Eigentlich wollte ich ja dieses Interview auf dem Wacken Open Air machen, aber ... weiß der Deibel warum, ich hab den Stand von Prophecy Records nicht gefunden. Vielleicht war ich zu betrunken oder mit Blindheit geschlagen oder auch beides ... oder einfach jenseits von Gut und Böse. Jedenfalls konnte ich kein konkretes Date ausmachen, auch lief mir Tchort nirgendwo in die Arme. Wie man lesen wird, hatte aber auch GREEN CARNATION's Mastermind nix besseres zu tun, als sich den Wanst mit leckerem Bier zu füllen *lol*. Keine Ahnung, was für ein Interview da wohl bei rum gekommen wäre. Nun musste sich Tchort eben zwischen den Aufnahmen im Studio mit BloodRedThrone hinsetzen und die Fragen beantworten ...

Green Carnation

Dajana: War das eigentlich Dein erstes Wacken? Was hältst Du von den Fans, dem Festival, der Location, Eurem Zeitplan, Organisation, Bühne und das ganze Drumherum? Kommst Du wieder (vielleicht mit BRT nächstes Jahr)?
Tchort:
Das war mein zweites Wacken, aber das erste mal als Musiker, ja. Ich denke, das ist ein ziemlich geiles Festival und ich war ziemlich glücklich mit der Bühne, auf der wir gespielt haben, auch wenn die Leute nicht allzu viel gesehen haben ( zu viel Nebel auf der Bühne und zuviel Alkohol im Blut). Ich schätze mal, die Dinge liefen gut für uns und ich würde liebend gerne zurückkommen, in einem anderen Jahr, mit einen von meinen Bands.

Dajana: Ihr musstet gegen U.D.O. spielen (Truestage), dennoch sind ein Haufen Leute bei Euch erschienen, obwohl sie vorher noch nie was von GREEN CARNATION gehört hatten. Und sie mochten, was sie hörten. Hast Du mit so was gerechnet?
Tchort:
Eigentlich hab ich gehofft, das viele Leute rüberkommen würden, als der Bühnenwechsel zwischen Kreator und U.D.O. war, weil, ich war davon überzeugt, das die Leute dann auch bleiben würden, wenn wir ihr Interesse auf uns ziehen könnten. Hoffentlich hatte ich recht. Unglücklicherweise - so hörte ich später - mussten die meisten Busse nach Skandinavien während unseres Sets abrücken, so dass die meisten Skandinavier ( die mit dem Bus kamen) uns nicht gesehen haben.

Dajana: Hattest Du das Gefühl, das die Musik von der Truestage Eure, viel ruhigere Musik negativ beeinflusst hat (obwohl die Bühnen dieses Jahr besser angeordnet waren)?
Tchort:
Nö, wir konnten überhaupt nichts von der anderen Bühne hören. Also haben wir gefragt, ob wir nicht ein bisschen von U.D.O. auf unsere Monitorboxen bekommen könnten, damit wir den Gig nicht verpassen ... hehehe.

Dajana: Vielleicht erinnerst Du Dich noch, während der Aufnahmen zu Light Of Day, Day Of Darkness gab's einige Verwirrungen, wer nun in der Band ist oder nicht (ausgelöst durch Vibeke Stene von Tristania). Also, wer oder was ist GREEN CARNATION? Ist das Dein persönliches Ding oder eine richtige Band, und wer ist dabei?
Tchort:
Das ist eine reguläre Band. Wir hatten 'nen Line-up Wechsel zwischen dem ersten und dem zweiten Album. Grund dafür war, das die anderen nicht normal in eine Band integriert sein wollten. Sie wollten keinen Druck vom Label, den Medien ... etc. und sich mehr auf Solo Projekte konzentrieren. Sehr untergrundmäßig eben. Jedenfalls hab ich diesmal die ganze Musik für GREEN CARNATION allein geschrieben und ein paar Musiker für Light Of Day ausgewählt. Die selben Musiker, die das Album aufgenommen haben, haben auch live in Wacken gespielt und werden auch beim nächsten Album dabei sein.

Dajana: GREEN CARNATION hat ja eine sehr interessante Vergangenheit. Ursprünglich als Death Metal Band gegründet, bist Du dann ausgewandert, um bei anderen Bands zu spielen (z.B. Emperor ... etc.). Aus dem Rest der Band wurde In The Woods mit einer komplett anderen musikalischen Stilrichtung. Als Du nach Jahren zurückgekommen bist und GREEN CARNATION wiederbelebt hast, hast Du dort angeknüpft, wo In The Woods aufgehört haben (ganz kurzer Abriss der Story *ggg*). Warum die musikalische Änderung bei der "neuen" Band GREEN CARNATION? Ist BloodRedThrone nun der Ersatz für die Death Metal Roots? Ist GREEN CARNATION die logische Fortsetzung von In The Woods? Bitte, bring etwas Licht in die Sache.
Tchort:
Als wir darüber diskutierten die Band zu reformieren, lag schon eine lange Zeit zwischen Split und Reformation. Wir alle hatten uns geändert, als Musiker und Hörer. Ich hatte die ganze Zeit mit Extreme Metal zu tun, die anderen in In The Woods mehr mit Progressive Rock. Die anderen hatten kein Interesse wieder extremen Metal zu machen und ich wollte nicht so was ähnliches wie In The Woods machen. Also haben wir einen Kompromiss geschlossen, mit dem alle leben können. Wir haben es auf Doom Metal abgezielt, weil wir so was hörten und niemand von uns bisher solche Musik gemacht hatte. Unsere erste Platte ist sehr doomig. BloodRedThrone ist eine Fortsetzung von dem, womit ich mal begonnen habe ... nämlich Death Metal.

Dajana: Ich hab mehrere Male gelesen, das diverse Magazine Eure Musik als Psychedelic Doom Metal bezeichnet haben. Ist es das, wie Du es auch bezeichnen würdest? Wenn nicht, wie würdest Du Eure Musik beschreiben?
Tchort:
Das war, wie wir unser erstes Album bezeichnet haben. Was wir auf Light Of Day fabriziert haben, könnte man besser als Atmospheric Prog Rock bezeichnen. Für's nächste Album ... da bin ich sicher ... wird sich die Bezeichnung wieder ändern ...hehe.

Dajana: Ich war sehr neugierig, wie Ihr Eure Musik auf einer Festivalbühne umsetzen würdet. Aber letztendlich war es ganz einfach, Ihr habt einfach das ganze Album runter gespielt (mehr oder weniger). Und die Leute mochten es sehr, verloren nicht den roten Faden oder waren irritiert über das Konzept. Das ist beeindruckend ... Tchort: Danke. Als wir uns der Idee von Liveauftritten annäherten ( ich dachte immer, das Light Of Day nur ein Studioalbum sein würde), arbeitete ich an einem speziellen Livekonzept. Ich wollte das Album in einen 45 Minuten Set umarrangieren, aber ich erfuhr, das wir eine Menge von den Sounds und Extras vom Album auch live umsetzen konnten. Ich dachte, das Album ist genug, wie es ist. Es ist sehr ehrlich und emotional, das ist auch etwas, was live immer funktioniert. Also gaben wir der Sache eine Chance und probten das ganze Album. Wir hatten nur einen einzigen Liveauftritt in unserer Heimatstadt vor Wacken.

Dajana: Ich hatte nicht erwartet, das es auf einer Festivalbühne so gut funktionieren würde. Warst Du wirklich überzeugt davon?
Tchort:
Ich war davon leicht zu überzeugen; während der wenigen Proben, des Gigs und des Feedbacks, das wir vom Publikum bekamen. Obwohl wir mehrere technische Probleme in Wacken hatten, z.B. alle Samples mit den Streichern gingen während des Soundchecks und während der Show kaputt. Unsere Keyboarder musste alles improvisieren, alle möglichen Sounds benutzen und ausprobieren, um den Verlust zu kompensieren und trotzdem noch unser Album zu spielen. Ich denke, sie haben einen guten Job gemacht. Aber niemand von uns kapierte, warum das Intro nicht startete ( außer ihnen). Sie konnten nur einen Block spielen, nicht die Kinderchöre, den Regen, den Wind, die Effekte, Loops...etc. Wir mussten einfach das Beste aus der Situation machen. Das Outro, die Musik Box waren auch weg, deshalb konntet ihr es auch nicht hören auf dem Wacken ...

Dajana: Ok, nun, wo es ja funktioniert, gibt es eine Chance für eine eigene Tour? Um die Musik mal im richtigen Ambiente genießen zu können?
Tchort:
Wir würden es lieben, ein paar Club Gigs mehr zu spielen, das ist sicher. Nun hoffen wir mal, das uns jemand bucht ... hehe. Wirklich, wir spielen ein paar Shows und Festivals in Norwegen im Herbst und bis zum nächsten Jahr. Das ist alles, was geplant ist.

Dajana: Würdet Ihr dabei auch Stücke von Eurer ersten Platte spielen?
Tchort:
Ich denke nicht, da auch niemand aus diesem Line up die Stücke je gespielt hat, außer mir. Der Gesang wäre anders, etc. Außerdem, Light Of Day für eine Stunde live zu spielen ist bereits ein musikalischer Bonbon an sich, denke ich.

Dajana: Du hast bereits mit dem Songwriting zum dritten Album begonnen. Kannst Du uns schon etwas drüber erzählen?
Tchort:
Eine Menge. Das neue Album wird The Writings On The Wall heißen und wird nur kurze Songs beinhalten, was ich in GREEN CARNATION bisher noch nicht gemacht habe. Irgendwas unterschiedliches zu jedem Album. Wie es klingen wird? Da ist es noch zu früh, um etwas darüber zu sagen, aber ich hab eine Idee =)

Dajana: In welchen Bands (und Projekten) bist Du jetzt eigentlich involviert? Brauchst Du diese Kontraste in der Musik? Besteht die Gefahr, das Du ausbrennst, Dich überarbeitest und Deine Kreativität und Energie langsam ausbluten? Was gibt Dir die Inspiration?
Tchort:
Mein Sohn gibt mir die nötige Inspiration. Die 3 Bands in denen ich jetzt spiele sind so unterschiedlich zueinander, das es sich anfühlt, als würde ich immer irgendwas Neues mit jeder Band machen. Ganz offensichtlich bin ich in GREEN CARNATION, ich hab meine Death Metal Band BloodRedThrone und die Blackmetaller Carpathian Forest. Sehr unterschiedlich zueinander in allen Aspekten.

Dajana: Hat der Bandname GREEN CARNATION eine spezielle Bedeutung? Ich meine, das ist ein sehr ungewöhnlicher Name für eine Death Metal Band, ebenso für eine nordische Band generell. Ich kann wirklich nichts mit diesem Namen assoziieren. Das einzige, das mir dazu einfällt, ist die Nelke als Gewürzpflanze, unreif ( aber auch dann hab ich keine Idee ;-)).
Tchort:
Das ist der Name einer Blume, wirklich. Aber als wir den Namen fanden, erfuhren wir auch, das man ihn manchmal für grünes Fleisch nimmt, also für faulendes Fleisch. Das klingt cool und wahrscheinlich hat noch niemand diesen Namen benutzt, also sind wir dabei geblieben.

Dajana: Der letzte Part ist für Dich. Erzähl uns, was noch wichtig ist und wir wissen sollten, irgendwelche Statements oder was immer Du magst:
Tchort:
Naja, ich hoffe, das alle Metalheads sich die Mühe machen alle 3 Bands auszuchecken, da sie alle was Spezielles anzubieten haben, für jede Gemütslage. Also kommt zur BloodRedThrone Tour im November, irgendwo in Deiner Nähe!

Danke für Eure Unterstützung

Tchort

 
2002 © Dajana Winkel • Green Carnation