ENDSTILLE
haben mit ihrem dritten Album Dominanz für
einigen Wirbel gesorgt. Zum einen, weil Dominanz
als raues ursprüngliches Black Metal Album reihenweise für
überschwängliche Reviews und hohe Punktzahlen sorgen
konnte, zum anderen, weil sich die Band auf Grund ihrer Visualisierung
ständig in die rechte Ecke gedrängt sah und sich mindestens
ebenso oft rechtfertigen musste. Das sie nix mit der rechten Szene
am Hut haben, sollte inzwischen weithin bekannt sein, dennoch
tauchten so manche Statements auf, die ich nun doch mal hinterfragen
möchte...
Dajana:
Seid Ihr es leid, ständig in die rechte Szene gedrängt
zu werden und Euch rechtfertigen zu müssen?
Mayhemic Destructor: Naja, wir müssen wohl damit
leben. Einige kapieren es nie, und wollen es auch gar nicht kapieren.
Dajana:
Hauptursache dafür ist sicherlich die Visualisierung der
Band in Form Eurer Homepage, Plattencover ... etc. Werdet Ihr
zukünftig daran was ändern oder weiter den Konfrontationskurs
fahren? Wenn ja, warum? Was bringen Euch diese Auseinandersetzungen?
Mayhemic Destructor: Bestimmt war die Visualisierung
von ENDSTILLE dafür der Auslöser. Hätten
wir aber andere Cover benutzt, hätten die Leute uns trotzdem
in die Ecke geschoben. Wir haben ja einen deutschen Namen der
sich ja schon provokant anhört. Die Leute denken immer an
Endlösung oder Endstufe und so ’n Scheiß. Endstille
ist ja nur ein Wortkonstrukt welches es gar nicht gibt. Ein philosophischerer
Ansatz ist beim Verstehen des Wortes angebrachter. Ich glaube
auch nicht, dass sich unsere Visualisierung ändert. Es kann
passieren, aber das werden wir sehen wenn die nächste Scheibe
ansteht. Irgendwann kommt die Idee wie irgendetwas auszusehen
hat, damit es auch zur Mucke passt. Und keiner von uns weiß
das jetzt. Wir haben ja kein Konzept, sondern machen einfach die
Mucke und dann erst den Rest. Wir sind Musiker.
Dajana:
Trotz allem hat Dominanz massig gute Reviews eingefahren
und wird überall über den Klee gelobt. Hattet Ihr diese
Resonanz erwartet? Was bleibt für Euch außer gute Worte
übrig?
Mayhemic Destructor: Ja, damit hatten wir gerechnet.
Denn bisher fanden wir auch alle unsere Alben schweinefett, und
die Rezensenten meistens auch. Wir haben unseren eigenen Stil
den wir gnadenlos durchziehen. Wir gniedeln nicht auf unseren
Instrumenten rum, sondern sind immer dabei das Maximum an Druck,
Kraft und Harmonie aus den Songs herauszubekommen.
Was für uns übrig bleibt? Naja, wir haben den Dicksten
und können am längsten. *g*
Dajana:
Zu 10 Tracks gibt es gerade mal 3 Texte. In einem anderen Interview
habt Ihr mal gesagt: „...man soll ja nicht lesen, sondern
wir machen Musik damit man sie hört!“ Das ist ein gewagtes
Statement, wenn man auf der einen Seite behauptet, sarkastisch-zynische
Texte mit künstlerischem Gehalt zu machen und sich auf der
anderen Seite gewissen Anschuldigungen ausgesetzt sieht (siehe
oben). Da nützt es wenig, wenn man betont provozieren will,
wenn es an (sichtbaren) Inhalten fehlt?
Mayhemic Destructor: Die Texte die abgedruckt wurden,
sind die Texte über die sich alle am meisten aufregen würden.
Es sind die Kriegstexte. Die hat L.Wachtfels geschrieben. Die
anderen Texte sind von Iblis, welcher meistens in seinen Lyrics
seinen Hass gegen die Kirche, die Menschheit oder seine Liebe
zur schwarzen Seite zum Ausdruck bringt. Er möchte sie nicht
abdrucken, was ich für legitim halte. Wir selbst legen mehr
Wert auf die Musik und nicht auf die Texte. Ein guter Song kann
durch einen schlechten Text nicht schlecht werden. Aber ein beschissener
Song kann durch einen guten Text nicht gut werden. Wir gehen in
den Probenraum um Mucke zu machen und nicht Texte zu verfassen.
Rein theoretisch gesehen bräuchten wir keine Texte. Aber
es ist auch amüsant zu sehen, wie sich viele Leute über
uns aufregen. Wir können uns nur für das Interesse bedanken.
Dajana:
Ähnliche Verwirrungen gibt’s zu Eurem „Kriegsthema“.
Sicherlich assoziiert man Black Metal vorrangig mit Krieg/Satanismus/Hass,
aber muss es denn immer speziell der WW2 mit seinen negativen
Seiten sein? Ihr sagt, andere Kriege betreffen Euch nicht, was
ja grundlegend falsch ist. Denn sie betreffen uns alle, jeden
Tag, egal, wo sie stattfinden. Den WW2 an Abartigkeit und Brutalität
zu überbieten scheint ja Momentan eh ein Hobby zu sein ...
Fehlt es Euch an Fantasie Euch mal in was anderes als in gefrorene
sibirische Laufgräben hineinzuversetzen?
Mayhemic Destructor: Ich würde nicht sagen, dass
uns es an Fantasie fehlt. Es ist nun mal ein gravierender Punkt
in der deutschen Geschichte, der uns, die mit dem österreichischen
Postkartenmaler überhaupt nix mehr zu tun haben, immer wieder
vorgeworfen wird. Wir haben jetzt 3 Alben mit dem Thema Krieg
rausgebracht. Keiner von uns weiß, was auf der nächsten
Scheibe passieren wird. Es wird wahrscheinlich wieder mal eine
ziemlich heftige Platte werden, aber was für ein Thema aufgegriffen
wird, kann noch keiner sagen. Wenn alle Texte über den 2.WK
von uns geschrieben worden sind, wird es keine weitere Scheibe
zu dem Thema geben. Wenn da noch Texte anfallen, denn dieses Thema
interessiert den L.Wachtfels schon sehr, dann kommt noch so ’ne
Scheibe mit dem Thema raus. Wird ja niemand gezwungen das gut
zu finden. Alle sagen immer, man darf diesen Zeitpunkt der deutschen
Geschichte nicht vergessen, aber wenn man was gegen das Vergessen
tut, ist es auch nicht richtig…..
Dajana:
Ihr habt richtigerweise erkannt, das Black Metal von jedem anders
wahrgenommen, erlebt und gelebt wird. Was macht Euch da so sicher,
das Ihr den „richtigen“ BM macht/konsumiert und andere
nur Kommerzkacke?
Mayhemic Destructor: Richtig ist, dass wir „richtigen“,
besser gesagt „unverfälschten“ Black-Metal machen.
Er ist roh, melodisch, schnell, aggressiv und einfach arrangiert.
Aber wer sagt, dass wir richtigen Black-Metal konsumieren??? Wer
von uns hat gesagt, dass alles andere Kommerzkacke ist??? Ich
kenne keinen…
Dajana:
Wie muss man BM leben oder erleben, um diesen unnachahmlichen
Sound von Dominanz zu kreieren?
Mayhemic Destructor: Keiner von uns „lebt“
BM. Um so ’nen Sound zu kreieren muss man evtl. älter
sein und dieses Gespür für geile Harmonien haben. Keine
Ahnung, was man haben sollte, aber irgendwie läuft das bei
uns. Keiner von uns hat Einfluss auf das, was passiert und wie
es passiert.
Dajana:
Was ist wichtiger: Kälte oder Atmosphäre und gibt es
für Euch eine Legitimierung von Keyboards oder diversen stilistischen
Elementen?
Mayhemic Destructor: Beides zusammen ist schon sehr wichtig.
Klar gibt es eine Legitimierung von Keyboards, aber dafür
müssen echte Kenner am Werke sein. Burzum hat ja auch Keyboards,
und die Filosofem ist musikalisch gesehen ein Meisterwerk. Und
es ist Black-Metal. Aber er setzt sie anders ein. Wo wir was gegen
haben, ist dieses Dichtgekleistere, nur damit irgendwie Atmosphäre
aufkommt. Das kann man auch mit Gitarren schaffen. Bei uns wird
man Keyboards oder so was jedenfalls nicht finden.
Dajana:
Seht Ihr Euch generell mit Eurer Sichtweise des BM isoliert? Die
Szene hat sich ja inzwischen beachtlich verändert. Wo habt
Ihr Seelenverwandte?
Mayhemic Destructor: Wir haben mit der Szene eigentlich
nicht viel am Hut. Deshalb ist es uns total egal, ob wir mit unserer
Sichtweise isoliert sind oder nicht. Es gibt aber noch genug Leute
die uns immer wieder in unserer Sichtweise unterstützen.
Also können wir ja gar nicht so falsch liegen.
Dajana:
Quorthon ist letzte Woche verstorben. Wo seht Ihr seine Fußspuren
in der Szene?
Mayhemic Destructor: Quorthon war der erste der uns Metalfans
in den Wald getrieben hat. Er war der erste der den Metallern
gezeigt hat wie Wikingermusik im Metal zu klingen hat. Und er
hat damit eine neue Metalschublade aufgemacht.
Dajana:
Wie ist das Skeleton Bash für Euch gelaufen?
Mayhemic Destructor: Kaum sind wir da angekommen mussten
wir auch schon auf die Bühne. Meines Erachtens verlief der
Gig ziemlich gut. Die Halle war gut gefüllt, die Leute sind
abgegangen. Der Bühnensound war sehr geil. Einzig das Schlagzeug
war ein wenig zu klein, aber das ging schon. Nach dem 35minütigen
Höllenritt (Alter war das heiß auf der Bühne!!!)
musste noch so einiges an Bier vertilgt werden und es wurde bis
nachts 2 Uhr gefeiert bis man dann ins Abyss ging. Die Aftershowparty
war eher ein Witz, weshalb wir uns oben in dem Haus mit den Jungs
von Inc. noch einen reingehauen haben. Morgens um 6 Uhr ging es
dann wieder heimwärts.
Dajana:
Was steht bei Euch in naher Zukunft an?
Mayhemic Destructor: Mucke machen, Konzerte geben, auf
Tour gehen, neue Platte aufnehmen usw. …
Dajana:
Was ist vorzuziehen: das Ende oder die Stille?
Mayhemic Destructor: Die Stille nach dem Ende…
Dajana:
Danke für die Zeit, die Ihr Euch genommen habt.
Mayhemic Destructor: Bitteschön… |