Nachdem
mich Schlafende Hunde ja ziemlich aus den Socken
gehauen hat ( siehe Review ), war es schlichtweg zwangsläufig
JANUS bergeweise mit Fragen zuzuschütten. Sprudelte
einfach ... RIG war derjenige, der sein bißchen "Privatdinges"
opferte, um sehr ausführlich auf meine Fragen zu antworten...
Danke!
Dajana:
Wie entstand ein derartiges (ungewöhnliches) Konzept?
RIG:
Die Entstehung von Schlafende Hunde
ist schwer zu umschreiben, da das Konzept auf bereits von unserem
allerersten, unveröffentlichten 1996 Demo stammt, auf dem vier
Lieder bereits die grundsätzliche Geschichte von Schlafende
Hunde erzählten. Nach Vater
keimte in uns der Wunsch auf, die Story noch einmal aufzugreifen
und in veränderter, ausgereifterer Form zu CD-Ehren zu bringen.
Da uns keine kostspieligen Videos zur Verfügung stehen, versuchten
wir mit den Comics und der Internetseite die Musik wirkungsvoll
zu unterstützen.
Dajana:
Was fasziniert Euch so an diesem Komplex Beziehung - Verwandschaft
- Schuld - Sühne? Gibt es da auch autobiografische Bezugspunkte?
RIG:
Sicher gibt es die, aber die werden wir hier nicht ausbreiten.
Mit Sicherheit ist Schlafende Hunde
autobiographisch nicht wörtlich zu nehmen: Meinem Bruder geht
es gut, meine Ex verrottet nicht auf dem Grund irgendeines Sees,
alles in bester Ordnung... Es geht bei dieser Geschichte auch
nicht vorrangig um irgendwelche persönlichen Einstellungen und
Vorlieben, obwohl davon mehr als bei Vater
enthalten sind, sondern um eine stimmige, rätselhafte Film Noire
- Story.
Dajana:
Wenn man die Reviews auf Eurer Website liest, stellt man fest,
das die Thematik recht unterschiedlich interpretiert wurde. Lag
es in Eurer Absicht entsprechende Spielräume zu schaffen? Gibt
es überhaupt eine (Auf-)Lösung?
RIG:
Natürlich habe ich entsprechende Bilder im Kopf gehabt und meine
eigene Auflösung der Geschichte im Kopf zusammengesponnen, da
ich aber nicht weiß, ob meine Version die spannendste ist, werde
ich mich dafür hüten, die Phantasie unserer Zuhörer über Gebühr
einzuschränken. Allerdings werden auf der kommenden MCD Hundstage
noch einige lose Handlungsfäden aufgegriffen und neue Fragen aufgeworfen.
Dajana:
Wie beurteilt Ihr im nachhinein Euer Debüt Vater? Auch
hier geht es ja auch um recht kranke Beziehungen.
RIG:
Wir sind immer noch sehr zufrieden mit Vater,
auch wenn wir im Nachhinein einiges anders gemacht hätten, aber
das ist bei JANUS immer so und gilt auch für
Schlafende Hunde. Wir sind eben nie
ganz zufrieden! Vielleicht kommt irgendwann einmal eine Vater
deluxe CD heraus, da könnten wir dann all die kleinen Fehler bei
Artwork und Musik beheben...
Dajana:
Eure CD wird teilweise als zu "intellektuell" und somit schwer
verständlich bezeichnet. Befürchtet Ihr, das diese Platte nur
einem kleinen Publikum zugänglich bleibt?
RIG:
Um unser Publikum machen wir uns ehrlich gesagt wenig Gedanken,
was nicht heißen soll, daß es uns gleichgültig ist. Im Gegenteil:
wann immer uns jemand mailt, schreibt oder anspricht, versuchen
wir im Rahmen der Möglichkeiten zu antworten und zuzuhören. Aber
wenn es um unsere Musik geht, dann lassen wir uns von anderen
Überlegungen leiten, als der Frage ob und wem das gefallen könnte.
Anders können wir keine Musik machen, wir haben es ja schon versucht,
aber dabei kommt nichts heraus, was den Namen JANUS
tragen sollte.
Dajana:
Schlafende Hunde bleibt zunächst
nur einem deutschsprachigem Publikum im vollen Umfang verständlich
und nachvollziehbar. Wird es auch eine englisch-sprachige Version
geben?
RIG:
Definitiv nein, was nicht heißen soll, daß wir unter keinen Umständen
englischsprachige Titel aufnehmen würden. Die Frage ist nur, ob
diese unter dem Namen JANUS veröffentlicht werden
sollten!
Dajana:
Eurer erstes Konzert ist bereits gelaufen, wie waren die Reaktionen?
Was läßt sich über die tatsächliche Umsetzung des Materials sagen
und verraten (besonders die Schockelemente *lol*)? Bleibt das
Live - Konzept jetzt so für die gesamte Tour im nächstem Jahr?
RIG:
Schockelemente? Welche Schockelemente? Etwa wenn ich meinen Text
vergesse? Oder die Band ihren Einsatz verpaßt? Die Nebelmaschine
ihren Dienst versagt? Während der Tour mit LAI im Februar werden
wir unser Set noch etwas straffen, auf jeden Fall spielen wir
Isaak, Flüsterer und Saitenspiel von
Vater sowie Rorschach, Krankes
Herz, Unter dem Eis und Hotel Eden von
Hunde sowie evtl. noch ein, zwei andere
Nummern. Die Lieder sind alle mehr oder weniger stark für die
Liveauftritte modifiziert worden, da es uns zu langweilig ist,
alles eins zu eins nachzuspielen. Nach der Tour, im Frühjahr dann,
werden wir erheblich mehr Titel ins Programm nehmen und auch endlich
wieder einen richtigen Schlagzeuger in die Band integrieren.
Dajana:
Ihr werdet auch im Ausland touren. Macht das Sinn, wenn die Leute
die Texte nicht verstehen?
RIG:
Naja, ich denke mal in Österreich und in der Schweiz dürfte
es da keinerlei Probleme geben und in Holland und Belgien werden
auch viele die Texte verstehen können. Ansonsten spricht die Musik
eben für sich, wir veranstalten auf der Bühne ja keine besinnlichen
Lyriklesungen, sondern geben eine recht rockige, erdige Version
von JANUS zum besten.
Dajana:
Es hat ja eine kleine Ewigkeit gedauert, bis Ihr Schlafende
Hunde im Kasten hattet. War das ein Fluch oder
Segen? Ich meine, verliert man irgendwann die Objektivität und
den Bezug zu den einzelnen Aspekten und Versionen des Gesamtkonzeptes?
Oder ist es eher umgekehrt?
RIG:
Die Gefahr den Bezug zum eigenen Werk zu verlieren ist bei
einer über zweijährigen Produktionszeit natürlich allgegenwärtig,
aber dadurch, daß wir die Tracklist des Albums immer wieder verändert
und neue Stücke integriert haben, konnten wir das verhindern.
Die Objektivität geht allerdings in der Tat etwas verloren, was
wir mit kleinen Pausen, in denen man wieder etwas Abstand gewinnt,
ausgleichen konnten. Trotzdem waren die Schlafende
Hunde eine schwere Geburt, die uns den letzten Nerv
gekostet haben. Wir sind zwar einigermaßen zufrieden, mehr als
nach Vater, aber die Entstehung der
Hunde und der ganze Streß drumherum
verdienen schon eher das Prädikat "Fluch" als "Segen"....
Dajana:
Was entstand zuerst - die Texte oder die Musik?
RIG:
Da gibt es bei JANUS keine feste Regel, wir arbeiten
separat ich an Texten und Konzepten, Toby an Loops und Songskizzen.
Wer als erster etwas Brauchbares hat, gibt die Richtung vor, der
der andere dann folgt, d.h. ich versuche meine Texte an Tobys
Soundvorgaben zu orientieren und er versucht, die Ideen und Worte
von mir in Musik zu kleiden. Ab einem gewissen Punkt arbeiten
wir dann zusammen die Skizzen und Ideen aus, wobei die Lieder
jedoch noch unzählige Transformationen durchmachen, z.B. bedingt
durch Ideen der Gastmusiker. Es dauert in der Regel sehr lange,
bis ein JANUS-Lied fertig ist und beschreiben
kann man den kompletten Vorgang auch nur sehr notdürftig, wie
du siehst.
Dajana:
Wie schwer war es, den (unbeteiligten) Gastmusikern dieses Feeling
zu vermitteln?
RIG:
So unbeteiligt sind die Musiker ja nicht! Die meisten identifizieren
sich mit JANUS und sind schon lange dabei, Freunde
und Bekannte eben, die sozusagen zur Familie gehören. Diesen Leuten
müssen wir nicht viel erklären, die wissen genau, worauf es uns
ankommt. Natürlich kommen auch immer wieder mal neue Musiker dazu,
die für frischen Wind sorgen und bei der ersten Session noch nicht
wissen können, wie wir arbeiten und was wir erwarten. Das führt
zwar manchmal zu Mißverständnissen, ist aber in der Regel sehr
interessant und fruchtbar. Generell gilt bei JANUS
die Faustregel, daß die Musiker beim Einspielen (in einem gewissen
Rahmen) ausprobieren können, was sie wollen, wir dann allerdings
das Rohmaterial verändern und manipulieren, wie es uns gefällt.
Dajana:
Die Kritiken waren ja durch die Bank hervorragend. Jetzt habt
Ihr zumindest für Euch selbst die Meßlatte verdammt hochgelegt
für alles, was nach Schlafende Hunde
kommt. Belastet Euch das oder ist es eher ein Ansporn?
RIG:
Um ehrlich zu sein, das ist uns gleichgültig. Wenn wir merken,
daß wir nichts neues mehr zu bieten haben, dann werden einfach
aufhören mit JANUS. Aber ich denke, uns wird
noch die ein oder andere Überraschung einfallen. Wir folgen einfach
unserer inneren Stimme und machen uns nicht unnötig Gedanken über
derartige Dinge.
Dajana:
Gibt es bereits Ideen und Aktivitäten für einen Nachfolger? Wie
lange wird es dauern (wieder 2 Jahre)?
RIG:
Mindestens! Ideen gibt es natürlich, einige Texte etc. sind auch
schon vorhanden, allerdings kann das alles auch wieder über den
Haufen geworfen werden. Es ist eher so, daß sowohl Toby als auch
ich bereits ein unbestimmtes Gefühl haben, wie die dritte CD zu
klingen hat und ab Mitte 2001 werden wir versuchen, aus diesem
unbestimmten Gefühl ein bestimmtes zu machen. Dann wird man sehen,
besser hören, wohin der Weg uns führt...
Dajana:
Was ist für die Maxi Anfang nächsten Jahres geplant?
RIG:
Die Maxi ist mittlerweile eher eine vollwertige CD von über 40
min. geworden. Wir hoffen, daß wir sie auf der Feb.-Tour bereits
dabei haben! Es werden drei komplett neue Stücke (Bruderkuss,
Kopf in Flammen und Tag für Tag) darauf zu hören
sein, die lose Enden der Hunde-Story aufgreifen, außerdem eine
komplett unterschiedliche Version von Hotel Eden sowie
drei interessante Remixe von Hunde-Tracks
und eine kleine Überraschung...
Dajana:
Wie kamt Ihr auf die Idee ausgerechnet Candlemass zu covern? (finde
ich übrigens außerordentlich gut gelungen, das Stück)
RIG: Wir
wollten unserer Vergangenheit als 80-er Jahre Metal-Freaks huldigen,
da fiel die Wahl auf Solitude von Candlemass oder Don't
Talk To Strangers von Dio. Wir haben uns dann für das Erstere
entschieden, da Candlemass irgendwie kultiger sind. Den Text haben
wir fast wörtlich ins Deutsche übersetzt, das ging sehr gut ohne
die Melodie zu verändern. Dann noch ein paar Änderungen im Songaufbau
und ein paar Streicher dazu, fertig ist ein JANUS-Song...
Dajana:
Wie sieht Euer Privatleben aus? Arbeitet Ihr alle im Nachtschicht
Studio und verdient dort Eure Brötchen? Wenn nicht, wo dann? Was
mögt Ihr über die eine oder andere Leidenschaft verraten?
RIG:
Privatleben,
was ist das? Stimmt, da war doch was... das gab's doch auch mal...verflixt,
ich kann mich nicht mehr erinnern...Toby, erzähl doch mal was
über dein.... wie hieß das noch?...irgendwas mit Privat...kennste
nicht? ... naja, egal...ich laß die Frage einfach weg, ok? Mal
Oli, fragen, vielleicht weiß der noch, was das war, dieses Privatdingens...
Dajana:
Seit Ihr zufrieden mit der neuen Plattenfirma? Was hat sich geändert
oder verbessert ?
RIG:
Bisher läuft da alles prima, wir arbeiten sehr eng mit dem Alex
von Trisol zusammen, er befindet sich ja auch räumlich ganz in
der Nähe des Nachtschicht-Studios. Eine funktionierende Kommunikation
zwischen Band und Label ist das wichtigste, wenn man beidseitige
Frustrationen weitgehend ausschließen will, das haben wir gelernt
und das funktioniert bisher auch sehr gut. Volle Zufriedenheit
also!
Dajana:
Übrigens, hat Oli in der Zwischenzeit schon das eine oder andere
Nacktfoto bekommen ( sorry, kleiner Scherz ... )?
RIG:
Du
wirst lachen, aber er hat tatsächlich ein Photo bekommen! Das
war allerdings eher, ähh...bizarr! Wenn du ihm also eine Freude
machen willst, dann schick ihm doch schnell das ein oder andere
Pic für seine Sammlung! Bedenke, Dajana, es wäre für einen guten
Zweck...
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