GOAT OF MENDES gehören zu den wenigen Bands, die mit einer Eigenproduktion endlich mal die Aufmerksamkeit erringen konnten, welche ihnen gebührt. Mit ihrer sehr folkig angehauchten Mischung aus Black und Heavy Metal Elementen konnten sie nicht nur im deutschen Underground überzeugen, sondern auch Source Of Deluge Records, welche nun für deren Vertrieb zuständig sind. Im folgenden könnt ihr nun sehr ausführlich alles über GOAT OF MENDES erfahren, was es zu wissen gibt. In diesem Sinne einen Kaffe geschnappt und viel Spass beim Lesen.

Goat Of Mendes

Markus: Erzählt zu Beginn doch am besten erst mal etwas über Eure Bandgeschichte und vor allem über die Besetzungswechsel in jüngster Zeit und wie es dazu kam? Surtur: Alles begann an einem denkwürdigen Abend im Dezember 1994, als Marco und ich uns gepflegt einige Bierchen genehmigten und das Gespräch auf Marcos Band Obnoxious kam. Er hatte ungeheuer viele musikalische Ideen, die er allerdings mit der stilistischen Ausrichtung seiner Band nicht vereinbaren konnte, so dass ich ihm vorschlug, ein Projekt auf die Beine zu stellen. Gleichzeitig bot ich ihm an, die Texte zu verfassen. Dies geschah dann auch, so dass die erste Goat Of Mendes-Besetzung mehr oder weniger ein Soloprojekt von Marco war, bei dem er von diversen Obnoxious-Musikern unterstützt wurde. Richtig ernst wurde es dann, als Obnoxious einen geplanten Studioaufenthalt nicht wahrnehmen konnten und wir beschlossen, mit Goat Of Mendes in die Bresche zu springen. Das Debüt Hymn to One Ablaze wurde daraufhin in etwa einem halben Jahr komponiert und im Herbst 95 aufgenommen. Die damalige Besetzung bestand aus Marco (git, voc), Mattes (git), Jennes (bs) und Winnie (dr). Im Studio habe ich dann selbst mehr oder weniger spontan noch einige Sprechpassagen und cleane Vocals übernommen, was mein persönliches Debüt hinter einem Gesangsmikro darstellte. Aufgrund des Materials bekamen wir ziemlich schnell ein Angebot von Perverted Taste Records ins Haus, verbunden mit einem weltweiten Vertriebsdeal über Invasion Records. Jung und unschuldig wie wir waren, haben wir ohne groß nachzudenken unterschrieben, so dass Hymn… Anfang 1996 offiziell erschien. Zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden Brüder Mattes und Winnie bereits aus persönlichen Gründen die Band verlassen und wurden durch Larz (git) und Evgenyi (dr) ersetzt. Ich selbst hatte mich mittlerweile zum festen Leadsänger hochgearbeitet und Maia, die auch auf dem Debüt schon eine kleinere Rolle übernahm, stieg ebenfalls als weibliche Stimme fest ein. Da wir für das Debüt überwiegend recht positive Resonanzen erhielten, arbeiteten wir sofort fieberhaft an dessen Nachfolger. Goat Of Mendes hatte sich mittlerweile vom ursprünglichen Projektcharakter lösen können, jeder von uns ließ seinen persönlichen Einfluss auf die Band einwirken, so dass die neuen Kompositionen wesentlich vielschichtigeren Charakter aufwiesen. Das Ganze wurde im Herbst 96 aufgenommen und unter dem Titel To Walk Upon The Wiccan Way Anfang 97 veröffentlicht. Im Gegensatz zum Debüt verdeutlichten wir diesmal explizit unsere Sympathie und Zugehörigkeit zum Pagan-Metal, waren wir doch mit dem ersten Album (nicht ganz unverschuldet, zugegeben) noch recht häufig in die Black Metal-Schublade einsortiert worden. Im Zuge der Veröffentlichung von To Walk… kam es zu Problemen mit unserer Plattenfirma, so dass wir uns entschieden, das Vertragsverhältnis aufzukündigen. Ein neuer Deal war vorerst nicht in Sicht, so dass wir 98 in Eigenregie das Tape-Demo Paganborn, sozusagen als Lebenszeichen, unters Volk brachten. Ein neuer Deal kam nicht, dafür aber massive Probleme mit unserem damaligen Drummer, der um es vorsichtig zu formulieren, unter einem etwas übersteigerten Ego leidet. Es blieb keine Wahl, wir mussten uns von Evgenyi trennen und ihm kurz darauf durch Ralle ersetzen. Leider musste unser Bassist Jennes ebenfalls nach kurzer Zeit aus beruflichen Gründen den Dienst quittieren und obwohl wir es mit diversen Nachfolgern kurzzeitig ausprobierten, konnten wir keinen Ersatzmann finden der ihm auch nur ansatzweise musikalisch das Wasser reichen konnte. Wir schrieben in dieser Zwangspause intensiv an neuem Material, sparten Geld, um dann 2001 Thricefold in Eigenregie aufzunehmen. Bei den Aufnahmen spielte Marco den Bass ein, allerdings hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon unsere Fühler nach einem neuen Langholz-Kandidaten ausgestreckt. Im November letzten Jahres konnten wir F.T. (ex-Suidakra) für unsere Sache gewinnen, der somit das bislang beste Line-Up unserer Bandgeschichte komplettiert!

Markus: Gebt uns bitte einen kurzen Überblick über Eure Veröffentlichungen bisher mit kurzer Beschreibung zu jeder Scheibe (bis auf Thricefold), da den meisten Lesern Eure CDs wohl nicht geläufig sein dürften.
Surtur: Hymn To One Ablaze
: Unser erstes Album (1996), das noch eine sehr rohe, black-metal-lastige Ausrichtung vorweist. Es wurde von Marco im Alleingang komponiert und auch zu 90% eingesungen bzw. -gekreischt. Trotzdem konnte man schon damals einige unserer späteren Trademarks (starker 80er-Einfluß, folklastige Melodien etc.) erkennen. Auch wenn ich einige der damaligen Stücke heutzutage anders angehen würde, höre ich mir das Album immer noch sehr gerne an.
To Walk Upon The Wiccan Way (1997): Das Zweitwerk zeigt schon sehr deutlich unsere jetzige Marschrichtung auf, da wir nunmehr alle am Songwriting beteiligt waren und dementsprechend viele neue Einflüsse auf die Kompositionen einwirkten. Der 80er- und Folkanteil wurden verstärkt und auch unser heutiges Trademark, der vielschichtige Gesang, kam durch den Einsatz dreier Stimmen zum ersten Mal voll zur Geltung. Im Nachhinein betrachtet haben wir's dabei etwas übertrieben, da einige Passagen doch recht extrem rüberkommen, trotzdem enthält die CD noch viele Stücke, die wir auch heute noch live zum besten geben.
Paganborn (1998), Demotape: Dies ist die Veröffentlichung, die dem Material von der neuen CD musikalisch noch am nächsten kommt, zumal auf der A-Seite die ursprünglichen Versionen von A Minuet of Ghosts und Of Torque and Antlers zum ersten Mal zu hören waren. Die B-Seite enthält ein aus drei Stücken bestehendes Mini-Konzept, das die Sage der Eroberung Irlands durch die Tuatha de Danann zum Inhalt hat. Auf dieses Demo, insbesondere die Trilogie, bin ich auch heute noch sehr stolz! Übrigens haben wir von dem Teil nur noch etwa 10 Exemplare auf Halde und werden es auch definitiv nicht nachpressen lassen…

Markus: War Euer Bandname damals eine kurzfristige Entscheidung oder ein langer Denkprozess?
Surtur:
Nein, das Kind bekam seinen Namen noch am Tage seiner "Geburt". Als Marco mir die volle textliche Freiheit zusicherte, habe ich mich daraufhin auch für diesen Bandnamen entschieden.

Markus: Inwiefern charakterisiert er die Band von Beginn an bis heute?
Surtur:
Von vornherein wollte ich dem textlichen Konzept der Band eine paganistische Ausrichtung geben, da diese Einstellung auch privat bei mir eine große Rolle spielt. Mein bzw. unser Verständnis von Paganismus und Heidentum ist nicht traditionell/historisch geprägt, wie es z.B. bei vielen Viking-Metal Bands der Fall ist. Vielmehr orientieren wir uns an Wicca, der Philosophie der neuzeitlichen Hexen, die neben der Pflege alter Traditionen auch stark magisch geprägt ist. Der Bock von Mendes ist in seiner eigentlichen Bedeutung auf eine altägyptische Gottheit zurückzuführen, die die natürliche Dualität und Untrennbarkeit positiver und negativer Energien repräsentierte. Außerdem stand er, ganz in der Tradition der klassischen gehörnten Götter der Antike, für Virilität und Fruchtbarkeit. Die Kirche hat es im Laufe der Geschichte vollbracht, aus der Gestalt des Bockes eine Gleichsetzung mit dem Teufel zu kreieren, so dass heutzutage immer noch viele "Satanisten" dem Baphomet-Kult frönen, ohne zu wissen, dass sie da einer von der Kirche erschaffenen Märchenfigur huldigen… Wie dem auch sei, der Bock von Mendes oder der Bock des Sabbats wird auch heute noch in heidnischen Zeremonien als metaphorisches Bindeglied zwischen weißer und schwarzer Magie verwandt, die niemals eindeutig voneinander zu trennen sind. Da auch wir uns weder der einen noch der anderen Seite zugehörig fühlen und mit jedem gut auskommen, solange er uns nicht schaden will, charakterisiert uns der Bandname nach wie vor in idealer Weise!

Markus: Was ist eigentlich aus dem Corpsepaint geworden, welches Ihr auf Hymn To One Ablaze noch getragen habt?
Surtur:
Tja, das Corpsepaint war eine unserer Jugendsünden, was maßgeblich daran lag, dass unsere damalige Plattenfirma uns als Black Metal Band vermarkten wollte. Tatsächlich war auch von unserer Seite die Trennlinie damals noch nicht so genau umrissen, da wir selbst auch von vielen BM-Bands der damaligen Welle fasziniert waren. Wir waren damals einfach ein bisschen zu enthusiastisch, so dass wir uns über viele Dinge keine ernsthaften Gedanken machten. Letztendlich wollten wir uns aber nicht als etwas ausgeben, hinter dem wir nicht stehen, so dass wir mit dem zweiten Album konsequent unsere paganistische Einstellung in den Vordergrund stellten. Unser damaliger Drummer trug auf den Fotos zur zweiten CD zwar immer noch Pandabären-Paint, das hatte für ihn aber persönliche, ideologische Gründe, in denen wir ihn nicht beschneiden wollten…

Markus: Thricefold entstand ja nach einer Pause von Euch. Was hatte es damit auf sich und wie wirkt sich so eine Pause auf das Songwriting aus?
Surtur:
Die Gründe waren zum einen besetzungstechnischer- zum anderen finanzieller Natur, wie ich eingangs schon erwähnt habe. Im Nachhinein betrachtet hat diese lange Pause uns aber nur gut getan, da wir sehr lange an den neuen Stücken feilen und uns auch generell musikalisch weiterentwickeln konnten. Insbesondere die zweite CD kam insofern zu früh, dass wir in dem damaligen Line-Up noch nicht allzu lange zusammenspielten und somit vieles bei den Aufnahmen unausgereift bzw. unsauber klang. Hätten wir uns schon damals etwas mehr Zeit gelassen, hätten viele Fehler vermieden werden können. Für Thricefold hatten wir keine Plattenfirma im Nacken, so dass wir uns entschieden, diesmal optimal vorbereitet ins Studio zu gehen, um ein Produkt zu veröffentlichen, mit dem wir 100%ig zufrieden sein können.

Markus: Mit welchen drei Worten würdet ihr euer aktuelles Album beschreiben?

PURE FUCKIN' METAL!!!

Markus: Ihr verwendet viele Akustikteile, die sich oft orientalisch anhören. Was machen solche Parts für Euch so interessant?
Surtur:
Die Wiege der heutigen Zivilisation lag im vorderen Orient, in Mesopotamien, Ägypten oder auch Indien; Göttinnen wie Isis, Astarte, Kali oder Inanna repräsentieren nach wie vor Aspekte der Großen Göttin im heutigen Paganismus und auch unser "Namenspatron" Banebdjet, der Bock von Mendes, entstammt der altägyptischen Mythologie. Es wäre also als Anhänger heidnischer Ideologien dumm, diese Tatsachen zu ignorieren. Da wir nicht nationalistisch oder traditionalistisch ausgerichtet sind, finden sowohl orientalische, wie auch keltische oder germanische Einflüsse Einklang in unsere Songs. Wenn wir eine im orientalischen Bereich angesiedelte textliche Thematik anstreben, wie z.B. bei Our Mother in Darkness oder Ordo Templi Orientis, ist es wichtig, dass auch die musikalische Begleitung den Text unterstützt. Wenn wir wie bei A Tale of Doom and Passion wiederum keltische Mythen verarbeiten, werden die Gitarrenmelodien entsprechend daran orientiert.

Markus: Ihr verwendet Elemente aus vielen Bereichen, z.B. Black Metal, Folk, klassischer Heavy Metal etc. Gibt es Sachen, welche Ihr nie in Eure Musik integrieren würdet und warum?
Surtur:
Wir würden niemals Hardcore, Nö-Metal oder Neothrash-Einflüsse verwenden, da sie unserer Meinung nach keinerlei Atmosphäre oder Mystik beinhalten. Heavy Metal ist für uns gleichbedeutend mit Epik, Theatralik und Mystik, was ihn nahe an klassische Musik heranrückt. Die Grundlagen dessen was der Heavy Metal in seiner ursprünglichen Form ausstrahlt, sind mit dem "alten" Musikverständnis stark verwandt, weshalb bei vielen Bands eine Fusion von Metal und Klassik bzw. Folklore auch so prächtig funktioniert. Atmosphäre ist das wichtigste was ein guter Song haben muß - man muß diese fühlen und nachvollziehen können, auch wenn man den Text nicht mitlesen oder verstehen kann!

Markus: Für welche drei Aspekte stehen die drei Gesichter von Eurem Cover und in welchem Zusammenhang steht das Cover zur CD?
Surtur:
Das Cover repräsentiert die drei Aspekte der Großen Göttin im Paganismus - den jungfräulichen Aspekt, der sich im Erblühen der Natur und der Geburt und Wiedergeburt allen Lebens ausdrückt, den zornigen und destruktiven Aspekt und den Aspekt des Todes, der Vergänglichkeit aber auch der altersbedingten Weisheit. Das keltische Symbol des Triskels, welches ebenfalls auf dem Cover zu sehen ist, repräsentiert diese Dreiheit und ihr Zusammenwirken im immer wiederkehrenden Kreislauf der Natur und des Lebens. Der Zusammenhang zur CD ist einfach - alle drei Aspekte lassen sich in unserer Musik wiederfinden. Wenn die textliche Ausrichtung es verlangt, kann unsere Musik sowohl Zorn und Aggression, Fröhlichkeit oder auch Depression und Düsternis ausstrahlen. Ein netter, beabsichtigter Nebeneffekt dieser Gestaltung/Namensgebung ist auch, dass es die Tatsache unterstützt, dass Thricefold unser drittes Album ist…

Markus: Nutzt Ihr die Abwechslung männlich / weiblicher Gesang auch um Eure Texte zu unterstreichen oder nur wenn der "musikalische" Teil es erfordert?
Surtur:
Beides. Ich liebe es durchaus, in meinen Texten mit verschiedenen Rollen und Charakteren zu arbeiten, die natürlich am besten auch von verschiedenen Stimmen interpretiert werden. Abgesehen davon hat jeder von uns sein stimmliches "Spezialgebiet", das er oder sie am besten umsetzen kann, wenn die Situation es erfordert. Gerade diese Variabilität im Gesangsbereich hat sich ja nun mittlerweile zu einer Art Trademark von Goat Of Mendes gemausert, so dass wir es definitiv auch in Zukunft beibehalten werden!

Markus: Ihr geltet als Pagan Metal Band. Was bedeutet Euch diese Schublade und wie würdet Ihr sie für Euch selbst definieren?
Surtur:
Der von uns allen sehr geschätzte Martin Walkyier hat mal den Begriff "Thinking Man's Metal" geprägt, der unserer Meinung nach den Nagel ziemlich auf den Kopf trifft. Zu Zeiten der Christianisierung Europas galt das Wort "Pagan" als Schimpfwort - es bedeutete ungefähr soviel wie "bäuerlich", "rückständig" oder "primitiv" und galt all denjenigen, die den Bekehrungsversuchen trotzten und weiterhin ihrem althergebrachten Glauben anhingen. Auf den Metal-Bereich übertragen heißt es, dass wir unbeirrbar unseren Weg weitergehen werden, musikalisch und textlich das machen, wozu wir Lust haben und hinter dem wir auch ideologisch stehen, ohne auf gängige und möglicherweise erfolgversprechendere Trends zu schielen.

Markus: Wie wichtig ist bei euch der religiöse Aspekt, da "Pagan" ja eindeutig in diese Richtung zielt?
Surtur:
Was Marco, Maia und mich betrifft, ist uns der "religiöse" Aspekt durchaus wichtig, auch wenn wir unseren Paganismus eher als Philosophie denn als Religion definieren würden. Wir haben diese auch schon vor der Bandgründung vertreten und praktiziert, so dass es nur logisch war, dass ihre Inhalte auch in unsere Musik einfließen würden. Letztendlich glauben wir an die Macht der Natur und an die der sie bevölkernden Individuen, die mit ihr in Einklang existieren müssen, wobei die Natur und ihre Macht das einzig Göttliche darstellt, was wir ehren und respektieren. Die "Gottheiten" die im Paganismus namentlich genannt werden und in Ritualen eine Rolle spielen, sind letztendlich Metaphern, um verschiedenste Aspekte der Naturgewalten zu versinnbildlichen und sie im magischen Sinne greifbar zu machen. Was den Rest der Band angeht, so stehen Ralle und Larz ideologisch hinter uns, auch wenn sie sich nicht als praktizierende Paganisten bezeichnen würden, während F.T. eher den Philosophien LaVeys oder Nietzsches folgt, aber auch den Paganismus respektiert.

Markus: Wenn ich recht informiert bin, war Thricefold erst eine Eigenproduktion und jetzt ist das Album über Source Of Deluge Records lizenziert. Was könnt Ihr darüber erzählen?
Surtur:
Richtig, wir haben uns irgendwann nach dem Release des Demos entschlossen, die nächste CD auf alle Fälle in Eigenregie zu produzieren, da wir vom Musikbusiness erst mal die Nase gestrichen voll hatten. Da wir in unserem näheren Bekanntenkreis gute Bekannte haben, die uns eine qualitativ hochwertige Produktion zu einem erschwinglichen Preis ermöglichen konnten, haben wir letztendlich auf dieses Ziel hingearbeitet. Nach der Veröffentlichung waren wir mit einem Stand auf diversen Metalbörsen in der Umgebung vertreten, wo wir irgendwann Kontakt zu Jürgen von TWS-Records bekamen. Da er unsere Musik mochte, brachte er uns mit Source Of Deluge in Kontakt, mit denen TWS mittlerweile fusioniert haben. Danach ging alles ganz schnell; wir wurden insofern handelseinig, dass S.O.D. für uns den europaweiten Vertrieb sowie die Promotionarbeit übernehmen, wir aber weiterhin unsere eigene "Plattenfirma" bleiben und so auch weiterhin die vollständige Kontrolle über unsere Musik und unsere Finanzen behalten. Markus: Wurde das Album danach nochmals überarbeitet oder neu gemastert? Surtur: Nein, das war nicht nötig - Matthias vom K-Sound hat uns eine in unseren Augen oberamtliche Produktion hingezaubert. Das einzige was neu gestaltet werden musste, war die Coverrückseite, da wir dort noch den EAN-Code und das Firmenlogo von S.O.D. unterbringen mussten.

Markus: Welche neuen Möglichkeiten eröffnen sich Euch nun mit diesem Deal und kennt Ihr Eure Labelkollegen schon?
Surtur:
Der größte Vorteil ist, dass unsere CD nunmehr wesentlich leichter erhältlich ist und das europaweit. Des weiteren ist es leider eine Tatsache, dass bei einigen Magazinen Eigenproduktionen nicht den gleichen Stellenwert beigemessen bekommen, wie Labelproduktionen oder Vertriebsreleases. Dies zeigt sich häufig in der Bewertung, der Chance Interviews zu bekommen, und dem Platz den man eingeräumt bekommt, falls man nicht sowieso komplett ignoriert wird. Auch hätten wir ohne Vertriebspartner nicht die finanziellen Mittel, um eine größer angelegte Promotion zu fahren. Unsere Labelkollegen kennen wir bislang nur von der musikalischen Seite her - da S.O.D. noch ein junges Label ist sind es bisher auch nur zwei. Estuary of Calamity gefallen mir recht gut, während ich mit Stainless Steel nicht so viel anfangen kann. Das liegt aber hauptsächlich an meinem privaten Musikgeschmack, in dem Powermetal eher weniger vorkommt - rein musikalisch gesehen ist das schon sehr ordentlich.

Markus: Mit welchen weiteren Bands fühlt Ihr Euch musikalisch eng verbunden?
Surtur:
Das sind eigentlich zu viele um sie alle zu nennen, da auch jeder von uns seine ganz persönlichen Vorlieben und Inspirationsquellen hat. Für mich selbst würde ich Sabbat (UK), frühe Skyclad, My Dying Bride, Primordial, Cirith Ungol, Black Sabbath, Witchfynde, Christian Death, Absu, frühe Cradle of Filth, Fields of the Nephilim und Manilla Road nennen.

Markus: Wo und wann kann man Euch mal live sehen? Surtur: In diesem Jahr sind's nicht ganz so viele Gigs, da die meisten Veranstalter ihre Bookings schon abgeschlossen hatten, als wir so weit waren. Wir mussten erst einmal F.T. einarbeiten und haben mit dem CD-Release auch alle Hände voll zu tun gehabt. Bisher sind zwei Gigs definitiv bestätigt, nämlich am 21.9. in Essen (Julius Leber-Haus) und am 7.12. in Ratingen (Jugendzentrum LUX). Im Mai haben wir in Hagen gespielt; entsprechende Liveshots kann man auf unserer Homepage einsehen. Da wir im Moment noch in Verhandlungen mit diversen Veranstaltern stehen, lohnt sich ein Besuch auf der Page von Zeit zu Zeit, da wir aktuelle Konzerttermine direkt auf der Newsseite veröffentlichen!

Markus: Zum Abschluss noch ein paar Stichworte und Ihr gebt kurz ein Statement dazu ab :

a) Adorned Blood & "Erdenkraft"

Nette Jungs (und Mädels) und geile Musik, auch wenn es speziell zu "Erdenkraft" bei uns geteilte Meinungen gibt. Einige finden die Scheibe genial, mir persönlich ist's ein bisschen zu sehr auf der Subway-to-Sally-Schiene - da gefallen mir die alten, härteren Sachen bedeutend besser…

b) Deutscher Underground

Viele Bands, wenig Zusammenhalt, zu viel Kleinkrieg untereinander.

c) Online Fanzines

Im Prinzip eine sehr gute Sache, da diese an Aktualität kaum von den Printmedien zu überbieten sind. Meistens auch wesentlich stärker am Underground orientiert als diese. Allerdings ist im Online-Bereich die Prozentzahl derer, die auf Kosten der Musiker und Labels Schindluder treiben, indem sie für nichts CDs abstauben, ohne auch nur eine Rezi zu schreiben, erschreckend hoch. Da haben auch wir schon so unsere leidvollen Erfahrungen gemacht. Leider trifft dieses in erster Linie die Underground-Bands besonders hart, da diese für die Produktion und die Portokosten tief in die eigene Tasche langen müssen. Gleichzeitig fehlt ihnen aber meist auch die Kohle, um sich effektiv gegen Abzocke wehren zu können…

d) Mittelalter

Ich denke, gerade im Metalbereich wird das Mittelalter über Gebühr romantisiert. Also ich persönlich würde nicht im Mittelalter leben wollen, da es im Vergleich zur Antike doch eher ein gesellschaftlicher und kultureller Rückschritt der Menschheitsgeschichte war. Allein die Allmacht der Kirche zu jenen Zeiten würde mir gewaltig auf den Keks gehen…

e) Veröffentlichungsflut von CDs

Stört mich sehr, da es immer schwieriger wird, sich aus der unüberschaubaren Masse die Rosinen herauszupicken. Letztendlich kann das doch kein Mensch mehr alles kaufen, vor allem wenn man die heutigen CD-Preise vor Augen hat. Quantität geht leider immer stärker vor Qualität - vor 15 Jahren konnte man sich noch CDs blind, nur aufgrund des Covers kaufen. Heute fällt man damit in 90% aller Fälle auf die Schnauze…

f) CD - Brennerei

Ich denke, dass dieses Problem im Metal-Bereich nicht so sehr existiert wie in anderen Sparten. Der "echte" Metalfan ist neben der Musik auch an einer stilvollen Aufmachung und guten Texten interessiert, so dass er sich die ihn interessierenden CDs früher oder später auch im Original kaufen wird, selbst wenn er sie sich kurzfristig aufgrund eines finanziellen Engpasses erst einmal gebrannt hat.

Markus: Die letzten Worte gehören euch und dazu ein kleiner Tipp, wer denn Fussballweltmeister wird (Bitte mit Datum *g*)
Surtur:
Erst einmal danke für das Interview und die großartige Unterstützung! Den Tipp können wir leider nicht mehr abgeben, da wir vor Ablauf der WM nicht mit dem Inti fertig geworden sind. Abgesehen davon kommt der Fußballgott in unserem Pantheon auch nicht vor…

All Hail and Blessed Be

Surtur, Goat Of Mendes

Vielen Dank für das Interview und alles Gute.

 

8/2002© Markus Wedig • Goat Of Mendes