Im Zuge der Veröffentlichung von METALMESSAGE V stellte ich dem Vater dieses Samplers, Markus Eck, einige Fragen, die er mir in ausführlicher Manier beantwortet hat:

Leo: Wie lange hat es gedauert, bis METALMESSAGE V mit all seinen Finessen fertig gestellt war?
Markus Eck:
Danke dir für das bestärkende Lob und die anerkennenden Worte. Solche Veröffentlichungen nach eigenen Wunschvorstellungen zu realisieren, das dauert. An V beispielsweise saß ich circa eineinhalb Jahre, in der Regel täglich. Zum Glück habe ich einen hervorragenden Grafiker fürs Layout meiner Veröffentlichungen, mit dem ich seit Längerem wirklich exzellent zusammenarbeite. Neben der Musik haben mich die oftmals prächtig und detailliert gemalten Frontcover beziehungsweise grafischen Gestaltungen der Veröffentlichungen aus dem Metal-Bereich schon seit jeher vollauf fasziniert. Nicht selten kaufte ich Platten nur wegen dem Cover, obwohl die Musik darauf mir selbst gar nicht so gut gefiel. Irre. Aber so sind sie eben, die Großsammler - mit Hingabe am Werk. Im Zuge dessen störte es mich auch schon immer sehr, dass so mancher wirklich geniale Coverzeichner im Gegensatz zur jeweiligen Band fast nichts von all dem Ruhm abbekam, welcher so manchen Metal-Releases heftig zuteil wurde. Eines Tages hatte ich die konstruktive und ergiebige Idee, selbst Sampler zu kreieren, welche sowohl Bands als auch den beteiligten Covermalern eine probate Supportmöglichkeit bieten sollten. So ist an jeder Metalmessage-Kompilation auch ein Pinselkünstler beteiligt, welcher das Frontcover nach meinen zugrunde liegenden Ideen dazu gestaltet. Ich versende ja immer haufenweise Review-Exemplare an viele einschlägige Metal-Medien, wobei ich nicht müde werde, die Rezensenten vorab immer wieder drauf hinzuweisen, bitte auch etwas übers Frontcover etc. zu schreiben.

Leo: Wie kannst Du im (überschwemmten) Pagan Metal Genre den Überblick behalten? Woher kommen neue Impulse und wie wird sich dieses Subgenre entwickeln?
Markus Eck:
Alle relevanten Bands des Genres auf dieser Erde haben bis auf wenige Ausnahmen entweder ihre Homepages im Netz oder Myspace-Profile – da kommt eine Entdeckung beziehungsweise ein neuer Kontakt mit anschließender Kommunikation in der Regel rasch zustande, was sehr erfreulich ist. Kontakte zu „exotischen“ Truppen stelle ich immer ganz besonders gerne her, mich reizen fremde Kulturen und Ansichten sehr! Ich bin der Auffassung, dass jedes noch so kleine Land auf der Welt in der Historie eine ganz eigene Kultur, einen ganz eigenen naturnahen Spiritualismus und daraus resultierend auch eine ganz ureigene religiöse Weltsicht hatte – zumindest, bevor sie von den großen „Weltreligionen“ ihrer Identität beraubt wurden. Leider fielen der Machtgier und der Grausamkeit genannter Weltreligionen fast alle Naturvölker zum Opfer – ich denke da beispielsweise primär an die einstigen und heute verbliebenen Ureinwohner Amerikas oder Australiens, denen ganze Kontinente brutal geraubt wurden und die heute ein erbärmliches Schattendasein gegenüber den „zivilisierten“ Usurpatoren führen müssen. Es gibt viele sehr interessante Bücher zu diesem Kontext. An dieser Stelle möchte ich auch noch die so genannten „Entwicklungsländer“ ansprechen, welche ja vor ihrer kulturellen Zerstörung allesamt über Jahrtausende entstandene blühende Hochkulturen waren – ja, bis ihren altspirituellen Traditionen und Glaubensauffassungen eben „im Namen des Herrn“ der Garaus gemacht wurde. Doch zurück zum eigentlichen Thema: Wenn also Bands aus solchen Bereichen der Erde ihre ganze eigene Art von Pagan Metal kreieren und damit ihren Ahnen beziehungsweise deren ruhmreichen Taten und Überlieferungen mit allem Stolz huldigen, so empfinde ich das schlicht gesagt als großartig! Mir persönlich kann es ehrlich gesagt eigentlich gar nicht exotisch und fremdartig genug sein. Am liebsten habe ich es sogar, wenn dann auch noch alttraditionelles Instrumentarium zum Einsatz kommt. Ich hoffe daher sehr, dass noch viel mehr Bands aus abseits entfernten Regionen des Planeten die vielen wunderbaren Ausdrucksmöglichkeiten des heidnischen Metal für sich entdecken und die Fans mit hochgradig künstlerisch eigenständigen Musikwerken beglücken werden. Bislang gibt es nämlich gerade einmal eine brauchbare Melodic Black Metal-Horde aus Ägypten – doch ich kann mir da soviel mehr vorstellen. Gerade die altägyptische Mythologie mitsamt all ihren herrlichen Mysterien bietet doch einen unerschöpflichen Fundus an Möglichkeiten für solcherlei Klänge.

Leo: Bist Du mit der Pagan Metal Szene beziehungsweise den Fans zufrieden? Wie verlief für Dich das Ragnarök-Festival, das sich ja zum Paganfest schlechthin entwickelt hat?
Markus Eck:
Dazu möchte ich mir hier kein Urteil erlauben beziehungsweise nicht über andere werten. Nicht jeder aus den Reihen der Fans nimmt die Sache an sich sicherlich so derart ernst wie ich, aber das muss am Ende jeder selbst wissen beziehungsweise mit sich selbst abmachen. Und mit musikalischen Trends ist es ja wie so oft im Leben: Für die einen ist ein halb gefülltes Glas Wasser halbvoll, für die anderen halbleer. Ich für meinen Teil begrüße die immense Fülle an neuen Bands im Pagan Metal sehr, denn sie birgt ja auch einen höheren automatischen Anteil an feinen neuen Bands. Andererseits geht die zweite Seite der Medaille eben damit einher, dass der noch immer tendenziell inflationäre Ausstoß an Trendreitern, Plagiatoren, Kopisten und listigen Trittbrettfahrern auf Seiten der neuen Gruppen auch Unmengen von ärgerlich halbherzigen, dilettantischen und nicht selten gar grottenschlechten Horden mit sich bringt. Sich da durchzuwühlen, kostet mittlerweile wirklich Unmengen von Zeit und Nerven. Nach all den Jahren kann ich glücklicherweise bereits nach wenigen Minuten Hördurchlauf mittlerweile genau und präzise bestimmen, ob eine Band aus Könnern besteht oder nicht. Dass von dieser erdrückenden Fülle an kreativen Genrerepräsentanten ein breites Publikum angesprochen wird, ist natürlich positiv für die Szene an sich zu werten – denn ich halte die von der ideell unverdorbenen Bandklientel darin vermittelten puristischen und zeitlosen menschlichen Werte an sich für sehr wichtig. Wenn also in sozial recht befremdlichen Zeiten wie diesen eine Musikgruppe voller ansteckender Überzeugung davon kündet, wie relevant die grenzenlose Liebe und Treue zur Natur und zu den Mitmenschen doch ist, kann einen das als Charaktermensch ja nur aufrichtig erfreuen. Das Ragnarök Festival war wieder einmal eine probate Gelegenheit, um alte und neue Bekannte beziehungsweise Kontakte endlich mal wieder zu treffen, mit denen man sonst nur emailt beziehungsweise telefoniert unterm Jahr. Die Auswahl der Bands 2009 war wohl die beste und abwechslungsreichste seit langem – und durch die neuen Aufräumkonzepte ist auch das Abfallproblem sehr gut gelöst worden, soviel ich zumindest mitbekommen habe.

Leo: Du bist nun schon jahrzehntelang Musikfreak. Wie hat sich der "Metal-Fan" im Lauf der Zeit verändert? Gibt es sie noch, diese Vollblut-Fans, von denen Du in Deinem Beiblatt sprichst?
Markus Eck:
Fest steht: Mit der stetig angestiegenen Fülle des Angebots stieg auch die Anzahl der Fans mit jedem Jahr mehr an – und Kommerzialisierung bringt bekanntlich nun mal auch Verwässerung, und das auch in den Reihen der Anhänger einer musikalischen Subkultur. Somit sind die von dir angesprochenen „Vollblut-Fans“ zwar schon noch vorhanden beziehungsweise werden es auch immer sein, aber sie sind bedeutsam weniger geworden, wie ich es zumindest über die Jahre mitbekommen habe. Viele Fans sind ganz einfach überfordert mit dem Überangebot und kommen schier nicht nach mit dem Kaufen und Hören der ganzen Veröffentlichungen. Ich habe als Schwermetaller jedenfalls schon manche Überraschung erlebt, die mir bewies, dass die wertvollsten Perlen oft aus sehr großen Tiefen gefischt werden müssen. Ein Ende ist daher nicht in Sicht – und mich wird man wohl also auch noch als dann noch immer hoffentlich geistig bewussten Spätrentner mit meiner musikalischen Leidenschaft erleben können.

Leo: Gibt es einen Ausspruch, der Deine Lebenseinstellung kurz und treffend zusammenfasst?
Markus Eck:
Erfahrung ist die Brille des Verstandes.

 

5/2009 © Leo Seebauer • Markus Eck