Anton: Hi Armin, wie geht’s Dir? Ich habe Euch erst kürzlich entdeckt und muss sagen, dass Ihr ein feines Brett zwischen Heavy und Thrash Metal auf Scheibe gebannt habt. Wie ich erfuhr, hat die Band gelebt, starb und wurde wiedergeboren. Kannst Du unseren Lesern bitte das Neue Testament nach INFRARED erzählen? Was sind die Hintergründe?
Armin: Ja, das ist wahr. Wir waren von Mitte bis Ende der 80er aktiv und haben uns 1990 aufgelöst. In der Zeit hatten wir ein Demotape und ein Video aufgenommen. Das Video lief einige Male auf dem nationalen Musikkanal “Much Music”. Dadurch haben wir einen gewissen Bekanntheitsgrad in Kanada erreicht und in der Zeit einiges an Fanpost erhalten. Die Fanpost kann man als den Vorläufer zu den heutigen “Likes” und Social Media Nachrichten sehen.
Anton: Wie kam es, dass Ihr heute wieder aktiv seid?
Armin: Der Grund für die Reunion war, dass eine andere Band, die uns auch schon in den Anfangstagen unterstützt hat, wieder zusammenkam. Sie hießen Shock und ihr Sänger und Gitarrist Tony Ve wollte, dass wir zusammen eine Show auf die alten Zeiten spielen. Er hat einige Male angefragt. Das erste Mal war ich noch in einer anderen Band aktiv und hatte keine Zeit dafür. Aber als die zweite Anfrage kam, passte es und 3 der 4 Originalmitglieder kamen wieder zusammen. Der ursprüngliche Bassist, Shawn Thompson, lebt in den USA und so war es für ihn nicht machbar. Also kam Mike Forbes dazu, der schon damals zu unserer Fangemeinde gehört hat. Nachdem wir einige Shows gespielt hatten war klar, dass wir unsere alten Sachen aufnehmen müssen. Einfach um das Ganze abzuschließen. Das Album kam gut an und wir machten weiter und erspielten uns neue Fans. Das gab uns die Energie, für ein zweites Album neues Material zu schreiben und zu beweisen, dass wir es immer noch drauf haben.
Anton: Das Album mit den alten Songs No Peace und der Nachfolger Saviours sind jetzt schon einige Zeit draußen. Jetzt bringt ihr noch die Back To The Warehouse EP raus. Was ist die Geschichte dahinter? Bitte gib uns ein paar Infos.
Armin: Ja, die Alben haben uns gezeigt, dass es noch Bedarf gibt und wir die Musik schreiben können, die wir lieben. Es hat immer noch den Old School Vibe. So soll es sein. Kirk und ich lieben einfach diese Riffs...heavy und eingängig. Um auf die EP zu kommen, wir hatten noch ein paar Songs aus den alten Zeiten übrig. Die waren entweder nie fertiggestellt oder aufgenommen worden. Wir wollten einfach, dass sie nicht verloren gehen. So nahmen wir die besten Parts heraus und überarbeiteten die Songs komplett um sie so perfekt wie möglich zu machen. Diese EP ist somit die ideale Fusion der alten und der neuen INFRARED. Die Entscheidung für die Coverversion ist eine Hommage an einen unserer Haupteinflüsse. Wir haben uns sehr ans Original gehalten, da der Song für uns schon perfekt ist. Also haben wir nur eine Prise INFRARED hinzugefügt, noch etwas Fleisch sozusagen, und das Ergebnis ist diese Version des tollen Wrathchild.
In Zukunft werden wir sicher immer wieder mal Bands wie Judas Priest, Scorpions, Black Sabbath etc. Tribut zollen, aber unsere eigenen Stücke haben absolute Priorität.
Anton: Was sind Deiner Meinung nach die Zutaten für einen geilen Song? Ich muss sagen, All In Favour ist schon ein ziemlicher Hammer, vor allem auch der hymnische Mittelteil.
Armin: Ich denke, ein guter Song ist die Verschmelzung von einem starken treibenden Gitarrenriff mit tollem Gesang darüber und bedeutsamem Text. Man sollte eine Geschichte erzählen, nicht nur im Text sondern auch mit der Musik. Ein bisschen wie eine Achterbahnfahrt, wo immer etwas passiert.
Anton: Wenn Du an die heutige Zeit denkst, vergleiche bitte mal die aktuelle Szene mit der in Eurer Jugend. Was ist besser, was schlechter?
Armin: Lustigerweise finde ich, dass sich, was die Szene angeht, gar nicht so viel geändert hat. Es gibt eine gesunde Metalszene und die Bands kommen klar. Die Einnahmen kommen von den Tickets und Merchverkäufen. Den größten Unterschied macht heutzutage die Technologie aus. Wenn man ein gutes Händchen für die Technik hat, ist es heute viel einfacher, eine toll klingende Scheibe aufzunehmen. Die sozialen Medien geben dir die Möglichkeit, eine viel größere Hörerschaft zu erreichen. Während das ein großer Vorteil ist, hat es aber auch den Nachteil, dass buchstäblich jeder Musik produziert und es immer schwerer wird, aufzufallen. Es gibt viel Ablenkung im Internet und die Menschen konsumieren Musik nicht mehr so tiefgründig. Zum Beispiel hört man kaum noch ein Album rauf und runter und analysiert alle Einzelheiten. Es ist immer mehr Konsumgesellschaft geworden, wo man ständig den nächsten Fix braucht und es ein riesiges (Über-)Angebot an Musik gibt. Also müssen die Bands ständig in den sozialen Medien präsent sein um im Bewusstsein der Fans zu bleiben.
Anton: Eure Texte scheinen Thrash-typisch sozial-kritische Themen zu behandeln. Wie siehst Du den Zustand der Welt und der Gesellschaft (-en) allgemein?
Armin: Viel hat sich nicht geändert. Und das ist keine Überraschung. Das einzig neue ist, wie offen und dreist die Regierungen die Menschen ausbeuten oder mit Verbrechen davonkommen. Es scheint dass sie sich unantastbar wissen und deshalb gar nicht versuchen, es zu verbergen. All In Favour handelt genau davon und wie solche Zustände dazu führen, dass das Volk sich erhebt und die, die ihre Macht missbrauchen, brennen müssen.
Anton: Spielt ihr oft live? Was gab es da an schönen oder nicht so schönen Momenten und wie ist es, in Kanada zu touren? Sind dort sehr lange Fahrten in Kauf zu nehmen?
Armin: Wir spielen schon recht häufig live. Bisher gab es keine wirklich schlechten Erlebnisse. Vielleicht hatten wir mal mit arroganten Mitarbeitern größerer Bands zu tun, aber das war vielleicht ein Mal. Allgemein macht es total viel Spaß und ist toll. Wir haben so viele super Typen getroffen. Gigs haben wir zum Beispiel mit Anvil, Venom Inc., Sacrifice, Razor, Flotsam and Jetsam, Atrophy, DBC und einigen mehr gespielt, alles coole Leute und Bands. Gerade haben wir mit Black Mass aus Boston eine Mini-Tour abgerissen. Waren in Ottawa, Toronto, Montreal und Quebec. Es war geil und ja, die Entfernungen sind eine andere Geschichte. Sehr viel auf der Straße. Von Toronto nach Ottawa braucht man zum Beispiel fünfeinhalb Stunden. Andererseits ist das alles noch machbar.
Anton: Wie bringt ihr Band und Familie unter einen Hut?
Armin: Unsere Kinder sind alle schon älter, also hat jeder sein eigenes Leben aber wir nehmen uns immer Zeit, gemeinsam abzuhängen oder für Familienausflüge.
Anton: Hast Du in letzter Zeit Bands entdeckt die Dich sehr beeindruckt haben?
Armin: Ultra Violence und Exmortus sind hammergeile extreme Thrash Bands. Sehr tight und technisch herausragend.
Anton: Wie sehen eure Pläne aus? Kommt ihr vielleicht auch mal nach Europa?
Armin: Wir bringen bald unsere neue EP mit einem Mix aus altem und neuem Material raus. Das wird am 14. Juni sein. Natürlich wird auch das 3. Album bald in Arbeit sein. Wir haben schon ne Menge neue Ideen und sind da absolut begeistert dabei. Wir würden sehr gern nach Europa kommen, wenn Du Kontakte hast, lass es uns wissen. Europa ist so verdammt METAL!
Anton: Perfekt, ich danke Dir, dass Du Dir die Zeit für das Interview genommen hast. Alles Gute für Dich und INFRARED. Noch etwas, dass Du unseren Lesern gern sagen möchtest?
Armin: Wir hoffen, dass die Menschen mit dem was wir tun was anfangen können. Wir verstellen uns nicht und machen das, was wir am besten können, Old School Metal/Thrash. Da gibt es auf jeden Fall Bedarf. Grüße an alle und stay Metal! |