Mit
GRABAK hat eine der mit 15 Jahren Präsenz
dienstältesten Black Metal Bands der Republik, nach langem
Warten mit Agash Daeva kürzlich ein neues,
hervorragendes Album veröffentlicht. Ein Grund, sich einmal
näher mit der Truppe auseinanderzusetzen!
Seb:
Hallo und erst einmal herzlichen Glückwunsch erst einmal
zu Eurem neuen Werk Agash Daeva!
Grabak: Hallo. Freut uns, wenn’s gefällt.
Seb:
Während ich an diesem kleinen Interview bastelte, habt
Ihr bekannt gegeben, dass Bassist Gabor nach 12 Jahren sozusagen
Schritt für Schritt die Band verlassen wird. Könnt
Ihr Euch schon vorstellen, ein so lang gedientes Mitglied zu
ersetzen?
Grabak: Im Grunde hat Gabor diese Entscheidung nach
langer Überlegung selbst getroffen. Nach dem Studioaufenthalt
hat er für sich festgelegt, dass er GRABAK
nichts mehr geben könne. Man muss allerdings dazusagen,
dass er vor geraumer Zeit nach Berlin gezogen ist und sich dadurch
die Proben recht schwierig gestaltet haben. Letztlich muss jeder
für sich entscheiden, ob der Zeitpunkt gekommen ist, aufzuhören.
Seb:
Wo man heutzutage meist von nordisch/germanisch inspirierten
Albentiteln „überrannt“ wird, habt Ihr Euch
mit Agash Daeva thematisch zum Teil einem ganz anderen,
orientalischen, Kulturkreis zugewandt. Erklärt doch einmal
kurz, was es mit Albumtitel und Inhalt auf sich hat.
Grabak: Du hast Recht, Agash Daeva
ist tatsächlich orientalisch, genauer altpersisch, geprägt.
Daevas sind in der persischen Mythologie und im Zoroastrismus
gefallen Engel oder auch Dämonen.
Agash ist eine der sieben druis, weibliche Dämonen, die
zur Gruppe der Daevas gehören und Ahriman dienen. Wörtlich
übersetzt bedeutet ihr Name „der böse Blick“
und zeichnet sich verantwortlich für Krankheit, Übel
und Verderben. Dieses Motiv haben wir versucht auch optisch
umzusetzen.
Seb:
Neben den angesprochenen mythologisch-orientalischen Inhalten
geht es auch noch zu einem nicht unbedeutenden Teil um biblische/neutestamentarische
Themen. Wie lässt sich so etwas kombinieren, bzw. wie kommt
man denn auf so was?
Grabak: Unser Anteil an biblischen Themen ist in der
Tat nicht ganz unbedeutend. Inhaltlich kommen jedoch nur die
exemplarischen Widersacher zu Wort und Handlung. Wir haben mit
Judas einen der berühmtesten Verräter, der zugegebenermaßen
verführt, einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Lebensgeschichte
des Nazareners hatte. Ansonsten bekommt der große Verführer
ziemlich oft selbst die Rolle des Protagonisten. Mir gefällt
es einfach die alten Geschichten zu nehmen und sie aus einer
blasphemischen Perspektive zu erzählen. Das eine oder andere
Element hinzu und schon ist es nicht mehr die gelackte biographische
Leidensfabel.
Seb:
Abgesehen von euerem Namen, spielt bei GRABAK ein Bezug auf
nordische Mythologie und/oder sonstigen heidnisch-germanischen
Kram praktisch keine Rolle. Interessiert Euch das schlicht nicht
(mehr), wollt Ihr Euch damit unter anderem auch von der Masse
der heutigen BM-Flut abheben?
Grabak: Wir haben ganz zu Beginn unserer Karriere mal
Themen der Edda verwendet. Ich glaube, es gab jedoch nur zwei
oder drei Songs, die so ausgerichtet waren. Walküren
auf dem Debüt und noch weit vorher gab es mal ein Stück
namens Ragnarök. Mich hat es schlicht NIE interessiert.
Und da ich seit meinem Einstieg zu nahezu 100% textverantwortlich
bin, entstammen einfach keine nordisch-germanisch geprägten
Texte meinem Hirn. Dann doch lieber okkulte oder dämonologisch
gefärbte Lyrics, die einen Schuss Ironie zulassen. Dem
ganzen Pagan oder Neo-Folk von heute können wir ohnehin
nicht allzu sehr viel abgewinnen. „Heidnisches“
Liedgut auf traditionellen Instrumenten, wie Gitarren und Bässen
von B.C. Rich….
Seb:
Ihr habt für das neue Album stolze vier Jahre gebraucht.
Hat das Songwriting oder der inhaltliche Teil davon die meiste
Zeit verschlungen? Und wie geht bei Euch die Geburt eines neuen
Albums generell vonstatten?
Grabak: Immer schön Salz in die Wunde. Ja, es
hat verdammt lange gedauert, aber man muss dazu sagen, dass
es eher personelle Hintergründe hatte. Nach unserem letzten
Album haben wir ein ganzes Jahr lang keine neuen Songs geschrieben.
Wir waren einerseits irgendwie leer und andererseits konnten
wir auch nicht wirklich gut proben, da unser damaliger Drummer
kaum noch die Chance hatte, hinter sein Werkzeug zu steigen.
Auch mit seiner Motivation sah es nicht gut aus, so dass wir
uns, wie man so schön sagt, in gegenseitigem Einvernehmen
getrennt. Basti ist dann eingestiegen und wir haben in 2 Jahren
die elf Songs fertig gestellt, Konzerte gespielt und eine neue
Firma gefunden. Das war der nächste Grund. Unser Vertrag
mit CCP lief bis Juli 2006. Danach haben wir uns nach neuen
Partnern umgesehen, diesen in Black BlooD gefunden. Dann dauert
der organisatorische Teil noch einige Zeit und schon sind es
vier Jahre…
Geburt ist eine nette Umschreibung, denn ein Krampf ist es oftmals
auch. Naja, wir arrangieren die Songs häufig im Proberaum.
Einer der Saitenquäler bringt seine Ideen mit und dann
wird es gemeinsam umgesetzt oder halt nicht. Während des
Entstehungsprozesses kommen Texte und Drums dazu, bis es für
uns danach klingt, dass der Songs fertig ist. Und das kann auch
mal Monate dauern. Am Ende hast du viele Songs und willst sie
alle auf einer Scheibe unterbringen. Du gehst ins Studio, nimmst
sie auf und überlegst Dir die Reihenfolge der Stücke.
Wenn Du einen guten Produzenten hast, nimmt er dezent Einfluss
und alles wird gut. Du bekommst gute Reaktionen, verkaufst jede
Menge Alben und wirst reich. Oder so ähnlich.
Seb:
Seit den im Jahr 2000 liegenden Line-Up-Problemen und dem damit
verbundenen Wegfall des Keyboards aus Eurer Musik habe ich den
Eindruck, dass GRABAK musikalisch immer mehr auf Gewalt und
Geschwindigkeit setzen. Was hat Euch dazu bewogen, allmählich
immer straighter und härter zu spielen?
Grabak: Ich denke, das hat sich einfach mit den spielerischen
Fähigkeiten ergeben. Wir konnten eigentlich immer schneller,
hatten aber wohl eine Schlagzeugbremse. Aber schnell ist ja
auch nicht immer analog zu hart. Gibt viele Bands, die nicht
so schell sind, aber eine ungeheure Energie auf das Album bannen.
Basti ist jedoch ein extremer Drummer, zwar noch jung, aber
schon sehr gut. Und irgendwie passt es auch zu unserer Musik.
Eine wirklich gute Mischung würde ich sagen.
Seb:
Auffallend ist, dass sich im Vergleich zu den früheren
Werken neben klasse Black Metal Strukturen vor allem beim Drumming
ein guter Schuss Death Metal in Euren Stil gemischt hat. War
das Absicht, oder war Euer neuer Drummer es einfach noch gewohnt
so zu spielen und sozusagen der Grund für diese Umorientierung?
Grabak: Es stört uns nicht, dass sich der Drumming
Stil nach Death Metal anhört. Viele heutige Bands nutzen
die Form doch auch. Aber es stimmt schon, letztlich war er der
Grund, obwohl wir schon vorher gerne mehr Blast Beat genutzt
hätten. Jetzt haben wir halt unsere Nische gefunden und
spielen einfach ziemliche schnellen Black Metal.
Seb:
Habt Ihr vor, das aktuelle Album im Hinblick auf die Entwicklung
in Sachen Härte irgendwann noch zu toppen? Und wenn ja,
wie wollt Ihr das anstellen?
Grabak: Das wird wohl eher schwer. Schneller ginge
es sicher noch, das hört man ja auch live, nur irgendwann
verlieren sich die Riffs im Geschwindigkeitsrausch und Du kannst
sie nicht mehr vernünftig auflösen. Das kannst Du
dann damit vergleichen, mit einem Motorrad bei 200km/h auf einer
5cm dünnen Linie Slalom fahren zu wollen. Ich denke, wir
werden sehen, was sich so ergibt. Die Stilistik wird sich jedenfalls
nicht so schnell noch mal so dramatisch ändern.
Seb:
Trotz der gesteigerten Härte merkt man auch noch auf Agash
Daeva, dass Ihr Euch nach wie vor nicht scheut, auch Einflüsse
aus anderen metallischen Spielarten zu verarbeiten, oder gar
Inspiration aus ganz abseits davon liegender Quelle zu schöpfen.
Woher bezieht Ihr nach eigenem Empfinden die meisten Anregungen
für Euren Stil (wenn man mal von den üblichen Verdächtigen
aus dem nordischen BM absieht)?
Grabak: Ich würde sagen, aus Thrash und Death.
Manche Riffs kommen auch aus dem Heavy Bereich. Unser persönliches
Hörspektrum ist ziemlich breit, so dass sich immer Inspirationen
finden lassen.
Seb:
Neben Eurem Labelwechsel von CCP zu Black Blood Records und
Einheit Produktionen habt Ihr natürlich nicht mehr in deren
Studios, sondern quasi „vor der Haustür“ im
Studio von Disillusion Mastermind Andy aufgenommen. Vergleicht
man das neue Album mit seinen Vorgängern, hat sich der
Sound meines Erachtens auch deutlich verbessert. Seht Ihr das
auch so, und welchen Anteil daran würdet Ihr den veränderten
Produktionsbedingungen zugestehen?
Grabak: Ich stimme dir 100% zu. Es ist jedoch ein Mix
aus verschiedenen Faktoren, der für den Klangunterschied
verantwortlich zeichnet. Faktor Zeit. Wir haben diesmal 17 Tage
Studioarbeit hinter uns, kein Vergleich zu Disillusion mit 30
Monaten, aber doch länger als je mit GRABAK.
In Linz waren wir meist fünf Tage aufnehmen und haben zwei
Tage abgemischt. Diesmal haben wir zehn Tage aufgenommen und
sieben sind für mischen und mastern draufgegangen. Faktor
Technik. Wir haben andere Amps benutzt als vorher. Auch das
Schlagzeug war etwas stärker bestückt.
Faktor Studio. Naja, ich sag mal so. Es ist vor unserer Haustür,
da kannst Du mal sagen: „Schluss, ich brauche ne Auszeit
und fahre nach Hause.“ Von Linz aus ist das schwierig.
Die Studiotechnik spielt eher keine Rolle, man kann aus allem
etwas zaubern. Faktor Produzent. In unserem Falle eine enormer
Zugewinn. Andy ist wirklich ein genialer Einflussfaktor. Er
hat seine Ideen und Vorstellungen mit eingebracht und damit
die ganze Sache „abgerundet“. Er spielt halt selber
aktiv Musik und verbringt wohl irgendwie sein Leben fest mit
der Sache verwachsen. Wenn es nach uns geht, jeder Zeit wieder
ins KickTheFlame.
Seb:
Nicht nur das Soundstudio hat sich mit dem neuen Label-Deal
geändert, Ihr werdet ja nun fast zwangsläufig einem
größeren Publikum bekannter werden. Wird sich das
merklich auf Tour- und sonstige Konzertaktivitäten auswirken?
Wird man Euch (hoffentlich) auch bald mal im Ruhrgebiet bewundern
dürfen?
Grabak: Wieso werden wir zwangsläufig bekannter?
(Na, immerhin dürfte die Mischung aus Einheit Produktionen/Black
Blood doch vielen bekannter sein als CCP, so war es gemeint.
– Seb) Momentan ist es ein ziemliches Stück Arbeit
und Schreibaufwand seitens des Labels, uns nach vier Jahren
wieder zu promoten. Gut, die Scheibe bekommt erstaunlich viele
gute Kritiken, jedoch ist das heutzutage kaum noch ausreichend,
flächendeckender bekannt zu werden. Konzerte sind da eine
gute Variante, wir haben auch schon mehr Shows gespielt in diesem
Jahr aber es könnten auch noch mehr Gigs sein. Sicher werden
wir auch mal touren, aber da wir alle arbeiten gehen bzw. ich
eine eigene Firma habe, müssen wir das zeitlich gut abstimmen.
Das hängt jedoch von ein paar externen Dingen ab.
Wir spielen im Dezember diesen Jahres auf der Satans Convention
in Werl und das ist ja nicht so weit weg vom Pott. (Da werden
wir dann auch anwesend sein ;) - Cal)
Seb:
So, dann wäre ich mal so am Ende mit meinen Fragen. Dankeschön
für geopferte Zeit und Mühe und zum Schluss könnt
Ihr noch alles loswerden, was noch gesagt werden sollte ;)
Grabak: Alles klar. Der Dank ist auf unserer Seite
und vielleicht trifft man sich ja mal im Ruhrgebiet.