KARKADAN mögen einigen Leuten bereits ein Begriff sein, da sie am Summer Breeze Open Air 2001 mit vielen "Großen" Bands aufgeigten. Nachdem ich ja sonst eigentlich nur Bands aus dem österreichischen Untergrund befragt habe, war es nun mal an der Zeit, auch etwas über die deutsche Szene zu berichten.

Dunja: Die obligate erste Frage: erzähl uns doch mal etwas über die Entstehungsgeschichte der Band.
Azaroth: Das Ganze entstand 1997 aus einer Schnapsidee, als ich mir dachte, man könnte doch ne Band gründen. Zu meinem Glück hab ich auch gleich ein paar Leute gefunden und schon bald stand die Besetzung soweit fest. Allerdings sollte das Ganze in Richtung Black Metal gehen. Aber durch die hinzugekommenen Mitstreiter entwickelte sich der Stil der Band doch etwas anders und so ist es eine Melange aus traditionellem Heavy Metal und Black/Death Metal geworden. Mitte 1999 nahmen wir unser bisher einzigstes Album, was eigentlich als Demo gedacht war, auf mit der Besetzung Daniel Pütz (g), Dennis Klink(key), Felix Moosmann (b), Thomas Reeß (dr), Florian Spannagel (g) und mir, Robby Beyer am Gesang. Die Scheibe hat eigentlich nur positive Kritiken bekommen. Leider sind heute von der Scheibe nur noch zwei Leute übrig, nämlich Daniel und ich. Neu ist Martin am Schlagzeug, Gruni am Bass und Philip an der Gitarre. Das Keyboard bleibt vorerst außen vor.

Dunja: Nachdem ihr ja einige Besetzungswechsel hattet - gibt es da noch jemanden, außer dir, den du als Basiselement der Band siehst?
Azaroth: Nun wie gesagt ist noch Daniel dabei, der auch schon von Beginn an mitgewirkt hat, wenn auch nicht ganz am Anfang. Wir zwei sind eigentlich die Stützpfeiler der Band, wobei Daniel mehr für die Musik zuständig ist und ich mehr für die administrativen Tätigkeiten. Doch war es schon immer die Mitwirkung aller Mitglieder, die den Sound von KARKADAN definiert hat, weshalb auch die neueren Mitglieder sehr viel Einfluss auf die Musik haben.

Dunja: Angenommen einer von euch beiden würde aussteigen - wäre es dann noch immer dieselbe Band?
Azaroth: Das ist eine gute Frage, weil ich sie gar nicht richtig beantworten kann. Daniel war schon einmal mehr oder weniger dabei, die Band zu verlassen, als wir das große Tief aufgrund von den ewig vielen Besetzungswechseln hatten, das war Anfang 2001. Zum Glück hat er sich dagegen entschieden, obwohl ich der festen Überzeugung war, die Band auch so weiterführen zu können. Ich möchte es einfach nicht heraufbeschwören, weil wir uns eben perfekt ergänzen und die Band deshalb auch nie wirklich stagniert hatte, obwohl die Gefahr, wie eben zu dieser Zeit, schon ab und an da war.

Dunja: Würde wahrscheinlich auch nicht viel bringen, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, da man sowieso nur darauf warten kann, was die Zeit bringt. Darum zu etwas anderem - was bedeutet der Name "KARKADAN" eigentlich?
Azaroth: Der Name Karkadan ist der persischen Mythologie entlehnt. Im Original "Karkadann" geschrieben, ist er der Name einer Bestie, die gejagt wurde, eine Art übergroßer Säbelzahntiger mit einem Horn.

Dunja: Wie habt ihr es eigentlich als Band ohne Plattenvertrag geschafft, auf einem großen Festival wie dem "Summer Breeze Open Air" zu spielen?
Azaroth: Das wichtigste als Band ohne Plattenvertrag ist einfach Vitamin B. Beziehungen im Musik-Business eröffnen einem erst solche Möglichkeiten. Zunächst ist das Summer Breeze ja gleich bei uns um die Ecke und wir haben auch schon einen gewissen Namen durch eine gute Live-Präsenz, zum anderen kenne ich die Veranstalter persönlich. Leider können wir trotz des recht erfolgreichen Auftritts dieses Jahres nächstes Jahr nicht dabei sein. Es sollen einfach andere Underground-Bands zum Zuge kommen.

Dunja: Und stattdessen irgendwelche größeren Events in Planung?
Azaroth: Nein bis jetzt ist noch nichts in Aussicht, leider - aber ich arbeite stetig daran und es wird sicher auch eine kleine Tour geben und wir werden ein paar Gigs in Skandinavien absolvieren, also man sollte nach wie vor mit uns rechnen, hehe.

Dunja: Vielleicht auch ein Zwischenstop in Österreich? grinst
Azaroth: Ja - es gibt schon einige Leute, die uns gefragt haben, ob wir nicht einmal in Österreich spielen, wir werden es versuchen, versprechen kann ich nichts. Aber toll wäre es, fehlt doch Österreich bisher noch auf unserer "Gig-Map", haha.

Dunja: Ich glaube, da sollte sich doch noch etwas arrangieren lassen.. Du hast ja jetzt auch ein eigenes Label gegründet? Wie geht's damit voran?
Azaroth: Nun das war zuerst nur eine Idee, jetzt nimmt es aber Form an, ich bin aber immer noch in der Start-Phase und möchte noch nicht viel verraten, da ich noch nichts definitives weiß. Es wird aber einige Überraschungen geben, besonders im Vinyl-Bereich. Zunächst gilt es die KARKADAN-CD zu re-releasen und ein paar Shirts zu machen. Die Idee zu dem Label kam natürlich von daher, dass KARKADAN sonst keinen Vertrag bekommen haben und ich der Band so noch mehr geben kann, besonders bezüglich Vertrieb öffnet das uns Tür und Tor.

Dunja: Apropos wiederveröffentlichen - ich hab gelesen, "Eternal Black Reflections" wird auch mit einem neuen Artwork erscheinen, hat euch das alte nicht mehr gefallen?
Azaroth: Nun am Anfang waren wir damit zufrieden, aber mittlerweile nicht mehr. Es wird definitiv ein neues Cover geben. Unsere Ansprüche, bzw. meine Ansprüche sind auch diesbezüglich gestiegen.

Dunja: Die CD ist doch mittlerweile auch schon 2 Jahre alt - ist bereits ein neues Album in Planung?
Azaroth: So richtig in Planung ist bisher nur eine EP, aber auch da ist noch nichts in trockenen Tüchern. Natürlich bin ich auch der Meinung, dass jede einigermaßen kreative Band, alle 1 bis 2 Jahre ein neues Album erschaffen kann und auch sollte, aber wir hatten einfach viel zu sehr mit den Mitgliederwechseln zu kämpfen. Wichtig war uns einfach, Leute zu finden, die dahinter stehen und mit denen wir auch auf der kreativen Seite wieder effektiv arbeiten können. Nun sind wir wieder komplett und es gibt auch schon erste neue Songs, die definitiv auf dem nächsten Album sein werden.

Dunja: EP? Vielleicht sogar eine Split CD oder ähnliches?
Azaroth: Eine Split wird es nicht sein, aber eine spezielle Vinyl-Veröffentlichung mit mehreren Gimmicks. Ich möchte aber nicht zu viel verraten, weil wie gesagt, das bisher nur geplant ist, aber nicht 100%ig sicher. Allerdings kann es schon sein, dass es die EP demnächst geben wird, da die Arbeitsgeschwindigkeit der Band und die Art und Weise, wie sich die Mitglieder für die Belange der Band einsetzen wesentlich verbessert hat.

Dunja: Angenommen eines Tages würden die Herren von Nuclear Blast dich anrufen und euch einen Deal anbieten - deine Reaktion?
Azaroth: Meine Reaktion wäre ein klares Nein. Bei so einem großen Label eine Nummer unter vielen zu sein und dann noch so eine kleine, würde uns nichts bringen. Das hört sich ziemlich abgedroschen an, ist aber definitiv so. Durch die immer mehr werdenden Kontakte zum Musik-Business ist es natürlich auch möglich geworden, einen Blick hinter die Kulissen zu werden und es ist wirklich so, dass Bands in Ihrer Kunst eingeschränkt werfen und ich hab einfach keinen Bock drauf, dass mir jemand sagt, was ich tun und lassen muss und wie die Musik zu klingen hat, damit sich die Platten verkaufen. Dennoch habe ich Kontakt zu Nuclear Blast, da das Hauptquartier ja auch hier gleich um die Ecke ist, und es sind ein paar nette Kerls / Mädels dabei. Auf jeden Fall werde ich versuchen, vertriebsmäßig auch einiges über Nuclear Blast laufen zu lassen. Das bin ich den Fans auch einfach schuldig, garantiert es doch, dass die Platten fast überall erhältlich sind.

Dunja: Weise Entscheidung - heutzutage sehen die meisten Bands ja nur das große Label und denken, so könne ihre Zukunft gesichert sein...
Azaroth: Nein darum geht es nicht - die Band ist ein Hobby und es ist auch unrealistisch, zu denken, dass wir jemals wirklich etwas verdienen können mit der Band. Alles Geld, was irgendwie durch Verkäufe oder Konzerte reinkommt, wird sofort wieder investiert und damit wird den Leuten auch was für ihr Geld zurück gegeben. Z.B. so Kleinigkeiten wie Aufkleber, die der CD beiliegen oder Ähnliches.

Dunja: Also geht es euch darum, euch selber treu zu bleiben?
Azaroth: Ja, natürlich - wir sind realistisch, wir spielen Konzerte, um Spaß zu haben und den Besuchern alles zu geben, was wir Ihnen geben können - nämlich Musik. Wenn wir etwas aufnehmen, tun wir das auch für uns.

Dunja: So sollte es sein! KARKADAN ist ja nicht deine einzige Band - erzähl mal etwas über deine Nebenprojekte.
Azaroth: Nun Nebenprojekte ist übertrieben. Im Moment ist es nur eins, aber das liegt im Moment auch auf Eis. Das kam einfach daher, dass mich KARKADAN nicht mehr genügend beanspruchte und nicht gänzlich befriedigte, was sich mit den neuen Mitgliedern und auch der damit verbundenen geringfügigen Stilkorrektur geändert hat. Da bin ich im Moment gut ausgelastet. Ich hatte eine mit dem Namen CERECLOTH, eine Mischung aus Black und Death Metal, die sich allerdings nach dem ersten Konzert auflöste, aber das Material war super. Der Drummer spielte dann auch für mehr als ein Jahr bei Karkadan und wir sehen uns auch sonst noch oft. Ein Nebenprojekt, was ich gestartet habe war TYPHON, wo zunächst der jetzige ZORN/ISEGRIM-Drummer mitspielte, aber das ging auseinander. Es sollte technischer Death Metal werden. Aber da aus ein paar Proben nicht mehr draus wurde, habe ich unter dem Namen das Konzept des Chaos fortgeführt und ein Demo mit ein paar Kumpels zu Ostern 2001 aufgenommen, absolut rohen und chaotischen Black Metal. Daraus hat sich auch der Name meines Labels - "Supreme Chaos Records" - ergeben, so lautet der Name eines Songs von TYPHON. Es wird sicher noch ein weiteres Kapitel mit dem Namen TYPHON geben und ich werde auch noch andere Bands haben, aber da ist noch nichts klar, das kommt noch.

Dunja: Schreibst du alle Texte?
Azaroth: Ja für Karkadan schreibe ich alle Texte, auch wenn die Frühwerke absolut nicht mehr meinen Vorstellungen entsprechen. Ich verbessere mich nicht nur als Musiker, sondern auch als Texter. Hintergrund ist, dass ich ja diese Texte singen muss und da lass ich mir einfach nicht gerne von jemandem reinreden, klingt vielleicht etwas egoistisch, aber die restlichen Mitglieder haben kein Problem damit.

Dunja: Um was drehen sich diese dann? Um fiktive Gedanken oder versuchst du eher deine Gedanken in Worten der Menschheit näherzubringen?
Azaroth: Die Texte drehen sich um viele Themen. Es gibt sogar mehr oder weniger Liebesgedichte, die aber auf Suizid-Gedanken basieren. Natürlich finden auch religiöse Themen Platz, aber eher im spirituellen Sinne. Was ich sehr oft empfinde, wenn ich die ausdruckslosen Gesichter der Menschen betrachte, die mir überall begegnen, ist Schmerz. Und Schmerz ist wie ein roter Faden der sich durch alle Texte zieht. Dennoch gibt es kein Konzept oder ähnliches. Meistens sind es einfach Gedichte, die ich schreibe. Der Menschheit etwas näher bringen in Form einer Message möchte ich nicht. Jeder soll sich seine eigenen Gedanken machen. Meine Texte sind für diejenigen, die gleich fühlen wie ich und der Rest soll sich zum Nachdenken angeregt fühlen.

Dunja: Wie passt dann z.B. ein Song mit dem Titel "Never ending love" auf ein Metalalbum - reine Ironie?
Azaroth: Das Stück hat auch den Untertitel "Ironic Loyality". Es geht einfach um das Vereinbaren von reinem Satanismus und Liebe, was ja eigentlich nicht möglich ist.

Dunja: Ich hab auch gehört, dass ihr einen zweiten Teil des Songs "Requiem Of Yearning" plant. Steckt da eine tiefere Bedeutung hinter dem Song, die nun vervollständigt werden muss, oder gibt es da andere Gründe?
Azaroth: Nein, es gibt keinen wirklichen Grund, das Stück zu vervollständigen, aber es ist eine immer fortwährende Story, die dahintersteckt. Selbstmord, Liebe, Mord, Selbstmord, Liebe - eine Art fortwährender Kreislauf. Ich weiß, dass vielleicht viele nicht verstehen können, wie wir doch relativ harte Musik mit solchen Texten verbinden können, aber ich persönlich mag z.B. Bands wie MY DYING BRIDE, wo das Thema ja noch viel stärker vertreten ist. Und besagter Song passt mit seiner balladesken Art in diese Sparte.

Dunja: Wobei ich bei MY DYING BRIDE dann doch eher die Alben bevorzuge, die sanfter und langsamer aufgebaut sind, als die "neuen" Releases ohne Geige...
Azaroth: Ja, ich finde auch, dass mit dem Fehlen der Geige etwas von dem typischen MY DYING BRIDE Sound verloren gegangen ist, aber live tritt die Band dafür jetzt mehr Arsch. Aber ich bin Fan der alten, wie auch neuen MY DYING BRIDE.

Dunja: Und ich hoffe noch immer darauf, dass die werten Herren mal wieder nach Österreich kommen - 5 Jahre sind seit ihrem letzten Gig hier vergangen - eindeutig zu viel! ... Nachdem ich eigentlich hauptsächlich österreichische Undergroundbands interviewt habe, interessierts mich natürlich auch, wie die Szene denn bei euch in Deutschland aussieht, bzw., inwieweit ihr da integriert seid?
Azaroth: Nun auch dadurch, dass ich jedes Jahr ein Festival sowie ein paar Konzerte organisiere, auch als DJ in der Rockfabrik Ludwigsburg tätig war, kenne ich sehr viele der Underground-Bands hier im Umkreis von Stuttgart persönlich und ich muss sagen, der Underground ist gesund. Was viel mehr Probleme bereitet ist auch hier, dass die meisten Tourneen der großen Bands nicht mehr durch Stuttgart gehen. Qualitativ gesehen sind hier einige passable Bands unterwegs, mit denen wir zumeist auch schon auf der Bühne gestanden haben. Von daher kann ich sagen, dass wir sehr gut integriert sind, und das gilt nicht nur bezüglich der Szene in Stuttgart ... es sind allgemein sehr freundschaftliche Kontakte, da man sich auch sehr oft trifft.

Dunja: Welche Bands aus dem Umkreis könntest du da empfehlen und warum?
Azaroth: Zum einen wären da FALLEN YGGDRASIL, deren neue CD in "Maranis Studios" aufgenommen wurde und einfach nur richtig geil abgeht. Absolut guter Death Metal mit richtig Wums produziert. Live sind die Kollegen auch gut und sie sind auch privat einfach gut drauf - mit den Jungs kann man auch mal ein Bier trinken. Im Black Metal sind es bisher immer EPIPHORA gewesen, die absolut genialen und eigenständigen Black Metal gemacht haben, aber von denen hab ich nicht mehr so viel gehört, ich treffe nur noch einige Mitglieder gelegentlich. Um es kurz zu machen noch eine kleine Liste : LIFTHRASIL, LUNA FIELD (beides Black), DISINFECT, MUTILATED (beides Death), VIUDA NEGRA (melodic Death), CHANT OF BLASPHEMY (Thrash/Black) ... ich glaube, ich könnte ewig so weiter machen.

Dunja: Deine Meinung über die rechts-tendierende Black Metal Szene?
Azaroth: Mittlerweile muss ich nur sagen, dass mich das dillentantische Verhalten einiger Subjekte da nur noch peripher tangiert, sonst kein Kommentar.

Dunja: Somit wären wir dann am Ende angelangt. Noch Worte auf Lager, die du unbedingt ans Volk bringen willst?
Azaroth: Danke für die doch etwas anderen Fragen. Schaut, wenn wir bei Euch spielen, einfach mal rein und trinkt mit uns das ein oder andere Bier. BANG YOUR HEAD!

2001, Dunja Edelman