Auf
der Suche nach vielversprechenden Metal Bands rund um den Globus
stolpert man manchmal über die Demos neuer Bands, welche
eingefahrene musikalische Blickwinkel komplett neu prägen.
Dies ist der Fall bei der (bis jetzt) unsignierten Band EVE'S
DOWNFALL aus Los Angeles, Kalifornien. Einer Band,
dessen unbändige Energie all jene verzaubert, die über
dieses intensive dichte Klangnetz stolpern. Sängerin/Gitarristen
Myssi Sauder bringt ein bisschen Licht über die Geschichte
des Niedergangs der Band aus Eden.
Jussi:
Hallo Myssi, danke für dieses Interview. Wie war der Werdegang
von EVE'S DOWNFALL?
Myssi: Ich danke Dir für dieses Interview. Der
Metaluntergrund würde nicht existieren ohne Leute wie Dich.
EVE'S DOWNFALL wurde 2000 im südlichen
Illinois, wo ich zur Uni ging, gegründet. Ich hatte reichlich
neues Material, das ich live unbedingt ausprobieren wollte.
Also wechselten ein Freund und ich uns gegenseitig an den Drums
ab und teilten uns einen Bassisten, der auch ein guter Freund
von uns war, sodass wir live spielen konnten. Leider waren wir
beide keine guten Trommler, aber damals schien es eine gute
Idee zu sein! Die ganze Sache endete natürlich, als ich
nach L.A. zog, also nahm ich den Namen und mein Material mit.
Jussi:
Es wird gesagt, dass eure Musik durch L7, Babes In Toyland oder
auch Black Sabbath beeinflusst wurde. Aber wenn man sich Eurer
Demo anhört, klingt es irgendwie anders, schon wegen der
enormen Intensität der Musik und den schon fast melodischen
Black Metal Einsprengseln. Hat sich der Sound während des
Schreibens zu einem extremeren Stil entwickelt?
Myssi: Ja, es ist der Gesang, der dem Ganzen diese
Atmosphäre verleiht. Als ob ich gerade direkt in die Hölle
fahre oder so. Die Musik an sich besteht im Wesentlichen aus
Sabbath-artigen Riffs mit einem leichten Touch geradliniger
Rock’N’Roll Klänge der alten Schule, wie man
es vielleicht von einer L7 Melodie her kennt. Meiner Meinung
nach ist dies am besten in You Will Never Win zu hören.
Jussi:
Die lyrische Tiefe der Texte basieren auf der Tatsache, dass
selbige aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und ausgedrückt
werden. Hast Du eher einen Hang zur dunkleren Seite? Oder kommt
es auf die Musik an, für die der Text bestimmt ist?
Myssi: Es kommt drauf an, wie ich mich gerade fühle.
Normalerweise habe ich ein Riff, an dem wir arbeiten, im Kopf
und ich finde den Text dazu irgendwann nachts um 2 wenn ich
mal wieder nicht schlafen kann, weil z.B. die letzte dumme Rede
Dubyas (George W. Bush – Anm.) mich so wahnsinnig sauer
gemacht hat, dass ich einfach nur irgendwelche Republikaner
verprügeln möchte. Oder auch nach einer persönlichen
Erfahrung, die eine ähnliche Reaktion in mir hervorruft.
Aber manchmal, wenn ich gerade das Tao gelesen habe, denke mir,
das Leben ist doch eigentlich ein recht interessantes Abenteuer
und es lohnt sich, noch ein bisschen weiter zu leben. Also können
die Texte auch aus einer Überflut an positiven Gefühlen
kommen.
Jussi:
Warum der Name EVE'S DOWNFALL?
Myssi: John Lennon sagte mal, "Frauen sind die
Nigger der Erde". Da ich in einer mehrheitlich christlichen
Gesellschaft aufgewachsen bin, fand ich den Namen Eve passend,
um zu symbolisieren, was die Frauen dieser Welt durchgemacht
haben, egal welcher gesellschaftlichen Schicht sie auch entstammen
mögen. Wir sind nicht nur die gleiche Spezies wie Männer,
sondern wir sind auch die physischen Lebensspender. Aber weil
wir eben Frauen sind, wird in diesem Land immer auf uns herabgeschaut
und werden wir behandelt wie Objekte, die Kinder gebären
und dem Mann als Lustobjekt dienen. Dasselbe gilt auch für
andere Länder, in denen Hunde sogar besser als Frauen behandelt
werden. In der Bibel wird der "Untergang" ('downfall')
Evas für die Misere der ganzen „Men“schheit
verantwortlich gemacht. Aber in der Realität gäbe
es ohne Eva keine Menschheit.
Jussi:
Wo sieht Du die Band innerhalb der nächsten fünf Jahre?
Myssi: Während der nächsten fünf Jahre
werde ich auf Tour gehen und wenn es mich umbringt! Ich möchte
innerhalb des nächsten Jahres eine Platte aufnehmen (momentan
ist es eine Frage des Geldes) und anfangen, an der Westküste
zu spielen. Ich hab mich bisher noch nicht viel mit Labels beschäftigt,
mir geht es mehr um Eigenwerbung. Aber wenn ich das Gefühl
habe, dass wir dafür bereit sind, werde ich mir vielleicht
einen Vertrag angeln, allerdings nicht bevor wir nicht das Album
fertig haben.
Jussi:
Als Sängerin und Gitarristin, ist es da für Dich schwierig,
auch der Chef und Haupt-Songwriter der Band zu sein?
Myssi: Das ist eine interessante Frage. Es ist meine
Band. Ich hab die Namensrechte, schreibe alle Songs usw. Aber
ich versuche immer, alle in die Entscheidungen, die wir als
Band treffen, einzubinden. Da die Band mir gehört ist es
leider manchmal so, dass andere nicht unbedingt immer so motiviert
sind, Sachen wie Tourdaten aufzustellen oder Pressebekanntmachungen
zu veröffentlichen (was natürlich in sich selbst schon
ein Riesenaufwand ist), und das macht es manchmal schwierig.
Jussi:
Da Ihr aus L.A. seid, findest Du es schwierig, Euch einen Namen
in der lokalen Musikszene zu erspielen?
Myssi: Ich bin eigentlich aus Chicago und habe den
Rest der Band hier kennen gelernt. Und ja, die Musikszene in
L.A. ist sehr zersplittert. Das macht es ziemlich schwierig,
sich irgendeinen Rückhalt und Support aufzubauen, sogar
zwischen den Bands. Die meisten befreundeten Bands sind Zugezogene,
so wie ich. Auf der anderen Seite ist hier soviel los, in der
Musikindustrie und Szene und so, das man nie weiß, wem
man als nächstes über den Weg läuft. Ich habe
vor ca. einem Monat als Ersatzbassistin bei einer Band mitgespielt
und CC Deville (Poison), Dizzy Reed (Guns’N’Roses)
und Joe Elliott (Def Leppard) waren im Zuschauerraum! Ich meine
für ein kleines Mädchen aus Chicago ist das schon
ziemlich aufregendes Abenteuer, vor solchen Leuten zu spielen.
Jussi:
Wie hast Du die anderen Mitglieder der Band kennengelernt?
Myssi: Eric habe ich durch eine Anzeige im Music Connection
gefunden, und wir verstanden uns auf Anhieb super. Ich hätte
nicht mehr Glück mit einer Zeitungsannonce haben können!
Ich weiß, wir haben alle unsere Horrorstories schon damit
erlebt. Michelle kam aus einer anderen rein weiblichen Metal
Band, in der wir mal zusammen gezockt haben. Die hieß
Burn The Empire und existiert nicht mehr.
Jussi:
Wenn EVE'S DOWNFALL mit jeder beliebigen Band die Bühne
teilen könnte, wen würdet Ihr Euch aussuchen?
Myssi: Ich glaube die Band, mit der wir am besten auf
Tour gehen könnten und die am besten zu dem, was wir machen
und unserem Sound passt, wäre My Ruin. Andere Bands, die
auf unserer Wellenlänge sind, wären COC, Clutch und
Kittie. In der Untergrundszene würde ich gerne mit einer
Band wie YOB oder Sheep spielen. Wir sind zwar ein bisschen
anders als deren traditioneller Doom-Sound, aber ich glaube,
wir würden trotzdem gut zu deren Stil passen. Ich würde
auch wahnsinnig gerne mit Bottom oder Crowbar spielen, was für
die nähere Zukunft eher möglich zu sein scheint.
Jussi:
Habt ihr Pläne für ein full-length Album und wenn
ja, was kann man erwarten?
Myssi: Ja, sobald wir genug Geld dafür haben,
werden wir eine Platte aufnehmen. Wenn ich die auf Raten zahlen
kann, werde ich nicht mehr lange warten. Innerhalb des nächsten
Jahres oder so wird sie auf jeden Fall fertig sein. Die LP wird
genau da anfangen, wo unser Demo aufgehört hat, mit ein
paar bluesigen und melodischen Überraschungen.
Jussi:
Habt Ihr außerhalb der Band noch andere Projekte?
Myssi: Wir drei jammen derzeit nicht in anderen Projekten.
Weder zusammen, noch in getrennten Projekten. Ich glaube, Eric
und Michelle haben überhaupt keine Zeit für irgendetwas
anderes (theoretisch wäre die Zeit schon da, aber die sind
beide Fische und du weißt ja, wie das bei denen ist –
ach ja, und wie isses nun? – Cal). Ich habe eigentlich
auch keine Zeit für andere Dinge, aber da ich die Welt
nicht im Schlaf erobern kann, spiele ich Gitarre in einem Riot
Grrrrl-ähnlichem Projekt dass She Monster heißt,
inzwischen ist das aber auch wieder gegessen...
Jussi:
Welches sind Deine musikalischen Einflüsse, die Dich seinerzeit
an die Gitarre gebracht haben?
Myssi: Der größte und offensichtlichste
Einfluss ist Toni Iommi. Meine Lieblingsgitarristen sind Randy
Rhoads, Slash, Zakk Wylde usw. Aber meine Art, Gitarre zu spielen,
kommt fast vollständig von Toni Iommi, mit ein paar Anleihen
von Woody Weatherman und Pepper Keenan.
Jussi:
Irgendwelche geplanten Shows in der nächsten Zeit?
Myssi: Wir spielen bei Penny Lane Records in Whittier,
Kalifornien am 24. Juli. Am 30. August spielen wir im The Gig
in Hollywood.
Jussi:
Danke, Myssi, dass Du dir die Zeit für dieses Interview
genommen hast. Viele extreme Metal Segen Dir und EVE'S DOWNFALL.
Myssi: Ich danke Dir, Jussi, für die Chance dieses
Interviews machen zu können. Wir sind dankbar für
eure Unterstützung!