Die finnische Band GRINISTER hat mit der Veröffentlichung ihres Debüt Albums Unleashed so manchen Kritiker positiv überrascht. So handelt es sich um eine Cross Over Band, was ja eigentlich ein Novum ist, wenn man das Herkunftsland betrachtet, zum anderen wissen die Jungs sich gegenüber der Einheitsware Nu Metal aus amerikanischen Landen sehr wohl zu behaupten. Grund genug, den Herrschaften mal auf den Zahn zu fühlen. Frontshouter Aki Hakkinen hat sich dann auch sehr viel Zeit genommen, um die Fragen ausführlich zu beantworten...

Grinister

Dajana: Unleashed ist vor einiger Zeit veröffentlicht worden. Soweit ich das überblicken kann, gab es durch die Bank positive Reaktionen. Wie laufen die Dinge im Moment?
Aki: Die Dinge laufen gut. Wir hatten die Chance in Finnland zu touren und konnten den Leuten zeigen, was wir wirklich draufhaben. Im Moment arbeiten wir an einem Demo zu unserem zweites Album, zwischen den Gigs, aber wir werden auch bald mit den Aufnahmen zum zweiten Album anfangen. Wir haben schon ein paar neue Songs bei unseren Shows gespielt, das Feedback war erstaunlich. Unser Album wurde vor ein paar Monaten veröffentlicht (in Finnland am 30.3.2001) und wie du schon sagst, die Reaktionen waren großartig. Wir haben auch einen US Deal an Land gezogen, so daß das Album auch bald dort veröffentlicht wird. Wir hoffen, daß wir im neuen Jahr eine Europatour machen können und wir werden uns auf ein paar Festivals sehen lassen.

Dajana: Ihr müßt Euch sicherlich direkte Vergleiche mit allerlei amerikanischen Nu Metal Bands gefallen oder Euch sogar in ein und demselben Topf stecken lassen. Wie reagiert Ihr darauf?
Aki: Es ist sicherlich so, wenn du eine Band startest wirst du immer mit irgend jemand verglichen. Die Leute können die Einflüsse in unserer Musik heraushören aber unser Background wird ebenso beeinflußt. Wir alle haben unsere Einflüsse, welche sich dann zum GRINISTER-Sound summieren. Ich glaube, niemand kann uns wirklich mit irgend einer anderen Band vergleichen aber mit einem Haufen Bands, mit denen wir was gemeinsam haben. Um auf den Begriff „Nu Metal" zu kommen ... ich würde sagen, es ist ok, wenn die Leute den Begriff benutzen, wenn sie über originale „Nu Metal" Bands wie Fear Factory, Korn, Deftones, Faith No More, Sepultura und Soulfly z.B. reden. Nu Metal, nicht wie er heute gebraucht wird, um auf Bands wie: Limp Bizkit, Papa Roach oder Linkin Park zu verweisen, die sind eher Rock/ Pop. Ich würde unsere Musik als Cross Over Metal kategorisieren (wenn es denn sein muß), weil wir eine Menge verschiedener Elemente mit Metal kombinieren.

Dajana: Es ist ja auch relativ ungewöhnlich, sich mit einer Nu Metal Band aus Finnland zu befassen. Fällt das auf? Gibt es da spezielle Reaktionen, Verwunderung oder sowas in der Art?
Aki: Oh yeah, wir sind nicht wie der traditionelle finnische Metal. Es gibt nur ein paar alternative Bands mit einem Deal aber der Untergrund ist stark im Kommen. Wir nehmen gerne lokale Bands für unseren Support und da sind einige richtig gute Bands dabei, die nur auf eine Chance warten. Die größte Überraschung aber war, das uns auch die traditionellen Bands ein erstaunliches Feedback gaben, obwohl die Lücken zwischen den Genres üblicherweise recht groß sind. Ich glaube, wir haben hier in Finnland die verschiedenen Genres dichter zusammengebracht und werden das auch in der Zukunft weiterhin tun. Z.B. wird Sentenced’s Sänger Ville auf unserem nächsten Album mit dabei sein. Generell gesehen waren die Leute positiv überrascht, das Finnland ein paar großartige Cross Over Bands anzubieten hat.

Dajana: Ihr werdet Euch in Zukunft genau gegen diesen Markt behaupten müssen. Ist das zu schaffen ? Ich meine, ohne im Einheitsbrei unterzugehen ?
Aki: Die Zeit ist unsere Waffe in diesem Kampf. Da gibt’s eine Menge Bands, die schnell hoch gekommen und nun noch schneller wieder verschwunden sind. Unser Ziel ist es, es immer weiter laufen zu lassen, egal wie. Wenn wir einfach immer weitermachen, werden uns die Leute schon finden. Natürlich bekommen wir durch gute Songs und beeindruckende Live - Performance Anerkennung. Wenn die Leute die Nase voll haben von all diesen amerikanischen Bands, werden sie nach etwas neuem, exotischem Ausschau halten. Und was ist exotischer als Finnland ?

Dajana: Ihr seid inzwischen recht präsent in Eurer Heimat. Wann wird man Euch auf einer Tour in Europa zusehen bekommen ?
Aki: Wir spielten bereits auf ein paar größeren Festivals als Ersatz für andere Bands. Aber die Dinge liefen nicht so wie geplant. Wir planen eine Tour und du wirst uns zu 99% auch auf Festivals sehen. Es sieht gut aus und vielleicht bekommst du uns eher zu Gesicht als du denkst ... nimm dich nur in Acht!

Dajana: Ich kenne leider Eure Demos nicht. Hat sich Euer Musikstil wirklich so sehr nach dem ersten Demo geändert, daß es notwendig war eine neue Band zu gründen ?
Aki: Die Musik war ein bißchen dunkler und der Drummer, den wir damals hatten, benutze eine Menge Double Bass. Ich hab damals nicht gesungen, nur geschrienen, mit ein paar aggressiven Raps, die aber gar nicht wie Rap klangen (so wie bei Biohazard z.B.). Unsere Musik war ziemlich nah an späteren Sepultura dran und hatte was gemeinsam mit Stuck Mojo. Unsere Musik begann sich zu entwickeln zu der Art, wie du sie nun hören kannst und unser damaliger Drummer war nicht der Beste für unseren neuen Stil ( auch wenn er ein guter Metal Drummer ist, greetz). Als die Label anfingen Interesse an uns zu zeigen, wollte unser Gitarrist raus. Er wollte nicht in so einer hohen Liga spielen, also fanden wir einen neuen Gitarristen. Vesa hat seinen Bass gegen die Gitarre eingetauscht, also brauchten wir noch einen Bassisten. Also im Grunde hat sich alles geändert, außer mir. Letztendlich haben wir dann auch den Bandnamen geändert, zumal es schon irgendwo eine Band namens Drop gab. Wir erfanden einen Namen, der nicht wirklich existiert - GRINISTER. (Grinister ist zusammengesetzt aus „grin" = grinsen und „sinister" = finster – Anm. der Red.)

Dajana: 11 Songs sind ziemlich viel für ein Debüt Album. Wäre es nicht besser gewesen, die Demo Tracks vielleicht als Bonus Tracks auf 2 Alben zu verteilen ? So wirkt das Album doch recht lang und überladen.
Aki: Ein paar Leute haben die Länge des Albums kritisiert. Wir wollten es so lang machen, weil wir denken, die Leute sollen auch was für’s Geld bekommen. Ein anderer Grund ist, wir wollten reinen Tisch machen, bevor wir neues Material produzieren. So kannst du unsere Bandgeschichte auf einer CD wiederfinden. Ein paar der Songs sind schon Jahre alt und bedeuten uns sehr viel. Ich denke nicht, das unser Album überladen ist. Das Material ist ziemlich dynamisch und beinhaltet verschiedene Arten von Songs. Dieses Album hält uns die Türen auf und niemand kann erahnen, was ihn auf unserem zweiten Album erwartet. Wir wollen nicht immer wieder die selben Songs machen, doch wir werden uns weiterentwickeln. Tatsächlich haben wir schon 2 Songs rausgenommen, welche wir als Single veröffentlicht haben. Wir wollten es als Sammlerstück.

Dajana: Ihr seid noch eine recht junge Band und erst am Anfang Eurer Karriere. Wie seht Ihr Eure reale musikalische Zukunft in diesen Zeiten ?
Aki: Ich glaube, wir werden niemals eine von diesen Mega- Monster- Bands sein aber wir werden immer unser Ding durchziehen. Wir haben das seit 14- 15 Jahren so gemacht und es gibt keinen Grund, warum wir jetzt aufhören sollten. Wir werden sehen, wo wir nach weiteren 15 Jahren angekommen sind und ob wir ein paar Dollars gemacht haben. Niemand kann sagen, was die Zukunft wirklich bringt, aber die Dinge verbessern sich die ganze Zeit für uns. Finnland ist ziemlich gut im Musikgeschäft und die Zukunft sieht ok aus. Laßt uns hoffen, daß die Dinge alle in dieselbe Richtung laufen.

Dajana: Ihr habt im Vergleich zu anderen Bands sehr schnell einen Vertrag bekommen und seid auch so gut im Rennen. Worauf führt Ihr das zurück ? Ich meine, andere Bands krebsen viele Jahre in der Gegend rum, bevor sie eine reelle Chance bekommen.
Aki:
Das ist nur ein Grund: HARTE ARBEIT! Wir hatten ein Ziel, wir haben dafür gekämpft und es erreicht ... ziemlich schnell ... naja, es dauerte 14 Jahre, um einen Deal zu bekommen!! Wir haben uns in der Zwischenzeit ein kleines Studio aufgebaut, wo wir unser Zeugs aufnehmen konnten, wann wir wollten. Wir haben ein Demo nach dem anderen gemacht und natürlich,
das Material und das Know How haben sich mit der Zeit verbessert. Alles hatte irgendwie Erfolg, nachdem GRINISTER geboren war. Aber wir haben noch 3 Demos gemacht, bevor wir einen Deal unterschreiben konnten. Wir waren auch schon immer eine sehr aktive Live Band und die Leute wußten, unsere Shows sind reiner „headbanginhardcore". Ich hab auch all die Buchungen für Shows und Tourarrangements gemacht und fand unsere Sponsoren. Und nicht zu vergessen, wir produzierten und haben unser Album selbst aufgenommen! Nicht viele Bands können das so machen, das ist ein Plus für uns. Die meisten Bands tendieren dazu, nur zu sitzen und zu warten bis jemand kommt und sie entdeckt ... wir geben alles und das ist der einzige Weg.

Dajana: Bitte erkläre mir mal, was Aggro ist :-)
Aki: Naja, Musik ist unsere Art, Dampf abzulassen. Ich trage eine Menge Haß mit mir herum und ich muß mal ab und zu explodieren, irgendwie. Unsere Shows sind die beste Möglichkeit, das zu tun und ein paar Leute haben schon gesagt, das ich ziemlich unheimlich bin, auf der Bühne. Ich mag es auch in die „Grube" zu springen und dort ein bißchen rumzutoben. Es ist auch nicht selten zu sehen, das einer der Bandmitglieder während der Show blutet ... es ist in der Tat wild. Meine Texte und Ausdrucksweise sind ziemlich aggressiv, so kommt’s zum Aggro. :-)

Dajana: Bei dem Cover habt Ihr Euch für Travis Smith entschieden, warum gerade er ?
Aki: Travis hat ein wunderbares Auge für das Schöne des Bösen. Ich bin ein großer Fan von Horrorfilmen und Travis hat was mit denen gemeinsam. Ich wollte unbedingt seine Arbeit für unser Cover und mit Hilfe eines gemeinsamen Freundes hat Travis all seine Arbeiten verschoben, um unser Cover zu machen (unglaublich!). Ich hatte eine Idee, wie es aussehen könnte (ein Killer Clown aus der Hölle könnte die Inkarnation von GRINISTER sein) und nun kannst du seine Vision von unserem Album sehen und ich meine es ist perfekt! Ich hoffe, Travis wird auch unser nächstes Cover machen.

Dajana: Beschreibt mir Euer Land so, daß ich nicht umhin kann, sofort meine Sachen zu packen und mich aufzumachen, Finnland zu entdecken.
Aki: Finnland ist das Land der tausend Seen und das zu Hause vom Weihnachtsmann. Wenige große Städte, meistens Natur. Das Land ist sauber und schön. Finnland ist ein 50 - 50 Land. 50% für den Sommer und 50% für den verschneiten Winter. Die Tage sind lang im Sommer (im Mitsommer gibt es überhaupt keine Dunkelheit) und die Winter sind sehr dunkel und kalt (und die Leute fragen, warum so viele Metal Bands *lol*). Finnische Menschen sind bekannt, harte Trinker zu sein und meiner Meinung gibt es überall einen Haufen Leute die wirklich ok sind. Finnland ist auch ein ziemlich kleines Land (nur 5 Millionen Menschen). Was mehr kannst du dir erhoffen, wenn du skandinavische Mädels und ‘ne Menge guter Metal Bands hast!? (danach wirst du wahrscheinlich deine Sachen packen und deine Entdeckungsreise starten ... hehe).

Dajana: Finnen sind bekannt dafür, das sie total verrückt und ausgeflippt sind und jede Menge Unsinn anstellen können, insbesondere dann, wenn sie betrunken sind. Gehört Ihr auch dazu ?
Aki: Haha, ich bin sogar verrückter, als die meisten finnischen Freaks. Ich trinke überhaupt keinen Alkohol und bin sogar noch durchgeknallter. Die Leute tendieren zu der Ansicht, ich bin wahnsinnig, wenn sie uns auf der Bühne sehen und sind hinterher überrascht, wenn sie erfahren, ich bin straight edge ( vor ein paar Jahren war ich auch einer von diesen zugedröhnten Bastards). Die anderen Bandmitglieder mögen diese verdammten Drogen ;-) und wir haben eine Menge lustiges Filmmaterial on the road und wir werden ein Road Movie von alledem machen ... du wirst sehen.

Short Cuts:

• Lieblingsgetränk: Dr. Pepper

• das beste Gericht, das Du auf den Tisch bringen kannst: Burritos mit allem - ich mag es heiß und scharf

• Lieblingsspielzeug: Harley Davidson

• liebste Beschäftigung in einsamen nordischen Winternächten: H-D’s bauen und headbangen

• was würdest Du Aliens als erstes beibringen, wenn sie kommen und nach repräsentativen Lektionen bezüglich der Menschheit bzw. dem finnischen Volk fragen: das Leute Angst vor dem haben, was sie nicht verstehen

• Bands, spezielle Künstler mit denen Du gern mal die Bühne teilen würdest, egal ob tot oder lebendig: oh, da sind sooo viele, aber um ein paar zu erwähnen: Slipknot, Biohazard, Machine Head, Meshuggah, Deftones, Refused, Jimi Hendrix, Lynn Strait (from Snot - R.I.P.) ... u.s.w.

Letzte Worte, was die Leute da draußen noch wissen sollten oder Du ihnen erzählen willst: Checkt unser Album und unsere Webseite aus (neue Version ist auf dem Weg) und hinterlaßt eure Spuren dort. Nehmt keine Drogen, ihr braucht das nicht! ... du hast die Chance, später zu sterben.

 
12/2001 © Dajana Winkel • Grinister