Michael:
Erzählt doch erstmal etwas über HAVOK, den meisten
Leuten dürftet ihr schließlich noch relativ unbekannt
sein.
David: Ich habe die Band Anfang 2004 im Alter von 15 Jahren
gegründet. Erst gab es da nur mich und einen Schlagzeuger,
den ich von der High School her kannte. Zunächst haben
wir Metallica Songs gezockt, merkten aber schnell, dass wir
einen weiteren Gitarristen brauchten, weil ich die Solis nicht
spielen konnte (ich hatte zu dieser Zeit überhaupt erst
1 ½ Jahre Gitarre gespielt). Wir verteilten also ein
Paar Anzeigen in Musikläden etc., auf die sich dann Shawn
gemeldet hat. Den Bass übernahm dann ein anderer Mitschüler
aus der High School. Shawn und ich sind also seit Beginn der
Band dabei. Wir hatten zwar einige Umbesetzungen bei der Rhythmus-Sektion,
aber davon haben wir uns nicht aufhalten lassen. Die jetzige
Besetzung ist unsere bisher stärkste, also macht euch auf
was gefasst, wenn ihr uns sehen oder neues Zeug von uns hören
solltet.
Michael:
Meinem Promo lagen leider keine Texte bei. Könnt Ihr dazu
mehr sagen? Worum geht es in euren Songs?
David: Unsere Texte decken eine ganze Menge an Themen ab.
Das reicht von historischen Ereignissen, persönlichen und
sozialen Themen, berühmten Persönlichkeiten, Posern
und Politik bis hin zum Tod.
Michael:
Wie kommt man als Band aus (nach den Photos zu schließen)
noch sehr jungen Mitgliedern dazu, einen so "altbackenen"
Stil zu zocken?
David: Seien wir doch mal ehrlich: die besten Up-Tempo Metal-Sachen
wurden vor 20 Jahren gemacht! Ich selber möchte nur das
spielen, was ich auch gern von einer anderen Band hören
mag. Ich schreibe Stücke, die ich mir auch anhören
würde, wenn sie nicht von HAVOK wären.
Michael:
Wie hat sich denn das Drummer-Problem gelöst? Zum Zeitpunkt
des Album-Releases war der Posten ja noch vakant...
David: Ja, das stimmt. Als das Album raus kam, hatten wir
keinen Drummer! Kurz gesagt: unser alter Schlagzeuger hat geheiratet
und sich ganz vom Rock'n'Roll zurückgezogen. Jetzt haben
wir einen Neuen und ein sehr stabiles Lineup.
Michael:
Ihr seid die erste Thrash Band bei Candlelight. Seht ihr das
eher als Nach- oder als Vorteil an?
David: Nun, auf Candlelight sind auch noch Onslaught und
Destruction (Michael: mein Fehler; hab natürlich nur
die deutsche Vertriebslage betrachtet…), aber wenn
man von neueren Thrash Bands ausgeht, sind wir in der Tat die
ersten. Ich finde, dass ist eine tolle Sache für uns! Candlelight
decken eine große Bandbreite ab, und wir sind sehr erfreut,
ein Teil der Familie zu sein. Da sind einige wirklich geile
Bands auf dem gleichen Label wie wir, deshalb ist es uns eine
Ehre, im Zusammenhang mit diesen Bands betrachtet zu werden.
Michael:
Euer Bandname ist im Gegensatz zur Musik ja nicht besonders
originell. Sprich, es hat in den letzten ca. 20 Jahren schon
einige Bands mit diesem Namen (teils mit k, teils mit c als
letzten Buchstaben) gegeben. Befürchtet ihr da nicht Verwechslungen
oder sogar mal eine Klage bzgl. der Namensrechte?
David: Wir sind anscheinend die ersten HAVOK, die
sich den Namen als Markenzeichen haben registrieren lassen,
daher rechne ich in der Zukunft nicht mit rechtlichen Problemen.
Hauptsächlich haben wir die Band aber so genannt weil das
Logo einfach zu gut aussah! Ich habe keine Angst vor irgendwelchen
Verwechslungen, weil wir "die" HAVOK sein werden,
Punkt.
(Anm. NH: Momentan gibt es eine deutsche Death Metal mit
dem gleichen Namen plus zwei weitere aktive Bands…)
Michael:
Burn hat meines Wissens nach überwiegend gute Kritiken
erhalten. Häufig konnte man aber auch lesen, dass Teile
von Path To Nowhere stark an die erste Metallica erinnern.
Seht ihr das auch so, oder war das evtl. sogar ein wenig beabsichtigt?
David: Bei Path To Nowhere finden sich in der Tat
Riffs, die sich mit alten Megadeth oder Metallica vergleichen
lassen. Vor allem am Ende des Songs war das Absicht; das Riff
sollte so klingen wie auf Kill 'Em All!
Michael:
Wie ist denn die gerade beendete US-Tour gelaufen?
David: Soviel Spaß hatten wir noch nie auf einer Tour.
Alles lief prima und wir haben viele nette Leute getroffen.
Wie im Rock'n'Roll üblich gab es einige Zwischenfälle
mit dem Tourbus, aber ansonsten hat alles gut geklappt.
Michael:
Was können die Leute bei einer Show von euch erwarten?
David: Eine Menge Headbanging natürlich! Wir haben
live den gleichen Sound wie auf CD, nur viel lauter! Ich denke,
dass unsere Konzerte noch viel besser rüberkommen als unsere
Aufnahmen. Falls wir also bei euch in der Gegend spielen, solltet
ihr unbedingt vorbeikommen!
Michael:
Gibt es eine Band, mit der ihr besonders gerne live spielen
oder touren würdet?
David: Am liebsten würde ich mal mit Megadeth, Metallica,
Slayer oder Arch Enemy touren.
(Anm. NH: Da müsst ihr euch aber ranhalten, denn zumindest
die drei Erstgenannten werden wohl nicht mehr so häufig
auf Tour gehen *ggg*.)
Michael:
Besteht vielleicht eine Chance, euch in absehbarer Zeit in Europa
mal live zu erleben? Immerhin haben beim letzten Rock Hard Festival
die versammelten Thrash Bands allesamt tierisch abgeräumt...
David: Aber sicher doch! Wir versuchen auf jeden Fall, 2010
in Europa zu spielen.
Michael:
Im Moment gibt es ja ziemlich viele neue Thrash Metal-Bands,
nachdem das Genre die Jahre zuvor schon als scheintot bezeichnet
werden musste. Worin seht ihr den Grund für diese "Wiederbelebung"?
David: Aus meiner Sicht haben die Leute einfach die Solos
und das Tempo vermisst. Ich denke auch, dass sie gerne die Texte
in den Songs verstehen wollen. Gut gespielt ist Thrash Metal
die beste Art von Musik. Er ist so aufputschend und aggressiv,
und außerdem: wer kann schon richtig großartigen
Riffattacken widerstehen?
Michael:
Seid ihr evtl. mit anderen neuen Thrash Metal-Bands befreundet,
oder existiert da mehr eine Art Konkurrenz-Situation?
David: Ja, wir sind mit einigen Gleichgesinnten befreundet.
Natürlich sind wir im Wettstreit, aber trotzdem geht es
meistens freundschaftlich zu. Wie üblich im Leben will
halt jeder der Beste sein, und so versuchen die Leute, sich
gegenseitig zu übertreffen. Das stört mich nicht,
denn ich glaube, es hilft jedem dabei, das Beste aus sich herauszuholen.
Michael:
Wovon lebt man denn so als hoffnungsvoller "Nachwuchs-Thrasher"
(ich hoffe, mit meinen 42 Jahren darf ich euch so nennen...),
wenn man nicht gerade probt oder auf Tour ist?
David: Ich arbeite als Toningenieur. Wenn wir nicht touren,
mache ich den Sound bei Live-Events und nehme Bands in meinem
Studio auf. Ich bin also die ganze Zeit mit Musik beschäftigt.
Michael:
Schon eine Idee oder Vorstellung davon, wo HAVOK in 10 Jahren
stehen werden?
David: In 10 Jahren haben wir hoffentlich 4-5 Alben veröffentlicht
und konnten mit einigen von unseren Idolen auf Tour gehen. Ich
hoffe, dass wir dann als eine der Bands bekannt sein werden,
die immer die Fahne des schnellen Metal hoch halten wird. Wir
wollen natürlich größer und erfolgreicher werden,
und wenn ich mal so in die Zukunft schaue, werden wir unsere
Ziele auch bestimmt erreichen.
Michael:
Damit wären wir dann auch schon am Ende. Wenn es etwas
gibt, was ihr unseren Lesern schon immer mitteilen wolltet,
dann ist jetzt die richtige Gelegenheit dazu...
David: Danke, dass ich hier dabei sein durfte! An jeden
Fan von schnellem, rifflastigen Metal: holt euch Burn!
Es wird euch gefallen.