Daniel: Hallo
Assi! Wie läuft es so bei Dir und DESTRUCTION OF VIOLENCE?
Assi: Servus Polsi! Bei DESTRUCTION OF VIOLENCE
läuft es zurzeit besser denn je. Privat - na ja, aber seien
wir uns ehrlich, wen interessiert es wie es mir privat geht.
Daniel: Lass
uns die langweilige Entstehungsgeschichte überspringen
(kann eh jeder ausführlich auf eurer Homepage nachlesen)
und gleich zu den wichtigen Dingen kommen: seit einigen Monaten
arbeitet Ihr schon an Eurem Debütalbum Business Is
God. Erzähl uns doch erst einmal was der geneigte
Hörer erwarten kann!
Assi: So gefällt es mir, denn unsere Entstehungsgeschichte
hängt mir selbst schon zum Hals raus, und wie du schon
gesagt hast, wer gewillt ist bzw. das Durchhaltevermögen
besitzt, kann es ja auf unserer Homepage im Bereich Historie
nachlesen.
Aber wie gesagt: seit einigen Monaten ist gut. Genau gesehen
haben wir mit den Arbeiten an unserem ersten richtigen Studioalbum
schon im April anno 2005 begonnen. Wie sagt man im Volksmund:
„Gut Ding braucht Weile“. Die Aufnahmen starteten
im April mit Herrn Pago (oder besser Bekannt als Brainbug) und
seinen zwei Brüdern Wolf und Bernie (besser bekannt als
die Zwergdrohnen), die ihr Studio und Proberaum direkt in unsrem
legendären Probehaus eingerichtet hatte. Die ersten Aufnahmen
ließen uns schon hoffen, nur waren wir mit den ersten
zwei Versionen der elf Tracks nicht sehr zufrieden, da wir uns
zu viele Fehler geleistet hatten und einige Lieder noch nach
einer Überarbeitung lechzten. So unterbrachen wir auch
die Aufnahmen für einige Zeit.
Als wir wieder mit den Aufnahmen beginnen wollten - wie sag
ich das am besten – Polsi, du warst ja an diesem Abend
dabei, an dem wir die Türe zum Nachbarproberaum geöffnet
hatten, und der Rest ist Geschichte.
Seit September nehmen wir beim „besten Produzenten Duo
ever“ (schleim, schleim) auf. Es geht voran, und wir glauben
die Aufnahmen noch vor Jahresende beenden zu können (ist
sich wohl nicht so ganz ausgegangen – Anm. d. Verf.).
Dann muss sich die Welt in Acht nehmen, denn der Thrash Metal
ist wiederauferstanden. Wie theatralisch, findest nicht auch?
Jeder der uns bereits live gesehen hat, weiß was er zu
erwarten hat. Scherz beiseite, unsere CD beinhaltet für
jeden Lebensbereich einen Song.
Daniel: Wenn
das tatsächlich stimmen sollte, welchen Song könntest
Du einer 80jährigen Rentnerin empfehlen, die derzeit im
Altersheim wohnt?
Assi: Du meinst meine Oma? Ich würde mal Can’t
Kill Myself oder Painful Love vorschlagen. Man
glaubt gar nicht, welche Romanzen sich in so einem Altersheim
abspielen. Und zu Can’t Kill Myself brauch ich
wahrscheinlich nichts mehr sagen.
Daniel: Business
Is God ist ein origineller und einprägsamer Titel.
Wie seid Ihr darauf gekommen und was hat er zu bedeuten?
Assi: Business Is God ist
nicht nur genial, er ist verdammt noch mal der beste Titel,
den eine Metalband jemals für ihr Album gewählt hat,
und das ist mein voller Ernst. Denn schau dir unsere verrückte
Welt an: 255 Menschen besitzen oder verwalten 90% der finanziellen
Ressourcen der Erde. Unsere heiß geliebten Ölmultis
schreiben die besten Zahlen seit ihrer Gründung. Vorstandsvorsitzende,
die ihr Unternehmen fast in den Konkurs getrieben haben, bekommen
120 Mio. Euro Abfindung. Die Gewinnausschüttungen von börsennotierten
Betrieben haben sich in den letzten zehn Jahren verhundertfacht.
In Amerika haben wir einen Präsidenten, dem der Glaube
an Gott und die Sicherung der Ölreserven wichtiger ist
als das Wohl von Millionen. Deshalb bringt es unser Albumtitel
wirklich auf den Punkt.
Daniel: Richtiger
traditioneller Thrash Metal ist in Österreich ja eher out.
Was bringt Euch dazu, die ganzen Jahre hindurch Eurem Stil treu
zu bleiben und nicht Elemente aus derzeit populäreren Stilrichtungen
(z.B. Metalcore) einzubauen?
Assi: Dass traditioneller Thrash Metal und nicht nur
dieser nicht nur in Österreich „OUT“ ist, liegt
an dieser Scheiß-Propaganda die uns täglich von diesen
„gehirnerweichenden“ Radio- und Fernsehsendern eingebläut
wird, und irgendwer muss ja etwas dagegen unternehmen. Aber
in Wirklichkeit macht uns diese Musik tierisch Spaß, und
es gibt nichts Schöneres für uns als diese Musik und
alles was mit ihr verbunden ist.
Daniel: Ein
wichtiger Bestandteil der Musik sind auch die Texte. Wíe
wichtig nehmt Ihr die Texte, wer ist dafür verantwortlich
und was sind Eure Hauptthemen?
Assi: Texte sind meistens äußerst wichtig,
nur sollte man nicht immer alles überbewerten. Im Prinzip
sind unsere Texte ein großer und wichtiger Bestandteil
unserer Lieder. Nur eins ist glaub ich ist jedem klar: im Vergleich
zu den literarischen Meisterwerke wie sie Bob Dylan gerne kredenzte
(den ich persönlich übrigens sehr schätze), sind
unserer lyrischen Ergüsse seinen sicher nicht ebenbürtig.
Nur Müll sind sie auch nicht, sondern meiner Meinung nach
genau passend zur Musik.
Für einen Großteil unserer Texte sind Stefan (git.,
vox.) und ich verantwortlich. Aber meist passiert es so, dass
wir die Texte im Proberaum alle zusammen noch einmal überarbeiten,
um sie besser an unsere Songs anzupassen. Thematisch geht es
bei unseren Liedern quer durch den Gemüsegarten. Deshalb
tue ich mir leichter wenn wir über jeden einzelnen Song
der CD reden würden.
Hippie Killer:
Wird oft missverstanden, was aber auch ein wenig beabsichtigt
ist. Im Prinzip geht’s in diesem Text gegen alle, die
nur um sich ein reines Gewissen zu verschaffen den „Gutmenschen“
mimen und dadurch nicht besser sind als jene gegen die sie auftreten.
King Of Pain:
Rache und nochmals Rache. Jeder kennt das Gefühl, und ein
jeder wollte schon mal explodieren. Hier machen wir dass auf
eine Art und Weise bei der niemand zu schaden kommt.
Am I Evil Mr.
Bush: Jeder auf diesem Erdball hat glaube ich ein Problem
mit diesem Subjekt. Meines Erachtens der beste Text, den ich
je geschrieben habe. Der Part wo wir den Diamond Head Klassiker
Am I Evil rein textlich „covern“ war einfach unumgänglich
und passt wie die Faust aufs Auge.
Can’t Kill
Myself: Ich glaub das habe ich mit der Oma schon beantwortet.
Psycho:
Einfach mal an einer Samstagnacht in die Innenstadt von Wolfsberg
gehen, und du weißt, warum ich diesen Text geschrieben
habe.
Start To Fight:
Unser Beitrag für Parties.
Slave System:
Ein Rundumschlag gegen jegliche Art von Fundamentalismus
Children Of XTC:
Das Thema Drogen, egal ob legale oder illegale, gehört
auf jede CD.
Painfull Love:
Ein Lied für alle, die Probleme in der Liebe haben, also
für alle Männer.
Better than you:
Fuck you, I’m better than you. Ich hoffe, jemand versteht
diese Anspielung.
Daniel: Welche
Bands, außer Metallica zieht Ihr Euch eigentlich privat
sonst noch so rein. Woher kommen Eure musikalischen Einflüsse?
Assi: Kann hier logischerweise nur von mir reden. Die
üblichen Antworten wie Slayer, Pantera und Iron Maiden
spar ich mal. Als aller erstes muss ich mich als Ö1 Hörer
outen. Privat höre ich sehr unterschiedliche Sachen, von
AC/DC bis ZZ Top und von Charly Parker bis Charly Antoliny.
Es ist halt sehr stimmungsabhängig, wie sich meine Playlist
gestaltet, nur Gangsta Rap und Techno wirst du bei mir niemals
im Winamp sehen. Meine absoluten Favoriten sind zurzeit die
aktuelle Anthrax CD und der Kill Bill Soundtrack. In der Firma
terrorisiere ich meinen Arbeitskollegen zurzeit mit Slayer.
Daniel: Wie
hat sich Deine musikalische Laufbahn eigentlich entwickelt?
Assi: Ich komme ja aus einer musikalisch vorbelasteten
Familie. Mein Vater war seinerzeit Musikschuldirektor, ist jetzt
noch Musikschullehrer und ist nebenher als Musiker sehr aktiv.
Deshalb ist mein Engagement als Musiker als eine Art Erbschuld
anzusehen, obwohl ich erst mit sieben Jahren angefangen, habe
ein Instrument zu lernen. Zum Schlagzeug bin ich gekommen, als
ich mit neun Jahren ein Live Konzert von Deep Purple auf 3 Sat
gesehen habe. Die Art und Weise wie Ian Paice den Deep Purple-Klassiker
Space Truckin performt hat, war ein Schlüsselerlebnis für
mich. Von diesem Tag an wollte ich um jeden Preis Schlagzeug
spielen. In dem Fall hat mein Vater den Preis dafür gezahlt.
Ein richtiges Vorbild als Schlagzeuger habe ich nicht, es gibt
nur einige die mich sehr beeinflusst haben. Eins davon war das
Tier von den Muppets. Aber Drummer wie Steve Gadd, Jim Chapin,
Vinnie Paul, Lars Ulrich, Dave Lombardo, Charly Antoliny, Ian
Paice oder Bill Ward haben logischerweise den größten
Einfluss auf meine Spielweise gehabt.
Daniel: Was
macht Deiner Meinung nach eine gute (Thrash) Metal Band aus?
Assi: Ganz einfach: ein übergewichtiger Schlagzeuger,
ein Gitarristen und Sänger der wie ein Türke aussieht,
ein trinkfreudiger Mensch als Leadgitarristen, und ein Hypochonder
mit zypriotischen Wurzeln, und man hat eine gute Thrash Metal
Band. Seien wir ehrlich, glaubst du wir können was anderes
als Blödsinn labern und Musik machen? Im Prinzip sind Musiker
nichts anderes als Menschen, die für sonst nicht zu gebrauchen
sind. Da fällt mir gerade einer ein: Was sagt man zu einem
Musiker im Anzug? Herr Angeklagter bitter erheben sie sich.
Polsi: Kommen
wir mal zu Eurem Umfeld. Wie würdest Du die Lavanttaler
Musikszene bewerten? Gab es in letzter Zeit erfreuliche oder
enttäuschende Erfahrungen?
Assi: Szene? Was für eine Szene? Enttäuschend
der hundertste Auftritt von .sPout. in Wolfsberg - Scherz. Erfreulich,
dass man mir den Eintritt bei der Pain Is CD-Präsentation
verwehren wollte. Dafür möchte ich mich recht herzlich
bedanken und die gesamten Penis zu unserem nächsten Konzert
bei freiem Eintritt einladen. Wenn der Veranstalter einen Backstagebereich
mit VIP Lounge organisiert, gibt es natürlich auch VIP
Pässe.
Im Übrigen, es gibt in Wolfsberg eine Menge guter Bands
und ein Teil versteht sich echt prächtigst miteinander,
ein Teil weniger, aber dies liegt in der Natur des Menschen.
Was mich aber am meisten stört, ist die Toleranz von jungen
Bands, die nicht dem Mainstreamscheiß verfallen sind.
Ein gutes Beispiel: im Jahr 2003 organisierten wir im Markussaal
ein Konzert mit den Silva$Coinz, Stud, Headshot und uns. Der
Saal war mit 320 Gästen pumpvoll, und es herrschte eine
gute Stimmung, die bei Konzerten in Wolfsberg eher die Seltenheit
ist. Leider bekamen wir um 23.00 Uhr Besuch von vier Polizeibeamten,
die das Konzert aufgrund von Anzeigen aus der Nachbarschaft
wegen Lärmbelästigung abbrechen mussten. Die Beamten
zeigten sich äußerst kooperativ und ließen
uns noch zwei Lieder spielen, um einen Tumult zu verhindert.
Sie mussten die Veranstaltung trotz der Genehmigung der Bezirkshauptmannschaft
Wolfsberg abbrechen, da es für die Anrainer unzumutbar
gewesen wäre, diesen Lärm bis 23.30 Uhr auszuhalten.
Zur gleichen Zeit fand einige Kilometer weiter die Ö3-Disco
statt. Im Zuge dieser Veranstaltung wurde ein Mann von einem
Naziskin fast zu Tode geprügelt, übrigens gerade nachdem
die Beamten von dort abrücken mussten, um unser Konzert
abzubrechen. Aber was mich am meisten ärgert, ist die Tatsache,
dass es beim Wolfsberger Stadtfest den Anrainern nichts ausmacht,
dass bis 2.00 Uhr gefeiert wird und ihre Hauswände angekotzt
und angepisst werden.
Daniel: Die
Problematik mit dem rechten Gesindel hast Du ja eben angesprochen.
Zumindest den meisten Metalfans, die noch klar bei Verstand
sind, missfällt die zunehmende Unterwanderung der härteren
Musiklandschaft von rechten Parolenfressen. Vor allem im Black
Metal – dem Auffangbecken für Komplexler aller Art
– erhöht sich die Anzahl der NS-Kinder…
Assi: Wie du schon gesagt hast, gerade im Bereich des
Black Metal werden solch gehirnlose Parolenklopfer erschreckenderweise
immer mehr. Extreme Zeiten verlangen nach extremen Lösungen.
Wenn man diesem Problem begegnen will, muss man die Entstehung
solchen Gedankengutes von Grund auf entgegenwirken. Nur kommt
man bald in die Zwickmühle, denn will man solch rechtes
Gedankengut vernichten, verlässt man schnell das Gebiet
des Rechtsstaates und man wirft alle Ideale über Bord.
Deshalb muss man die wahren Ursachen finden, die Leute dazu
bewegen in so eine verklärte Welt einzutauchen, und dem
durch Aufklärung bessere Bildung (dazu gehört nicht
nur die reine Schulbildung) und soziale Absicherung entgegen
zu wirken.
Daniel: Wenn
Du etwas an der Lavanttaler Musiklandschaft ändern würdest,
was wäre das?
Assi: Schwierige Frage! Man müsste man die komplette
Musiklandschaft, und damit auch die Gesellschaft, umkrempeln.
Vor allem die zuvor angesprochene Toleranz und Akzeptanz der
übrigen Bevölkerung lässt äußerst
zu wünschen übrig. Was sofort in der Lavanttaler Musiklandschaft
geändert werden sollte, ist, dass sich gewisse Typen nicht
so aufplustern und nicht alles so ernst nehmen sollten, denn
das Leben ist hart und ernst genug.
Daniel: Mit
welchen Worten würdest Du Euer derzeitiges Bandklima beschreiben?
Assi: Äußerst familiär!!!
Daniel: Was
fällt Dir spontan zu diesen Alben ein:
Iron Maiden - Live After Death: Ohne Zweifel ein Meilenstein
der „Schädelbeitlermusi“, vor allem The Trooper,
mein absoluter Maiden Favorit.
Slayer -
God Hates Us All: meiner Meinung nach das beste Slayeralbum
mit dem größten „Haudrauf Faktor“. Diese
CD verlässt mein Auto nie und nimmer.
Motörhead
- Inferno: Muss zu meiner Scham gestehen, dass ich
es bis jetzt nicht geschafft habe, mir diesen Silberling zu
besorgen. Schande über mich.
Pantera -
Vulgar Display Of Power: R.I.P. Dime! Fucking Hostile
ist der beste Pantera Song und Vinnies Drums auf diesem Album
ein Ohrenschmaus der besonderen Güteklasse.
Daniel: Mit
wem würdest Du gerne eine Nacht verbringen und warum?
Assi: Salma Hayek und Adolf Hitler! Salma Hayek liegt
auf der Hand und dass man mit ihr sicher nicht über Einsteins
Versuch, die einheitliche Feldtheorie zu entwickeln diskutiert,
ist auch klar wie Kloßbrühe. Adolf Hitler eigentlich
deswegen, weil ich gerne wissen würde, warum ein Mensch
mit solch menschenverachtenden Ideologien so eine Anziehungskraft
auf die Massen seiner Zeit hatte.
Daniel: Was
hast Du heute noch so vor?
Assi: Nachdem die letzte Frage nicht eintrifft und
es sich zurzeit kein Frauenzimmer für einvernehmlichen
Beischlaf finden lässt, bleibt mir nichts anderes übrig,
den Verführungen einer Hopfenkaltschale zu erliegen.
Daniel: Danke
für das Interview!