dafür viel Zeit genommen und mussten
feststellen, dass bei jedem Mix sowohl positive wie negative
Meinungen kamen. Ich kann mit der Produktion eigentlich sehr
gut leben. Wolf singt stark und ich finde das darf man ruhig
hören.
Thomas: Wie man so schön sagt, jedem kann man es
sowieso nicht recht machen. Die Scheibe die jeder Metal Fan
dieser Welt bedingungslos liebt, die möchte ich erfunden
haben.
Torsten: Relict
IV in Verbindung mit dem Cover: Ihr seht die Natur als Reste
einer geologischen Entwicklungsform an?
Tom: Ein Relikt ist ein Überbleibsel von Etwas was
mal war und wenn man manche Vorgehensweisen betrachtet, kann
man annehmen, dass, auf längere Sicht, von Natur oder unserem
gewohnten Leben nicht viel über bleibt. Der tote Vogel
beschreibt das, meiner Meinung nach, ganz gut als Symbol für
Krankheit und Tod.
Torsten: Ich vermisse
Eure Tourdates auf Euren Sites. Was habt Ihr geplant? Wann kann
die Thrash-Community Euch live genießen?
Thomas: Nach eineinhalb jähriger Bühnenabstinenz
werden wir im März nach vier Jahren wieder mal ein Wiener
Heimspiel geben. Das ganz im Rahmen einer Charity Show mit Aborted,
Endstille und den Excrementory Grindfuckers. Für den weiteren
Verlauf des Jahres sind bereits diverse Festivalshows und ein
bis zwei Tourneen in arbeit.
Torsten: Und nun
noch Deine aktuellen Top 5 der Musicplaylist:
Thomas: Die ändert sich natürlich laufend bei
mir. Aber jetzt gerade drehen sich bei mir. Nevermore, Bloodbath,
Lay Down Rotten, Criminal, Onslaught, und und und…
Torsten: Warten
wir wieder vier Jahre auf den nächsten Killer?
Tom: Ich hoffe nicht! Thomas und ich haben bereits über
einige Ideen gesprochen und wenn DEMOLITION so weiter
läuft wie wir uns das vorstellen, könnten wir von
mir aus bald beginnen, diese umzusetzen ;-)
Torsten: Vielen
Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören
Euch:
Tom: Ich freue mich, so schnell wie möglich auf die
Bühne zu kommen um das neue Album zu promoten und die Leute
um mich zu spüren. Ich denke, dass sich niemand entgehen
lassen sollte Relict IV live zu sehen ;-)
Thomas: Ganz meine Meinung! Es wird Zeit endlich wieder
rauszukommen und ordentlich herum zu zocken. Vielen Dank für
das Interview und hoffentlich bis bald mal wieder. An alle Leser!
Kaufen sag ich! Kaufen! :)