Esophagus schlagen zu - die positiven Reviews über ihr Demo2000 häufen sich und auch die Gerüchteküche hält vor der Band nicht inne. Am letzten Tag ihrer Tour mit PROFANITY und TEARS OF DECAY stellten sich die drei Wiener daher unseren Fragen und bewiesen bei den "ganz sinnigen welchen" ( die allesamt dem Irrsinn von Mephisto entstammen) auch ihren Humor.

Dunja: Wie lang gibt's Esophagus schon?
Alex: Esophagus gibt es seit April 1999, das jetzige Line-Up besteht aber erst seit Frühjahr 2000 - seitdem sind drei Mann dabei: Adam Duben am Schlagzeug, Markus Zemlicka an der Gitarre und ich, Alex "Bastard", am Bass und Gesang.

Und davor?
Alex: Früher war Oliver Weiß unser zweiter Gitarrist, jetzt ist er bei Septicemia.

Dunja: Zuerst einmal gratulieren wir euch zu eurem gelungenen Promo 2000. So weit ich mitbekommen habe, gab's da ja nur gute bis überwältigende Reviews. Oder habt ihr auch schlechte Kritiken bekommen?
Adam: Bis jetzt eigentlich nicht...
Alex: Man muss dazusagen, dass wir gestern unser 300stes Demo verkauft haben. Insgesamt haben die Schweizer uns 33 CDs abgekauft - also fahrt alle mal in die Schweiz, denn dort gibts noch wahre Metalfans.

Dunja: Und was ist mit den Österreichern?
Alex: In Österreich gibt es schon noch welche, aber die werden leider immer weniger.
Markus: Aber das wird wohl wieder kommen....

Dunja: Ihr habt das Demo ja in eurem Proberaum aufgenommen. Wollt ihr zukünftige Veröffentlichungen auch selber produzieren und aufnehmen oder werdet ihr doch ein Studio aufsuchen?
Markus: Ins Studio wollen wir eigentlich nicht, wir wollen schon alles bei uns im Proberaum aufnehmen, deshalb werden wir uns auch noch besseres Equipment kaufen.

Dunja: Alex, du bist ja nicht ganz neu in der Szene. Jetzt wird's anstrengend für dich - in welchen Bands hast du denn schon gespielt?
Alex: So viele Finger hab ich gar nicht, darum kann ich das ja gar nicht aufzählen... also nenn ich mal ein paar: ENDLESS FALLING, CRUSADE, NPC, DRUNKEN ANGELS, SARDONYX, SEEDS OF SORROW, BASTARD ... und falls ich eine Band vergessen hab, dann tut's mir leid, ist nicht böse gemeint.

Dunja: Ihr seid ja auch nicht ganz unumstritten. Wie kam es zu den ganzen Problemen mit diversen anderen "Szene-Leuten"?
Alex: Da gab's hauptsächlich Probleme mit unserem Drummer...
Adam: Im Metalworld wurde etwas herb über mich hergezogen und da hab ich politisch korrekt zurückgeschrieben, ohne jemanden zu beleidigen oder sonstiges, ich hab ganz normal diese seltsamen Statements beantwortet und eben versucht, mich für eigentlich nichts zu rechtfertigen, da ich ja prinzipiell nichts verbrochen hab. Sie haben verbreitet, dass ich nur so schnell spielen kann, weil ich trigger, und dass ich ansonsten eh nicht spielen kann, weil das macht ja alles der Trigger. Aber wenn Leute wie z.B. der Doc von Vader triggern, dann ist das natürlich etwas ganz anderes. Das Ganze ist mittlerweile schon einige Zeit her und deshalb schon abgeklungen, aber ich glaube, da muss man einfach durch als Wiener Szene-Band. Da kommt man, wird fertiggemacht, und wenn man das überstanden hat, kann man seine Ruhe haben - ist scheinbar so.


Dunja: Was denkt ihr allgemein über die Wiener Szene?
Adam: Natürlich gibt es noch einige Metalheads, aber es wird immer schlimmer und schlimmer...
Alex: Die deutsche Szene ist genial, so wie z.B. PROFANITY oder TEARS OF DECAY, mit denen wir gerade die Tour bestritten haben. Super.

Dunja: Warum?
Alex: Die haben einfach einen besseren und professionelleren Zusammenhalt und eine gescheite Organisation, bei denen funktioniert alles besser.
Adam: Es gibt keine Kindereien, es gibt keinen Neid, alle sind gut drauf, jeder hilft dem Anderen und man redet nicht hinter dem Rücken. Es ist nicht so wie in Wien, dass man bei einem Konzert das gesamte Equipment selber aus dem Bus tragen muss, um es danach auch selber aufzubauen, hier bekommt man da überhaupt keine Hilfe. Mit den Leuten von PROFANITY hat das Ganze gut geklappt und es ist vor allem schnell gegangen.
Markus: Die Organisation war wirklich ein Wahnsinn: Überall gab's was zu Essen.

Dunja: Wie waren eigentlich die Reaktionen der Metalheads in der Schweiz und in Deutschland auf eure Mucke bzw. wie ist die Tour abgelaufen?
Adam: Von Deutschland waren wir etwas enttäuscht, es gab zwar einen großen Raum und eine große Bühne, aber im Endeffekt war dann alles schon zu groß. Angeblich gab's auch 150 Zahlende, aber die müssen sich wohl alle verlaufen haben, weil es eben so riesig dort war. Es gab vielleicht zwei, drei Leute, die wirklich mitgegangen sind, die anderen sind nur regungslos dagestanden, und das bei jeder Band. Es gab also überhaupt keine Publikumsreaktionen. Es war ein Konzert, aber nichts großartiges...

Dunja: Und das soll die tolle deutsche Szene sein?
Markus: Das war nur das eine Konzert, wir haben ja schon einmal in Deutschland gespielt. Damals war's gigantisch, die Leute sind alle mitgegangen, und auch im Nachhinein gab's noch positive Reaktionen, als Leute zu mir gekommen sind und gemeint haben, wie toll der Gig war...

Dunja: Ich hab bei der deutschen Szene aber den Eindruck gehabt, dass sie bei jeder Band mitgehen, ob sie ihnen gefällt oder nicht, zumindest war es in Leipzig so.
Adam: Bei uns war so etwas nicht der Fall, keine Ahnung warum. Vielleicht haben wir auch nur einen schlechten Tag erwischt.
Markus: Die Schweiz war aber das totale Gegenteil - die Leute waren gigantisch.
Alex: Switzerland rules!
Adam: Man ist sich vorgekommen, als wäre man auf einem Konzert von irgendeiner großen Band, und das war bei uns und auch bei den anderen so. Die Leute sind alle mitgegangen, besonders vorne gab's ein riesiges Chaos.
Alex: Das erste Mal seit langem, dass ich bei einem Undergroundkonzert Stagediver gesehen habe.

Dunja: So was ist ja hier gar nicht möglich, alleine wenn man sich die Höhe der Bühne anschaut..
Alex: Die Bühne war nicht höher, die war genauso hoch.
Adam: Die Halle war sogar kleiner als hier die Zu-Ga-Be - unglaublich!
Alex: 180 Zahlende, es war einfach bummvoll - unglaublich.
Adam: Und das bei jeder Band. Es haben auch alle gut gespielt und dann die entsprechende Reaktion vom Publikum bekommen.

Dunja: Und was ist mit Anasarca passiert?
Markus: Die konnten nicht spielen, da der Schlagzeuger keinen Urlaub bekommen hat.

Dunja: Was hört ihr privat so? Hauptsächlich Geprügel oder findet man da auch CDs von ganz unerwarteten Genres?
Adam: Metal hör ich eigentlich eher selten, wenn, dann muss die Musik auch ein gewisses technisches und musikalisches Niveau aufweisen, die primitiven Sachen interessieren mich einfach nicht mehr. Ich hab sowohl als Musiker als auch als Musik-Hörer nichts davon.

Dunja: Technisch muss ja nicht unbedingt Geknüppel heißen.. Technik findet man ja auch in den langsameren Genres.
Adam: Natürlich, das hat nichts mit Geschwindigkeit zu tun. Es muss einfach etwas anderes sein. Wenn ich mir z.B. etwas CANNIBAL CORPSE-artiges anhören will, dann hör ich mir CANNIBAL CORPSE an, und nicht die 50 000 Kopien, obwohl ich die eigentlich auch nicht so wirklich gern höre. Ansonsten höre ich fast ausschließlich Jazz, Jazz-Rock und progressive Sachen. Hier und da hör ich natürlich auch noch Metal, um den Geist zu erfrischen bzw. um Ideen für die Band zu sammeln, aber ansonsten eher nichts mehr in die Richtung.
Markus: Ich hör auch nicht mehr viel Metal, hauptsächlich so Bands wie MORBID ANGEL, GORGASM oder VADER. Ansonsten hauptsächlich die Musik von "Gitarrenheroes" wie Jason Becker oder Marty Friedman, die sind super.
Alex: Ich höre eigentlich alles....

Dunja: Backstreetboys inklusive?
Alex: Backstreetboys auf jeden Fall, das sind meine größten Idole. Ich hab mir eh schon überlegt, die Haare blond zu färben und sie schneiden zu lassen, das kommt sicher gut auf der Bühne.

Dunja: So hättet ihr dann wenigstens 10 000 Zahlende :-)
Alex: Ja richtig! ... Ich höre Klassik, teils auch Pop, wenn es sich um etwas anspruchsvolleres wie etwa Phil Collins handelt, und alles im Metalbereich. Da ist es mir dann auch egal, wie technisch das Ganze gehalten wird, ich höre SIX FEET UNDER genauso wie DYING FETUS.

Dunja: Welche Bands haben euch denn auf eurem Werdegang beeinflusst?
Markus: MORBID ANGEL!
Adam: MORBID ANGEL, VADER, MALEVOLENT CREATION, DEICIDE und SUFFOCATION.

Dunja: Was hat es mit dem Wort "Froschgrün" auf sich?
Markus: Das ist so ein Insiderschmäh zwischen uns und Empyre.
Alex: Froschgrün ist die hippigste Farbe des Sommers, Froschgrün muss jeder anziehen und Froschgrün ist auch die Farbe unserer Demo-CD, die ihr alle kaufen sollt! Kurz gesagt: Froschgrün rules!

Dunja: Mit welcher Band würdet ihr auf keinen Fall zusammen auftreten?
Alex: Mit den Kastelruther Spatzen. Oder PROFANITY ;-)... obwohl, das müsste dann eher heißen "Mit welcher Band wollt ihr IMMER auftreten?"... nein, Kastelruther Spatzen passen schon, oder die Zillertaler Schürzenjäger, Michael Jackson... alle diese coolen Typen eben.

Dunja: Eine Spezialfrage an Drummer Adam...Du hast ja ziemlich was drauf am Kit. Wie lange spielst du schon Schlagzeug und wie viele Stunden übst du durchschnittlich?
Adam: Ich spiele jetzt schon seit 3 Jahren Schlagzeug und übe eigentlich fast gar nicht. Wir proben eben drei mal die Woche und da auch nicht wirklich übermäßig lange, wir spielen eben die Setlist ein, zwei Mal durch und das war's im Prinzip schon. Ansonsten fehlt mir da etwas die Zeit, die Lust zwar nicht, aber unser Proberaum ist sehr entfernt gelegen und wenn ich dann beispielsweise eine Stunde hinfahre und dann merke, ich habe sowieso keine große Lust heute, dann zahlt es sich natürlich nicht aus, wieder zurückzufahren. Zu Hause übe ich eben ein paar Handsätze, aber es ist nicht so, dass ich mich dann auch noch zusätzlich hinters Schlagzeug klemme.

Dunja: Habt ihr eigentlich schon einen Plattenvertrag in Aussicht? Wie sehen eure Bestreben in die Richtung aus, wollt ihr auf ein bestimmtes Label, bzw. gibt's Labels die ihr ablehnen würdet?
Markus lachend: Metal Blade!!
Adam: Es gibt schon ein paar Labels, die Interesse zeigen, aber man weiß ja nicht, ob das dann 100%ig ist. Ich will jetzt auch keine Namen nennen, sonst kommen wieder Gerüchte auf, wir seien auf irgendeinem Label oder sonst was. Wir haben natürlich schon geplant, bei einem Label zu unterzeichnen, namentlich ist es uns aber ziemlich egal, um welches es sich dabei handelt, Hauptsache, das Service stimmt.

Dunja: Und wenn der Service von Napalm stimmen würde? Dann hättets ihr eine nackte Tussi am Cover...
Alex: Die nackte Tussi daheim ist da schon wichtiger. Ein Undergroundlabel wär für den Anfang nicht schlecht, dabei denke ich an Cudgel Agency oder Erebos Records.

Dunja: Könnt ihr euch vorstellen auch mal ein wenig mit anderen Sounds zu experimentieren oder wird Esophagus für immer eine reine "Prügelcombo" bleiben und andere Einflüsse würdet ihr auf eventuelle Projekte auslagern?
Adam: Richtig! Damit ist die Frage eigentlich schon beantwortet.
Alex: Ein großer Lob ans Nocturnal Hall und den Mephi für diese Frage!

Dunja: Eine typische Mephisto-Frage: Was ist satanischer - Eine Platte mit Aufschnitt oder Zuckerwatte und warum?
Alex: Ich würd einmal ganz sporadisch auf die Zuckerwatte tippen, die ist so pickert, die kann nur von Satan erfunden sein - der will ja alle Leute aneinander picken und dann in die Hölle werfen.
Adam: Karies!
Alex: Karies kommt dann noch dazu, die sind sowieso der Schmerz der Hölle, denn welcher Metaller geht zum Zahnarzt? Keiner!


Dunja: Nachdem es in euren Texten ja nicht ums Blumengießen geht, nehme ich an, ihr seid sicher auch Freunde von gepflegten Splatterfilmen. Welchen Film würdet ihr als Geheimtip empfehlen?
Adam: Dafür ist nur der Alex zuständig!
Alex: Da kann ich mich auf keinen festlegen, tut mir leid. Aber als Anspieltips für einen schönen Abend zu zweit gibt es Einiges zu empfehlen: Braindead, Bad Taste, Toxic Avenger 1,2, Violent Shit, eine lange Liste.
Markus: Die ganzen Japan-Schock-Videos sind auch leiwand.

Dunja: Ist Lachen christlich?
Markus: Nein, der Satanist lacht genauso!

Dunja: Und nun die berühmten letzten großen Worte...
Alex: Die berühmten letzten großen Worte gehen an all die Metalheads da draußen... - Haut's rein Burschen! Das war jetzt an PROFANITY gerichtet, die bald auftreten werden. - .. also bitte hört nicht auf, Metal zu hören und lasst den Death Metal wieder leben!
Adam: Leute, bitte passt auf, was ihr sagt! Zuerst denken, dann reden!

Dem kann ich nur zustimmen! Wenn ihr mehr über Esophagus erfahren oder das Demo bestellen wollt, schaut auf der Homepage vorbei, die mittlerweile hoffentlich schon upgedatet ist (www.esophagus.at). Erhältlich ist das Demo2000 für 40ATS oder 8DM (inkl. P&P) bei:

Markus Zemlicka
Ignaz-Weigl-Gasse 4/3/16
A-1110 Vienna
AUSTRIA


2000, Dunja Edelman