<< archive
 

Mit Protected Hell haben Deutschlands liebste Extreme Deather DISBELIEF nicht nur das achte Studioalbum veröffentlicht, sondern einmal mehr ein Meisterwerk, das Beste – meiner Meinung nach – in der fast 20-jährigen Bandgeschichte. Trotzdem gelang der Band bisher nicht der große und wohlverdiente Durchbruch. Ob und wie sich das in Zeiten radikal sinkender CD Verkäufe und sterbender Label/Agenturen/Plattenläden ändern soll… da frag ich doch mal nach ;) Und da bietet sich doch die DISBELIEF Show im „heimischen“ Turock verdammt gut an. Wir fangen spät an… und hören noch später auf. Am Tisch hab ich Jagger und Joe, dazu auch den Promotion Chef Massacre Tom. Nur Turock-Chef Peter trampelt das eine oder andere Mal mit den Füßen und will Schluß machen… ;)

DISBELIEFMetal – A Special Kind Of Music

Dajana: Das neue Album Protected Hell ist ja mal wieder grandios. 10 Punkte! Album des Monats! Heh. Wie waren sonst so die Reaktionen?
Joe:
Gut bewertet würde ich mal sagen. Überall so in den Top 10, da kann man nicht meckern. Sehr gute Kritiken bekommen bis jetzt ;)
Jagger: Da sagen wir DANKE! Für das Kompliment und die Würdigung unseres neuen Albums ;) Das haben wir verdient *Gelächter* Hat uns viel Schweiß gekostet..

Dajana: Aber eigentlich habt ihr ja noch nie ein schlechtes Album abgeliefert. Bei uns jedenfalls ward ihr nie schlechter als 9 von 10 Punkten ;) Sieht bei anderen Magazinen ähnlich aus, und trotzdem fehlt irgendwie der große Durchbruch.
Jagger:
Na gut... Was ist ein großer Durchbruch? Das ist ne Frage der Definition, die jeder anders auslegt.
Dajana: Kann da Tom (von Massacre Records) nicht was zu sagen? Wo ist da so der Break-even-Point beim CD-Verkauf?
Tom: Ohne Gewinn gibt’s kein Geld *Gelächter*
Dajana: Und ab wann gibt es dann Geld? Wie viel muss man verkaufen?
Jagger: Um groß zu sein?
Dajana: Damit es sich auszahlt...
Tom: Um davon leben zu können? Der Durchbruch ist da, wenn ihr 5 Leute davon leben könnt. Stellt sich noch die Frage nach dem Lebensstandard...
Jagger: Ganz tief...
Also der Durchbruch für mich und für uns... gemessen an Zuschauerzahlen, wäre es, irgendwann einen Standard zu haben wie zum Beispiel Six Feet Under oder Bolt Thrower. Wenn die auf Tour gehen. Ich glaub so um die 600, 800-1000 Leute oder. Da könnten wir wohl von leben und das wäre auch nicht utopisch gedacht. Und da wollen wir auch hin und geben alles.
Tom: Heutzutage ist es absoluter Wahnsinn für ne Metalband von den CD-Verkäufen zu leben. Das ist fast ausgeschlossen. Das sind wirklich nur ganz, ganz wenige, die das können.
Jagger: Die Bands leben vom Live spielen...
Joe: Ne neue CD ist eigentlich nur noch ne Promo. Hast Du ne neue CD, hast Du einen Grund auf Tour zu gehen. Das klingt hart, aber das ist so. Die CD selbst ist dann nur Beigabe.
Tom: Selbst wenn DISBELIEF mehr CD’s verkaufen würden... Dann bekämen sie vielleicht ein paar Euros mehr Vorschuss, die sie dann wahrscheinlich direkt in die Produktion mit reinstecken würden...
Jagger: Das ist wie 'ne Spirale. Mehr CD Verkäufe, mehr Leute bei den Shows, höhere Gagen...

Dajana: Aber wird es denn nicht zunehmend schwerer, wenn der kommerzielle Erfolg fehlt, immer weiter zu touren und dann auch noch zu versuchen mehr und mehr Leute zu ziehen? Ihr habt ja alle normale Jobs und müsst arbeiten gehen. Und auf einer großen Tour hab ich Euch auch schon lange nicht mehr gesehen.
Joe:
Das war eine bewusste Entscheidung von uns, denn bei den großen Touren verdienst Du kein Geld, da verdienen immer nur die Headliner. Und das ist ein Problem. Das haben wir ja jahrelang gemacht, die No Mercy Festivals zum Beispiel. Das hat uns natürlich auch eine solide Fanbase gebracht, aber du verdienst nix. Das geht halt gar nicht.
Deswegen haben wir bis jetzt gesagt: lieber kleine Clubs aber Headliner Shows, Wochenenden und Kurztouren zum Rantasten. Wir haben vor eventuell im Herbst noch was zu machen. Entweder ein cooles Package mit 3, 4 Bands oder an einen coolen Support ranzukommen, aber das ist halt schwierig.
Jagger: Wir fangen grad langsam an, über Angebote die reinkommen, zu verhandeln, zu schauen, wo wir Interesse dran haben. Wir haben zum Beispiel kein Interesse - was uns gerade angeboten wurde – 6 Wochen mit Vader und Marduk zu touren. Wir haben ja schon mit allen möglichen Bands aus verschiedensten Genres gespielt, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass es halt besser ist mit Bands zu spielen, die musikalisch besser zu uns passen.

Dajana: Habt Ihr da so ein paar Wunschbands auf Eurer Liste?
Jagger:
Ja, auf jeden Fall. Wir haben gute Erfahrungen mit Bolt Thrower gemacht...
Dajana: Aaaaaaah... das wär ein geiles Package... *sabber*
Jagger: Aber die haben grad kein Interesse, weil kein neues Album, das haben sie ja komplett in die Tonne gehauen und fangen wieder von vorne an. Da steht erst was Anfang 2011 an. The Bolt Thrower Tour Of Hell *Gelächter*

Dajana: Zurück zu Eurem neuen Album. Wie lief es bei den Aufnahmen? Gab es besonders knifflige Herausforderungen, Probleme, Experimente, Spielereien?
Jagger:
Spielereien gibbets erst mal gar net! *Gelächter*
Joe: Wir haben diesmal von Anfang an sehr viel Wert drauf gelegt, dass die Gitarren aggressiver sind. Das war uns ein großes Anliegen. Wir haben da ’nen Kumpel, Matti, mit geilem Equipment, coolen Verstärkern und da haben wir uns mal ’nen richtig schönen Gitarrensound gemacht. Der ist fett geworden und da sind wir sehr zufrieden mit.
Jagger: Jau, der Gitarrensound ist so präsent wie nie.
Dajana: Hat sich ja auch sonst ein bisschen was geändert im Vergleich zur Navigator...
Jagger: Ja, kann sein. War ja auch unsere erste Zusammenarbeit mit Michael Mainx und dem Studio 3R. Da gab es jede Menge Ideen, haben wir Dinge ausprobiert. Wir haben quasi mit der Navigator die Basis für Protected Hell gelegt. Wir waren auch glücklich gewesen, das wir wieder die Chance hatten, hier in Frankfurt ins Studio zugehen. Das war schon ein Vorteil für uns, zumal wir uns hier auch sehr wohlfühlen. Das wurde uns bei Andy Classen nach 4 Alben ein bisschen genommen.
Dajana: Mal ein anderer Produzent kann ja auch nicht schaden, neue Techniken, neue Arbeitsweisen, da kann man nur gewinnen...
Jagger: Ja, haben wir ja auch...
Joe: Wir gewinnen ja auch bei Michael Mainx. Der Michael macht ja auch keine Death Metal Produktionen, der produziert sonst die Onkelz und den Weidner. Aber das ist ein Freund seit 20 Jahren und wir haben gesagt: lass es uns probieren. Das ist ein Mann, der hat Erfahrungen, die sonst kein anderer Produzent in Deutschland hat. Der arbeitet mit Vollprofis zusammen, lass uns da mal hingehen. Natürlich war das erste Album schon so was wie ein Experiment. Und das zweite Album nun... Protected Hell ist ne Steigerung von 1000%. Finde ich… von meinem persönlichen Hörempfinden…
Dajana: Das heiß also, Ihr wechselt nie wieder das Studio ;)
Jagger: Das haben wir nicht vor...
Joe: Das Hauptziel ist, dass wir es selber machen wollen. Witali, unserer Gitarist ist auch Studiomäßig unterwegs. Das wäre halt optimal. Dann können wir uns noch mehr Zeit lassen, man ist nicht mehr abhängig von irgendwelchen Terminsachen. Aber das ist Zukunftsmusik, da müssen wir erst mal schauen, wie sich das entwickelt...
Jagger: Kann aber sein, das wir dieses Jahr schon was in dieser Richtung ausprobieren, indem wir bei Witali im Studio vielleicht ne Mini LP mit ’nem coolen Konzert als DVD raushauen.

Dajana: Wie stellt Ihr für Eure Shows die Setlisten zusammen? Ihr habt ja reichlich Auswahl inzwischen. Würfelt Ihr das aus?
Joe:
Nee, das ergibt sich mit der Zeit. Man stellt was zusammen, wo man denkt, das passt und probiert es dann aus und ändert dann gegebenenfalls die Reihenfolge oder Auswahl. Wir haben jetzt bestimmt auch schon 3 oder 4 mal was an der Setlist geändert. Aber jetzt ist es ganz cool.
Jagger: Wir haben natürlich ein paar Songs schon seit Jahren dabei, wie To The Sky, Misery, Rewind It All (Death Or Glory), da könnten wir wieder was rausnehmen. Wir haben vor mal wieder ein paar Songs auszugraben, die wir schon jahrelang nicht mehr gespielt haben und die dann auf den heutigen Stand zu bringen. Ist sicherlich ne interessante Geschichte, die Berührung mit dem Song und den dann aufzupeppen...
Joe: Das ist ein strittiges Thema *Gelächter* Ich seh das ein bisschen anders... Aber des is ok, das diskutieren wir noch aus...
Jagger: Wie… jetzt?
Joe: Das machen wir dann morgen… *Gelächter*

Dajana: Ihr habt einen neuen Gitaristen: Alejandro „Alex" Varela. Aber eigentlich hattet Ihr ja jemanden gesucht, der aus dem Großraum Frankfurt kommt, um regelmäßig Proben zu können. Und nun habt Ihr Euch 'nen Spanier geangelt? Wie läuft es so?
Joe:
Sehr gut! Absoluter Profi, absolut netter Mensch.
Jagger: Und ich hab ihn jetzt schon ins Herz geschlossen! Du auch oder?
Joe: Absolut! Ich meine, Alex war einer der ersten, die sich bei MySpace auf unsere Anzeige gemeldet und uns ne Email geschrieben hatte. Am Anfang war ich natürlich sehr skeptisch, weil Spanien… ist ja schon ein bisschen schwierig. Dann hat er halt noch mal zurück geschrieben, meinte sinngemäß: „Leute, ich bin keine 13, 14 mehr. Ich bin ein erwachsener Mensch und weiß was ich will. Und wenn ich sag, ich möchte bei euch spielen, dann mach ich das auch mit allen Konsequenzen“! Naja, das hat mich erstmal überzeugt und wir haben gesagt, ok, laden wir ihn mal ein, was haben wir zu verlieren. Wir hatten ja auch noch ein paar andere Leute aus Deutschland. Aber der Alex hatte es echt drauf, der will’s wissen, also soll er es machen.
Jagger: Joe hatte mir ne Email geschrieben: „Der meint es ernst“ ;)
Dajana: Ist Alex denn schon nach Deutschland gezogen?
Joe & Jagger: Nein.
Joe: Er will jetzt erst mal sehen, wie das für ihn hier so läuft. Er hat ja jahrelang in Spanien in so ’ner Coverband gespielt, so mit 90 – 120 Shows im Jahr, und das war er überdrüssig. Und jetzt will er eben erst mal ausprobieren, wie das ist, mit DISBELIEF auf der Bühne zu stehen. Findet er geil und er lebt da voll auf, das merkt man richtig.
Jagger: Tag für Tag mehr. Heute hat er sich richtig gefreut, wie ein Schneekönig, vor Leuten zu stehen, die die Musik richtig geil finden und verinnerlicht haben und so.
Joe: Er muss aber mittelfristig schon nach Deutschland ziehen, sonst wird das für ihn der Horror.
Jagger: Des ist aber auch kein Problem. Alex ist Gitarrenlehrer, den Job kann er auch hier machen.
Dajana: Der wievielte Gig ist das für ihn?
Jagger: Müsste heute der 9. gewesen sein. Oh, dann hat er ja morgen Jubiläum! Da müssen wir uns was einfallen lassen… ;)

Dajana: Apropos Jubiläum. Ihr feiert ja nächstes Jahr auch Euren 20. Jahrestag. Gibt es einen speziellen Tag? Habt Ihr schon Pläne?
Joe:
Jagger zumindest. Denn der ist der einzige Überlebende aus der Gründungszeit ;)
Jagger: Um.. ja… aber noch mal kurz zurück zu Alex, ich hab da noch nen Schwank *Gelächter* … Im Endeffekt war es ja so, das wir ihm den Zuschlag gegeben haben und ich ihn bis dato überhaupt noch nicht hab Gitarre spielen sehen *Gelächter* Doch, echt, das war so. Ich hab nur ne Mail von Joe bekommen… weißt Du noch, was Du geschrieben hattest?
Joe: Ich glaub so was wie: „Der Spanier rockt! Ich glaub, den nehmen wir“ oder so *Gelächter*
Jagger: Das mir völlig gelangt. Wenn Joe das sagt, ist das ok ;)

Dajana: Ähm… das Jubiläum… ;)
Joe:
Ist eigentlich nur was für Jagger. Wir sind ja alle später dazugestoßen. Was feierst Du nun an dem Tag?
Jagger: Das entscheide ich dann spontan…

Dajana: Ihr ward früher bei Massacre Records, seid dann zu Nuclear Blast gewechselt, allerdings für nur ein Album (66Sick) und seid jetzt quasi in den Schoß von Massacre zurückgekehrt. Läuft es da jetzt besser? Ihr hattet ja damals Eure Gründe, Massacre zu verlassen…
Joe:
Ja gut, der Andi Siri hat und damals bei Nuclear Blast unterbringen können. So ein Angebot schlägt halt keine Band ab. Wir haben es probiert und es hat auch funktioniert. Massacre haben aber trotzdem immer den Kontakt zu uns gehalten. Das fanden wir sehr sympathisch. Die haben auch immer gesagt, wenn ihr wieder zu uns kommen wollt, kein Thema, ruft einfach an, wir stehen zu euch. Das war immer ne coole Basis. Und als wir dann von Nuclear Blast gedroppt worden sind, hat der Thomas, der wusste Bescheid, gleich alles klar gemacht.

Dajana: Ihr könnt von Eurer Musik nicht leben, das Musik-Business geht grad den Bach runter, was motiviert Euch? Lässt Euch immer weitermachen?
Joe:
Das hängt mit den Ambitionen zusammen, die wir als Musiker haben. Wir machen Musik und wir haben nicht mit der Intention angefangen, damit Geld zu verdienen. Das kommt dann immer erst später. Und momentan sind wir in der Situation, dass der Grund, aus dem wir angefangen haben Musik zu machen, immer noch da ist. Aber wir rechnen natürlich auch, denn jeder von uns muss natürlich zu Rande kommen. Aber wir haben ja auch einen Wert. Spielst du ein Konzert und es kommen 200, 300 Leute, dann ist das toll, spielst Du n Konzert in Hamburg und es kommen 40 Leute, stellst du dich in Frage. Da müssen wir uns halt pö a pö ranarbeiten. Wir wollen mehr spielen, wir haben jetzt auch eine Agentur, die das umsetzt. Wir können zum Beispiel auf einem großen Festival in Portugal spielen. Einfach weiter machen. Wir haben noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.
Du bekommst es ja mit, ob du eine Band bist, die Leute begeistern kann. Und wir sind eine Band, die live ihre Stärken hat. Wir wissen, dass wir einen schwierigen Sound fahren, wir machen ja auch keinen Kram wie jetzt n Hit, das 3. Rewind It All und das 5. Sick. Das war unsere erfolgreichste Scheibe, das ist ganz klar. Aber das ist nicht unsere Intention. Wir wollen einfach die Musik machen, wo wir dahinter stehen, viele Fans für uns gewinnen und das können wir nur live. Live, live… ist für uns alles und unser großes Kapital.
Jagger: Was z.B. noch ein Antrieb ist weiter zu machen: für uns ist es jetzt schon wieder total spannend, wie es weitergeht, wie unsere nächste Platte klingen wird mit Alex. Wie wird er sich integrieren beim Songwriting und beim Gitarrenspiel.
Joe: Mehr Solos…
Jagger: Ich bin gespannt, wie wir die neue Platte anfangen werden.

Dajana: Mit nem Solo zum Beispiel?
Joe:
Top secret. TOP SECRET!
Dajana: Gibt’s ja nicht oft…
Jagger: Psssssst. Zurückspulen. Wo ist die Löschtaste *Gelächter*

Dajana: Das Musikbusiness erzittert unter drastisch sinkende CD Verkäufe, Labels sterben, Agenturen sterben, Plattenläden sterben… Selbst Presswerke sterben. Das heißt, man muss heute als Label/Agentur und auch als Band unglaublich kreativ sein, um die Musik an den Mann zu bringen. Ich sehe viele Labels und Agenturen dabei überfordert. Andersherum wandelt sich das „Berufsbild“ des Musikers, weil er nicht mehr nur Musik machen kann, sondern sich auch mit dem ganzen Drumherum beschäftigen muss. Viele Bands gründen heute ihre eigenen Labels, um unabhängig zu sein…
Jagger:
Gut, sowas machen wir vielleicht auch irgendwann. Infected Records *Gelächter*
Joe: Genau. Das ist ein Fulltime Job. Und dazu musst du vorher schon davon leben können, sonst kannst du das nicht machen. Das sind dann auch meistens solche Bands, die sich das bereits leisten können. Wir können so was einfach nicht machen. Wir sind auf ein Label angewiesen, das den ganzen Verwaltungskram macht und die Verbindungen zu den Vertrieben hat. Das aufzubauen für ne… sagen wir mal semi-professionelle Band, das funktioniert nicht.
Dajana: Wieviel Einfluss habt Ihr denn als Band bei Massacre Records, Eure eigenen Ideen einzubringen für Gestalterisches, Marketing und Verkaufsstrategien und ähnliches?
Joe: Wir treffen uns jedes Mal vor Vertragsunterzeichnung und besprechen, was wir vom Album erwarten, was wie passieren soll. Das machen wir jedes Mal mit Massacre und bisher gab’s da nie Probleme.
Dajana: Ja, aber kannst Du zum Beispiel zum Tom hingehen und sagen, ich hab ne tolle Idee um das Album besser zu verkaufen, lass uns das mal ausprobieren?
Tom: Die Idee kann er natürlich mit uns besprechen. Wir haben ein bestimmtes Budget zu Verfügung und da kann man miteinander reden, was möglich ist und was nicht. Wo die Band gute Einflussmöglichkeiten hat, ist unsere Promoaktionen zu unterstützen. Und das macht sie auch. Das ist bei DISBELIEF wirklich vorbildlich. Erinnere dich nur mal an die Listening Session…
Dajana: Tom, seid ihr denn als Label nun unter Zugzwang, dass ihr euch neue Strategien ausdenken müsst?
Tom: Das ist ne gute Frage. Sich mal eben komplett neue Strategien ausdenken, ist ziemlich schwierig. Was den Marketing-Bereich betrifft, da steck ich nicht drin. Was jetzt neu ist, ist die Promo-Geschichte…
Dajana: iPool?
Tom: Genau. Aber auch vorher schon. Wir haben zum Beispiel die Promotion generell wieder zurück ins Haus geholt, um alles ein bisschen zu straffen, zusammenzufassen und wieder die Kontrolle zu haben. Wir haben natürlich auch unsere Media-Kontakte überarbeitet, Listen zusammengestrichen und bemustern nur noch jene, wo wir sehen, dass die auch was machen. Printmagazine werden auch nicht mehr ganz soviel gelesen, außerdem kostet es einen Haufen Geld, so dass man schaut, dass man mehr im Online Bereich macht. Es ist natürlich immer beides wichtig, aber wir können halt auch nicht in jedem Printmagazin ne Anzeige schalten, das ist Schwachsinn.
Jagger: Wir haben uns bei Protected Hell schon im Vorfeld regelmäßig getroffen und abgesteckt, was man machen kann und was nicht und Strategien entwickelt. Und die Tatsache, dass das jetzt alles wieder unter einem Dach ist, macht es natürlich einfacher.

Dajana: Jetzt habt ihr „grad“ alles im Navigator-Look designed und schon kommt ein neues Album. Wie lange dauert es diesmal? Gibt es schon ein grafisches Konzept?
Jagger:
Ja, wir haben jetzt neue Leute gefunden. Für uns ist das ja nicht so einfach so was selber zu machen. Wir haben sogar zwei, die machen das jetzt und ich hoffe, das wird jetzt was. Die Woche noch ;)

Dajana: Was mir sonst grad noch so einfällt… Wo ich grad die neue Obituary auf den Tisch habe… die haben bei Euch geklaut! Der Titeltrack Darkest Days könnte auch pur von Euch kommen.
Jagger:
Echt?
Dajana: Ja, haargenau. Wo wir vorhin drüber gesprochen haben, dass Ihr ’nen eigenen Stil entwickelt habt und man andere Bands jetzt an Euch misst…
Jagger: Naja, das Video zu Place To Hide hat ja der Sänger von Legion Of The Damned gefilmt. Und die waren auf Tour mit Amon Amarth und Obituary (Full Of Hate Festivals), in einem Tourbus und the guys of Obituary liked our music. Und Trevor (Peres) war ja auch schon mit uns auf Tour, mit seiner Band Catastrophic damals. Daher kennen wir uns auch.
Joe: Ach, daher kommt das *Gelächter*
Jagger: Ok, muss ich mir mal anhören, danke für den Tip.

Dajana: Dann bin ich auch am Ende mit meinen Fragen. Ihr spielt viele kleine Festivals dieses Jahr, warum keine großen?
Jagger:
Die haben kein Interesse an uns. Ist schon seltsam, wenn man sieht, was heute für Bands auf den großen Festivals spielen, die beherrschen teilweise noch nicht mal ihre Instrumente, haben ’nen totalen Rumpelsound und spielen auf dem Wacken…
Joe: Ist halt heute alles Labelpolitik. Die machen so viel Druck. Wenn die den Headliner stellen, wollen die auch noch ihre 28 anderen Bands unterbringen. Warum sollen wir uns da Stress machen, wir erreichen unsere Leute auch woanders.
Jagger: Ich hoffe ja, das bald das ganze True-Zeug und so verschwinden wird und die Leute wieder in der Gegenwart leben. Klar hat jeder seine alten Scheiben, aber immer nur die ganz alten Bands zu featuren oder junge Bands, die wie die alten klingen (wollen), ist doch langweilig.
Joe: Da hast Du irgendwelche Bands mit ’ner Reunion, die waren damals schon nicht erfolgreich und die werden direkt für’s Wacken gebucht. Da denkst Du dann auch, was soll das denn???
Das ärgert mich eigentlich am meisten. Das ist doch die Aufgabe der Festivals neue Bands zu suchen und zu finden und zu featuren. Die machen sich die Mühe nicht mal. Stattdessen nehmen die die alten Knallchargen, weil die früher mal auf nem Billing waren, machen die 100. Re-union Show…
Dajana: Zumal sich das Billing eh alle 2 – 3 Jahre wiederholt. Da kämpfe ich auch immer gegen an. Es gibt so viele geile Bands, das kein Festival ne Band 2x spielen lassen muss.
Joe: Guck Dir doch das Rock Hard Festival an. Das ist doch ein Trauerspiel. Sacred Reich, Forbidden… geile Bands… zu ihrer Zeit…
Dajana: Heathen…
Joe: Heathen? Die wollte doch schon damals keiner hören. Das regt mich echt auf. Da gibt es in Deutschland 1000 bessere Bands. Deutschland hat eine sehr kreative Szene, aber die ist im Untergrund und die wird nicht gefeatured.
Jagger: Das Rock Hard bewertet ja schon seit Jahren unsere Platten gut. Wir liegen seit Jahren immer unter den ersten 10 und werden im Magazin gefeatured. Aber live? Nix!
Joe: Die Jungs machen es sich verdammt einfach. Die haben doch 'nen Auftrag. Neue Musik zu featuren…
Jagger: Ich bin ja gespannt was passiert, wenn all diese alten Bands wie Metallica, Maiden und so wegbrechen…
Dajana: Die Diskussion hatte ich auch schon in ’nem anderen Interview.
Joe: Irgendwann sind wir dran… *Gelächter*

Dajana: Ok, dann machen wir hier Schluss, wenn der Peter noch mal kommt, dann sicher mit ’nem Knüppel *Gelächter* Ist ja auch irgendwie weit nach 2 Uhr morgens…
Dankeschön für das lustige und ausführliche Gespräch :)

 

5/2009 © Dajana Winkel • Disbelief