Nachdem „Scenes from a
poetical playground“ jetzt schon mindestens 10 mal meinen CD-Player
durchlaufen hat, war ich doch neugierig, ob Sascha, der Sänger
von DESPAIRATION meine neugierigen Fragen beantworten
konnte (oder wollte?)
Petra: Ihr seid zwar eine relativ
„junge“ Band, was Euer Alter anbelangt, aber Euch gibt es schon
seit 1996. Leider kenne ich Eure erste Scheibe nicht. Daher
würde ich gerne wissen, ob und wie Ihr Euch in den beiden letzten
Jahren musikalisch verändert habt. Euer Line-up ist ja auch
nicht mehr das selbe.
Sascha:
DESPAIRATION wurden 1994 unter anderem Namen gegründet
und nahmen als DESPAIRATION zwei Jahre später ein erstes
Demo auf, welches unter dem Banner Another Spiritworld
veröffentlicht wurde und noch eher raue Metal-Klänge enthielt.
Es kam zum Umstieg auf den kleinen Bruder von Dr. Avalanche,
sprich die Verwendung des Drumcomputers und die Integration
eines Keyboards. Die erste CD Winter 1945 erschien
im Sommer 1998 im Fünfer-Line-Up und enthielt auch noch eher
metal-typische Klänge, die jedoch um ein gehöriges Maß an Melodie
und Experimentierfreudigkeit erweitert wurden. Anschließend
verließen drei Mitglieder die Band und Martin F. Jungkunz (Guitar)
sowie meine Wenigkeit blieben zurück, änderten den Namen in
das innovativer klingende DESPAIRATION, überredeten Keyboarder
Christian Beyer sich der Band anzuschließen und produzierten
im September 1999 mit Herrn Kramm in seinen Danse Macabre-Studios
das nun vorliegende Scenes From A Poetical Playground.
Danach stieß Christoph A. Grünert (Bass) in eine verzweifelte
Zukunft und Moonstorm nahmen sich der Band an. Eine musikalische
Veränderung fand insofern statt, als dass wir ruhiger, dunkler
und experimenteller wurden.
Petra: Habt
Ihr keine Angst, dass Ihr in das momentan so beliebte Schublädchen
„Gothic-Metal“ gesteckt werdet oder ist es Euch gerade recht,
dass diese Art Metal im Moment sehr populär ist? Ihr distanziert
Euch ja doch schon etwas, zurecht, wie ich finde.
Sascha:
Die Leute schmissen uns früher in die Heavy Metal-Schublade
und nun in das Fach mit der Aufschrift ‚Gothic Rock’. Wir sehen
uns jedoch keiner Szene zugehörig und versuchen lediglich unser
eigenes Ding fernab aller gängigen Muster durchzuziehen. Deswegen
die deutliche Distanzierung. Ich habe die Bezeichnung ‚Experimental
Gothic-Metal’ lediglich zur groben Stilbeschreibung gewählt,
aber die Leute übernehmen das oftmals ohne nachzudenken. Was
das Gothic-Klischee angeht, so finde ich, dass wir musikalisch,
von meiner tiefen Stimme einmal abgesehen, viel zu viele verschiedene
Elemente verarbeiten, als dass wir eine reine Gothic-Metal-Band
sein könnten. Ob diese Musik populär ist oder nicht, ist nebensächlich.
Musik hat für mich etwas mit Visionen und Emotionen zu tun.
Es wäre blödsinnig, sich seine musikalischen Ergüsse von niederen
Beweggründen kreieren zu lassen. Wir sind für alles offen und
gehen ebenso frei mit diesen Einflüssen um.
Petra: Ihr habt Scenes
From A Poetical Playground
in Eigenproduktion im Studio von Bruno Kramm eingespielt. Volles
Risiko also. Wie seid Ihr dann an Moonstorm gekommen?
Sascha:
Wir haben eine gebrannte CD hingeschickt, sie hatten Interesse,
wir auch. Also haben wir unterschrieben. Soweit die Kurzform.
Sicherlich
war es ein großes Risiko bei Bruno Kramm zu produzieren, zumal
es für unsere Verhältnisse nicht ganz billig war und wir alle
unser letztes Sparschwein schlachten mussten. Aber die Sache
war es uns wert und letztendlich hat es sich ja zumindest insofern
gelohnt, dass wir durch Moonstorm nun erstmals auch in der breiteren
Öffentlichkeit stehen, auch wenn es ohne eine gesunde Portion
Optimismus und Idealismus auch jetzt noch nicht geht. Viele
Leute scheinen immer noch zu meinen, wenn eine Band erst einmal
einen Deal unterschrieben hat, könne sie davon leben. In Wirklichkeit
ist das erst der Anfang und wir sind nach wie vor arm wie Kirchenmäuse...
Petra: Du lässt Dich von grossen Denkern
wie Rimbaud, Blake und Gottfried Benn zu Euren Texten inspirieren.
Von welchen „Vorbildern“ lasst Ihr Euch zu Eurer Musik inspirieren?
Sascha:
Es gibt zahlreiche Bands, die wir gerne hören. Aber ich bin
der Meinung, dass der private Geschmack der Mitglieder nicht
zwingend etwas mit dem Sound von DESPAIRATION zu tun
haben sollte. Sicherlich inspiriert einen Musiker alles was
er hört auf gewisse Weise, aber wir versuchen den direkten Einfluss
anderer Bands weitesgehend so zu gestalten, dass man ihn nicht
mehr heraushört. Das ist die ganze Kunst. Im übrigen vermeide
ich es, in Verbindung mit DESPAIRATION die Namen anderer
Formationen zu nennen, da wir als eigenständige Band akzeptiert
werden wollen
Petra: Können wir Euch live „bewundern“?
Gibt es Bands, von denen Ihr sagen würdet: „Mit DEN möchten
wir mal live auftreten“?
Sascha:
Wir sind für jede Art der Bewunderung offen. Unsere Live-Auftritte
sind rar gesät, aber das hat ganz einfach damit zu tun, dass
wir uns genau überlegen, wo wir spielen. Außerdem ist es nicht
immer ganz einfach an Gigs zu kommen, wenn man so „dezent“ zwischen
den Stühlen sitzt, wie wir. Wenn wir die Wahl hätten, würden
wir wohl mit Pink Floyd auf Tournee gehen (oh, das ist mir doch
ein Name rausgerutscht...). Aber ich glaube nicht mehr dran,
dass die alten Herren uns in Europas Konzertsälen noch einmal
heimsuchen. Somit wird dieser Wunsch wohl für immer unerfüllt
bleiben.
Petra: Arbeitet Ihr schon an einem neuen
Album und wenn ja, in welche Richtung wird dieses dann gehen?
Wird es Veränderungen zu Scenes From A Poetical Playground
geben oder seit Ihr doch so damit zufrieden, dass Ihr sagt,
wir möchten erst einmal so weitermachen, bevor wir etwas Neues
versuchen?
Sascha: Wir arbeiten definitiv an einem
neuen Album und versuchen die Pause zwischen Scenes From
A Poetical Playground und seinem Nachfolger kurz zu
halten. Alles weitere ist Spekulation und wird spätestens zur
Veröffentlichung enthüllt. Ich werde mich hüten, an dieser Stelle
falsche Versprechungen zu machen oder zu weit in die Zukunft
zu blicken. Mit „Scenes From A Poetical Playground“ sind wir
nach wie vor zufrieden, einige zeitmangelbedingte Details einmal
ausgenommen, aber was heißt das schon...? Erwartet einfach das
Unerwartete!
Petra: Was würdest Du Euch fragen, wenn
DU der Interviewer wärst?
Sascha:
Gehen Dir etwa schon die Fragen aus, dass ich das jetzt noch
übernehmen soll??? Also... ich würde mich nach der Frage erkundigen,
die der DESPAIRATION-Sänger schon immer einmal beantworten
wollte...
Petra: Und was würdest Du Euch antworten?
Sascha: Vermutlich würde mir spontan keine
Frage einfallen und aus diesem Grund bliebe Dir die Antwort
versagt
Vielen Dank für das Interview,
Grüße an alle Leser und besucht uns auf unserer Homepage.
Petra:
Soweit Sascha... Wie Ihr seht, versteht er es wirklich uns neugierig
zu machen. Bleibt zu hoffen, dass DESPAIRATION's
Weg weiter nach oben führt, sie sich weiterhin treu bleiben
und es sich Pink Floyd doch mal anders überlegt und mit ihnen
auf Tour geht. Bleibt MIR nur noch zu hoffen, Sascha mal live
zu hören.