Nach einer kleinen Verwechslung, infolge der ich den Vocalisten Khold's fälschlicherweise für den Veranstalter hielt, ging also mein erstes Live-Interview vonstatten, welches mir offenbarte, wie oft ein einzelner Mensch die Phrase ‚you know' in einer Viertelstunde verwenden kann ...

Wie war die Tour bis jetzt bzw. die Beziehungen zwischen den Bands?
Die Beziehung zwischen den Bands war wirklich gut, wir hatten zu Beginn einige Probleme, doch jetzt ist alles cool, wir kommen voran, es sind nicht zu viele Jungs im Bus, also ist jetzt jeder zufrieden mit der Tour.

Liebst du es zu reisen?
Ja, das ist cool. Ganz Europa zu sehen, das ist großartig.

Gibt es etwas, das du während der Tour ganz besonders vermisst?
Natürlich meine Kinder und meine Frau.

Ist es hart für dich, sie solange nicht zu sehen?
Ach, es sind ja nur drei Wochen, das werde ich überstehen.

Was war die bisher großartigste Show?
Oh ja, ich würde sagen Kroatien. Ich hoffe, die Leute hier werden richtig abgehen, sozusagen. Zuletzt war ich 97 mit Old Man's Child hier. Hier war 97 wirklich der großartigste Platz zu spielen, also wir werden sehen.


Du freust dich schon auf den Auftritt?
Natürlich, jedes Mal.

Wie reagiert das Publikum auf euch, da ihr zwar alle Mitglieder aus berühmten Bands seid, aber Khold ja noch eine sehr junge Band ist ...?
Yeah …

Also wie reagieren die Leute auf euch? Gibt es viele im Publikum, die euch unter dem Namen Khold noch gar nicht kennen?
Was hast du gesagt?

Gibt es im Publikum viele Personen, die euch unter dem Namen Khold noch nicht kennen?
Natürlich, ja, sicher. Sie kennen Tulus und sie wissen, dass manche von uns in Old Man's Child als session members gespielt haben. In Kroatien war das Publikum ziemlich wild, in Deutschland ein wenig leise, sie schienen das, was wir ihnen boten, irgendwie zu absorbieren.

Wie habt ihr den Auftritt in Wien gestern erlebt?
Ja, es war gut, großartig. Ganz gut .. yeah.

Eure Musik ist sehr stark, von kalten und haßerfüllten Emotionen geladen. Könnt ihr, während ihr spielt, auch spüren, dass es das Publikum so empfindet?
Naja du weisst schon, unsere Musik ist gemacht um zu bewegen, es ist ein leicht grooviges Gefühl in ihr und ich kann die Leute sehen wie sie sich bewegen und auch wenn sie nur herumstehen oder total aus sich heraussgehen, was auch immer, sie müssen etwas bewegen und das ist gut so.

Was bedeutet eigentlich euer Bandname? Existiert eine Verbindung zwischen dem englischen Wort COLD und KHOLD?
Ja, es ist eine Mischung aus dem englischen und einem alten norwegischen Wort.

Was wollt ihr mit dem Albumtitel MASTERPISS OF PAIN ausdrücken?
Was der Titel bedeutet?

Ja. Meine Interpretation ist, dass ihr euch möglicherweise an der Arroganz, die manche Künstler nach dem Erschaffen eines Meisterwerkes an den Tag legen, stört?
Der Titel kam einfach so … wir änderten das Wort einfach ein wenig vom Norwegischen ins Englische, um die Leute zum Nachdenken anzuregen, du weißt schon. Wir wollten, dass sie auf den Namen reagieren und das tun sie. Jeder macht sich Gedanken über den Titel und das war der einzige Grund. Wir wollten Publicity.

Provokation, sozusagen.
Ja, es funktioniert.

Ich las euer Interview im deutschen Legacy - Magazin und mir fiel ein Zitat besonders auf: Money is my god. Denkst du nicht vielleicht, dass viele Leute eure Musik mögen, weil sie jenes Feeling beinhaltet wie es meist nur die Oldschool Bands vermochten und dass das dann genau jene Leute sind, für die nur die Einstellung zählt und denen es möglicherweise sauer aufstößt, wenn ihr solche Äußerungen von euch gebt?
Nun, das ist die falsche Einstellung, denkst du nicht? Ich kümmere mich nicht um das, was die Leute denken. Ich habe keinen Gott außer eben Geld. Es beherrscht alles. Ich mache die Musik nicht des Geldes wegen, ich würde nicht Black Metal spielen, wenn ich Musik wegen des Geldes machen würde, denn ich verdiene nicht viel Geld mit dieser Musik. Vielleicht haben sie missverstanden was ich bezüglich Money is my god gesagt habe, aber ich will mehr Geld, natürlich, denn jeder will das und wenn sie sagen, dass sie nicht mehr Geld wollen, dann würden sie lügen, also was immer Leute auch von dem Statement halten wollen ...

Viele Bands versuchen ja zwanghaft, im Underground zu bleiben.
Tja, das ist einfach stupid.

Und gerade wegen dieser Underground-Attitüde ist dieses Statement etwas Anderes ...
Nun, wir versuchen, anders zu sein.

Was bedeutet Black Metal eigentlich für dich persönlich?
Du weißt schon, es ist ein Gefühl, es ist Musik, es ist einfach ein Musikgenre, das dunkel und böse zu sein hat und es ist eben eine Menge Gefühl dahinter. Das ist es, was Black Metal für mich bedeutet.

Was denkst du über die heutige Szene? Wie sieht es derzeit in Norwegen aus?
Wie ich schon sagte, ich kümmere mich nicht darum, was andere Leute denken, was andere Leute tun, was andere Bands tun. Vor dieser Tour habe ich niemals etwas von Behemoth gehört, Carpathian Forest hörte ich einmal in Norwegen als Vorgruppe von Mayhem, ich sehe einfach nicht viele neue oder auch alte Bands wie Behemoth, es gibt sie zwar schon eine Weile, aber ich bleibe noch immer bei den alten Sachen, Darkthrone, Mayhem und natürlich Celtic Frost, eine großartige Band …

Viele Leute sagen auch, es gäbe eine Stagnation im Black Metal Bereich...
Nun ich weiß nicht. Es ist irgendwie das gleiche was mit Death Metal in den frühen Neunzigern passierte, als Black Metal aufkam. Was passieren wird, weiß ich nicht. Ich denke, es steckt so viel Geld in den heutigen Produktionen, wie zum Beispiel bei Dimmu Borgir. Sie sind eine gute Band, sie sind an der Spitze, die größte Black Metal Band überhaupt … das geschah weil sie ihre Alben so gut produzieren und einen so guten Sound haben und somit eine größere Menge ansprechen. Doch für mich ist es überproduziert. Ich will dieses Gefühl in der Musik mehr heraus kommen lassen, also produzieren wir unsere Aufnahmen nicht so sehr wie sie es tun. Es gibt eine Menge solcher Bands, Mayhem taten das gleiche, obwohl ich Mayhem sehr gerne mag. Wir versuchen, die Musik true zu halten, das Gefühl in der Musik zu halten und nicht diesen großen Sound zu verwenden, wir versuchen immer, die Dinge spontan zu halten.

Also produziert ihr euer Album nicht absichtlich so, dass es viele Leute mögen und kaufen ...
Nein.

Nur fürs Gefühl …

Ja.

Natürlich ist es trotzem großartig wenn die Leute das Album mögen.
Ja, aber du weißt schon, das Statement bezüglich money is my god. Na du weißt schon...

Ja, wenn man das liest, könnte man tatsächlich denken, ihr wolltet am Black Metal nur Geld verdienen.
Nein, da ist kein Geld am Black Metal zu verdienen, ich würde Pop machen oder sonst etwas …

Was ist der Unterschied zwischen euren vorangegangenen Bands und Khold?
Ein großer Unterschied? Nun, verschiedene Songwriter und gänzlich andere Vocals.

Ich dachte mir, ihr hättet Khold möglicherweise kreiert, um etwas auszuleben, dass euch in euren anderen Bands verwehrt geblieben ist?
Was wir anders machen …?


Ich dachte mir, ihr hättet Khold gegründet, um vielleicht Dinge zu tun, die euch in den anderen Bands nicht möglich waren?
Ja, das ist korrekt. Aber wir machen diese Musik seit 91, schätze ich mal. Du kennst uns als Tulus, doch Anfang dieses Jahres wollten wir eine richtige Band sein, du weißt schon. Wir wollten wir selbst sein. Wir waren früher immer eine Studioband, nur ich und der Drummer. Jetzt wollten wir eine wirkliche Band sein und fanden diese zwei Jungs, die sich der Band angeschlossen haben, das ist der Grund, warum wir unseren Namen in Khold änderten. Tulus war ein Kapitel, dass wir beenden wollten.

Auf eurer offiziellen Homepage www.khold.com las ich, dass ihr unter anderem auch ein Demo veröffentlicht habt. Kannst du mir vielleicht ein wenig darüber erzählen?
Nein, wir haben es niemals veröffentlicht, das ist nicht wahr. Wir haben zu Beginn als Tulus einige Demos aufgenommen. Kennst du Satyr von Satyricon?

Natürlich.
Nun, er wollte einige Songs hören, also schickten wir sie ihm. Er wollte uns unter Vertrag nehmen, also beschlossen wir, den Namen zu ändern, eine ganze Band zu werden und das war dann eigentlich das Demo. Eigentlich nahmen wir nur drei Lieder auf, schickten sie Satyr, doch er wollte mehr, also nahmen wir zwei weitere Lieder auf, schliesslich noch drei weitere Lieder und .. du weißt schon, plötzlich hatten wir ein ganzes Album.

Großartiges Album…
Danke.

Was war deine Hauptinspiration? Gab es einige Künstler, denen du mit deiner Arbeit Tribut zollen wolltest?
Nun, Inspiration geht von vielen Dingen aus .. Natur, Leute, Gedanken, unsere Texte. Natürlich ist Musik immer von etwas inspiriert, es wird immer so sein. Manche Leute sagen, sie wären nicht von anderen Bands inspiriert, aber natürlich sind sie das. Sie würden diese Musik nicht spielen, wenn sie keine Inspirationen hätten .. du weißt schon .. sie können sagen, sie hätten niemals zuvor Black Metal gehört, aber das wäre Schwachsinn.

Ist es schwer, etwas neues, anderes zu tun, weil ja irgendwie alles in einer gewissen Weise schon zuvor getan wurde?
Nun, das hängt davon ab, wie du es betrachtest. Wenn du denkst, dass wir etwas anderes tun, ist es nicht besonders schwer, wenn du denkst, wir tun etwas, das bereits zuvor getan wurde .. Nun, es wäre schwer, etwas zu tun, das noch nicht zuvor getan wurde. Ich versuche nicht absichtlich, etwas zu machen, was andere vor mir getan haben, aber wenn Leute denken, es klänge nach Darkthrone oder Bathory, oder was auch immer, zu schlimm ...

Wenn sie meinen, dass ihr nach oldschool BM klingt, haben sie ja durchaus recht.
Ja, ich denke wir klingen sozusagen wie eine 'moderne Oldschool Band'. Also, Darkthrone waren auf jeden Fall eine unserer Inspirationen. Am Anfang Isengard .. das ware dann zweimal Fenriz .. und Bathory ..nein, nicht wirklich, aber die Leute vergleichen uns mit Bathory. Ich habe vor zehn Jahren ein Album von ihnen gehört. Ich kann nicht wirklich sagen, dass es eine Inspiration ist. Celtic Frost wären eine weitere Inspiration.

Mir scheint, du erwähntest auch einmal, dass eure Texte nicht von gewöhnlichen Black Metal Themen handeln, viel mehr von Dingen des täglichen Lebens. Ist das wahr?
Ja sozusagen. Du weißt schon, Gefühle und Emotionen wenn du verschiedene Dinge erlebst. Du versuchst, zwei Aspekte davon in deinem Text unterzubringen, um zwei verschiedene Richtungen zu sehen zu können.

Leider kenne ich eure Texte ja nicht, da sie in Norwegisch gehalten sind.
Ja, das tut mir leid, aber das ist nun einmal die Art, wie wir es machen.

Auf eurer Homepage las ich auch, dass eure Lyrics in einem speziellen Dialekt aus dem achtzehnten Jahrhundert geschrieben sind.
Nun, das war unsere Plattenfirma, die das geschrieben hat.

Also ist es nicht wahr?
Nun ja, nicht wirklich. Es ist typisches Norwegisch, nur eben in einer altmodischen Art geschrieben, wie die alten Poeten schrieben, nicht wie wir heutzutage schrieben. Ein spezieller Dialekt ist es aber nicht, nein.

Wie werdet ihr den heutigen Abend verbringen? Kennst du gute Lokale hier in Ljubljana?
Nein, nicht wirklich. Wir schätzen, dass wir um halb zehn Uhr spielen werden und ich denke, danach werden wir einfach warten, bis die anderen Bands fertig sind und dann werden wir in den Bus steigen und fahren. So wird es sein.

Nun, ich danke dir für dieses Interview (und für die Geduld mit meiner nervösen Person - Anm. des Autors). Gibt es etwas, dass du noch sagen willst?
Nun, ich hoffe ihr mögt unser Album und natürlich den Gig heute abend.
(gröhlt etwas unverständliches, welches wohl ein Abschiesgruß sein sollte)

And money is my god (lacht)
Ja, money is my god (gröhlt)

November 2001, Decay