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Ja, auch bei uns wurde das selbstbetitelte Debüt der Würzburger DER WEG EINER FREIHEIT wohlwollend bewertet, der Band aber durchaus noch Entwicklungspotential zugestanden. Wohlweislich… Denn mit ihrer EP Agonie überflügeln sich DER WEG EINER FREIHEIT nonchalant selbst und beweisen, dass sie erst am Anfang ihrer Geschichte stehen und daher noch einiges zu erwarten sein dürfte. Fragen wir doch mal nach, wie sich die Dinge so entwickeln… ;)

Dajana: Hallo Nikita. Ich hoffe, Du hast die Feiertage erholsam rumgekriegt ;) 2011 neigt sich derbe dem Ende zu und wir befinden uns zwischen den Jahren. Für DER WEG EINER FREIHEIT war es sicherlich ein geschäftiges, arbeitsreiches und interessantes Jahr. Schau doch mal zurück, was waren so die Höhen und Tiefen in 2011?
Nikita:
Hallo! 2011 war definitiv ein sehr arbeitsintensives aber auch aufregendes Jahr. Es ist viel passiert, wir haben durchweg positives Feedback auf unsere EP Agonie bekommen und zudem unsere ersten größeren Festivals absolviert. Eigentlich war alles gelungen und hat Spaß gemacht, gibt nichts zu meckern!

Dajana: Im Juli wurde Eure EP Agonie veröffentlicht und ich muss gestehen, ich finde den Aufbau Eurer EP faszinierend. Da hätten wir Der Stille Fluss und Postum als Opener und Rausschmeisser, beides Songs, die vom Debüt abweichen und viele Post Rock Elemente beinhalten. Dann Ingrimm und Die Welt In Mir, die kürzer und eine Weiterführung der Stücke vom Debüt sind und dann das kurze Zwischenspiel Ana im Kern als Bindeglied. Klingt nach einem Konzept…?
Nikita:
Man kann es Konzept nennen, ja. Ich mache mir relativ viele Gedanken über die Anordnung der Songs und welche Stücke man z.B. durch kleine Interludes, sei es nur eine ausklingende Feedback-Gitarre, verbinden kann. Agonie ist mehr oder weniger symmetrisch aufgebaut, wie du schon angedeutet hast. Ich finde das interessant und ich mag es, wenn epischere, längere Songs am Anfang und am Ende der Platten stehen. So entsteht eine Art Rahmen und ich finde, das spornt auch dazu an, die Alben bzw. die EP am Stück durchzuhören – wie es auch sein soll. Ähnlich wird es auch beim kommenden Album aussehen, aber mehr wird da noch nicht verraten.

Dajana: Ana ist eine Interpretation von Erik Satie. Ich konnte das Original dazu nicht finden, lediglich Gnossienes Nr. 2 kam mir ob seiner Ähnlichkeit in den Sinn. Wo kommt Ana her und wie seid Ihr auf Satie gestossen?
Nikita:
Die Interpretation stammt vom ersten Teil aus Satie's "Gymnopédies", einer dreiteiligen Serie von kurzen Klavierstücken. Ich hatte die Melodie während unseres Studioaufenthaltes schon die ganze Zeit im Kopf und habe dann relativ spontan versucht, sie für Gitarre zu arrangieren. Das hat sich am Ende so gut gemacht, dass wir es als kleines Zwischenspiel bzw. als Kontrastprogramm zu den anderen Songs in die EP mit aufgenommen haben. Ich habe nur einen neuen Titel gewählt, da „Gymnopédie“ für mich in unserem Zusammenhang keinen Sinn hatte und gleichzeitig ist das Stück damit eine Widmung an meine Schwester.

Dajana: Satie wird ja eher dem Cabaret zugeordnet. Ist das ein Genre das musikalisch Einfluss auf Euch hat?
Nikita:
Nein, eigentlich gar nicht. Klassische Musik im Allgemeinen schon eher.

Dajana: Was inspiriert Euch generell?
Nikita:
Vorwiegend natürlich Musik aller Art, das tägliche Leben, die Zeit, bestimmte Orte, Erfahrungen, Erinnerungen. Alles womit man sich als Mensch eben beschäftigt.

Dajana: Habt Ihr bestimmte Rituale beim Songwriting? Nehmt Ihr Euch eine Auszeit? Verkriecht Ihr Euch irgendwo? Fahrt Ihr zu bestimmten Orten…etc.?
Nikita:
Nein, bestimmte Rituale gibt es da nicht. Das einzige was ich brauche, ist freie Zeit. Unter Druck oder mit anderen Sachen im Kopf, kann ich nichts schreiben. Das Songwriting findet immer direkt an der Gitarre bei mir daheim statt. Im Proberaum haben wir noch nie einen Song geschrieben, was aber auch daran liegt, dass auf Grund der Entfernung zu meinen Kollegen so gut wie nie geprobt wird.

Dajana: Ich finde die neuen Aspekte in der Musik ausgesprochen interessant. Nein, vielmehr bin ich hin und weg von Atmosphäre, Gitarrenläufen und den Melodien... Insbesondere, wenn man die Tracks 2 und 4 aussen vor und die anderen 3 Tracks dann am Stück laufen lässt ;)
War das eine gezielte Weiterentwicklung in diese Richtung? Gab es dazu Einflüsse, Impulse von aussen?
Nikita:
Danke, das freut uns! Ich lege sehr viel Wert auf ausdrucksstarke Melodien und Riffs, die mir eine Geschichte erzählen können und mit denen ich etwas verbinde. Das ist mir wichtig, denn dann kann man sich mit der Musik identifizieren und hört sie sich gerne an. Man findet natürlich einige neue Elemente auf der EP und auf dem kommenden Album wird das sicherlich noch ein Stück weit ausgeprägter sein. Ich höre Musik wann immer es möglich ist und da ist es völlig natürlich, dass das einen gewissen Einfluss mit sich bringt.

Dajana: Wie sieht es derzeit mit den Arbeiten am neuen Album aus? Wie weit seid Ihr? Was ist musikalisch zu erwarten? Wird es noch weitere stilistische Änderungen, neue Elemente geben?
Nikita:
Das Songwriting für das neue Album ist bereits abgeschlossen und Ende Februar wird es ins Studio gehen. Die Vorproduktionen stehen komplett und ich denke man kann sagen, dass es noch einmal eine Ecke schneller und aggressiver wird. Melodie und Atmosphäre wird aber wie immer dennoch groß geschrieben – mehr gibt es vorerst nicht zu sagen!

Dajana: In Euren Interviews drehen sich die Fragen meist um den Black Metal, ob und wie Ihr da reinpasst. Was denkt Ihr, warum scheint es dem Metaller, oder Musikkonsumenten im Allgemeinen, so schwer zufallen, sich der Musik erst einmal unvoreingenommen zu nähern? Stattdessen wird bereits schon im Vorfeld kategorisiert, kritisiert und aussortiert. Viele Hörer versagen sich - meiner Meinung nach - auf diese Weise Musik und Bands, die sie sonst sogar mögen würden.
Nikita:
Ich denke das liegt an dem heutzutage absolut übersättigtem Markt und dem dadurch überforderten Hörer. Niemand kann mehr unterscheiden, was gut und was schlecht ist und da fällt es natürlich leichter sich auf irgendwelche Schubladen zu verlassen. Es ist aber natürlich immer von Vorteil, hier und da mal ein Ohr zu riskieren – Überraschungen verstecken sich überall.

Dajana: DER WEG EINER FREIHEIT war ja mal als eine einmalige Sache gedacht. Nun ist aus dem Projekt eine richtige Band geworden. Wird es dabei bleiben? Werdet Ihr zukünftig zusammen an den Songs arbeiten?
Nikita:
Richtig. Wie schon angedeutet proben wir als komplette Band nur vor Auftritten, um Songs einzustudieren, die jeder von uns vorher daheim für sich selbst übt. Das klappt auf diese Weise zum Glück sehr gut aber auf Grund der Entfernung der Mitglieder wird es vorerst zu keiner gemeinsamen Jam- oder Songwriting-Session kommen, da fehlt einfach die Zeit.

Dajana: Gibt es schon feste Daten für Konzerte und/oder Festivals für das neue Jahr?
Nikita:
Bisher sind zwei Konzerte in Leipzig und München Anfang April, sowie das Eisenwahn und Baden in Blut Open Air Ende Juli bestätigt. Es ist noch einiges mehr in Planung, darunter auch eine kleine Tour – die aktualisierten Termine findet man wie immer auf unserer Homepage.

Dajana: Dem Business geht es bekanntlich schlecht, selbst ehemalige Multiseller wie Alice Cooper beklagen sich, dass man dieser Tage kein Cent mehr mit CD-Verkäufen verdienen kann und jeder sucht das finanzielle Heil im Touring und Merchandise. Tatsächlich lässt sich aber auch feststellen, dass insbesondere kleine Labels mit üppig und liebevoll gestalteten CDs und Boxen, neuerdings auch wieder Vinyl, die Nase vorn haben. Der Aufwand scheint sich zu lohnen und zumindest jene Label über Wasser zu halten. Könnt Ihr diesen Trend bestätigen? Wieviel Einfluss habt Ihr auf Gestaltung und Vermarktung Eurer Musik?
Nikita:
Das sehe ich ähnlich. Kleinere Labels müssen einfach durch besondere Verpackungen oder Formate auf sich und ihre Bands aufmerksam machen. Ich habe erst gestern von unserem ehemaligen Schlagzeuger Christian eine viereckige Mini-CD zugeschickt bekommen; keine Ahnung wie man die abspielen soll, sieht aber sehr interessant aus! Bisher hatten wir bei allen visuellen Angelegenheiten freie Entscheidung und das wird auch so bleiben. Mit Viva Hate Records haben wir einen Partner, der auf diesen Aspekt sehr viel Wert legt und unseren Wünschen weitestgehend nachgeht bzw. oft auch selbst interessante Ideen einbringt.

Dajana: Wo seht Ihr als Band zukünftig Alternativen Eure Musik an Mann und Frau zu bringen? Was lässt Euch, in geschäftlicher Hinsicht, weitermachen und nicht verzweifeln? Zumal ja die grossen Konzerne bereits verlautbaren, demnächst die CD als Medium komplett einstampfen zu wollen…
Nikita:
Also in unserer Sparte sehe ich das nicht so problematisch. Wenn die Major-Labels meinen, sie müssen die CD abschaffen, heißt das ja noch lange nicht, dass es in ein paar Jahren überhaupt keine CDs mehr zu kaufen gibt. Die CD und das Vinyl wird es in unserem Bereich sicherlich noch eine ganze Weile geben, vorausgesetzt es gibt noch ein paar Presswerke, die da mitziehen. Aber ich käme jetzt nicht auf die Idee, das Musikmachen an den Nagel zu hängen, nur weil es kein ordentliches Format mehr gibt, das die Leute kaufen können. Ich wäre sogar dafür, Musik komplett frei zugänglich zu machen, wie es z.B. das Label Denovali tut.

Dajana: Kommen wir zum Ende der Fragerei ;) Da wir uns, wie bereits erwähnt, am Ende des Jahres befinden… Eure Highlights, Best-Of-Liste bzw. Top 5 oder so in Sachen Alben, Bands, Konzerte, Festivals und sonstigen denkwürdigen Ereignissen in 2011 :)
Nikita:
Top 5 Alben:
1. Feist – Metals
2. Mogwai – Hardcore Will Never Die, But You Will
3. Lantlôs – Agape
4. Marduk – Iron Dawn
5. Anaal Nathrakh – Passion
Das beste Konzert 2011 war Crippled Black Phoenix in Frankfurt (dem stimme ich natürlich uneingeschränkt und umgehend zu, da selber konplett hin und weg von der Show in Dortmund - Dajana), einfach eine unglaubliche Band. Wintersun gehört wohl zu den meistgehörtesten Bands im letzten Jahr und das absolute Highlight des Jahres war ein leider viel zu kurzer Trip nach Norwegen mit ein paar sehr guten Kumpels (und noch mal uneingeschränkt und umgehend ja, ich sah da nur Bergen… ;) – Dajana).

Dajana: Ich bedanke mich recht herzlich für Zeit und Mühe. Hab eine ordentliche Silvestersause und rutscht gut rüber! Man sieht sich hoffentlich livehaftig im neuen Jahr!
Nikita:
Danke für das Interview und ebenfalls alles Gute!

 

12/2011 © Dajana Winkel • Der Weg Einer Freiheit