Mit
ihrem sechsten Album 66Sick debutieren die Deutschen
DISBELIEF auf neuem Label und mit neuer Härte.
Selten hat ein Album derart wuchtig geklungen, selten waren Shouts
markerschütternder als auf dem neuen Haßklumpel der
EmoDeather. Medion schloss sich mit Bassist Joe kurz, um ihn die
ein oder andere interessante Information zu entlocken.
Clemens: Ihr habt den brutalsten Sound, der mir je zu
Ohren gekommen ist. dagegen können sich viele "brutale"
Bands verstecken. Wo habt Ihr aufgenommen und wie sind Eure Gitarren
getuned?
Joe: Aufgenommen
haben wir im Antfarm – Studio in Dänemark mit Tue Madsen.
Er hat es geschafft unseren Live-Sound perfekt einzufangen, es
klingt alles sehr direkt und brutal. Die Gitarren haben wir in
Drop B gestimmt, also B – F – B – Dis –
G – C.
Clemens:
Wie kam der Wechsel zu Nuclear Blast zustande? War es dem Erfolg
des letzten Albums zu verdanken?
Joe: Das
hat uns sicherlich geholfen und die Aufmerksamkeit auf uns gelenkt.
Unser Vertrag mit Massacre lief aus und wir waren auf der Suche
nach einem Label, das unsere Musik perfekt vermarkten kann und
da kam das Angebot von Nuclear Blast gerade recht! Im extremen
Musikbereich gibt es in Europa nichts Größeres und
das wird DISBELIEF sicherlich weiterbringen.
Clemens:
Ihr habt im letzten Jahr laufend Gigs absolviert und seid auch
auf Tour gewesen. Wie lässt sich das mit Euren Jobs vereinbaren?
Bestehen reelle Chancen, dass Ihr in Zukunft (teilweise) von der
Musik leben könnt?
Joe: Wir
sind an der Grenze des Machbaren angelangt. Zum Teil wird der
gesamte Jahresurlaub mit DISBELIEF verplant oder
unbezahlter Urlaub genommen. Jeder hat da seinen eigenen Überlebensplan.
DISBELIEF steht im Zentrum unseres Lebens und
wir arbeiten hart daran, dass uns die Musik irgendwann auch ernähren
kann.
Clemens:
Bestehen derzeit bereits Tourpläne außer den No Mercy
Festivals?
Joe: Wir
wollen auf jeden Fall noch eine Tour an Land ziehen, aber konkret
ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts. Einige Sommerfestivals
wie das Summer Breeze, Earthshaker oder das Metalcamp in Slowenien
sind bestätigt. Im April spielen wir auf dem Metalmeeting
in Ludwigshafen und werden auch jede Menge Wochenendshows in Deutschland
spielen! Aber wir arbeiten jetzt mit einer Konzertagentur zusammen
und die sollen uns in ganz Europa vermitteln. Wir wollen unser
Pensum noch steigern und so viel wie möglich spielen!
Clemens:
Ehrlich gesagt hatte ich mir für Euer neues Album mehr Experimente
erhofft, die ja auf Spreading The Rage bereits angedeutet
waren. Wolltet Ihr nichts riskieren oder wollt Ihr Euch einfach
nicht zu weit von Eurem Grundsound wegbewegen?
Joe: Es
ist uns immer wichtig, dass wir uns bei unserer Musik wohlfühlen.
Manchmal fällt etwas experimenteller aus wie Edges oder
Lost In Time, aber diesmal haben die Songs sehr viel
Live – Charakter und werden auch ihre Wirkung nicht verfehlen!
Weiterentwicklung steht bei DISBELIEF im Vordergrund
und so hat jedes Album seinen eigenen Charakter. Ich denke auch
66 Sick ist alles andere als ein „auf
Nummer sicher gehen“ – Album. So extrem haben wir
noch nie geklungen!
Clemens: Wird es jemals richtig cleane Vocals oder vermehrt
cleane Gitarren in Eurem Sound geben?
Joe: Wenn
der richtige Song dafür da ist wird das automatisch passieren,
da wir Musik aus dem Bauch heraus machen ohne irgendwelche Beschränkungen!
Clemens:
Wie seht Ihr selbst die Unterschiede zwischen Spreading The
Rage und 66Sick?
Joe: Für
mich ist 66 Sick die logische Weiterentwicklung
nach Spreading The Rage, wir haben unser
Songwriting auf den Punkt gebracht und Jagger´s Gesang hat
durch die Melodien die er einbaut eine neue Facette hinzubekommen.
Insgesamt ist 66 Sick noch ein Stück
aggressiver auf der einen Seite, aber auf der anderen auch eingängiger
ausgefallen.
Clemens:
Der Titel des Albums schmückte ja bereits früher Euren
Merchandise. Was war ausschlaggebend, dass Ihr ihn trotzdem als
Albumtitel "recycled" habt?
Joe: Durch
dieses „Recycling“ ist 66 Sick
für viele Fans schon ein Begriff und da es unser 6. Album
ist hat sich der Titel förmlich aufgedrängt. Der Titel
ist kurz und prägnant und sehr plakativ, alles sehr wichtige
Faktoren für einen Albumtitel!
Clemens:
Euer Sound würde viel Spielraum für Effekte oder elektronische
Elemente lassen. Habt Ihr jemals daran gedacht, so etwas einfließen
zu lassen?
Joe: Da
sind wir sehr aufgeschlossen, es spricht nichts dagegen unseren
Sound zu Bereichern und damit auch zu Erweitern. Aber wie schon
erwähnt wird das kein erzwungener Prozess sein sondern wir
werden uns da von unserem Gespür für den dazu passenden
Song leiten lassen!
Clemens:
Das Cover von 66Sick ist sehr spartanisch, um nicht zu
sagen "primitiv" - zumindest auf der mir vorliegenden
Promo-Cd. Passend zum Titel hätten sich aber doch mit Sicherheit
verschiedenste coole Möglichkeiten ergeben, das Cover zu
gestalten. Wolltet Ihr absichtlich genau in die entgegengesetzte
Richtung arbeiten und den Konsumenten somit überraschen?
Hat das Cover eine Aussage?
Joe: Ursprünglich
hatten wir 2 Künstler am Start, der eine sprang kurz vor
Abgabetermin ab und die Ergebnisse des anderen haben uns nicht
gefallen. Jetzt mußten wir kurzfristig ein Cover herbeizaubern
und Nuclear Blast machten diesen sehr simplen, aber dennoch plakativen
Vorschlag. Glücklicherweise hatte Thomas Ewerhardt noch ein
Layout in Reserve, das den Begriff „sick“ sehr schön
illustriert und somit erscheint die CD als limitierte Auflage
mit einem Pappschuber und dem eigentlichen Cover auf dem Booklet!
Clemens:
Ihr seid auf den NM-Festivals mit vorwiegend Knüppelbands
unterwegs. Seht Ihr Euch selbst als Death Metal Band? Wo würdet
Ihr Euch selbst im Metalbereich ansiedeln?
Joe: Death–Metal
ist ein wichtiger Einfluß in unserer Musik, aber wir haben
über die Jahre unsere ganz eigene Art und Interpretation
entwickelt, die auch von anderen Stilrichtungen beeinflusst ist.
Wir machen Rockmusik in ihrer extremsten Form und das Einordnen
in Schubladen überlassen wir anderen. Die Tatsache, dass
auf den No Mercy–Festivals auch „Knüppelbands“
am Start sind kann sich ja auch positiv auswirken, da wir mit
unserem Sound herausstechen und hoffentlich viele neue Fans gewinnen
werden!
Clemens:
Jagger's Schreie klingen martialisch, obwohl er sich live nicht
ganz so arg anstrengen zu scheint, wie man vielleicht vermuten
würde... Gibt's dazu vielleicht ein Geheimrezept?
Joe: Jagger
hat eine ganz eigene Technik entwickelt und er versteht es sehr
genau sein Organ optimal zu nutzen. Anstrengend ist die Sache
aber dennoch da er, wie wir alle, live alles aus sich herausholt.
Ich habe auch noch nie erlebt, dass er nach einer Show oder einer
kompletten Tour heiser war und das ist schon ein Phänomen!
Clemens:
Euer zweiter Gitarrist ist vor kurzem ausgestiegen... Habt Ihr
schon Ersatz für ihn gefunden?
Joe: Auf
der Tour und bei den anschließenden Live–Aktivitäten
wird uns unser ehemaliger Gitarrist Tommy Fritsch aushelfen. Ob
er dann fest bei DISBELIEF einsteigen wird wollen
wir erst einmal abwarten. Er ist ein sehr belebendes Element und
wenn die Chemie stimmt und er sich auch in das Songwriting integrieren
kann steht einem Einstieg nichts im Wege.
Clemens:
Metalcore ist nach wie vor ein boomendes Genre im Metalbereich.
Glaubt Ihr, dass Ihr auch davon profitieren könnt im Augenblick
- schließlich ist Euer Sound ja auch ziemlich groovig..
Joe: Ich
denke alle Bands die einen extremen Sound haben werden davon profitieren.
Ich finde es sehr positiv dass diese Musik immer mehr Anhänger
findet und damit auch zukunftsfähig bleibt. Und wenn DISBELIEF
davon profitieren habe ich da sicher nichts dagegen.
Clemens: Abschließend alles Gute für die Zukunft!
Letzte Worte...
Joe: Erstmal
vielen Dank für euer Interesse und die Unterstützung
und ich hoffe wir sehen uns auf Tour!
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