Jochen: Wie würdet
ihr selbst eure Musik beschreiben?
M & O: Wir nennen es schlicht Musik für die Nacht,
darum hieß auch unser erstes Demo so. Es ist eine Art
fantastische und emotionale Vision der Verbindung von Nacht
und Musik.
Jochen: Habt Ihr
ein bestimmtes Publikum im Blick mit Eurer doch recht ungewöhnlichen
Musik?
M & O: Eigentlich nicht, wir möchten unsere Musik
mit jedermann teilen. Unsere Shows besuchen ganz unterschiedliche
Menschen, von 10 bis 70. Es ist immer eine Freude sich mit unserem
Publikum auszutauschen und sie an unserer musikalischen Botschaft
teilhaben zu lassen.
Jochen: Wie ist
die Resonanz auf Eure Musik, besonders natürlich auf Euer
erstes Album?
M & O: Wir bekommen ein Menge positives Feedback aus
den unterschiedlichsten Ländern; weshalb wir auch nicht
nur in Frankreich touren wollen. Das ist sehr wichtig für
uns. Aber noch mehr schätzen wir das Interesse und die
Ernsthaftigkeit, mit der über uns geschrieben wird.
Jochen: Dunkelheit
spielt anscheinend eine große Rolle für Euch, sowohl,
was Euren Namen betrifft, als auch den Albumtitel. Und es spielt
auch in die Musik hinein, die sich zwischen Bedrohung und Wohlklang
bewegt. Welche Intention steckt hinter diesem „Jekyll
& Hyde“ Charakter (um es salopp zu sagen)?
M & O: Du hast Recht, wir bewegen uns zwischen Tragik
und epischen Elementen. Aber nicht unbedingt als gegensätzliche
Gefühle, sondern eher ergänzende. Es soll dir das
Gefühl einer reise zwischen Traum und Alptraum geben. Obwohl
das natürlich abhängig von der persönlichen Wahrnehmung
ist. Für manche Menschen ist ein Alptraum nichts anderes
als ein schöner und leidenschaftlicher Traum.
Jochen: Was antwortet
Ihr Kritikern, die behaupten die Musik sei teilweise zu kitschig?
M & O: Kitschig? Möglicherweise, weil wir keine
großartigen Intentionen haben. Wir müssen einfach
unsere verschiedenen Einflüsse auf diese Art kondensieren.
Wobei Kritik jungen Bands meist gut tut, wir jedenfalls haben
ein offenes Ohr dafür. Denn letztlich sorgt das für
eine Weiterentwicklung. Zu der auch ständiges Hinterfragen
gehört.
Jochen: Obwohl
Euer Album keine elektronische Musik aufweist, erinnerten mich
kurze Passagen an Klaus Schulze. Gibt es eine Beziehung zu derartiger
Musik, insbesondere der „Berliner Schule“, die hauptsächlich
mit Schulze und den frühen werken Tangerine Dreams in Verbindung
gebracht wird?
M & O: Cool, das hören wir zum ersten Mal! Klar,
wir haben repetitive Momente und mögen eine Menge, auch
dunkler, Ambient-Musik. Außerdem sind wir gelegentlich
experimentell und nutzen die Möglichkeiten, die uns Klassik
und Rock bieten. Wir sollten Klaus aber unbedingt mal nach seiner
Meinung fragen.
Jochen: Wie groß
ist der Einfluss des Kinos auf Eure Musik? Ihr habt an diversen
Soundtracks mitgearbeitet, inwieweit haben diese Arbeiten eine
Rolle für Musique Du Crepuscule gepielt?
M & O: Einige Stücke auf Musique Du Crepuscule
wurden für’s Kino komponiert, für einzelne Sequenzen.
Deshalb handelt es sich um “Kurzversionen”. Die
restlichen Stücke sind imaginäre Reisen für’s
Publikum. Als wir mit dem Komponieren begannen, nahmen wir es
sofort auf Tape auf, meistens nachts. Es war wie das Sammeln
assoziativer Fragmente und Bilder. So fiel es uns leicht auch
Soundtracks zu komponieren, und wir verfolgen das weiter. Filme
sind eine ständige Inspiration.
Jochen: Welche
Filme habt Ihr musikalisch untermalt? Wovon handeln sie?
M & O: Im Moment arbeiten wir nicht an internationalen
Filmen, aber wir haben etliche französische Produktionen
am Start. Manchmal sind es kleinere Sachen unabhängiger
Regisseure, manchmal auch für’s französische
Kino, wir kennen keine Limitationen wenn und die entsprechenden
Filme gefallen, jeder Soundtrack ist eine wertvolle Erfahrung.
Wir haben das Glück, dass „unsere“ Filme im
französischen Fernsehen ausgestrahlt werden, sodass wir
mittlerweile auf eine Vertriebsfirma zurück greifen können.
Diese Unterstützung ist wichtig, denn sie ermöglicht
uns unsere Musik international zumindest als Soundtrack-Ergänzung
unterzubringen. Check mal die Credits am Ende etlicher filme,
mag sein, dass etwas auftaucht, das dich an LES FRAGMENTS
DE LA NUIT erinnert...
Jochen: Sind Eure
Soundtracks als CD oder auf Vinyl erhältlich?
M & O: Ja, einiges ist auf CD erhältlich, kontaktiert
einfach unseren Vertrieb: www.kosinus.fr. Man kann uns auch
online hören, wenn man ihren Katalog durchsucht. Musique
Du Crepuscule erscheint im Mai 2009 auf Vinyl, zu bestellen
über DENOVALI RECORDS - www.denovali.com, ein deutsches
Label, das auch unsere Tour betreut.
Jochen: Was sind
Eure wichtigsten musikalischen, cinematographischen und literarischen
Inspirationsquellen?
M & O: Musik: Dvorak, Erik Satie, Magma, Arvo Part,
Godspeed You Black Emperor, Entombed, J. S. Bach, Ethno-Musik
aus Java, The Cure und noch viel mehr...
Kino: David Cronenberg, David Lynch, Paul Thomas Anderson, Dogma,
dänische Regisseure überhaupt, sowie Andrej Tarkowskij.
Literatur: Michail Bulgakow, Stefan Zweig, Dostojewski, Maupassant,
Philip K. Dick, Robert Silverberg, Herman Hesse und auch hier
noch einige Autoren mehr...
Jochen: Sind LES
FRAGMENTS DE LA NUIT eine Band oder eher ein Projekt?
M & O: Es ist eine echte Band! Wir komponieren für
unsere Musiker, und sie spielen es, weil wir wissen wie sie
spielen und was sie mögen. Wir sind keine „Masterminds“,
sondern Sklaven der Musik, die uns heimsucht und der wir jeden
Tag dienen müssen.
Jochen: Wird es
Live-Auftritte außerhalb Frankreichs geben?
M & O: Aber klar! Wir werden am 29.05. auf dem Wave-Gotik
Treffen in Leipzig spielen, schaut einfach auf unsere Myspace-Seite.
Wir touren gerade durch’s nördliche Europa, Deutschland
und Holland; aber wir werden den Süden bald nachholen und
spielen überall, wohin man uns einlädt. Es lohnt sich
zu unseren Auftritten zu kommen, denn da öffnet sich eine
ganz neue Dimension.
Jochen: Vielen
Dank für eure hervorragende Musik und das freundliche Interview?
M & O: Dankeschön ebenfalls für dieses Interview.
Gute Nacht.