Eine Legende tritt ab. Nach der Veröffentlichung von PROMETHEUS The Discipline Of Fire & Demise werden sich Emperor nach 10-jähriger Bandgeschichte definitiv auflösen und jedes der Mitglieder für sich seine eigenen Wege gehen. Natürlich werden wir sie über kurz oder lang alle mit ihren jeweiligen Projekten wiedersehen. Dennoch dürfte unter den Fans das große Heulen ausbrechen, gibt es doch keinen würdigen Ersatz für diese geniale Extreme Metal Band. Als finales Geleit nun Ihsahn’s äußerst ausführliche und sehr interessanten letzte Worte, während der Sarg würdevoll in die Grube sinkt ...

Emperor

Dajana: Am 22.10.01 wird nun Euer letztes Album nach 10-jähriger Band Geschichte veröffentlicht. Ist da Wehmut ?
Ihsahn: Nö.

Dajana: Nicht ein bißchen ?
Ihsahn: Nein, überhaupt nicht.

Dajana: hmmmm...
Ihsahn: Persönlich gesehen bin ich sehr glücklich mit dem neuen Album, aber es ist auch sehr befreiend, daß es das letzte Album ist.

Dajana: Wann habt ihr den Entschluß gefaßt, Euch nach dieser Platte aufzulösen?
Ihsahn: Wir haben uns einfach dazu entschlossen es dabei zu belassen.

Dajana: Hatte diese Entscheidung nur künstlerische Gründe, oder steckt noch etwas anderes dahinter?
Ihsahn: Natürlich gab es verschiedene Faktoren und Gründe, aber letztendlich lief es darauf hinaus, daß wir für Emperor getan haben, was wir konnten. Wir haben uns über die Jahre ziemlich unterschiedlich weiterentwickelt. Da ist es also ein ziemlich guter Zeitpunkt für eine Wende und jetzt getrennte Wege zu gehen, wo noch alles im Lot ist.

Dajana: Wie hat das Label diesen Entschluß aufgenommen?
Ihsahn: Oh naja, ich denke sie respektieren unsere Entscheidung es dabei zu belassen, jetzt wo noch alles gut läuft. Sie wünschen uns alles Gute.

Dajana: Gab es Versuche/Druck, Euch noch mal zum Weitermachen zu bewegen? Schließlich kann man inzwischen mit dem Namen EMPEROR ganz gutes Geld verdienen...
Ihsahn: Nein, das ist nicht deren Art. Außerdem haben wir ja jetzt keinen Vertrag mehr. Von dieser Seite kam kein Druck ... konnte ja gar nicht.

Dajana: Die Entscheidung ist ja sehr konsequent. Gab es auch Überlegungen, nur eine lange Auszeit zu nehmen und erst danach zu schauen, ob es Emperor dann noch weiter geben soll?
Ihsahn: Nein, das ist jetzt definitiv!

Dajana: Das ist also das Aus für immer und ewig? Nie wieder EMPEROR?
Ihsahn: Nein.

Dajana: Werdet Ihr zu dem Album touren ? Gibt es dann vielleicht was Besonderes ?
Ihsahn: Nein. Wir haben ein Abschlußkonzert in Erwägung gezogen, aber wir hatten niemals diese Art von Kontinuität. Live Shows waren nie eine natürliche Konsequenz unserer Arbeit. Das Schreiben und Aufnehmen eines Albums war so etwas wie ein in sich geschlossenes Projekt. Zusammen live zu spielen war was völlig anderes, schon wegen der Gastmusiker, die wir immer anheuern mußten. Wir haben das unter uns ad acta gelegt. Das hatten wir schon entschieden, bevor wir mit den Arbeiten zum neuen Album angefangen hatten. Also, die Endphase dauert schon ziemlich lange. Das jetzt wieder auszudehnen, neben den anderen Projekten, das wäre nicht das Beste. Weil, wenn Du erst mal damit anfängst und dann noch mal, bist Du für Ewigkeiten unterwegs und damit beschäftigt. Dann ist es schon besser konsequent zu sein und zu sagen: „Leute, das war’s!". Jetzt können wir anderen Kram machen.

Dajana: Wird es nach diesem Album noch weitere Veröffentlichungen geben, noch einmal Live Sachen z.B., Special Editionen ... etc. ?
Ihsahn: Wahrscheinlich nicht. Da ist nicht viel, was wir noch verwerten könnten. Du weißt ja, es ist noch nicht lange her, das wir ein Live Album und ein Live Video veröffentlicht haben. Das haben wir also schon abgehakt.

Dajana: Seit Eurem Debüt galtet Ihr als Speerspitze des (norwegischen) Black Metal. Ihr habt in den Augen der Fans stets den Balanceakt zwischen "true" und "innovativ" geschafft. Sogar die guten Produktionen und das technische Können stellten dabei für viele Puristen kein Hindernis dar, quasi ging das Ansehen von Emperor durch alle Schichten von Black Metal-Fans. Was hat Euch das bedeutet?
Ihsahn: Natürlich ist das ‘ne feine Sache, wenn die Leute so über die Band denken. Ich denke, wir haben versucht, was wir eigentlich immer machen: ehrlich und kompromißlos in unserer Arbeit zu sein. Wir haben niemals wirklich über die äußeren Faktoren nachgedacht und daran festgehalten nur das zu tun, was wir wollten. Wir haben so angefangen und jetzt werden wir es auch genauso beenden. Ich meine, eigentlich waren wir immer ehrlich und kompromißlos, egal was wir so gemacht haben.

Dajana: Wie seid Ihr dann damit umgegangen, daß IX Equilibrium zwar von der Presse fast uneingeschränkt gelobt, von vielen alten Fans aber zum Teil sehr zwiespältig aufgenommen wurde? Treffen Euch die Vorwürfe, mit IX Equilibrium ein kommerzielles Album veröffentlicht zu haben?
Ihashn: Nun ja, ich respektiere die Meinung der Leute. Ich bin auch nicht besser. Mein Lieblingsalbum von Bathory ist nicht notwendigerweise deren letztes Album. Das wird wahrscheinlich immer Blood Fire Death sein. Die Leute haben nun mal einen unterschiedlichen Musikgeschmack. Ich bin nicht der Meinung, daß IX Equilibrium ein kommerzielles Album war, ich meine, ich würde nicht behaupten, daß wir jemals irgend etwas gemacht haben, um dem Publikum oder dem Markt gefällig zu sein, um mehr Alben zu verkaufen. Und das Ganze gerade jetzt zu beenden, wo wir eigentlich auf dem Gipfel unserer Karriere sind, ist doch der Beweis, daß wir uns nicht darum kümmern, vielleicht die größte Metal Band zu sein. Also ich denke, auf der einen Seite willst Du natürlich „true" und individuell sein und tun, was immer zur Hölle Du gerne tun willst. Auf der anderen Seite wiederum kapieren es einige Leute nicht, das sie ein Teil des Marktes sind, das sie die Künstler formen und dazu bringen, die Musik zu machen, die sie gerne hören wollen. Und das kann es nicht wirklich sein, was Du von einem Künstler willst. Das ist paradox! Wir sind immer dabei geblieben zu tun, was wir wollten, und die Leute mögen das. Das ist eine gute Sache! Das ist ein großes Plus. Aber das sollte nicht der Grund oder einer der Gründe sein, warum Du Musik machst.

Dajana: Auch in den Reviews zum neuen Album werdet Ihr wieder abgefeiert. Dagegen verblassen Genre-Kollegen wie Dimmu Borgir und COF und mutieren zu Gartenzwergen. Wie nehmt ihr sowas auf ?
Ihsahn: Ich schätze, ich hab ein paar Reviews gesehen, wo man uns mit Dimmu Borgir oder Cradle Of Filth vergleicht. Aber ich denke nicht und habe es auch niemals so gesehen, daß das Veröffentlichen von Alben ein Wettkampf ist. Also, für mich persönlich ist so was ziemlich irrelevant, weil es, wie üblich bei Vergleichen, bedeuten würde, daß man uns mit jedem beliebigen Album in der Welt vergleichen könnte ... *lacht * . Das ist nur eine Referenz, ein Bezug. Du weißt ja, die Namen von Labeln, Genres usw. sind Referenzen für die Leute. Und der Musikgeschmack ist soooo subjektiv! Also ich nehme keine Notiz davon, mit welchen Bands wir verglichen werden. Ich respektiere, was andere Leute in anderen Bands so machen, wir machen unser Ding. Ich sehen das nicht als Wettkampf!

Dajana: Das scheint ein typisches Statement zu sein. Ich schätze, fast jede Band sagt, daß die Musik kein Wettkampf ist ...
Ihsahn: Ja, ich meine, wenn Du in dieser Szene bist, wo Du in den Charts bist, dann ist es wohl ein Wettkampf. Aber ich denke, gerade Extreme Metal war eigentlich immer eine Art Rebellion dagegen. Also kein Grund, das auch nur irgendwie als einen Wettkampf zu sehen.

Dajana: Im Prinzip hat Euch ja dasselbe Schicksal vieler anderer Bands/Musiker ereilt. Was glaubt Ihr, woran könnte es liegen, daß, häufig nach der dritten oder vierten Platte, die Fans der Entwicklung der Band nicht mehr folgen können ( egal in welche Richtung diese erfolgt )?
Ihashn: Das ist eine Frage, wie eng und wie lange Du zusammenarbeitest. Das ist gezwungenermaßen so. Die Debatten, unterschiedliche Meinungen und unterschiedliche Entwicklungen. Es ist ein natürlicher Prozeß. Einige Bands schaffen es das auszuarbeiten, entwickeln sich und haben gemeinsame Ziele, andere eben nicht. Gewöhnlich dauert es zwischen 8 und 10 Jahren, bis Du Dein drittes oder viertes Album veröffentlicht hast. Dann könntest Du schon mal die Nase voll haben von dem, was Du so machst. Dann machst Du weiter mit anderen Dingen.

Dajana: Ihr habt euch auf eurem neuen Album von so ziemlich allen Konventionen gelöst, ihr seid ja nahezu entfesselt, ist das die Freiheit des letzten Albums ?
Ihsahn: Ich denke, gerade dieses Album ist sehr auf unsere musikalischen Wurzeln aufgebaut, die Basis, die wir als Band haben. Ich schätze, wir haben immer versucht die Grenzen, welche uns als Band einengten, zu strecken. Persönlich gesehen fühle ich mich sehr ausgefüllt mit diesem Album. Und im Vergleich zu unseren anderen Alben sind da weit weniger Dinge, die ich nachträglich ändern würde. Ich fühle mich, als wäre es das Allerbeste, was ich je für Emperor getan habe ... so weit. Daher fühle ich mich halt so ausgefüllt. In diesem Sinne, da sind keine losen Enden mehr, um deren Willen ich die Band weiterführen wollte oder müßte, das würde Dich festbinden. Ich bin jetzt bereit für andere musikalische Arbeiten, etwas mit mehr von diesen Herausforderungen.

Dajana: Mir ist aufgefallen, das auf dem neuen Album sehr viele klassische Elemente eingebaut sind, welche mich ein bißchen an Dein Soloprojekt von Thou Shalt Suffer erinnern. Denn gerade die klassischen Elemente klingen ziemlich nach Schönberg (österreichischer Komponist ).
Ihsahn: Oh, findest Du ?

Dajana: Ja, ziemlich.
Ihsahn: Ich bin nicht allzusehr vertraut mit seinen Werken im Besonderen, dennoch ist da ein klassischer Einfluß. Insbesondere die Art und Weise der Instrumentation hat sich ziemlich natürlich ergeben. Tatsächlich, ursprünglich wollte ich mehr elektronische Sounds auf diesem Album verwenden. Aber das paßte akustisch nicht so richtig. Also nahmen wir Streicher und den orchestralen Sound, und es ging immer einfacher. Naturgemäß. Das Gleiche bei den Arrangements.

Dajana: Wie geht es mit Euch und den ganzen Nebenprojekten weiter ? Oder plant jeder einzelne von euch ganz neue Sachen? Welche?
Ihsahn: Persönlich gesehen liegt natürlich mein Hauptaugenmerk auf dem nächsten Peccatum Album. Samoth und Trym sind gerade sehr beschäftigt mit Zyklon. Und über Peccatum hinaus werde ich definitiv mehr Soloprojekte angehen, aber nicht unter Thou Shalt Suffer. Und vielleicht mache ich etwas mit anderen Musikern.

Dajana: Gibt es dazu schon konkrete Pläne ?
Ihsahn: Ich habe ein paar Ideen und habe auch schon ein paar Leute kontaktet. Aber das kommt darauf an. Erstmal kommt das nächste Peccatum Album. Wir haben gerade angefangen an dem neuen Material zu arbeiten. Es ist für die Zukunft noch ziemlich ungewiß, woran ich außerhalb von Peccatum arbeiten werde. Aber ich mag diese Art von unberechenbaren Dingen.

Dajana: Sowohl Samoth als auch Du seid verheiratet. Würdest Du behaupten, daß sich durch die Ehe Eure künstlerische Arbeit verändert hat?
Ihsahn: Würde ich nicht so sagen. Ihriel und ich arbeiten bei Peccatum zusammen. Sie macht aber auch Sachen außerhalb der Band. Wir arbeiten also die ganze Zeit ziemlich eng mit Musik. Im Studio genauso wie zu Hause. Ich würde sagen, die Auswirkungen sind ziemlich konstruktiv und positiv. Ich vermute mal, daß wir sehr glücklich damit sind, diese gemeinsame Interessen zu haben und auch so zusammenarbeiten zu können.

Dajana: Wie seht Ihr generell den fast zwangsweisen Prozeß der Kommerzialisierung, den man nach Erreichen einer gewissen Popularität beinahe automatisch durchschreitet? Wie zu Hochzeiten des Thrash gilt die Bezeichnung "Kommerz" ja als eines der schlimmsten Schimpfwörter für das Werk eines Musikers. Wie läßt sich das (also sowohl Kommerzialisierung als auch Intoleranz...) mit den Grundgedanken des Black Metal vereinen?
Ihsahn: Was ich darüber denke, ob da irgendwas kommerziell ist? Ich denke, wenn Du ein kommerzielles Produkt produzierst, wie z.B. Gothic, dann tust Du das nur, um eine Menge Platten zu verkaufen. Wenn Du mit Leuten aus der Szene darüber redest, daß Du kommerziell bist, dann meinen sie, das man nur Musik macht, um Geld zu verdienen. Das ist ein Riesenunterschied zu der Situation, wenn Du Musik machst, die die Leute mögen und Du infolgedessen ein Haufen Geld verdienst. Ich bin sehr erfreut, das wir zu den Glücklichen gehören, die so viele Platten verkaufen, das wir davon leben und uns auf die Musik konzentrieren können. Darum geht’s. Andererseits mußt Du ziemlich Abstriche machen, wenn Du arbeiten mußt, also wenn Du einen regulären Job hast und die Musik nebenher machst. Wir haben niemals Musik um des Geldes Willen gemacht. Aber wenn Du zu den Glücklichen gehörst, die damit auch Geld verdienen können, dann ist das ein ziemliches Plus. Die andere Sache ist natürlich, was Du zu tun hast. Wie ich z.B. Ich muß jetzt hunderte von Interviews machen, anstatt im Studio zu sein. Das ist der Punkt. Das muß man ausbalancieren, denke ich. Ich persönlich würde nicht so enden wollen, daß ich nur noch 10% Musik mache und zu 90% Geschäftsmann bin, um die Platten auch zu verkaufen. Also versuche ich einen deutlichen Abstand zwischen meiner musikalischen Arbeit und der kommerziellen Welt zu wahren.

Dajana: Naja, die Frage zielt wohl eher darauf ab, daß die Black Metal Szene unbedingt Underground sein will und nicht kommerziell. Bloß nicht zu viele CD’s verkaufen ...
Ihsahn: Um ehrlich zu sein... das ist eine schlechte Ausrede. Es ist einfach zu sagen, das man nicht bergeweise CD’s verkaufen will, wenn man gar nicht das Potential dafür hat. Ich würde sagen, das das für gewöhnlich eine faule Ausrede ist. Natürlich gibt es da Dinge, das z.B. Leute, falls sie anerkannt werden, oberflächlich werden und sich in dieser kommerziellen Spirale fangen lassen. Ja, das könnte Deine künstlerische Ausdrucksweise ruinieren. Wenn da solch ein starker Individualismus ist, wie das Bestreben, in der BM-Szene zu sein. Das ist eine grundsätzliche Einstellung und Meinung. Aber das ist nicht das Problem, damit sollte man fertig werden. Ich meine, die paar Eindrücke, die ich vom sogenannten BM Underground bekam, sind, das die Szene total borniert ist. Da ist so viel Scheiße in der Szene! Und eine Menge Getratsche. Weißt Du, wenn Leute denken, ich bin nicht genug Black Metal oder nicht „true" genug, finde ich das eher traurig. Ich weiß, daß ich das jetzt verallgemeinere, aber eine Menge Leute in der Szene sind einfach nur dämliche Arschlöcher. Die haben nichts besseres zu tun, als dumm rum zu labern und dieses seltsame Zeug zu denken, was „true" ist und was nicht. Ich hingegen bin ziemlich „true", weil ich tue, was immer ich tun will und ich schreib die Musik, die ich schreiben will und zu der ich fähig bin. I don’t really give a shit!

Dajana: Was hältst Du von Bands/Akteuren, die diese Szene für die Vermittlung politischer (zumeist dumpfer rechter) Ideologien benutzen? Wie kann man sich Eurer Meinung nach dagegen wehren?
Ihsahn: Ich denke, hier ist es wichtig, dies aus einer weiteren Perspektive zu betrachten. Das ist es auch, wovon das neue Emperor Album handelt. Einen Schritt aufzusteigen, um die Dinge aus einer breiteren Perspektive zu betrachten. Und es sind sehr kleine Gruppen von Rechtsextremisten in der BM Szene, die über das Überleben der Tauglichsten und so reden. Sie alle fürchten sich nur zu erkennen, daß sie selber auch nur eine Minderheit sind mit ihrer extremen Art, der uniformierten Art ihres Kleidungsstils und ihren moralischen Strukturen, wie man zu sein hat und wie nicht. Sie sind selbst nur eine Minderheit. Ist es nicht die weiße arische Gesellschaft, die sie zu Tode verabscheut? Sie sind Außen- seiter inmitten der westlichen Zivilisation. Es ist halt so viel einfacher diese Art der Sicht der Dinge anzunehmen und andere Minderheiten zu treten, nur um zu versuchen die Tatsache zu verbergen, das sie selber die Außenseiter und die Minderheit in dieser Gesellschaft sind. Ich denke, wenn das mehr Leute erkennen würden, daß sie sowohl ein Individualist sein und gleichzeitig zum schwarzen Schaf werden können, das über denselben Kram immer und immer wieder jammert. Jammern darüber, um wieviel besser die Dinge in der Vergangenheit waren. Falls es von mir abhängen würde, sie müßten Country Musik spielen, dann könnten sie darüber singen, um wieviel besser die Dinge in der Vergangenheit waren...

Dajana: ... es fällt halt auf, auch gerade hier in Deutschland. Einige BM Bands sind definitiv rechts-extremistisch orientiert. Aber da die Szene als unpolitisch gilt, können sie ungehindert wachsen und Unsinn verzapfen und die Leute merken es nicht. Ich denke, das ist ein Problem.
Ihsahn: Ich hatte auch ein paar Diskussionen den Rechtsextremismus in der BM Szene betreffend. Das ist ein Thema der political correctness., mit dem sich die Leute beschäftigen. Ich kann verstehen, daß die Leute über die Tendenzen in der Szene betroffen sind. Und ich mach das auch immer deutlich gegenüber Themen betreffend Nazis und Rassismus. Und ich hoffe, Du verstehst auch meine Kommentare diesbezüglich. Der Faschismus basiert auf totaler Ignoranz und Dummheit. Wie auch immer. Es ist natürlich auch ein sehr beliebtes Thema. Sobald dich die Leute falsch interpretieren, werfen sie mit Anschuldigungen um sich. Sogar dann, wenn Bands abstreiten, das sie in irgendeiner Form rechts-extremistisch oder sonst was sind. Sie werden es trotzdem weiter behaupten. Es ist ein beliebtes Thema und eine beliebte Anschuldigung. Aber auch andere Aspekte sind politisch ziemlich unkorrekt! Ich würde sagen, generell die Gewalttätigkeit der Dinge, die die Leute so sagen in der Szene. Da ist ein Einfluß in der Metal Szene, wo die Leute überhaupt nicht besorgt sind: der Sexismus in der Metal Szene. Ich höre nur sehr wenige Menschen sich darüber beklagen, das Bands sexistisch sind. Sogar politisch gesehen ist das diskriminierend. Aber Du mußt eben das ganze Bild sehen. Falls Leute farbige Menschen diskriminieren, dann ist das natürlich schlecht. Aber sie sollten auch sehen, daß andere Bands, obwohl sie sich rühmen, keine Nazis zu sein, dennoch sehr sexistisch sein können. Aber das ist ok, nur weil das im Metal schon immer so gewesen ist? Ich denke, das ist genauso borniert.

Dajana: Kennst Du das Buch Lords Of Chaos? Deine Meinung ?
Ihsahn: Ja, ich hab davon gehört. Aber ich hatte bisher keine Lust es zu lesen. Aber ich werde trotzdem die Frage beantworten. Meine Meinung über das Buch ... ähm ... ich kann gar keine Meinung zu dem Buch haben. Aber meine generelle Einstellung zu diesem Buch ist, das ich keine Lust habe, es zu lesen.

Dajana: Plauder mal aus dem Nähkästchen, die schönsten und peinlichsten Momente in Eurer Bandgeschichte, on tour z.B.
Ihsahn: *Gähnt* Da sind sicherlich ein paar Dinge, hier und dort. Bei unserer Arbeit ging es natürlich mal auf und ab, und ich war in einer Menge seltsamer Situationen. Aber, um ein paar Sachen heraus zu picken ... um diversen anderen Kram nicht zu erwähnen, Du verstehst? Wenn ich zurückschaue, dann sehe ich das Ganze. Ich denke, da waren eine Menge Dinge die ziemlich peinlich gewesen sein könnten, z.B. wie wir in den Medien wiedergegeben wurden oder wie wir uns selbst dargestellt haben in den ersten Jahren. Solcher Kram eben. Aber es sind auch nette Dinge geschehen. Wenn ich zurückschaue, dann sehe ich nur das Ganze, ich will keine einzelnen Sachen rausnehmen und behaupten, das diese mehr bedeuten, als die Band und der Rest.

Dajana: Was meinst Du, kann ein Künstler nur damit glücklich werden, seine Musik für sich zu komponieren und aufzunehmen, oder gehört das "Verbreiten" (CDs/Konzerte) unbedingt dazu?
Ihsahn: Das ist eine harte Frage. Weil ... im Prinzip ja. Ich denke einerseits würde ich sehr glücklich sein, wenn ich nur Musik machen könnte. Ich weiß nicht. Andererseits ist da eine gewisse Befriedigung ... verstehst Du? Die Bestätigung das Du es getan hast. Wenn Du die CD präsentiert bekommst, mit dem Booklet und dem Cover, dann ist es beendet. Wenn Du es dann veröffentlichst, dann gibst Du es ja irgendwie weg und Du kannst wieder neu anfangen, wie mit einem weißen Blatt Papier. Wenn es fertig und draußen in der Welt ist, das war’s dann. Es ist natürlich ein Mischung aus beidem. Technisch gesehen ist es notwendig die Platten zu veröffentlichen, sein Auskommen damit zu haben, um weiter Musik machen zu können. Aber manchmal, ist es natürlich verlockend, das öffentliche Leben und die Musik Industrie hinter sich zu lassen und nur Deinen eigenen Kram zu machen.

Dajana: In Zeiten, wo selbst Black Metaller (wie Fenriz z.B.) Techno hören, ist es natürlich interessant zu wissen, was Du so hörst.
Ihsahn: Das kann wirklich alles sein. Ich höre klassische Musik, zeitgenössische Musik, ein bißchen Rock. Ich versuch mir alles anzuhören, wo ich noch keine speziellen Erfahrungen habe. Ich höre kaum Extreme Metal *lacht* Ich versuche, etwas zu lernen und andere Musik zu genießen. Ich mag sehr Veröffentlichungen von Jester Records, ein paar Jazz Sachen. Neulich hab ich mir eine Menge Nine Inch Nail Alben zugelegt und ich höre gern David Sylvain. Und ich bin ein ziemlicher Prince Fan. Ich bin ziemlich aufgeschlossen gegenüber Musik. Je mehr ich höre, desto mehr kann ich lernen, auch von anderer Musik. Also, ich hab die Nase voll vom Extreme Metal *lacht *

Dajana: Einige Leute meinen, Euer Live Album ist Nepp. Zumindest für jene, die Euch niemals live gesehen haben. Was denkst Du ?
Ihsahn: Nepp? Wieso das? Die Leute sind berechtigt, ihre eigene Meinung zu haben. Ich weiß nicht warum? Warum sagen sie das es Nepp ist? Es ist ein Live Album, mit sehr gutem Sound und unseren Live Photos und wir spielen unsere Musik live. Ich dachte, das ist es, was ein Live Album ausmacht? Du kannst losgehen und es kaufen, wie kann so etwas Nepp sein? Das ist doch wirklich Deine eigene Entscheidung!

Short Cuts:

Wer kocht heute abend ?
Wahrscheinlich nicht ich.

Bist Du ein guter Koch ?
Nicht wirklich, aber ich hab ein paar spezielle Gerichte, bei denen ich ziemlich gut bin.

Was ist Dein Lieblingsbier ?
Mein Lieblingsbier? Hmm, kommt darauf an, wirklich, wie auf alles andere. Verschiedene norwegische Marken. Ich trinke nicht viel Bier.

Was trinkst Du dann ? Eher Wein oder Whiskey ?
Wein, gelegentlich.

Was war Deine letzte Show, die Du gesehen hast ?
Oh, das ist lange Zeit her ... Nein, ist es nicht. Das war eine lokale Teenie Punk Band von einem meiner Gitarren Schüler.

Last Words: EMPEROR says THANK YOU to all of those who supported us through all the years. I hope people will still check out what we are doing in the future, as we will still go on being uncompromising and honest musicians. So, we are far away from the dead! People are so nostalgic about Emperor. I suppose that’s fine, but personally I’m not. It is just another chapter finished.

Dajana: aber die Legende stirbt ...

Ihsahn: Naja, wenn Du das so sehen willst. Die EMPEROR Alben sind ja nicht weg.

 
2001 © Dajana Winkel • Emperor