Her
von Welken Nächten, das neue Album der Tiroler, hat mich
ja wirklich begeistert, da es heutzutage nicht mehr viele Veröffentlichungen
gibt, die eine solche Tiefsinnigkeit, gepackt in eine mitreißende
Atmosphäre, bieten. Als die Band dann für ein Konzert
nach Wien kam, war es natürlich eine gute Gelegenheit Gitarrist,
Sänger und Textwriter Eviga einige Fragen zu stellen bzw.
mit ihm interessante Diskussionen über Musik zu führen.
Dunja:
Euer Name hat ja 2 Bedeutungen: was bedeutet er für Euch?
Eviga:
Ich hoffe, dass er mehr als zwei Bedeutungen hat. Man kann ihn
zwar adjektivisch oder nominell auslegen, aber die Sichtweise,
in der wir unseren Namen betrachten, wechselt ständig. Man
darf das Ganze jetzt aber auch nicht plakativ betrachten, als
Reich mit Dornen, es steckt viel mehr dahinter, auf der subtilen,
emotionalen Ebene.
Dunja:
Also war es geplant, dass der Bandname mehrere Bedeutungen in
sich birgt?
Eviga:
Das auf jeden Fall, er sollte eben so vieldeutig wie möglich
sein, und seitdem wir das Logo geändert haben, in dem wir
das "R" verkleinert haben, ist er auch optisch zweideutig.
Dunja:
Ihr seid ja eine der wenigen österreichischen Bands, die
bei einem nicht-österreichischen Label sind - wie kommt Ihr
mit Prophecy zurecht?
Eviga:
Bei Prophecy fühlen wir uns mittlerweile sehr, sehr wohl.
Wir haben auch die Leute kennengelernt, bevor wir bei ihnen unterschrieben
haben, was sehr vorteilhaft war, da wir so gesehen haben, wie
sehr die Menschen hinter dem stehen, was sie herausbringen. Sie
respektieren die Bands und schätzen auch unsere Vorgängerwerke,
dies ist einfach sehr wichtig. Auch von der Einstellung her, sind
Prophecy einfach viel idealistischer als CCP, die Leute von CCP
sind auch, im Durchschnitt, an die 20 Jahre älter, als die
Leute, die bei Prophecy arbeiten, und das ist eben auch ein wichtiger
Punkt. Es gibt auch viel mehr Kommunikation mit Prophecy, es werden
Rücksprachen gehalten, es geht um die künstlerische
Freiheit, bei wichtigen Entscheidungen haben wir selber das letzte
Wort. Prophecy mögen zwar quantitativ nicht das größte
Label sein, aber qualitativ sind sie die geeignetesten für
unsere Musik. Sie stehen einfach zu ihren Veröffentlichungen
und auch ihre Anzeigen haben eine ästhetische Linie. Ich
bevorzuge also eher die kleinen Labels, wie eben Prophecy, Misanthrophy
und auch Avantgarde sind ziemlich gut, weil sie sich eben umso
mehr bemühen, dass alles professionell läuft.
Dunja:
Ihr seid ja in Deutschland auf Tour mit Mayhem und Aeternus gewesen.
Ist das nicht eine ziemlich seltsame Kombination? - Was haltet
Ihr von diesen Bands?
Eviga:
Es war eine ziemlich spontane Sache, dass wir bei dieser Tournee
eingesprungen sind, man kann sich ja leider meistens nicht aussuchen,
mit wem man tourt, das ist eben stark von der Touragentur abhängig,
die mit unserer Plattenfirma Kontakt hat. Mayhem mag ich eher
weniger, mir gibt ihre Musik nichts, jedoch die Art, in der sie
ihr letztes Album live gebracht haben, war schon sehr beeindruckend,
es wirkte für mich wie der Weltuntergang. Aeternus gibt mir
persönlich auch wenig, es ist vielleicht der Gesang, der
die guten Ansätze zunichte macht, aber ihr Sänger Ares
steht auch wahnsinnig dahinter. Das hat mich auch beeindruckt,
obwohl ich eben von der Musik nicht so angetan bin. Musikalisch
hat das Ganze natürlich nicht wirklich zu dem gepasst, was
wir repräsentieren, aber ich denke, so kann man sich abgrenzen.
Dunja:
Wie haben die Leute auf Euch reagiert?
Eviga:
Es war schon schwierig, da wir fast nur neue Stücke gespielt
haben, und die Leute, die uns kannten, meistens gerade die zweite
CD so irgendwie verdaut haben und nicht so recht wussten, wie
sie uns jetzt einordnen sollten. Es gab zwar schon recht viel
Applaus und einige wussten gar nicht wer wir sind, da das so kurzfristig
angekündigt wurde. Die Reaktionen dann waren eigentlich sehr
gut, obwohl das völlig unerwartet war.
Dunja:
Euer Drummer Moritz ist ja in vielen anderen Bands anzutreffen
- wie sieht es also mit dem Proben und Aufnehmen bei Euch aus?
Hat er überhaupt genug Zeit sich eingängig mit Eurer
Materie auseinander zusetzen?
Eviga:
Moritz handhabt das Ganze doch sehr professionell, das ist alles
eine Sache des, wie er so schön sagt, Koordinierens. Er spielt
ja momentan in wirklich sehr vielen Bands und es läuft auch
nur alles so, weil eben die meisten anderen reine Studioprojekte
sind, würde er mit jeder Band auf Tour gehen, würde
es auch nicht mehr funktionieren, denn sein Geld verdient er ja
mit anderen realen, banalen Arbeiten. Bis jetzt geht das also
alles sehr gut, ich bekomm eigentlich gar nicht mit, dass der
Moritz auch in anderen Bands spielt. Wenn ich ihn anrufe, dann
klappt auch meistens alles, da er das sehr professionell angeht,
aber sicherlich gibt es auch manchmal Termine, bei denen sich
dann alles überlappt, wie zum Beispiel bei der Mayhem Tour,
als er quasi auf den Zug aufgesprungen ist, da er vorher noch
ein Konzert mit einer anderen Band hatte. Er schafft es auch,
den Charakter jeder Band passend einzubringen.
Dunja:
Ich hab euch ja bis jetzt erst einmal live gesehen und zwar am
Rockschock 2000. Warum habt Ihr keine Songs des Bitter ist's
Tod zu dienen - Albums gespielt?
Eviga:
Das hatte den Grund, dass wir eine wahnsinnig begrenzte Spielzeit
gehabt haben. Uns selber hat es auch sehr geärgert, da wir
extra aus Tirol gekommen sind und auch schon zwei CDs veröffentlicht
haben, und dann müssen wir nach 25 Minuten zum Spielen aufhören,
damit nach uns noch vier lokale Hardcore Bands auftreten können.
Dunja:
Der Veranstalter ärgert sich selber im Nachhinein, da er
Euch nicht gekannt hat und nicht wusste, dass ihr um soviel besser
beim Publikum ankommen würdet.
Eviga:
Das war total blöd irgendwie, der Veranstalter wollte
uns ja schon nach der vierten Nummer von der Bühne holen,
wir haben uns dann noch eine Fünfte ausgehandelt. Darum haben
wir eher die neuen Sachen gebracht, da diese von der Struktur
her Live-tauglicher sind, da die Rhythmus Gitarre mehr im Vordergrund
steht. Aber mittlerweile bringen wir, wenn wir Zeit haben, auch
meist ein Stück von der "Bitter ist's dem Tod zu dienen"
CD ein, genauso wie einen überarbeiteten Song vom "Nicht
um zu sterben" Album. Ich würde sagen, die meisten Stücke
unserer zweiten CD sind einfach zu empfindlich, um sie live darbieten
zu können. Außerdem können wir sie musikalisch
nicht umsetzen, da wir eben früher viel extremer belegt waren.
Ich kann z.B. auf der Bühne nicht gleichzeitig E- und Akustik-Gitarre
spielen. Heute werde ich auch ein Akustiksolo auf der E-Gitarre
spielen, das klingt aber eben nicht so berauschend, aber wenn
man unsere Stücke kennt, wird's einem trotzdem etwas geben,
wenn nicht, kann ich nicht beurteilen, wie das dann klingen mag.
Es ist eben sehr schwierig, da die Songs der zweiten CD alle ziemlich
lang und sehr sensibel und melancholisch sind.
Dunja:
Da es ja nun unmöglich ist, Eure Musik in eine Kategorie
zu stecken, würde es mich interessieren, wie Ihr Eure Musik
beschreiben würdet.
Eviga:
Wir nennen es einfach "Düster-Dynamische Intensität
in 9 Wogen", weil eben 9 Stücke auf der neuen CD zu
hören sind. Das interpretiert eigentlich sehr genau, was
wir machen. Wir haben uns früher auch als Black Metal durchgehen
lassen, wobei wir da alle eine etwas andere Vorstellung von Black
Metal haben... mit dem sturen, satanistischen Gebrüll haben
wir nämlich nicht viel am Hut. Wir berufen uns auf andere
Vorstellungen, auf sehr natur-mystische Interpretationen und das
Ausleben der eigenen Individualität, so wie es eben auch
Ulver und Arcturus machen oder (schaut auf mein T - Shirt) eben
auch Behemoth. Mit ihnen gehen wir ja jetzt auf Tour, zusammen
mit Marduk, Mystic Circle, leider und And Oceans. Ich bin schon
sehr gespannt auf den Nergal, seine Aussagen in Interviews faszinieren
mich, ich hab auch ein Live-Video von ihnen, ist schon sehr beeindruckend,
wie sie das alles machen. Die neuen Sachen gefallen mir aber weniger
gut, da ich mit Death Metal nicht viel anfangen kann.
Dunja:
Dabei haben Behemoth ja ihre eigene Form davon.
Eviga:
Das auf jeden Fall. Obwohl mir die Satanica besser gefällt
als die neue... (eine kleine Diskussion über diverse Bands
beginnt) Aber lass uns nicht zu sehr abschweifen...
Dunja:
Welche Bands oder Musikstile würdet Ihr daher als Eure Einflüsse
nennen?
Eviga:
Das geht jetzt sehr weit, da wir einen weiten musikalischen Horizont
haben. Genremäßig begrenzt sind wir ja schon lange
nicht mehr. Wir beziehen schon viele Sachen vom Black Metal, aber
wandern auch die musikalischen Pfade in der Zeit zurück.
Ich bin also eher auf der Suche nach alten CDs, die erste von
Ved Buens Ende ist z.B. wahnsinnig genial. Die aktuelleren Sachen
sind aber leider immer oberflächlicher. Man betrachte dazu
am besten das Beispiel Dimmu Borgir, oder auch die neue Ulver
- die ist sehr eigenartig, man erkennt nur schwer, dass dies Ulver
sind. (eine weitere Diskussion über Musik beginnt)
Ich mag eben Sachen, die aus der avantgardischen Ecke kommen,
da sich diese Leute einfach etwas trauen, denn die wenigsten wollen
etwas neues versuchen.
Dunja: Gratulation zu Eurem gelungenen Album Her von welken
Nächten. Man liest ja nur positives darüber, aber
ich habe auch gelegentliche Beschwerden von "alten Fans"
gelesen, die Euer neues Album als schlechter als die anderen beurteilen
oder gar als Schritt in die Kommerzialisierung sehen. Was sagst
Du zu solchen Anschuldigungen.
Eviga:
Wo zum Beispiel?
Dunja:
Im Rockhard Soundcheck habt Ihr ja nicht besonders abgeschnitten.
Eviga:
Das ist überhaupt seltsam.. wir haben schlechter abgeschnitten
als mit der ersten CD. Also ich find nicht, dass wir kommerzieller
werden oder so, es sind halt schon massentauglichere Elemente
vorhanden, wie z.B. die Strophen, aber diese Tiefe und Atmosphäre,
die man erst nach mehreren Durchläufen hört, kann man
doch nicht als kommerziell bezeichnen. Wir sind auch sehr minimalistisch
geblieben, haben das Logo nicht auf das CD Cover gestellt, meiner
Meinung nach sehr anti-kommerziell.
Dunja:
Leider gibt's immer Leute, die irgendwo was zum aussetzen haben...
Eviga:
Wir haben uns ja auch nicht von einer großen Firma einkaufen
lassen, sondern uns bewusst für ein kleines Label entschieden,
obwohl genügend größere Firmen uns auch Angebote
gemacht haben. Wir haben zwar auch rhythmisiertere Gitarren und
verwenden auch Stakkato Riffs, aber das ist eben nicht vordergründig
kommerziell, solche Aussagen werden viel zu oberflächlich
gemacht. Ich finds z.B. auch sehr lächerlich, wenn ich dann
irgendwo lese "Haha, ihr kennt Dimmu Borgir, was seid ihr
für eine Band?" oder wenn uns jemand vorwirft, dass
wir Ulver kopieren, nur weil wir auch eine akustische Gitarre
und ein Cello verwenden. Wir sind nämlich sehr darauf bedacht,
dass wir so eigenständig wie möglich klingen. Da wir
jetzt ziemlich viel gute Presse haben, tauchen natürlich
gleich die Neider auf, ganz klar. Aber da darf man sich nicht
näher darauf einlassen, sonst wird man ganz wahnsinnig. Beim
Soundcheck ist es aber auch sehr leicht etwas schlecht zu machen,
man schreibt ganz anonym seine Punkte hin und damit hat sich's.
Man darf aber eine CD Kritik nicht nur subjektiv betrachten, sondern
muss auch die objektiven Kriterien stehen lassen und die Produktion
bedenken, für die wir ja sehr viel investiert haben. Wenn
jemandem meine Art des Singens nicht gefällt, dann kann er
das schreiben, aber er kann nicht generell sagen "Das ist
Scheiße". Damit kann ich mich nicht zufrieden geben.
Dunja:
Welcher Song ist Dein persönlicher Favorit auf dem neuen
Album und warum?
Eviga:
Da wir ja so eine Bandbreite an Stilen in den verschiedenen Stücken
haben, würde ich sagen, dass das situationsbedingt ist.
Dunja:
Welcher Song wäre das dann heute?
Eviga:
Keine Ahnung. Ich hab mir gestern wieder die ganzen Akustikteile
angehört und bin fasziniert von dem Ganzen, weil es sich
einfach so gut in das Konzept einfügt, jedes Stück funktioniert
und wir wiederholen uns auch nicht. So sind die Akkustivstücke
z.B. sehr wichtig, um die Gegensätze abzustecken, umso überraschter
ist man auf der CD dann von "Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz",
nach den Akustiknummern, das hat dann einfach viel mehr Gewicht.
Ich finde das bei uns überhaupt so toll, dass jeder seinen
eigenen Charakter hat und diesen auch voll und ganz einbringt.
Es gibt auch keine Nummer, bei der ich von vornhinein sage, die
gefällt mir schlechter als die andere.
Dunja:
Ich hab aber auch gelesen, dass einige Leute einen Teil Eurer
Lieder als "Lückenfüller" ansehen.
Eviga:
Echt? Das hab ich noch nirgends gelesen. Da kann ich gar nicht
drauf eingehen, weil da find ich dann kein Ende. Letztens hat
mir eine am Konzert gesagt "Ihr erinnerts mich so an Eisregen".
Wir singen zwar beide deutsch, aber... da weiß ich gar nicht,
wo ich beginnen soll...
Dunja:
Die letzten Songs stellen ja, rein tempobezogen, einen ordentlichen
Kontrast zu den ersten Songs des Albums dar. Ich schätze
mal, das war Teil des Konzepts?
Eviga:
Ja sicher, wir wollen ja einen sehr vielschichtigen Ausdruck
haben und uns nicht wiederholen, was einfach zu oft und schnell
passiert. Unser Konzept ist einfach klar durchdacht, was die Songs
angeht und auch was das Booklet betrifft.
Dunja:
Wie sieht es dann mit den Texten aus? Für mich wärs
interessant zu wissen, ob die Lyrics zu einem bestehenden Song
geschrieben werden oder der Song auf die Texte aufbauend entsteht?
Eviga:
Meistens geht das Hand in Hand. Obwohl meistens die musikalischen
Grundstrukturen vor den Texten entstehen, wobei es natürlich
auch umgekehrt sein kann. Da ich ja als Textschreiber sehr in
die Musik involviert bin, greift das dann auch auf eine unterbewusste
Ebene sehr gut ineinander. Im Studio sind wir aber auch sehr oft
überrascht, wie gut das alles miteinander harmoniert, dann
ergeben sich öfters auch Zusammenhänge, die wir zuvor
gar nicht durchdacht haben. Wir nehmen zuerst im Studio die Rohstruktur
auf, also Schlagzeug, Gitarre, Bass und Keyboards, dann nehmen
wir das ganze nach hause mit und dort werden dann erst die Gesangslinien
ausgearbeitet, denn der Gesang ist das intimste, das man einem
Album verleihen kann.
Dunja: Deine Texte sind ja sehr tiefgründig. Brauchst
du da eine gewisse Atmosphäre oder Situation um sie zu schreiben
oder geschieht dies spontan?
Eviga:
Die Texte entstehen ziemlich schnell, ich tüftel so wenig
wie möglich daran herum, so dass das Ganze dann wirklich
spontan und weniger konstruiert wirkt. Darum stimmen wahrscheinlich
auch die Versmaße gelegentlich nicht bei den Texten, ich
hab sie mir auch nicht monatelang durchdacht. Um das Konzept aber
dann wirklich als solches darzustellen, habe ich dann schon eine
gewisse Phase gebraucht, um mich damit zu befassen, was ich eigentlich
aussagen will, weil es eben sehr viele persönliche Hintergründe
sind, die ich ausdrücken will und das lässt sich auch
teils schwer in kurzen Sätzen fassen. Man muss also wirklich
alles genau durchdenken, auch was man zur Einleitung sagen will,
die ich ja bei jedem Song hinzugefügt habe.
Dunja:
Wie schaut das eigentlich im Booklet aus, ich hab ja leider nur
die Promo.
Eviga:
Das Booklet haben wir dem stark angepasst es gibt es jedem
Text auch die passenden Fotos - obwohl ja leider momentan eine
Fehlpressung im Lauf ist - die genau die Stimmung einfangen, die
wir vermitteln wollen und die sich teilweise auf einzelne Sätze
beziehen. Das steigert auch die Glaubwürdigkeit vom Ganzen,
weil man dabei wirklich sieht, wie dreidimensional wir uns mit
unserem Werk identifizieren können, dass sowohl Text, Musik
als auch die Bilder eine Einheit bilden. Situationsabhängig
bin ich aber weniger, wenn ich einen Ansatz im Kopf habe, dann
kann ich ihn überall und zu jeder Zeit aufschreiben. Meistens
gehen die Texte von den Titeln aus, damit ich die Hauptaussage
schon mal grob dargestellt habe, und dann wird das gedanklich
weiter ausgearbeitet und zu Texten gefasst. Die Grobzüge
des Konzepts sind im Herbst 1999 entstanden, das war eine Phase
in der ich ziemlich zurückgezogen und vereinsamt gelebt habe.
Dunja:
Also ist es doch situationsabhängig?
Eviga:
Das ganze lyrische ICH ist ja auf meine Person bezogen, sonst
könnte ich mich auch nie so in die Songs reinsteigern. Ich
habe einen ziemlich großen Bezug zu dem ganzen, auch was
das sprachliche angeht, ich könnte nie einen Text in Englisch
schreiben, da die Muttersprache doch die Sprache ist, der man
am vertrautesten ist und in der man seine Emotionen am besten
ausdrücken kann.
Dunja:
Wie betrachtest du die Rasse Mensch im allgemeinen?
Eviga:
Ich bin schon ein sehr zurückgezogenes Wesen, im Prinzip
misanthropisch. Ich tu mir in größeren Gesellschaften
nicht sehr leicht, ich kann eigentlich mit einem Menschen nur
vernünftig reden, wenn ich ihm gegenüber sitze. So oberflächlicher
Small Talk ist eben nicht so meins. Ich beantworte dann zwar brav
die Fragen, aber zieh mich dann auch schnell zurück und somit
ist das Gespräch für mich dann beendet. Deswegen gelte
ich auch als arroganter Arsch. Meine Zurückhaltung wirkt
halt total arrogant nach außen, aber damit muss man eben
leben. Ich bin auch nicht der Typ, der auf Tour jeden Abend mitsauft,
ich trinke auch nur wenig Alkohol.
Dunja:
Zum Schluss bleiben euch noch einige Worte frei, die ihr unseren
Lesern mitteilen könnt.
Eviga:
Was soll ich noch sagen, große Weisheiten habe ich nicht
zu bieten, denn mit einem Schlußsatz würde doch das
gesamte Interview irgendwie seine Aussage verlieren. Dann ist
es doch passend, das Sprawl grad zum spielen beginnen, hiermit
aufzuhören. Danke auf jeden Fall.
Was
kann ich dazu noch sagen? Ein wirklich interessantes und aufschlussreiches
Gespräch, dass ich gerne noch in die Länge gezogen hätte,
da mich die Ansichten wirklich interessiert haben. So bedanke
ich mich hiermit noch mal bei Eviga für die Zeit, die er
sich genommen hat, um die Fragen so ausführlich wie möglich
zu beantworten. |