GOAT
OF MENDES gehören zu den wenigen Bands, die mit einer Eigenproduktion
endlich mal die Aufmerksamkeit erringen konnten, welche ihnen
gebührt. Mit ihrer sehr folkig angehauchten Mischung aus Black
und Heavy Metal Elementen konnten sie nicht nur im deutschen Underground
überzeugen, sondern auch Source Of Deluge Records, welche nun
für deren Vertrieb zuständig sind. Im folgenden könnt ihr nun
sehr ausführlich alles über GOAT OF MENDES erfahren, was
es zu wissen gibt. In diesem Sinne einen Kaffe geschnappt und
viel Spass beim Lesen.
Markus:
Erzählt zu Beginn doch am besten erst mal etwas über Eure Bandgeschichte
und vor allem über die Besetzungswechsel in jüngster Zeit und
wie es dazu kam? Surtur: Alles begann an einem denkwürdigen
Abend im Dezember 1994, als Marco und ich uns gepflegt einige
Bierchen genehmigten und das Gespräch auf Marcos Band Obnoxious
kam. Er hatte ungeheuer viele musikalische Ideen, die er allerdings
mit der stilistischen Ausrichtung seiner Band nicht vereinbaren
konnte, so dass ich ihm vorschlug, ein Projekt auf die Beine zu
stellen. Gleichzeitig bot ich ihm an, die Texte zu verfassen.
Dies geschah dann auch, so dass die erste Goat Of Mendes-Besetzung
mehr oder weniger ein Soloprojekt von Marco war, bei dem er von
diversen Obnoxious-Musikern unterstützt wurde. Richtig ernst wurde
es dann, als Obnoxious einen geplanten Studioaufenthalt nicht
wahrnehmen konnten und wir beschlossen, mit Goat Of Mendes in
die Bresche zu springen. Das Debüt Hymn to One Ablaze
wurde daraufhin in etwa einem halben Jahr komponiert und im Herbst
95 aufgenommen. Die damalige Besetzung bestand aus Marco (git,
voc), Mattes (git), Jennes (bs) und Winnie (dr). Im Studio habe
ich dann selbst mehr oder weniger spontan noch einige Sprechpassagen
und cleane Vocals übernommen, was mein persönliches Debüt hinter
einem Gesangsmikro darstellte. Aufgrund des Materials bekamen
wir ziemlich schnell ein Angebot von Perverted Taste Records ins
Haus, verbunden mit einem weltweiten Vertriebsdeal über Invasion
Records. Jung und unschuldig wie wir waren, haben wir ohne groß
nachzudenken unterschrieben, so dass Hymn… Anfang
1996 offiziell erschien. Zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden
Brüder Mattes und Winnie bereits aus persönlichen Gründen die
Band verlassen und wurden durch Larz (git) und Evgenyi (dr) ersetzt.
Ich selbst hatte mich mittlerweile zum festen Leadsänger hochgearbeitet
und Maia, die auch auf dem Debüt schon eine kleinere Rolle übernahm,
stieg ebenfalls als weibliche Stimme fest ein. Da wir für das
Debüt überwiegend recht positive Resonanzen erhielten, arbeiteten
wir sofort fieberhaft an dessen Nachfolger. Goat Of Mendes hatte
sich mittlerweile vom ursprünglichen Projektcharakter lösen können,
jeder von uns ließ seinen persönlichen Einfluss auf die Band einwirken,
so dass die neuen Kompositionen wesentlich vielschichtigeren Charakter
aufwiesen. Das Ganze wurde im Herbst 96 aufgenommen und unter
dem Titel To Walk Upon The Wiccan Way Anfang 97
veröffentlicht. Im Gegensatz zum Debüt verdeutlichten wir diesmal
explizit unsere Sympathie und Zugehörigkeit zum Pagan-Metal, waren
wir doch mit dem ersten Album (nicht ganz unverschuldet, zugegeben)
noch recht häufig in die Black Metal-Schublade einsortiert worden.
Im Zuge der Veröffentlichung von To Walk… kam es
zu Problemen mit unserer Plattenfirma, so dass wir uns entschieden,
das Vertragsverhältnis aufzukündigen. Ein neuer Deal war vorerst
nicht in Sicht, so dass wir 98 in Eigenregie das Tape-Demo Paganborn,
sozusagen als Lebenszeichen, unters Volk brachten. Ein neuer Deal
kam nicht, dafür aber massive Probleme mit unserem damaligen Drummer,
der um es vorsichtig zu formulieren, unter einem etwas übersteigerten
Ego leidet. Es blieb keine Wahl, wir mussten uns von Evgenyi trennen
und ihm kurz darauf durch Ralle ersetzen. Leider musste unser
Bassist Jennes ebenfalls nach kurzer Zeit aus beruflichen Gründen
den Dienst quittieren und obwohl wir es mit diversen Nachfolgern
kurzzeitig ausprobierten, konnten wir keinen Ersatzmann finden
der ihm auch nur ansatzweise musikalisch das Wasser reichen konnte.
Wir schrieben in dieser Zwangspause intensiv an neuem Material,
sparten Geld, um dann 2001 Thricefold in Eigenregie
aufzunehmen. Bei den Aufnahmen spielte Marco den Bass ein, allerdings
hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon unsere Fühler nach einem
neuen Langholz-Kandidaten ausgestreckt. Im November letzten Jahres
konnten wir F.T. (ex-Suidakra) für unsere Sache gewinnen, der
somit das bislang beste Line-Up unserer Bandgeschichte komplettiert!
Markus:
Gebt uns bitte einen kurzen Überblick über Eure Veröffentlichungen
bisher mit kurzer Beschreibung zu jeder Scheibe (bis auf Thricefold),
da den meisten Lesern Eure CDs wohl nicht geläufig sein dürften.
Surtur: Hymn To One Ablaze: Unser erstes Album (1996),
das noch eine sehr rohe, black-metal-lastige Ausrichtung vorweist.
Es wurde von Marco im Alleingang komponiert und auch zu 90% eingesungen
bzw. -gekreischt. Trotzdem konnte man schon damals einige unserer
späteren Trademarks (starker 80er-Einfluß, folklastige Melodien
etc.) erkennen. Auch wenn ich einige der damaligen Stücke heutzutage
anders angehen würde, höre ich mir das Album immer noch sehr gerne
an.
To Walk Upon The Wiccan Way (1997): Das Zweitwerk
zeigt schon sehr deutlich unsere jetzige Marschrichtung auf, da
wir nunmehr alle am Songwriting beteiligt waren und dementsprechend
viele neue Einflüsse auf die Kompositionen einwirkten. Der 80er-
und Folkanteil wurden verstärkt und auch unser heutiges Trademark,
der vielschichtige Gesang, kam durch den Einsatz dreier Stimmen
zum ersten Mal voll zur Geltung. Im Nachhinein betrachtet haben
wir's dabei etwas übertrieben, da einige Passagen doch recht extrem
rüberkommen, trotzdem enthält die CD noch viele Stücke, die wir
auch heute noch live zum besten geben.
Paganborn (1998), Demotape: Dies ist die Veröffentlichung,
die dem Material von der neuen CD musikalisch noch am nächsten
kommt, zumal auf der A-Seite die ursprünglichen Versionen von
A Minuet of Ghosts und Of Torque and Antlers zum ersten Mal zu
hören waren. Die B-Seite enthält ein aus drei Stücken bestehendes
Mini-Konzept, das die Sage der Eroberung Irlands durch die Tuatha
de Danann zum Inhalt hat. Auf dieses Demo, insbesondere die Trilogie,
bin ich auch heute noch sehr stolz! Übrigens haben wir von dem
Teil nur noch etwa 10 Exemplare auf Halde und werden es auch definitiv
nicht nachpressen lassen…
Markus:
War Euer Bandname damals eine kurzfristige Entscheidung oder ein
langer Denkprozess?
Surtur: Nein, das Kind bekam seinen Namen noch am Tage seiner
"Geburt". Als Marco mir die volle textliche Freiheit zusicherte,
habe ich mich daraufhin auch für diesen Bandnamen entschieden.
Markus:
Inwiefern charakterisiert er die Band von Beginn an bis heute?
Surtur: Von vornherein wollte ich dem textlichen Konzept der
Band eine paganistische Ausrichtung geben, da diese Einstellung
auch privat bei mir eine große Rolle spielt. Mein bzw. unser Verständnis
von Paganismus und Heidentum ist nicht traditionell/historisch
geprägt, wie es z.B. bei vielen Viking-Metal Bands der Fall ist.
Vielmehr orientieren wir uns an Wicca, der Philosophie der neuzeitlichen
Hexen, die neben der Pflege alter Traditionen auch stark magisch
geprägt ist. Der Bock von Mendes ist in seiner eigentlichen Bedeutung
auf eine altägyptische Gottheit zurückzuführen, die die natürliche
Dualität und Untrennbarkeit positiver und negativer Energien repräsentierte.
Außerdem stand er, ganz in der Tradition der klassischen gehörnten
Götter der Antike, für Virilität und Fruchtbarkeit. Die Kirche
hat es im Laufe der Geschichte vollbracht, aus der Gestalt des
Bockes eine Gleichsetzung mit dem Teufel zu kreieren, so dass
heutzutage immer noch viele "Satanisten" dem Baphomet-Kult frönen,
ohne zu wissen, dass sie da einer von der Kirche erschaffenen
Märchenfigur huldigen… Wie dem auch sei, der Bock von Mendes oder
der Bock des Sabbats wird auch heute noch in heidnischen Zeremonien
als metaphorisches Bindeglied zwischen weißer und schwarzer Magie
verwandt, die niemals eindeutig voneinander zu trennen sind. Da
auch wir uns weder der einen noch der anderen Seite zugehörig
fühlen und mit jedem gut auskommen, solange er uns nicht schaden
will, charakterisiert uns der Bandname nach wie vor in idealer
Weise!
Markus:
Was ist eigentlich aus dem Corpsepaint geworden, welches Ihr auf
Hymn To One Ablaze noch getragen habt?
Surtur: Tja, das Corpsepaint war eine unserer Jugendsünden,
was maßgeblich daran lag, dass unsere damalige Plattenfirma uns
als Black Metal Band vermarkten wollte. Tatsächlich war auch von
unserer Seite die Trennlinie damals noch nicht so genau umrissen,
da wir selbst auch von vielen BM-Bands der damaligen Welle fasziniert
waren. Wir waren damals einfach ein bisschen zu enthusiastisch,
so dass wir uns über viele Dinge keine ernsthaften Gedanken machten.
Letztendlich wollten wir uns aber nicht als etwas ausgeben, hinter
dem wir nicht stehen, so dass wir mit dem zweiten Album konsequent
unsere paganistische Einstellung in den Vordergrund stellten.
Unser damaliger Drummer trug auf den Fotos zur zweiten CD zwar
immer noch Pandabären-Paint, das hatte für ihn aber persönliche,
ideologische Gründe, in denen wir ihn nicht beschneiden wollten…
Markus:
Thricefold entstand ja nach einer Pause von Euch. Was hatte
es damit auf sich und wie wirkt sich so eine Pause auf das Songwriting
aus?
Surtur: Die Gründe waren zum einen besetzungstechnischer-
zum anderen finanzieller Natur, wie ich eingangs schon erwähnt
habe. Im Nachhinein betrachtet hat diese lange Pause uns aber
nur gut getan, da wir sehr lange an den neuen Stücken feilen und
uns auch generell musikalisch weiterentwickeln konnten. Insbesondere
die zweite CD kam insofern zu früh, dass wir in dem damaligen
Line-Up noch nicht allzu lange zusammenspielten und somit vieles
bei den Aufnahmen unausgereift bzw. unsauber klang. Hätten wir
uns schon damals etwas mehr Zeit gelassen, hätten viele Fehler
vermieden werden können. Für Thricefold hatten wir
keine Plattenfirma im Nacken, so dass wir uns entschieden, diesmal
optimal vorbereitet ins Studio zu gehen, um ein Produkt zu veröffentlichen,
mit dem wir 100%ig zufrieden sein können.
Markus:
Mit welchen drei Worten würdet ihr euer aktuelles Album beschreiben?
PURE
FUCKIN' METAL!!!
Markus:
Ihr verwendet viele Akustikteile, die sich oft orientalisch anhören.
Was machen solche Parts für Euch so interessant?
Surtur: Die Wiege der heutigen Zivilisation lag im vorderen
Orient, in Mesopotamien, Ägypten oder auch Indien; Göttinnen wie
Isis, Astarte, Kali oder Inanna repräsentieren nach wie vor Aspekte
der Großen Göttin im heutigen Paganismus und auch unser "Namenspatron"
Banebdjet, der Bock von Mendes, entstammt der altägyptischen Mythologie.
Es wäre also als Anhänger heidnischer Ideologien dumm, diese Tatsachen
zu ignorieren. Da wir nicht nationalistisch oder traditionalistisch
ausgerichtet sind, finden sowohl orientalische, wie auch keltische
oder germanische Einflüsse Einklang in unsere Songs. Wenn wir
eine im orientalischen Bereich angesiedelte textliche Thematik
anstreben, wie z.B. bei Our Mother in Darkness oder Ordo
Templi Orientis, ist es wichtig, dass auch die musikalische
Begleitung den Text unterstützt. Wenn wir wie bei A Tale of
Doom and Passion wiederum keltische Mythen verarbeiten, werden
die Gitarrenmelodien entsprechend daran orientiert.
Markus:
Ihr verwendet Elemente aus vielen Bereichen, z.B. Black Metal,
Folk, klassischer Heavy Metal etc. Gibt es Sachen, welche Ihr
nie in Eure Musik integrieren würdet und warum?
Surtur: Wir würden niemals Hardcore, Nö-Metal oder Neothrash-Einflüsse
verwenden, da sie unserer Meinung nach keinerlei Atmosphäre oder
Mystik beinhalten. Heavy Metal ist für uns gleichbedeutend mit
Epik, Theatralik und Mystik, was ihn nahe an klassische Musik
heranrückt. Die Grundlagen dessen was der Heavy Metal in seiner
ursprünglichen Form ausstrahlt, sind mit dem "alten" Musikverständnis
stark verwandt, weshalb bei vielen Bands eine Fusion von Metal
und Klassik bzw. Folklore auch so prächtig funktioniert. Atmosphäre
ist das wichtigste was ein guter Song haben muß - man muß diese
fühlen und nachvollziehen können, auch wenn man den Text nicht
mitlesen oder verstehen kann!
Markus:
Für welche drei Aspekte stehen die drei Gesichter von Eurem Cover
und in welchem Zusammenhang steht das Cover zur CD?
Surtur: Das Cover repräsentiert die drei Aspekte der Großen
Göttin im Paganismus - den jungfräulichen Aspekt, der sich im
Erblühen der Natur und der Geburt und Wiedergeburt allen Lebens
ausdrückt, den zornigen und destruktiven Aspekt und den Aspekt
des Todes, der Vergänglichkeit aber auch der altersbedingten Weisheit.
Das keltische Symbol des Triskels, welches ebenfalls auf dem Cover
zu sehen ist, repräsentiert diese Dreiheit und ihr Zusammenwirken
im immer wiederkehrenden Kreislauf der Natur und des Lebens. Der
Zusammenhang zur CD ist einfach - alle drei Aspekte lassen sich
in unserer Musik wiederfinden. Wenn die textliche Ausrichtung
es verlangt, kann unsere Musik sowohl Zorn und Aggression, Fröhlichkeit
oder auch Depression und Düsternis ausstrahlen. Ein netter, beabsichtigter
Nebeneffekt dieser Gestaltung/Namensgebung ist auch, dass es die
Tatsache unterstützt, dass Thricefold unser drittes
Album ist…
Markus:
Nutzt Ihr die Abwechslung männlich / weiblicher Gesang auch um
Eure Texte zu unterstreichen oder nur wenn der "musikalische"
Teil es erfordert?
Surtur: Beides. Ich liebe es durchaus, in meinen Texten mit
verschiedenen Rollen und Charakteren zu arbeiten, die natürlich
am besten auch von verschiedenen Stimmen interpretiert werden.
Abgesehen davon hat jeder von uns sein stimmliches "Spezialgebiet",
das er oder sie am besten umsetzen kann, wenn die Situation es
erfordert. Gerade diese Variabilität im Gesangsbereich hat sich
ja nun mittlerweile zu einer Art Trademark von Goat Of Mendes
gemausert, so dass wir es definitiv auch in Zukunft beibehalten
werden!
Markus:
Ihr geltet als Pagan Metal Band. Was bedeutet Euch diese Schublade
und wie würdet Ihr sie für Euch selbst definieren?
Surtur: Der von uns allen sehr geschätzte Martin Walkyier
hat mal den Begriff "Thinking Man's Metal" geprägt, der unserer
Meinung nach den Nagel ziemlich auf den Kopf trifft. Zu Zeiten
der Christianisierung Europas galt das Wort "Pagan" als Schimpfwort
- es bedeutete ungefähr soviel wie "bäuerlich", "rückständig"
oder "primitiv" und galt all denjenigen, die den Bekehrungsversuchen
trotzten und weiterhin ihrem althergebrachten Glauben anhingen.
Auf den Metal-Bereich übertragen heißt es, dass wir unbeirrbar
unseren Weg weitergehen werden, musikalisch und textlich das machen,
wozu wir Lust haben und hinter dem wir auch ideologisch stehen,
ohne auf gängige und möglicherweise erfolgversprechendere Trends
zu schielen.
Markus:
Wie wichtig ist bei euch der religiöse Aspekt, da "Pagan" ja eindeutig
in diese Richtung zielt?
Surtur: Was Marco, Maia und mich betrifft, ist uns der "religiöse"
Aspekt durchaus wichtig, auch wenn wir unseren Paganismus eher
als Philosophie denn als Religion definieren würden. Wir haben
diese auch schon vor der Bandgründung vertreten und praktiziert,
so dass es nur logisch war, dass ihre Inhalte auch in unsere Musik
einfließen würden. Letztendlich glauben wir an die Macht der Natur
und an die der sie bevölkernden Individuen, die mit ihr in Einklang
existieren müssen, wobei die Natur und ihre Macht das einzig Göttliche
darstellt, was wir ehren und respektieren. Die "Gottheiten" die
im Paganismus namentlich genannt werden und in Ritualen eine Rolle
spielen, sind letztendlich Metaphern, um verschiedenste Aspekte
der Naturgewalten zu versinnbildlichen und sie im magischen Sinne
greifbar zu machen. Was den Rest der Band angeht, so stehen Ralle
und Larz ideologisch hinter uns, auch wenn sie sich nicht als
praktizierende Paganisten bezeichnen würden, während F.T. eher
den Philosophien LaVeys oder Nietzsches folgt, aber auch den Paganismus
respektiert.
Markus:
Wenn ich recht informiert bin, war Thricefold erst eine
Eigenproduktion und jetzt ist das Album über Source Of Deluge
Records lizenziert. Was könnt Ihr darüber erzählen?
Surtur: Richtig, wir haben uns irgendwann nach dem Release
des Demos entschlossen, die nächste CD auf alle Fälle in Eigenregie
zu produzieren, da wir vom Musikbusiness erst mal die Nase gestrichen
voll hatten. Da wir in unserem näheren Bekanntenkreis gute Bekannte
haben, die uns eine qualitativ hochwertige Produktion zu einem
erschwinglichen Preis ermöglichen konnten, haben wir letztendlich
auf dieses Ziel hingearbeitet. Nach der Veröffentlichung waren
wir mit einem Stand auf diversen Metalbörsen in der Umgebung vertreten,
wo wir irgendwann Kontakt zu Jürgen von TWS-Records bekamen. Da
er unsere Musik mochte, brachte er uns mit Source Of Deluge in
Kontakt, mit denen TWS mittlerweile fusioniert haben. Danach ging
alles ganz schnell; wir wurden insofern handelseinig, dass S.O.D.
für uns den europaweiten Vertrieb sowie die Promotionarbeit übernehmen,
wir aber weiterhin unsere eigene "Plattenfirma" bleiben und so
auch weiterhin die vollständige Kontrolle über unsere Musik und
unsere Finanzen behalten. Markus: Wurde das Album danach nochmals
überarbeitet oder neu gemastert? Surtur: Nein, das war nicht nötig
- Matthias vom K-Sound hat uns eine in unseren Augen oberamtliche
Produktion hingezaubert. Das einzige was neu gestaltet werden
musste, war die Coverrückseite, da wir dort noch den EAN-Code
und das Firmenlogo von S.O.D. unterbringen mussten.
Markus:
Welche neuen Möglichkeiten eröffnen sich Euch nun mit diesem Deal
und kennt Ihr Eure Labelkollegen schon?
Surtur: Der größte Vorteil ist, dass unsere CD nunmehr wesentlich
leichter erhältlich ist und das europaweit. Des weiteren ist es
leider eine Tatsache, dass bei einigen Magazinen Eigenproduktionen
nicht den gleichen Stellenwert beigemessen bekommen, wie Labelproduktionen
oder Vertriebsreleases. Dies zeigt sich häufig in der Bewertung,
der Chance Interviews zu bekommen, und dem Platz den man eingeräumt
bekommt, falls man nicht sowieso komplett ignoriert wird. Auch
hätten wir ohne Vertriebspartner nicht die finanziellen Mittel,
um eine größer angelegte Promotion zu fahren. Unsere Labelkollegen
kennen wir bislang nur von der musikalischen Seite her - da S.O.D.
noch ein junges Label ist sind es bisher auch nur zwei. Estuary
of Calamity gefallen mir recht gut, während ich mit Stainless
Steel nicht so viel anfangen kann. Das liegt aber hauptsächlich
an meinem privaten Musikgeschmack, in dem Powermetal eher weniger
vorkommt - rein musikalisch gesehen ist das schon sehr ordentlich.
Markus:
Mit welchen weiteren Bands fühlt Ihr Euch musikalisch eng verbunden?
Surtur: Das sind eigentlich zu viele um sie alle zu nennen,
da auch jeder von uns seine ganz persönlichen Vorlieben und Inspirationsquellen
hat. Für mich selbst würde ich Sabbat (UK), frühe Skyclad, My
Dying Bride, Primordial, Cirith Ungol, Black Sabbath, Witchfynde,
Christian Death, Absu, frühe Cradle of Filth, Fields of the Nephilim
und Manilla Road nennen.
Markus:
Wo und wann kann man Euch mal live sehen? Surtur: In diesem
Jahr sind's nicht ganz so viele Gigs, da die meisten Veranstalter
ihre Bookings schon abgeschlossen hatten, als wir so weit waren.
Wir mussten erst einmal F.T. einarbeiten und haben mit dem CD-Release
auch alle Hände voll zu tun gehabt. Bisher sind zwei Gigs definitiv
bestätigt, nämlich am 21.9. in Essen (Julius Leber-Haus) und am
7.12. in Ratingen (Jugendzentrum LUX). Im Mai haben wir in Hagen
gespielt; entsprechende Liveshots kann man auf unserer Homepage
einsehen. Da wir im Moment noch in Verhandlungen mit diversen
Veranstaltern stehen, lohnt sich ein Besuch auf der Page von Zeit
zu Zeit, da wir aktuelle Konzerttermine direkt auf der Newsseite
veröffentlichen!
Markus:
Zum Abschluss noch ein paar Stichworte und Ihr gebt kurz ein Statement
dazu ab :
a)
Adorned Blood & "Erdenkraft"
Nette
Jungs (und Mädels) und geile Musik, auch wenn es speziell zu "Erdenkraft"
bei uns geteilte Meinungen gibt. Einige finden die Scheibe genial,
mir persönlich ist's ein bisschen zu sehr auf der Subway-to-Sally-Schiene
- da gefallen mir die alten, härteren Sachen bedeutend besser…
b)
Deutscher Underground
Viele
Bands, wenig Zusammenhalt, zu viel Kleinkrieg untereinander.
c)
Online Fanzines
Im
Prinzip eine sehr gute Sache, da diese an Aktualität kaum von
den Printmedien zu überbieten sind. Meistens auch wesentlich stärker
am Underground orientiert als diese. Allerdings ist im Online-Bereich
die Prozentzahl derer, die auf Kosten der Musiker und Labels Schindluder
treiben, indem sie für nichts CDs abstauben, ohne auch nur eine
Rezi zu schreiben, erschreckend hoch. Da haben auch wir schon
so unsere leidvollen Erfahrungen gemacht. Leider trifft dieses
in erster Linie die Underground-Bands besonders hart, da diese
für die Produktion und die Portokosten tief in die eigene Tasche
langen müssen. Gleichzeitig fehlt ihnen aber meist auch die Kohle,
um sich effektiv gegen Abzocke wehren zu können…
d)
Mittelalter
Ich
denke, gerade im Metalbereich wird das Mittelalter über Gebühr
romantisiert. Also ich persönlich würde nicht im Mittelalter leben
wollen, da es im Vergleich zur Antike doch eher ein gesellschaftlicher
und kultureller Rückschritt der Menschheitsgeschichte war. Allein
die Allmacht der Kirche zu jenen Zeiten würde mir gewaltig auf
den Keks gehen…
e)
Veröffentlichungsflut von CDs
Stört
mich sehr, da es immer schwieriger wird, sich aus der unüberschaubaren
Masse die Rosinen herauszupicken. Letztendlich kann das doch kein
Mensch mehr alles kaufen, vor allem wenn man die heutigen CD-Preise
vor Augen hat. Quantität geht leider immer stärker vor Qualität
- vor 15 Jahren konnte man sich noch CDs blind, nur aufgrund des
Covers kaufen. Heute fällt man damit in 90% aller Fälle auf die
Schnauze…
f)
CD - Brennerei
Ich
denke, dass dieses Problem im Metal-Bereich nicht so sehr existiert
wie in anderen Sparten. Der "echte" Metalfan ist neben der Musik
auch an einer stilvollen Aufmachung und guten Texten interessiert,
so dass er sich die ihn interessierenden CDs früher oder später
auch im Original kaufen wird, selbst wenn er sie sich kurzfristig
aufgrund eines finanziellen Engpasses erst einmal gebrannt hat.
Markus:
Die letzten Worte gehören euch und dazu ein kleiner Tipp, wer
denn Fussballweltmeister wird (Bitte mit Datum *g*)
Surtur: Erst einmal danke für das Interview und die großartige
Unterstützung! Den Tipp können wir leider nicht mehr abgeben,
da wir vor Ablauf der WM nicht mit dem Inti fertig geworden sind.
Abgesehen davon kommt der Fußballgott in unserem Pantheon auch
nicht vor…
All
Hail and Blessed Be
Surtur,
Goat Of Mendes
Vielen
Dank für das Interview und alles Gute. |