Die
Qualifikation haben sie erst gar nicht gespielt... Mit ihrem Erstlingswerk
Satellite Bay setzen sich LONG DISTANCE CALLING
in der obersten Riege der Champions-League des instrumentalen
Postrocks fest und daß mit einer erfrischenden musikalischen
Leichtigkeit und Eleganz das einem fast Angst und Bange wird.
Musikalisch in der Nähe von Supergroups wie Red Sparowes
oder Postrock-Oldies wie Explosions In The Sky anzusiedeln, stehen
sie diesen technisch wie atmosphärisch in nichts nach. Ein
derartiger Erfolg noch vor der ersten Langrille schreit förmlich
nach ein paar intensiven Fragen… beantwortet von den beiden
Gitaristen Dave und Florian.
Dajana:
Ok, das neue Album, Satellite Bay. Die Promos sind raus.
Gibt es schon erste Reaktionen?
Dave: Ja, ein paar Sachen gibt es schon. Beim Rock Hard wissen
wir, das wir 9 von 10 bekommen werden, die sind echt begeistert.
Beim Visions sind wir auch gut weggekommen...
Florian: Das ist schon ganz schön krass beim Rock
Hard... ich meine, das ist ja erst unser erstes Album...
Dajana: Ja gut, aber bei denen ward ihr ja auch schon Demo
des Monats...
David: Uncle Sally’s hat auch noch was geschrieben... ich
geh das mal eben holen... „...ein beeindruckender Trip,
der Pelican und Explosions In The Sky nervös in Richtung
Münster blicken lässt...“ Und so was in der Art.
Da sind schon tierisch geile Sachen dabei... Doch, das läuft
momentan echt gut an.
Dajana: Bei uns wird’s auch 9 oder 9.5 Punkte geben,
wenn ich das richtig in Erinnerung habe ;)
David: Cool.
Florian: Das ist auch nicht schlecht... Das schöne
bei 9 Punkten ist, daß man noch Platz nach oben hat
David: Sofort beim Debüt volle Punktzahl ist irgendwie
nicht so toll.
Dajana:
LONG DISTANCE CALLING gibt es ja noch nicht so lange, in der jetzigen
Konstellation sein März 2006. Wie seid ihr auf diesen musikalischen
Trip gekommen? Ich meine Du (Flo) und Janosch zelebriert ja bei
Misery Speaks ja eine etwas andere Mucke...
Florian: Jaaa, aber wir hören ja privat auch andere Musik,
eben auch schon mal ruhige Sachen. Eigentlich entstanden ist das
Ganze aus ner Jam-Geschichte heraus. Wir haben einfach mal was
probiert, um zu sehen, was dabei herauskommt.
Dajana: Das heißt also, ihr seid nicht gezielt und
mit bestimmten Vorstellungen an die Sache rangegangen...
Florian: Naja, wir wollten schon bewußt was anderes
machen, keinen Metal jedenfalls. Was Experimentelles, ruhigere
Sachen und so. Das war so die einzige Richtlinie die wir hatten.
Es sollte halt schon ein bißchen proggiger werden, aber
eben nicht ganz so hart und damals auch mit Sänger.
Dajana: Hab ich gelesen, daß das nicht so geklappt
hat...
David: Wir haben halt gesucht, ein halbes Jahr lang, 2,
3 Leute waren auch da, aber es hat nie richtig gepaßt. Dann
kam Reimut in die Band und hat mit den Sprachsamples angefangen,
was tierisch gut gepaßt hat. Da war das Thema Sänger
erst mal passé.
Dajana:
Wollt ihr denn in der Zukunft noch mal die Fühler ausstrecken?
David: Wir sind für alles offen *Gelächter* Zumal
jetzt, wo wir unser Stück Built Without End mit Peter Dolving
gehört haben... Das puscht den Song ganz schön nach
vorne. Das ist echt geil. Als Reimut das zum ersten Mal gehört
hat, fragte er auch: „was, das geht?“ Ist schon toll,
wenn man da die Möglichkeit hätte, noch mehr Dynamik
und Energie reinzubringen.
Florian: Das Problem ist halt schon, daß man bei
dieser Art von Musik einen richtig guten Sänger braucht.
Einer der eben richtig gut singen kann, technisch gesehen, und
eine absolut einprägsame Stimme hat. Das ist echt schwer
so jemanden zu finden.
Dajana: Könntet ihr euch denn auch ne weibliche Stimme
vorstellen?
Florian: Da wird Janosch nicht so drauf abfahren... Der
steht nicht auf Frauengesang.
Dajana: Naja, muß ja keine Quietschetante sein. Gibt
ja auch Frauen mit kräftiger, voller und tieferer Stimme...
Florian: Also ich bin da flexibel.
David: Ich hätte auch keine Probleme.
Dajana:
Wie macht ihr das mit dem Proben? Dortmund geht ja noch - da wohnt
Basser Jan - aber Mannheim (Reimut) ist ja schon ne ganze Ecke
weit weg...
David: Da wird’s recht schwierig, das ist halt schade.
Also wir haben uns gegründet, als Reimut noch in Münster
wohnte. Naja... jetzt machen wir das so, dass wir die Probe mitschneiden...
Florian: ...Ja, wenn...
David: Ähm jaaaa... wenn... Momentan geht das halt
nicht, weil das Gerät kaputt ist. Ansonsten haben wir das
dann immer irgendwo hochgeladen und uns so gegenseitig immer die
neuen Sachen geschickt. Das funktioniert gut.
Schade ist halt nur, daß er dann nicht mitjammen kann, was
nämlich viel und intensiv bei uns gemacht wird.
Dajana:
Gut. Musikalisch seid ihr ja nun in einer Ecke gelandet, wo ihr
nicht die einzigen seid (Godspeed You Black Emperor/Explosion
in The Sky/Red Sparowes/Pelican)...
Florian: Das Coole an unserer Band ist, das wir uns bisher
keine großen Grenzen gesetzt haben. Das war halt immer nach
dem Motto: „Laß mal machen, laß mal machen“
und dann kam immer mehr dazu. Sei es nun, daß das Demo so
groß geworden ist, oder nun auch Satellite Bay so anfängt.
Das kommt quasi alles wie aus dem Nichts, und das wollen wir auch
so beibehalten.
Dajana:
Und nun steht die Releaseparty an. Habt ihr da schon ein bestimmtes
Bühnenkonzept dafür?
David: Da sind wir grad am Basteln und da wollen wir auch
noch nichts verraten. Soll ja eine Überraschung werden. Es
ist viel geplant. Wir waren neulich noch bei einem Kumpel von
Janosch Fotos machen, im Studio, mit weißem Hintergrund
und so...
Dajana:
Wieso Tephra als Supportband? Kennt ihr die gut oder waren die
einfach nur gerade da?
David: Keine Ahnung, wie wir an die rangekommen sind. Ich
weiß, daß Reimut die kennt und ich weiß, daß
die auch im gleichen Studio aufgenommen haben. Also wahrscheinlich
auf der Schiene... Sind auf jeden Fall nette Leute.
Dajana:
Dave, was ist mit deiner anderen Band The Ghost Dance Movement?
Ich hab mir mal die Songs auf der Myspace-Seite angehört...
David: Ja, was wir da auf der Seite haben, ist mittlerweile
schon fast ein Jahr alt. Momentan sind wir vom Sound her konkreter,
nicht mehr so langwierig und teilweise auch härter.
Dajana: Ich wollte nämlich schon grad fragen, ob ihr
euch da nicht ins Gehege kommt, denn ihr liegt ja musikalisch
ja doch recht dicht zusammen.
Dave: Genau dem will ich nämlich entgegenwirken...
Florian: Das Problem ergibt sich ja gar nicht. Denn die
Licks oder Riffs die wir haben, entstehen eh immer spontan. Ist
ja nicht so, daß wir was zuhause schreiben und dann zur
Probe mitbringen.
Dajana: Nichtsdestotrotz wird man ja - wenn auch unbewußt
- von dem beeinflußt, was man gerade hört oder womit
man sich gerade musikalisch beschäftigt.
David: Stimmt schon. Vieles bei LONG DISTANCE CALLING
ist schon beeinflußt von dem, was ich bei The Ghost
Dance Movement gemacht, erfahren und gelernt habe. Auch das mit
dem jammen. Jedenfalls, wir haben da jetzt auch nen neuen Shouter
bekommen und der hat auch Bock auf ne etwas andere Richtung.
Dajana:
Wie macht ihr das zeitlich mit den Konzerten?
Florian: Also wir spielen mit Misery Speaks deutlich mehr
Konzerte. In der Metal Szene muß man halt ständig präsent
sein, immer wieder irgendwo live spielen. Und ich glaube bei so
ner Mucke wie bei LONG DISTANCE CALLING kann man sich ein
bißchen rarer machen. Einfach weniger Konzerte spielen,
dafür ausgewählte spezielle Sachen vielleicht. Das war
eigentlich so der Plan.
David: Zumal Janosch ja noch extrem eingebunden ist und
sich auch nicht immer freimachen kann...
Florian: Wenn das finanziell ginge, würde ich auch
jeden Tag spielen...
Dajana: Aha... Du bist also einer dieser Toursüchtigen,
die bereits an den letzten Tagen der Tour schon zu Tode betrübt
sind, weil sie dann wieder nach Hause müssen...
Florian: Genau...
Dajana:
Der Bandname kann ja schon mal ein bißchen - wenn man googelt
- für einige Verwirrung sorgen. Denn zunächst bekommt
man hauptsächlich Anbieter und Preise für Long Distance
Callings...
Florian: Naja, inzwischen haben wir es mit unserer MySpace-Seite
auf die erste Seite auf Zeile 6 bei Google geschafft. (Tada...
nun sind sie schon auf Platz 1 *g* - Dajana)
Dajana: Zurück zum Namen, ist der spontan entstanden?
Florian: Ich glaube, das war so, das wir ewig nach einem
Namen gesucht haben, uns aber absolut nichts eingefallen ist.
Und ich glaube, daß Reimut und Jan auf dem Rock Am Ring
waren und dort während einer Umbaupause auf der Leinwand
irgendeine Werbung von irgendeiner Band für irgendeine Single
gesehen haben, und die hieß Long Distance Calling. Zack!
Alles klar! Das ist es!
Dave: Die haben das hinter sehr romantisch beschrieben.
Die haben beide diese Leinwand gesehen, haben sich dann angekuckt
und alles klar.
Dajana: Ist heutzutage nicht einfach nen passenden Namen
für etwas zu finden, der dann auch noch nicht vergeben ist...
Florian: Ich glaube, nach einen Namen haben wir schon fast
genau so lange gesucht, wie nach einem Sänger... Das war
ein K(r)ampf.
Dajana:
Ok, jetzt die Frage, die vermutlich jeder fragt: Wie seid ihr
an Peter Dolving gekommen?
Dave: Genau...
Florian: Das lief halt über den Jan. Da The Haunted
bei dem Label wo er arbeitet unter Vertrag sind, gab es da schon
die Kontakte.
Dave: Jan hat ihn halt einfach angeschrieben, nach seinem
Standardspruch: „Probieren kann man es ja, kostet ja nichts“...
und das klappt dann halt auch immer irgendwie. Ist total komisch.
Der Peter hat dann also auch zugesagt und wir haben ne Probeaufnahme
von Built Without End gemacht und die ihm geschickt. Der
hat was eingesungen und wieder zurückgeschickt. Das hin-
und herschicken war halt n bißchen stressig...
Florian: Dolving war ja auch viel unterwegs auf Tour in
den Staaten und dann wieder in Europa und so. Ich glaube, der
hat sogar ein paar Spuren irgendwo unterwegs eingesungen, im Nightliner
*g*
Dave: Wir haben den Song dann auch erst 2 Tage vorm Mischen
dann wirklich soweit fertig. Hat ja letztendlich auch was gebracht.
Der Gesang ist schon geil.
Dajana: Warum gerade Dolving? Hätte ja auch... keine
Ahnung... irgendwer anders sein können?
Florian: Der Peter hat halt schon ne sehr eigenwillige
Stimme, auch wenn er bei The Haunted nur schreit. Aber der kann
auch extrem gut clean singen.
Dajana: Jau, find ich auch. Ist ja auch der intensivste
Song auf Album...
Dave: Besonders geil finde ich die Stelle, wo der Kinderchor
noch mit dazukommt.
Dajana: Hat Peter den fertigen Song schon gehört?
Dave: Ja, wir haben ihm den Song geschickt und er war begeistert.
Dajana:
Ihr seid bei Viva Hate Records und Archetype gelandet, was musikalisch
eine sehr ungewöhnlich Wahl ist, da dort eigentlich Black
Metal Bands zu Hause sind, wenn auch mit progressiven und postrockigen
Einschlag. War das eine „besser irgendein als gar kein Label“-Wahl?
Seid ihr zufrieden?
Dave: Nee, wir hatten auch von anderen Labels Angebote. Allerdings
ist Thomas von Viva Hate ein alter Kumpel von Janosch und wir
wußten, daß der absolut freaky drauf ist und auch
Kontakte hat, die sonst keiner hat. Und das merkt man jetzt auch,
daß die Entscheidung für Viva Hate echt gut war. Was
der Mann an Arbeit reinsteckt ist echt Wahnsinn.
Florian: Thomas ist wirklich unglaublich engagiert. Man
merkt ihm jederzeit an, daß er da Bock drauf hat. Der Vertrag
läuft auch nur für eine Scheibe. Aber wir sind auch
nicht abgeneigt, ein weiteres Album mit Viva Hate zu machen.
Dajana:
Was gibt es zum Cover zu erzählen?
Florian: Das Cover ist halt angelehnt an den Titel. Auf den
Titel sind wir gekommen, als wir bei der Logosuche über einen
Satelliten gestolpert sind.
Dave: Oder Radioteleskop…
Florian: Das Foto dazu. Mit dem Wasser und den Strand.
Das paßte ganz gut zu unserer Musik, zur Atmosphäre.
Und irgendwer ist dann spontan im Proberaum auf den Titel gekommen.
Dave: Daraus resultierte dann das Cover. LONG DISTANCE
CALLING, Kommunikation, Satelliten… das paßt halt
alles gut zusammen.
Danach
verquatschen wir uns über die Münsteraner Clubszene,
Münsteraner Bands, musikalischen Möglichkeiten, Billigflüge,
Hall und riesige Effektboards bei diversen Bands, um einen entsprechenden
Sound zu erzeugen.
Dajana:
So, damit wäre ich am Ende meiner Fragerei. Dann bin ich
gespannt auf eure Releaseparty.
Dave: Vielen Dank jedenfalls für das Interview. Man sieht
sich. |