Markus: Hi, könntest Du bitte zu Beginn etwas über die Geschichte von FALLEN YGGDRASIL erzählen und wie die Band gegründet wurde (+ Gründungsmitglieder)?
Simon:
Das mit der Bandgründung war so eine Sache...am Anfang war die Idee zweier Brüder namens Raffael und Simon. Das war etwa 1996. Dann passierte erst mal eine Ewigkeit gar nichts. Dann fand man Stück für Stück Mitmusiker und schließlich stand so etwas wie eine Urbesetzung:
Matze:dr Sascha: git
Philipp: Key
Raffael: git
Simon: voc, bass
Fehlte nur noch ein Proberaum, das war das Mühsamste. Bis wir dann einigermaßen ernsthaft anfangen konnten mit Krachmachen, war es 1997.

Markus: Wie seid Ihr auf den Namen FALLEN YGGDRASIL gekommen und erkläre ihn bitte kurz?
Simon:
Der Name stammt noch aus der Zeit, als es die Band noch gar nicht gab. Ich hab mir den mal ausgedacht, so von wegen: "sollte ich mal eine Band haben...". Und als es die Band dann tatsächlich gab, war logisch, daß der Name wieder rausgekramt wurde. Yggdrasil ist in der nordischen Mythologie der Weltenbaum. Damit erklärt sich eigentlich auch die Bedeutung.

Markus: Gleich ein Jahr nach der Gründung hatte FALLEN YGGDRASIL bereits ein Demo am Start namens Odyssey In Sorrow. Wie stehst Du heute zu Eurem ersten Demo und was für Kritiken konntet Ihr denn so damit einheimsen?
Simon:
Davor gab es ja eigentlich noch ein Proberaum- und ein Livetape. Die waren aber nicht sehr wichtig für die Bandgeschichte, weil sie nur in sehr geringer Auflage verbreitet wurden. Odyssey kam damals viel besser an, als wir es uns erträumt hätten. Es gab eigentlich nur gute Kritiken und wir haben verkauft wie die Weltmeister. Das war damals schon cool. Wir waren sehr stolz auf das Tape. Irgendwann konnten wir das "Zeug" aber nicht mehr hören, ein Song nach dem anderen flog aus unserem Liveset. Erst vor kurzem haben wir uns die Kassette mal wieder gemeinsam angehört und zwischenzeitlich finden wir sie auch wieder gut, obwohl es tausend Sachen gibt, die wir heute anders machen würden. Von Spielfehlern und ähnlichem ganz zu schweigen...

Markus: Ihr habt auch eine Split 7" mit der Death Metal Band Dementia aufgenommen. Wie kam es zu dieser Entscheidung, eine Split 7" zu machen?
Simon:
Der Vorschlag für eine Split kam, wenn ich mich recht erinnere, eigentlich von den Dementia-Leuten. Die sind zum Teil doch ziemliche Vinyl-Junkies. Und wir fanden die Idee cool, nicht nur weil es Vinyl ist. Eine Split zu machen hat viele Vorteile: Man teilt sich ja nicht nur die Kosten, sondern auch das ganze Organisatorische. Außerdem macht man ja quasi füreinander Werbung und erreicht auch die "Fans" der anderen Band.

Markus: In welchen Bereichen (menschlich, musika- lisch etc.) muß es stimmen, damit Ihr mit einer anderen Band eine Split macht?
Simon:
Also bei Dementia und uns war es so, dass wir sehr gute Kumpels sind und uns schon ewig lange kennen. Dementia kommen aus unserer Nachbarstadt, wir halten gemeinsam die Metal Fahne in unserer Gegend hoch. Ich kann mir aber schon vorstellen, auch mit einer Band, die wir nicht so gut kennen, etwas derartiges zu machen, man braucht ja dazu nicht dicke Freunde zu sein. Aber es ist schon wichtig, dass die anderen menschlich ok und auch sonst zuverlässig sind. Nicht nur wegen des Geldes, um das es ja auch geht, sondern auch was ihre Musik und ihre Einstellung angeht. Immerhin stehst Du mit der Band zusammen auf einem Tonträger und die Hörer verbinden dich dann auch mit der anderen Band. Wenn das jetzt zum Beispiel Nazis oder so sind, dann stehst Du auch in blödem Licht da...

Markus: Bei Eurer aktuellen CD präsentiert Ihr Euch "rundumerneuert" mit einer neuen Truppe. Wie kam es zu diesen Besetzungswechseln und inwiefern brachte das die Band weiter voran?
Simon:
Ja, das stimmt. Von der Urbesetzung sind nur noch Raffa und ich über. Die Wechsel wurden einfach nötig, weil die anderen nicht mehr so recht Lust und/oder Zeit hatten. Das hat uns am Ende dann doch sehr behindert. Es gab aber keinen wirklichen Streit, wir haben uns als Freunde getrennt.

Markus: Stelle die aktuelle Truppe, bzw. die neuen Mitglieder doch nochmal vor. In welchen anderen Bands wurde vorher denn schon Krach gemacht?
Simon:
Die Neue Besetzung lautet: Dierk: Bass Molch:Drums Raffael: Git Simon: Vocals Sowohl Dierk als auch Molch kommen aus dem direkten Bandumfeld. Das war insofern gut, weil wir wussten, woran wir bei ihnen sind. Dierk hat mal kurzzeitig bei irgendeiner Band gespielt, die ich gar nicht kenne. Das ist glaube ich auch schon etwas länger her und hatte mit Death Metal nichts zu tun. Molch hatte eigentlich noch keine richtige Banderfahrung außer einem Funprojekt, dass er mit Raffael zusammen hatte. Aber eine ernsthafte Band war das eigentlich nicht, eher so eine Saufgeschichte. Also man könnte schon sagen, dass beide total unbeschriebene Blätter sind.

Markus: Haben alle neuen Mitglieder schon Beiträge zu In No Sense Innocence geliefert oder gibt es noch "ältere" Songs auf der CD?
Simon:
Mit Odyssey In Sorrow, You Suicide Me und Nightflower stammen noch ganze drei Songs aus der Zeit vor Molch und Dierk. Allerdings haben wir die Sache teilweise doch verändert, so dass sie auch bei diesen Liedern ihren Input hatten. Und bei den restlichen Songs sowieso ...

Markus: Sag doch bitte kurz ein, zwei Sätze zu jedem Song auf eurer aktuellen Mini-CD.
Simon:

NewAgeMephisto: Das erste Lied der Bandgeschichte mit komplett deutschen Lyrics. An einer Passage kreischt Claudi, die Freundin des Produzenten Vagelis, mit mir um die Wette.
You Suicide Me: ist eines unserer Lieblingslieder. Der Song hat echt einiges zu bieten: Melodien, Geknüppel, Groove und in der Mitte ein kurzes Akustikgitarrenbreak.
Crow of all Creatures: ist für unsere Verhältnisse sehr "langsam" ausgefallen. Es ist so ein Midtempogroover. Aber natürlich gibt es auch hier den obligatorischen Bolzpart.
In No Sense Innocence: ist das neuste Lied auf der Platte. Dieses Lied ist vor allem Live toll zu spielen, finde ich. Odyssey In Sorrow: stammt noch vom gleichnamigen Demo. Wir haben es kaum verändert, das auffälligste dürfte sein, dass der Raffa das Solo abgeändert hat. Wir wollten dieses Lied unbedingt noch mal mit einem guten Sound haben, darum haben wir es noch mal aufgenommen. Nightflower ist unser kürzestes Lied mit etwas über 2 Minuten. Live spielen wir es in der Regel als Opener, weil es sehr schnörkellos ist. Ich glaube er eignet sich ganz gut, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu wecken.

Markus: Wovon laßt Ihr euch musikalisch, sowie textlich inspirieren?
Simon:
Für die Texte bin ich zuständig. Als Inspirationsquelle dienen vor allem eher persönliche Dinge, hie und da auch etwas Sozialkritisches, wenn ich mich über etwas geärgert habe oder ärgere. Ich habe schon immer versucht, die Texte etwas zu verschlüsseln, einerseits um das ganze etwas interessanter zu gestalten, andererseits aber natürlich auch deswegen, weil ich ja doch so eine gewisse Scheu habe, persönliche Dinge allzu eindeutig vor mehr oder weniger fremden Menschen auszubreiten.

Markus: Beschreibe doch mal bitte die Entwicklung der Musik von FALLEN YGGDRASIL von Eurem ersten Demo über die Split bis hin zu In No Sense Innocence?
Simon:
Ich glaube, dass man schon auf dem Demo viele Elemente findet, die auch auf der CD zu hören sind. Odyssey In Sorrow, der Titeltrack des Demos, hat es ja sogar noch mal auf In No Sense Innocence geschafft. Die Hauptunterschiede zwischen dem Demo und In No Sense Innocence liegen darin, dass wir damals noch ein Keyboard hatten und dass der Gesang noch um ein vielfaches extremer und hysterischer war. Auf der Split wurde der Gesang dann planvoller eingesetzt und das Keyboard wurde ganz in den Hintergrund gedrängt. So erscheint die Entwicklung zu In No Sense Innocence sehr stringent. Außerdem haben wir uns natürlich auch an unserem jeweiligen Instrument verbessert.

Markus: Wie zufrieden bist Du mit den Songs im Endeffekt geworden, bzw. gibt es Dinge, die Dich an In No Sense Innocence stören?
Simon:
Ich denke, ich kann auch für die anderen sprechen, wenn ich sage, dass wir sehr zufrieden sind. Gut, jeder von uns hat im Nachhinein noch irgendwelche Dinge gefunden, die er gerne anders gemacht hätte, aber das scheint ja normal zu sein. Ich habe die CD dann erst mal für einige Zeit weggelegt und mich nicht dazu verführen lassen, sie dauernd auf vermeintliche "Fehler" durchzuhören. Das haben wir damals mit dem Demo gemacht, darum hat es uns dann irgendwann angekotzt.

Markus: Eure Mini-CD entstand in Zusammenarbeit mit Tomorrows Reality Records. Wie kann man sich diese Kooperation vorstellen?
Simon:
Der Majo von Tomorrows Reality greift uns etwas mit dem Vertrieb unter die Arme, das isses. Alle Rechte an der Musik und so liegen weiter bei uns. Es handelt sich also wirklich nur um eine lockere und, von ein paar Absprachen abgesehen, sehr ungezwungene Zusammenarbeit. Darum ja auch "in cooperation with TRR".

Markus: Wie sieht es denn so mit einem "echten" Plattenvertrag aus? Hat schon mal jemand in Eurer Bandgeschichte angeklopft?
Simon:
Es gab nach dem Demo zwei, drei Annäherungs- versuche, aber das waren sehr kleine Labels, bei denen man dann immer denkt, dass man da eigentlich auch weiter alles alleine machen kann. Wir haben uns bisher auch noch nicht großartig um einen Deal gekümmert. Normalerweise schreiben wir nur Labels an, die einen Mailorder haben. Da geht es dann aber um den Vertrieb, nicht um einen Deal. Naja, Last Episode haben uns auf unsere Mailorder-Anfrage trotzdem mal rein prophylaktisch eine Standard-Absage geschickt, haha. Ich bin mir eh nicht ganz sicher, ob die Labels sich wirklich alles anhören, immerhin bekommen die ja jeden Tag zig Sachen zugeschickt. Und außerdem: Eine Band sollte sich erst mal durch den Underground wühlen, wenn sie da besteht, ist sie vielleicht reif für einen Vertrag. Wenn doch mal ein Label bei uns anklopfen sollte, dann werden wir uns das gut überlegen, denn eigentlich fahren wir ja nicht schlecht, so wie es bisher läuft.

Markus: Im September 2001 habt Ihr selbst eine Tour durch Deutschland und Belgien organisiert. Wie viel Arbeit habt Ihr denn dort reingesteckt und hat es sich für Euch ausgezahlt? Mit wem war die Tour denn überhaupt?
Simon:
Wir haben jeden Abend mit anderen Bands gespielt. In Belgien sollten Deranged Headliner sein, aber die haben ihre Tour dann verschoben. Zunächst war der Organisationsaufwand gar nicht sooo groß, um es salopp zu sagen: wir haben einfach mehrere Konzerte aneinander gereiht. Richtig heftig wurde es erst unmittelbar vor dem Start: Ein nichtgenanntes Bandmitglied ist durch eine Prüfung geflogen, weswegen wir den kompletten zweiten Teil der Tour kurzfristig canceln mussten. Du kannst Dir vorstellen, dass die Veranstalter nicht gerade begeistert waren- zu Recht, aber wir konnten es ja nicht ändern. Dann gab es noch diverse Komplikationen mit Bandabsagen, kaputtem Equipment und und und. Aber irgendwie haben wir alles hinbekommen und unterm Strich war es auch sehr erfolgreich. Wir haben sogar eine - für unsere Verhältnisse - recht ordentliche Summe rausbekommen am Schluß. Das war aber eher ein positiver Nebeneffekt. Die Hauptsache war, dass die Band super zusammengehalten hat, wir eine Menge Spaß hatten und es auch in den Stresssituationen keinen Zoff gab. Das war eine wichtige Erkenntnis.

Markus: Wie steht es mit Liveaktivität in der Zukunft aus? Wo und wann kann man Euch sicher sehen?
Simon:
Hm, im Moment habe ich noch nicht so viele feststehenden Termine, weil wir im Februar stark mit Prüfungen und so beschäftigt sind/waren. Fest stehen: 9.3. Siegburg, sjz 16.3 Hemmingen, Astergarten 27.4 Weil der Stadt, Kloster Wir streben aber in jedem Fall wieder unsere 20-25 Konzerte im Jahr an.

Markus: Wie steht es denn so um den Underground in Deiner Gegend? Was gibt es noch so für vielver- sprechende Bands und vor allem gibt es auch genügend Fans, die sich intensiv für den Underground interessieren?
Simon:
Also Tübingen selbst kannst Du ziemlich in der Pfeife rauchen. Es gibt da nur eine wirklich aktive Death Metalband, das sind wir. Eine "Szene" in dem Sinn gibt es demzufolge überhaupt nicht, was vermutlich auch vor allem daran liegt, dass es keinen Treffpukt gibt, also keine Location, wo regelmäßig Metal geboten wird. Da ist es etwas weiter nördlich in Stuttgart/Ludwigsburg schon besser, da gibt es einiges mehr an Locations , Konzerten und so. Aber das lässt im Moment auch etwas nach. Bands gibt es aber nach wie vor wie Sand am Meer, das ist echt gut. Ok, der Nachteil daran ist, dass auf Konzerten fast nur Leute sind, die selber bei anderen Bands spielen, reine "Fans" gibt es verhältnismäßig wenige. Außerdem bleibt bei so vielen Bands teilweise eine gewisse Konkurrenz nicht aus. Das ist sehr schade, aber wir ignorieren das zwischenzeitlich, auch das Pseudorock- stargetue einiger Leute. Warum sollte man sich darüber ärgern? Besser wird es deswegen nicht und man selbst kommt schlecht drauf...Es fällt mir einigermaßen schwer, hier jetzt nur ein paar Bands zu nennen, denn das bedeutet ja zwangsweise, dass ich andere weglassen muss. Am besten machen wir es so, dass mir Interessenten einfach eine E-mail schicken, dann gebe ich Euch eine komplette Liste mit Bands aus der Gegend, ok? Dann muss ich hier keine subjektive Auswahl treffen.

Markus: Wie wichtig ist das Internet für den Underground-Metal geworden? Ist der Underground näher zusammengerückt oder eher unpersönlicher geworden?
Simon:
Das ist so eine Sache...also praktisch ist das Internet auf jeden Fall- schneller und vor allem wesentlich billiger, als Briefe zu schreiben. Was wir früher an Portokosten hatten, das war echt der Hammer. Auf der anderen Seite war es natürlich auch schöner, wenn man Briefe in der Hand hatte, so mit Briefmarke und so. Das war halt etwas spannender, als auf die Mailbox zu klicken. Was nervt ist, dass auch viel Scheiß gemacht wird, diese ganzen unnützen Spams und so. Und diese Großkotzigkeit auf den Homepages. Außerdem ist schade, dass mit den Briefen auch die Flyer seltener werden... Man konnte früher immer an den Flyern ablesen, welche Bands, Zines u.s.w. wirklich aktiv waren, weil man - das werden viele der "Jungen" vielleicht kaum noch wissen - auf die Rückseite der Flyer immer seinen eigenen Stempel gehauen hat, bevor man sie weitergegeben hat. Und je mehr Briefkontakt man hatte, desto häufiger stand der Name auf den Rückseiten irgendwelcher Flyer. So konnte man also sehen, wer viele Briefe verschickte. Aber im Großen und Ganzen ist das Internet schon eine Hilfe.

Markus: Die letzten Worte gehören Dir ...
Simon:
Na, da danke ich doch erst mal recht artig für Deine Mühe und die interessanten Fragen. Ich weiß ja aus meinen eigenen journalistischen Versuchen, wie mühevoll es unter Umständen sein kann, sich gute Fragen auszudenken ... viele Leute sind sich dessen gar nicht bewusst. Danke für Deine Unterstützung!
Für weitere Infos zur Band, Merchandise , blah blah:
siehe Homepage

oder falls jemand mal wieder ganz "altmodisch" einen Brief schreiben will:

Simon Kratzer
Untere Sonnhalde 4
72070 Tübingen/D.

Viele Grüße an alle da draußen!

 
2002 © Markus Wedig • Fallen Yggdrasil