Mit
ihrem offiziellen Debüt Fragments Of D-Generation
haben DISARMONIA MUNDI ein ziemlich beeindruckendes
Stück modernes Death Metal’s kreiert. Bandleader Ettore
und Claudio nahmen sich Zeit, mir ein paar Fragen zu beantworten…
Clemens:
Könnt Ihr uns einen kurzen Überblick über die Bandgeschichte
geben?
Ettore: Ich erweckte diese Kreatur ungefähr vor
vier Jahren. Es gab viele Line-Up Veränderungen seit dieser
Zeit (die einzigen Überbleibsel sind Mirco und ich); wir
veröffentlichten Nebularium als
erstes selbstproduziertes Debüt Album und dies gab uns dann
die Möglichkeit, einen Vertrag mit Scarlet Records zu ergattern.
Wir sind noch immer sehr zufrieden mit unserem ersten Album. Wir
bekamen sehr gute Kritiken und derzeit suchen wir nach einem geeigneten
Label, um es weltweit zu releasen (Wie wär’s mit Scarlet?!?
– Anm. d. Verf.). Es gibt eine Menge Leute, die uns nicht
in den Shops finden können (derzeit ist es überhaupt
nur über uns zu beziehen) und wir denken, dass es durchaus
mehr Aufmerksamkeit verdient hat.
Egal, nach Nebularium flogen ein paar
Mitglieder aus der Band und wir mussten neue Leute finden um die
neuen Songs fertig zustellen. In der Zwischenzeit kam ich auch
in Kontakt mit Speed und fragte ihn, ob er nicht Lust hätte,
als Gast auf dem neuen Album zu singen. Der Rest ist dann eigentlich
eh bereits aktuelles Geschehen. Wir nahmen Fragments
auf und viele Leute scheinen es wirklich zu schätzen. Das
ist wirklich großartig für uns, denn wir steckten eine
Menge Energie rein, glaub mir’s!
Clemens:
Ihr seid zwar Italiener aber Ihr klingt schwedischer als manch
schwedische Band. Warum?
Ettore: Ich weiß auch nicht… Vielleicht weil
Speed ein Schwede ist und er in einer der besten schwedischen
Bands singt? Hehe, ich weiß wirklich nicht… Wir spielen
halt melodischen Death Metal und da der Stil halt sehr populär
in Schweden ist, ist es wahrscheinlich offensichtlich, dass wir
ein wenig schwedisch klingen. Es stellt aber kein Problem für
uns dar, es ist einfach der Stil, den wir lieben und der Vergleich
mit so großen Bands stört uns überhaupt nicht.
Nun ja, manchmal lese ich so Bullshit wie „die neuen Soilwork-Klone“
oder „nichts mehr als eine schlechte „In Flames-Kopie“,
und DAS stört mich natürlich schon ein wenig aber dagegen
kann man wohl kaum was machen, jeder hat halt seine Ansichten…
Clemens:
Gibt’s es eigentlich irgend so was wie einen “Italienischen
Metal-Stil”?
Ettore: Ich glaube nicht. Ich meine, verschiedene Bands
spielen verschiedene Musik aber ich denke nicht, dass es so was
wie einen italienischen Stil bei uns gibt… Versteh’
mich nicht falsch, ich denke, dass es sehr wichtig ist, etwas
eigenes zu kreieren, aber es ist halt einfach schwer, originell
zu sein und fast unmöglich, was völlig Neuartiges zu
erschaffen, das niemand zuvor gemacht hat. Aber solang Du an das
glaubst, das Du machst, ist es einfach das Wichtigste, es auf
Deine eigene Art und Weise zu machen – dann ist es immer
richtig. Man kann auch einen sehr populären Stil spielen
und trotzdem sich selbst in den Sound einbringen. Hast Du bspw.
das 70’s Disco-Break in Oceangrave gehört? Ich glaube
nicht, dass viele Bands so ein Zeug machen und somit haben wir
etwas sehr Persönliches und Eigenes in unsere Musik eingeflochten
und das ist das, was uns von anderen Death-Metal-Bands unterscheidet.
Clemens:
Ihr habt beide Alben in Deinem Heimstudio aufgenommen. Bist Du
professioneller Musiker, Tontechniker (oder ähnliches) oder
ist es nur ein Hobby von Dir?
Ettore: Ich habe in einer Tontechnik-Schule gelernt und
produziere auch ein paar kleine Lokalbands. Es ist noch immer
ein Hobby aber ich möchte es zu meinem Fulltime-Job machen,
weil die Musik einfach mein Hauptinteresse im Leben ist und ich
kann nicht leben, ohne jeden Tag zu spielen oder etwas zu produzieren…
Medion:
Ihr habt einige großartige Synths im Hintergrund verwendet,
welche sehr elektronisch klingen. Welche Geräte waren das?
Ettore: Ich habe eine Orgel aus unserer Kirche gestohlen!
Haha, nur ein Witz… Nun, es freut mich, dass es Dir gefällt,
aber ich habe nur ein billiges Keyboard mit ein paar Plug-Ins
verwendet, nichts wirklich teures.
Medion:
Wie seid Ihr in Kontakt mit Speed Strid gekommen?
Ettore: Das Internet ist ein toller Weg, um mit Leuten
in Kontakt zu kommen: Nachdem Nebularium
veröffentlicht worden war, trug er sich in unser Gästebuch
ein und wir blieben in Kontakt. Als wir Probleme mit unserem damaligen
Sänger bekamen, fragten wir Speed einfach, ob er nicht Interesse
hätte, die Vocals auf unserem zweiten Album beizusteuern.
Medion:
Morgue Of Centuries ist ein echter Killer-Song geworden.
Wovon handelt der Text? Worum geht’s generell in Euren Texten?
Claudio: Die Texte sind ziemlich abstrakt. Ich meine,
ich möchte nicht alles explizit erklären, ich mag es
vielmehr, wenn sich die Leute selbst Gedanken dazu machen. Die
Morgue Lyrics waren sehr stark inspiriert vom Film Die
Prophezeiung, weißt Du, der Film mit den Engeln, die sich
gegenseitig abschlachten und mit Armageddon generell… Es
gibt so was wie ein Konzept, das sich durch alle Songs zieht:
Die Degeneration und konsequente Auslöschung der menschlichen
Rasse betrachtet aus dem Blickwinkel der Angst und Verrücktheit.
Homizidale Instinkte, suizidale Wünsche, Abhängigkeiten,
all diese lustigen Sachen, haha! Aber es ist nicht ein depressives
Album, denn wir mögen die Menschheit noch immer, wir sind
einfach ein Haufen kranker Motherfucker! Und es findet sich auch
genug schwarzer Humor. Fakt ist, es ist immer interessant, die
Abgründe der Menschheit zu studieren und verstehen zu lernen.
Was sich bspw. im Hirn eines Serienkillers abspielt, ist nicht
so verschieden, von dem, was eine „normale“ Person
denkt. Wir alle haben aggressive Tendenzen und extreme Instinkte,
deshalb hilft es uns zu verstehen, was im Hirn des Durchschnittsbürgers
abgeht… Und vielleicht verstehen wir dann auch, warum alles
so abgefuckt ist in der jetzigen Zeit. Das einzige Problem ist
– wenn Du ins Abyss schaust, schaut es auf Dich zurück…nun
ja, Du weißt schon, wie das ist… (jaja, noch Fragen?
– Anm. d. Verf.)
Medion:
Existieren neben Lacuna Coil und Graveworm noch andere gute extreme
Bands in Eurem Land?
Ettore: Natürlich, ja. Es gibt viele gute Bands,
die noch entdeckt werden müssen. Ich meine, es tut sich viel
im Underground, deshalb denke ich, dass die Szene größer
wird in der Zukunft und dass wir dem Rest der Welt zeigen können,
dass sich die italienischen Bands nicht verstecken brauchen.
Medion:
Wer hat das Cover gestaltet? Meiner Meinung nach ist es sehr psychotisch
und gleichzeitig bewundernswert!
Ettore: Meine Freundin. Freut mich, dass es Dir gefällt.
Ich denke, dass es die Stimmung des Albums perfekt einfängt
– es ist gleichzeitig psychotisch und mysteriös...
Es lässt Dich denken: “What the fuck! Was passiert
hier?“ wenn Du es anschaust. Und da ist dieser große
Blitz, der von oben kommt und den Platz noch surrealer erscheinen
lässt... Weißt Du…? Der Typ, der da am Boden
kauert, das bin ich, hehe… Es war ziemlich anstrengend,
die Fotos zu machen, weil ich barfuss dort stand in diesem verdammten
Raum und rundherum Scherben und Müll herumlagen… eine
sehr coole Situation!
Medion:
DM hat sehr viel Potential, aber ich denke nicht, dass Ihr bereits
100% ausgeschöpft habt. Wie sehen die Zukunftspläne
aus? Werdet Ihr etwas „progressiver“ oder experimenteller?
Claudio: Du hast schon Recht. Fragments
ist eines cooles Death Metal Album geworden mit großartigen
Songs und guten Melodien aber wir müssen erst unsere Grenzen
erreichen. Ich meine, wir sind ja erst am Anfang! Ich weiß
zwar nicht, was in der Zukunft passiert, aber ich möchte
ein wenig mehr Dinge mischen… aggressiver in den „fast
& furious“-Teilen werden, melodischer in den ruhigen
Momenten usw. Natürlich wollen wir auch neue Elemente in
unseren Sound einfügen und uns als Musiker und Songwriter
verbessern. Yeah, es gibt noch viel zu tun, aber im Moment freuen
wir uns erstmal über die positive Resonanz gegenüber
dem aktuellen Album. Und da ich nur eine sekundäre Rolle
auf Fragments spielte, möchte ich mich in Zukunft mehr einbringen
können…
Medion:
Was sind Eure Top-Alben, die Ihr momentan hört?
Claudio: Im Moment? Hm, die neue Slipknot, ein WAHNSINNSALBUM
meiner Meinung nach; Fear Factory’s Archetype: zurück
und stärker als jemals zuvor – davon kann ich auch
nicht genug kriegen; Carcass: Heartwork: das beste Death Metal
Album aller Zeiten mit dem besten DM-Sänger aller Zeiten
und W.A.S.P.: The Neon God… fuck, Blackie IST Gott!!!
Medion:
Danke für’s Interview, Eure letzten Worte...
Claudio/Ettote: Nun, mal sehen…danke fürs
Intie, es war uns eine Freude, Deine Fragen zu beantworten und
dann noch ein großes „Passt auf Euch auf, Motherfucker!“
an all unsere Fans da draußen. Wir sehen uns on the road
so bald wie möglich, BLEIBT STARK!!
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