Da wartet man geifernd auf die neue Slayer-Scheibe, und dann wird die Zeit bis dahin ganz unverhofft durch ein anderes Thrash-Highlight verkürzt. Gemeint ist die Debüt CD der zumindest in Europa noch weitgehend unbekannten HAVOK aus Denver, Colorado. Die inzwischen mit neuem Drummer auch wieder vollständige Truppe hat mit Burn eines der besten Alben des momentanen Thrash Metal-Revivals abgeliefert. Und das trotz starker Konkurrenz, die in den letzten 1-2 Jahren mehrfach überzeugende Alben präsentiert hat.
Grund genug also, der augenscheinlich noch sehr jungen Band einige Fragen zu stellen...

Michael: Hallo aus Deutschland und herzlichen Glückwunsch zu Burn; die Scheibe hat sich die 9,5/10 Punkten bei uns wirklich redlich verdient!
David:
Vielen Dank! Ich freue mich wahnsinnig über diese tolle Bewertung.

Michael: Erzählt doch erstmal etwas über HAVOK, den meisten Leuten dürftet ihr schließlich noch relativ unbekannt sein.
David:
Ich habe die Band Anfang 2004 im Alter von 15 Jahren gegründet. Erst gab es da nur mich und einen Schlagzeuger, den ich von der High School her kannte. Zunächst haben wir Metallica Songs gezockt, merkten aber schnell, dass wir einen weiteren Gitarristen brauchten, weil ich die Solis nicht spielen konnte (ich hatte zu dieser Zeit überhaupt erst 1 ½ Jahre Gitarre gespielt). Wir verteilten also ein Paar Anzeigen in Musikläden etc., auf die sich dann Shawn gemeldet hat. Den Bass übernahm dann ein anderer Mitschüler aus der High School. Shawn und ich sind also seit Beginn der Band dabei. Wir hatten zwar einige Umbesetzungen bei der Rhythmus-Sektion, aber davon haben wir uns nicht aufhalten lassen. Die jetzige Besetzung ist unsere bisher stärkste, also macht euch auf was gefasst, wenn ihr uns sehen oder neues Zeug von uns hören solltet.

Michael: Meinem Promo lagen leider keine Texte bei. Könnt Ihr dazu mehr sagen? Worum geht es in euren Songs?
David:
Unsere Texte decken eine ganze Menge an Themen ab. Das reicht von historischen Ereignissen, persönlichen und sozialen Themen, berühmten Persönlichkeiten, Posern und Politik bis hin zum Tod.

Michael: Wie kommt man als Band aus (nach den Photos zu schließen) noch sehr jungen Mitgliedern dazu, einen so "altbackenen" Stil zu zocken?
David:
Seien wir doch mal ehrlich: die besten Up-Tempo Metal-Sachen wurden vor 20 Jahren gemacht! Ich selber möchte nur das spielen, was ich auch gern von einer anderen Band hören mag. Ich schreibe Stücke, die ich mir auch anhören würde, wenn sie nicht von HAVOK wären.

Michael: Wie hat sich denn das Drummer-Problem gelöst? Zum Zeitpunkt des Album-Releases war der Posten ja noch vakant...
David:
Ja, das stimmt. Als das Album raus kam, hatten wir keinen Drummer! Kurz gesagt: unser alter Schlagzeuger hat geheiratet und sich ganz vom Rock'n'Roll zurückgezogen. Jetzt haben wir einen Neuen und ein sehr stabiles Lineup.

Michael: Ihr seid die erste Thrash Band bei Candlelight. Seht ihr das eher als Nach- oder als Vorteil an?
David:
Nun, auf Candlelight sind auch noch Onslaught und Destruction (Michael: mein Fehler; hab natürlich nur die deutsche Vertriebslage betrachtet…), aber wenn man von neueren Thrash Bands ausgeht, sind wir in der Tat die ersten. Ich finde, dass ist eine tolle Sache für uns! Candlelight decken eine große Bandbreite ab, und wir sind sehr erfreut, ein Teil der Familie zu sein. Da sind einige wirklich geile Bands auf dem gleichen Label wie wir, deshalb ist es uns eine Ehre, im Zusammenhang mit diesen Bands betrachtet zu werden.

Michael: Euer Bandname ist im Gegensatz zur Musik ja nicht besonders originell. Sprich, es hat in den letzten ca. 20 Jahren schon einige Bands mit diesem Namen (teils mit k, teils mit c als letzten Buchstaben) gegeben. Befürchtet ihr da nicht Verwechslungen oder sogar mal eine Klage bzgl. der Namensrechte?
David:
Wir sind anscheinend die ersten HAVOK, die sich den Namen als Markenzeichen haben registrieren lassen, daher rechne ich in der Zukunft nicht mit rechtlichen Problemen. Hauptsächlich haben wir die Band aber so genannt weil das Logo einfach zu gut aussah! Ich habe keine Angst vor irgendwelchen Verwechslungen, weil wir "die" HAVOK sein werden, Punkt.
(Anm. NH: Momentan gibt es eine deutsche Death Metal mit dem gleichen Namen plus zwei weitere aktive Bands…)

Michael: Burn hat meines Wissens nach überwiegend gute Kritiken erhalten. Häufig konnte man aber auch lesen, dass Teile von Path To Nowhere stark an die erste Metallica erinnern. Seht ihr das auch so, oder war das evtl. sogar ein wenig beabsichtigt?
David:
Bei Path To Nowhere finden sich in der Tat Riffs, die sich mit alten Megadeth oder Metallica vergleichen lassen. Vor allem am Ende des Songs war das Absicht; das Riff sollte so klingen wie auf Kill 'Em All!

Michael: Wie ist denn die gerade beendete US-Tour gelaufen?
David:
Soviel Spaß hatten wir noch nie auf einer Tour. Alles lief prima und wir haben viele nette Leute getroffen. Wie im Rock'n'Roll üblich gab es einige Zwischenfälle mit dem Tourbus, aber ansonsten hat alles gut geklappt.

Michael: Was können die Leute bei einer Show von euch erwarten?
David:
Eine Menge Headbanging natürlich! Wir haben live den gleichen Sound wie auf CD, nur viel lauter! Ich denke, dass unsere Konzerte noch viel besser rüberkommen als unsere Aufnahmen. Falls wir also bei euch in der Gegend spielen, solltet ihr unbedingt vorbeikommen!

Michael: Gibt es eine Band, mit der ihr besonders gerne live spielen oder touren würdet?
David:
Am liebsten würde ich mal mit Megadeth, Metallica, Slayer oder Arch Enemy touren.
(Anm. NH: Da müsst ihr euch aber ranhalten, denn zumindest die drei Erstgenannten werden wohl nicht mehr so häufig auf Tour gehen *ggg*.)

Michael: Besteht vielleicht eine Chance, euch in absehbarer Zeit in Europa mal live zu erleben? Immerhin haben beim letzten Rock Hard Festival die versammelten Thrash Bands allesamt tierisch abgeräumt...
David:
Aber sicher doch! Wir versuchen auf jeden Fall, 2010 in Europa zu spielen.

Michael: Im Moment gibt es ja ziemlich viele neue Thrash Metal-Bands, nachdem das Genre die Jahre zuvor schon als scheintot bezeichnet werden musste. Worin seht ihr den Grund für diese "Wiederbelebung"?
David:
Aus meiner Sicht haben die Leute einfach die Solos und das Tempo vermisst. Ich denke auch, dass sie gerne die Texte in den Songs verstehen wollen. Gut gespielt ist Thrash Metal die beste Art von Musik. Er ist so aufputschend und aggressiv, und außerdem: wer kann schon richtig großartigen Riffattacken widerstehen?

Michael: Seid ihr evtl. mit anderen neuen Thrash Metal-Bands befreundet, oder existiert da mehr eine Art Konkurrenz-Situation?
David:
Ja, wir sind mit einigen Gleichgesinnten befreundet. Natürlich sind wir im Wettstreit, aber trotzdem geht es meistens freundschaftlich zu. Wie üblich im Leben will halt jeder der Beste sein, und so versuchen die Leute, sich gegenseitig zu übertreffen. Das stört mich nicht, denn ich glaube, es hilft jedem dabei, das Beste aus sich herauszuholen.

Michael: Wovon lebt man denn so als hoffnungsvoller "Nachwuchs-Thrasher" (ich hoffe, mit meinen 42 Jahren darf ich euch so nennen...), wenn man nicht gerade probt oder auf Tour ist?
David:
Ich arbeite als Toningenieur. Wenn wir nicht touren, mache ich den Sound bei Live-Events und nehme Bands in meinem Studio auf. Ich bin also die ganze Zeit mit Musik beschäftigt.

Michael: Schon eine Idee oder Vorstellung davon, wo HAVOK in 10 Jahren stehen werden?
David:
In 10 Jahren haben wir hoffentlich 4-5 Alben veröffentlicht und konnten mit einigen von unseren Idolen auf Tour gehen. Ich hoffe, dass wir dann als eine der Bands bekannt sein werden, die immer die Fahne des schnellen Metal hoch halten wird. Wir wollen natürlich größer und erfolgreicher werden, und wenn ich mal so in die Zukunft schaue, werden wir unsere Ziele auch bestimmt erreichen.

Michael: Damit wären wir dann auch schon am Ende. Wenn es etwas gibt, was ihr unseren Lesern schon immer mitteilen wolltet, dann ist jetzt die richtige Gelegenheit dazu...
David:
Danke, dass ich hier dabei sein durfte! An jeden Fan von schnellem, rifflastigen Metal: holt euch Burn! Es wird euch gefallen.

 

10/2009 © Michael Cichocki • Havok