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Der Name DISILLUSION sollte inzwischen mehr Leuten, als nur den Undergroundkennern ein Begriff sein. So hat man in den letzten Monaten mit den beiden Mini-CD's Three Neuron Kings und The Porter viel Aufsehen erregen können und auch den Nachwuchswettbewerb im Legacy gewonnen. Das dies alles zu Recht geschieht und hier keine 08/15 Combo gehypt wird, kann jeder bestätigen, der mal so genial Songs wie In Vengeful Embrace oder Eternal Dualty gehört hat. Grund genug also, mal bei den Jungs nachzufragen und die Entwicklung der Band nachzuvollziehen. Viel Spaß beim Lesen.

Disillusion

Markus: Hi, zuerst mal die Standardfrage aller Newcomer Interviews. Stellt Euch doch bitte mal alle vor und sagt etwas zur Bandgeschichte bis hin zu den Aufnahmen Eurer ersten CD.
Disillusion:
DISILLUSION existiert schon seit 1995, allerdings hatte die damalige Formation, wenig gemein, mit dem was heute DISILLUSION ist. Von Vurtox und seinen beiden damaligen Mitstreitern gegründet, standen die früheren DISILLUSION eher für Doom- und Metalcore. Sie konnten lokal und regional einige Akzente setzen, wurden aber in Ihrem "Aufstieg" jäh gestoppt als 1999 die Band auseinander brach und Vurtox allein dastand. Er schrieb weiter Songs und suchte nach neuen Mitstreitern. Und so, fanden wir - Jens (drum) und Rajk (git) - zu Vurtox und fingen gemeinsam an unter altem Namen eine völlig neue Kapelle hochzuziehen. In nur 9 Monaten fanden wir eine gemeinsame musikalische Sprache, erschufen ein neues Programm (für das wir auch auf zwei Stücke aus der Zwischenphase, zurückgriffen) und bauten ein kleines Studio auf. In diesem spielten wir dann die Three Neuron Kings CD ein. Diese versendeten wir an einige Magazine und Labels. Danach bereiteten wir ein Live Programm vor und spielten unseren 1. Gig am 02.11.2001 in Leipzig. Seitdem sind wir live im ganzen Land unterwegs und können uns auch nicht über zu wenig Aufmerksamkeit seitens der Presse oder von Seiten interessierter Label beklagen .. ;-)

Markus: Eure CD Three Neuron Kings wird ja in den höchsten Tönen gelobt. Könnt Ihr die Kritiken mal zusammenfassen und gab es auch negative Töne?
Disillusion:
Bis auf eine Ausnahme waren alle Kritiken positiv und es wurden auf der einen Seite vor allem die Originalität, die Eigenständigkeit und die Vielschichtigkeit der Kompositionen und auf der anderen, das handwerkliche Können und die Gesangliche Vielfalt gewürdigt. Vergleiche werden mit Opeth, Emperor, Soilwork gezogen, welches uns ungeheuer ehrt!

Markus: Ihr seid ja nun auch schon Band des Monats im Metal Heart und Legacy gewesen. Kamen daraufhin eigentlich besondere oder besonders viele Reaktionen zurück?
Disillusion:
Unmittelbar, danach passierte eigentlich nichts besonderes. Aber im Laufe der Zeit, wurden wir immer wieder darauf angesprochen, und das zeigt dass wir zumindest ein bisschen Aufmerksamkeit auf uns lenken konnten. Auch wenn gar nichts weiter passiert wäre, uns bedeuten diese Ehrungen viel. Schließlich ist Three Neuron Kings unser erstes Demo, mit lediglich 4 Songs. Wir hätten nie gedacht so viel Staub damit aufzuwirbeln.

Markus: Three Neuron Kings klingt sehr professionell. Woher hattet ihr das Know How und die Erfahrung eine solch ausgereifte Scheibe einzuspielen und auch zu produzieren?
Disillusion:
Wir sind an die Aufnahmen mit dem Ziel herangegangen, es so gut wie möglich zu machen und das Beste herauszuholen. Wir haben uns viel Zeit gelassen und solange hart an allem gearbeitet, bis wir zufrieden sein konnten, oder anders ausgedrückt, bis wir sicher waren, es vorerst nicht besser hinzubekommen. Auf ein bisschen Erfahrung konnten wir schon zurückgreifen, da wir ja alle vor dem DISILLUSION Neuanfang in verschiedenen Metal - Kapellen gespielt haben. Das Meiste haben wir uns aber erst im Laufe der Aufnahmen zu Three Neuron Kings angeeignet. Der Plan, ein eigenes Studio, mit Namen Salvation Recordings aufzubauen, um in aller Ruhe arbeiten zu können, hat sich ausgezahlt. Mit den im Salvation Studio eingespielten Spuren, sind wir dann nach Zwickau ins TAM Recordings gefahren, um dort zu mischen und zu mastern. Hierbei konnten wir von der Erfahrung des Studiobesitzers (Alexander "Sasch" Tscholakow) profitieren, der sich wahnsinnig reingekniet hat. Wir haben Sasch 'ne Menge zu verdanken ...

Markus: Als Vergleich werden immer wieder Opeth oder Soilwork herangezogen. Wie kommt man mit solch großen Vergleichen klar?
Disillusion:
Wir fühlen uns geehrt !! Da diese Bands nach unserer Überzeugung, neben einigen anderen, in Ihrem Bereich, die Speerspitze des Metals darstellen. Wir versuchen nicht sie zu kopieren , das wäre zum Scheitern verurteilt, da diese Bands einmalig und unerreichbar sind. Vielmehr möchten wir mit unserem ganz eigenen Stil, irgendwann einmal eine ähnliche Anerkennung erreichen, wie sie diese Bands besitzen. Doch dies ist noch ein verdammt langer Weg. Mit Three Neuron Kings und The Porter haben wir vielleicht den ersten Schritt darauf getan.

Markus: Eure Songs sind alle unglaublich vertrackt und komplex. Wieviel Zeit müsst Ihr aufwenden, um einen Song fertig zustellen und wieviel Zeit geht allgemein für DISILLUSION drauf?
Disillusion:
Die Arbeit für DISILLUSION ist unsere Hauptbeschäftigung. Wir stecken jede verfügbare Minute hierein und haben unser Leben komplett danach ausgerichtet. Die Songs entstehen auch über einen langen Zeitraum von der ersten Idee bis zur endgültigen Version können Monate, manchmal sogar Jahre vergehen, wie im Fall von Withering, dessen Konzept ja schon 1999 erdacht wurde und der von uns jetzt erst als Aufnahmebereit angesehen wird.

Markus: Wie muss man sich Euer Songwriting vorstellen? Gibt es erst ein Gerüst oder kommt das dann spontan?
Disillusion:
Es gibt erst ein Gerüst, wir feilen dann lange daran herum, erweitern es, verwerfen einzelne Teile wieder, bis wir irgendwann gänzlich zufrieden sind. Das Ziel dabei ist, einen organischen Fluss in den Song zu bekommen, ihn trotz der Vielzahl an Facetten, als Ganzes erscheinen zu lassen. Um das hinzubekommen bedarf es vieler Arbeitsschritte, verschiedenster Perspektiven von denen aus wir auf das Werk schauen und viel Zeit den Song wirken und reifen zu lassen. Abgeschlossen ist das Songwriting erst mit der Aufnahme. Meist erfährt der Song während des Aufnahmeprozesses noch einmal tiefgreifende Veränderungen.

Markus: Eure neue CD The Porter erscheint ja nun schon über Euer neues Label Voice Of Life. Wie kam da der Kontakt zustande und was denkt Ihr über Euren neuen Partner?
Disillusion:
Frank, der Labelboss von VOL, hat sich seit der VÖ der Three Neuron Kings CD, rege darum bemüht uns zu beweisen, dass er der richtige Mann für uns ist. Es gab eine Reihe von Gesprächen, und als uns klar wurde, dass er wirklich auf unsere Musik abfährt und wir die volle Aufmerksamkeit des Labels erhalten würden, haben wir zugesagt.

Markus: Kennt Ihr Eure Labelkollegen schon etwas genauer? Was könnt Ihr über andere Bands auf Voice Of Life sagen?
Disillusion:
Neben uns sind noch Infliction, Fall Of Serenity und Dark Suns bei VOL. Allesamt sehr geile Kapellen. Mit Fall Of Serenity haben wir schon zusammengespielt und Dark Suns sind gute Freunde von uns. Da sie in der gleichen Stadt wohnen, hängen wir oft miteinander rum. Wir werden sicher noch ´ne Menge gemeinsam auf die Beine stellen.

Markus: Welche Vorteile hat ein Label wie VOL gegenüber einem großen Label, wie z.B. Century Media etc.?
Disillusion:
Es ist überschaubar und transparent. Wir sind im ständigen Kontakt mit dem Labelboss, planen zusammen und führen die meisten Aktionen gemeinsam durch. Wir haben alle künstlerischen Freiheiten und müssen uns nicht auf Jahre an das Label binden. Ich denke, das ist bei einem großen Label anders. Man bindet sich für eine lange Zeit und ist voll und ganz abhängig. Wenn alles gut läuft, hat man natürlich Vorteile: Da große Label eine ganze Menge Kraft entwickeln können und vor weltweit agieren, erreicht man weit aus mehr Leute mit seiner Musik ... Wenn's schlecht läuft und man auf's Abstellgleis geschoben wird, bedeutet das meist das Ende der Kapelle.

Markus: Die 2 neuen Songs entstanden ja im Studio, welches Ihr in einem Legacy Wettbewerb gewonnen hattet. Erzählt mal bitte etwas darüber und wie war es im Studio im Gegensatz zum ersten mal?
Disillusion:
Der Unterschied lag vor allem darin, dass wir uns das Studio nicht selbst ausgesucht haben. Somit war es von vorn herein ein kleines Wagnis, da wir nicht wussten, ob wir mit dem "gewonnenen" Produzenten klar kommen würden. Um es kurz zu machen: Wir sind nicht klargekommen. So haben wir denn nach knapp 4 Tagen gemeinsamer Quälerei die ganze Sache abgebrochen, sind nach Zwickau ins bewährte TAM Recording Studio gefahren und haben dort mit Sasch noch einmal neu begonnen. Da das TAM aber eigentlich ausgebucht war, musste wir den Mix zu The Porter in Nachtschichten, nach den "offiziellen" Produktionen, fahren. Wir sind Sasch schon wieder zu Dank verpflichtet, dass er dazu bereit war, denn sonst hätten wir die CD bis heute noch nicht fertig...

Markus: Worin seht Ihr die größten Unterschiede von Three Neuron Kings zu The Porter?
Disillusion:
Wir haben es geschafft, mehr Geradlinigkeit in die Songs zu bekommen. Der Hörer findet sich besser in die Songs hinein und kann vielleicht noch mehr genießen. Wir sind stolz, dass dies so funktioniert hat, denn in puncto Komplexität und Vielschichtigkeit haben wir ja nicht zurückgesteckt, sondern noch mal 'ne Schaufel draufgelegt. Ein weiterer Unterschied ist der Sound. Wir haben trotz des ganzen Hick Hack's, am Ende einen druckvolleren und transparenteren Sound als bei Three Neuron Kings hinbekommen, obwohl wir längst nicht alles so umsetzen konnten, wie geplant. Für das Album gibt's hier noch Steigerungsmöglichkeiten, was ja nur gut sein kann ...

Markus: Wie sieht es mit der textlichen Ausrichtung von Disillusion aus? Gibt es da ein allgemeines Schema oder singt Ihr über alles, was Euch über den Weg läuft?
Disillusion:
Es gibt schon eine Linie, die sich durch die Texte zieht, die alle mit dem Konzept DISILLUSION und all den Überlegungen und Hintergründen dazu, verknüpft sind. Einige Texte sind äußerst privat, und nur Vurtox, der alle Lyrics von Disillusion schreibt, allein weiß um die genaue Bedeutung, der dort verwendeten Bilder. Andere wie In Vengeful Embrace, The Porter, oder Three Neuron Kings erzählen Geschichten, in die sich ein jeder hineinversetzen kann, wenn er/sie denn dazu bereit ist. Zumeist ist da ein Protagonist, der sich durch seine Unzulänglichkeiten zu manövrieren versucht, auf schmerzhafte, ernüchternde Situationen trifft, und immer weiter stolpert bis letztendlich kein Halt mehr da ist und er fällt.....Jeder, der sich intensiver mit den Texten beschäftigen will, kann unter www.disillusion.de alle Texte nachlesen, z.T. mit deutscher Übersetzung, und sich das Konzept, welches The Porter zu Grunde liegt näher anschauen.

Markus: Grafisch macht Ihr Eure Sache ja auch äußerst professionell, nach dem Vorbild : "Weniger ist mehr" (vor allem bei der ersten Scheibe). Inwieweit ist Euch ein gutes optisches Auftreten wichtig?
Disillusion:
Musik, Texte und die Layout gehören zusammen, bilden eine Einheit. Deshalb verwenden wir auch viel Zeit und Energie auf die Gestaltung unser Cover. Die Texturen auf dem Three Neuron Kings Cover z.B. sind aus Einzelbildern verschmolzen, welche bei genauerem Hinsehen gerade noch erkennbar sind, und jeweils einen Bezug zu den Songs haben. Das The Porter Cover ist einfacher zu enträtseln. Der Bezug zum Titelstück ist sicher sehr deutlich zu erkennen.

Markus: Zum Schluss noch ein kleiner Blick in die Zukunft. Stimmen die Gerüchte, dass Ihr Anfang nächsten Jahres ein komplettes Album herausbringen werdet?
Disillusion:
Wir sind momentan sehr intensiv mit dem Songwriting für das erste DISILLUSION Full Length Album beschäftigt. Wir haben auch unsere Live Aktivitäten eingeschränkt, um uns voll darauf konzentrieren zu können. Wann die Platte letztendlich erscheinen wird, können wir noch nicht genau sagen, wir versuchen aber bis April / Mai mit den Aufnahmen fertig zu sein.

Markus: Könnte man The Porter dann vielleicht als Bindeglied zwischen der ersten Mini-CD und dem ersten Album ansehen?
Disillusion:
Wir werden sehen. Die Platte wird 100% nach DISILLUSION klingen. Aber es ist schwer jetzt schon was über den genauen Stil der Platte zu sagen. Wir sind noch am Sichten des Materials, welches sich im letzten Jahr angesammelt hat. Die ersten Songs stehen zwar schon, doch will ich noch nichts darüber sagen, da sich hier noch einiges ändern kann... (Siehe Antwort vorhin).

Markus: Welche Erwartungen habt Ihr nach dem vielen Lob von allen Seiten an die neue Scheibe?
Disillusion:
Wir setzen natürlich alles daran, den riesigen Erwartungen, die wir mit den beiden Mini CD's erzeugt haben, mit der neuen Scheibe gerecht zu werden. Das tun wir, nach der oben bereits beschriebenen Methode: Wir versuchen einfach gute Musik zu machen und das Beste rauszuholen. Was dann passiert liegt nicht mehr in unserer Macht.

Markus: Live seid Ihr viel mit Asterius unterwegs gewesen. Wie waren die Konzerte mit ihnen zusammen und wie sind Eure Pläne für Liveauftritte in der Zukunft? Könnt Ihr vielleicht auch mal auf einer großen Tour aufspringen?
Disillusion:
Asterius ist eine geile Band und sehr sympathische Typen, wir hatten viel Spaß bei den gemeinsamen Muggen. Die Prologues To Infinity Tour, die wir zusammen auf die Beine gestellt hatten, war ein voller Erfolg. Wir planen bereits eine Fortsetzung nächstes Jahr und wollen diesmal eine größere Band einladen mit uns durch die Lande zu ziehen. Die Chancen stehen gut, dass es klappt. Mehr möchte ich aber noch nicht verraten...seid gespannt.

Markus: Die letzten Worte gehören schließlich noch Euch. Disillusion: Dank an alle, die uns unterstützen, alle Fan´s, Magazine, Veranstalter !!! Seid gespannt auf unser Album (wir sind es auch ;-)), hört Euch in der Zwischenzeit Three Neuron Kings und The Porter an, und besucht uns unter www.disillusion.de, wo wir Euch mit allen Neuigkeiten zu DISILLUSION versorgen.

Vielen Dank

 
2002 © Markus Wedig • Disillusion