MORIFADE ist eine junge schwedische Truppe, die schon seit einer Weile die Gegend unsicher macht. Mit ihrem neuen Album Domi<>Nation folgt die Band nun einer härteren, progressiveren Richtung, als noch auf den Vorgängern Possession Of Power und Imaginarium, die noch einen happy Metal Vibe hatten. Frontmann Stefan Petersson quatscht über die Vergangenheit und die Zukunft, Label Politik und die Angst, das sich unsere Gesellschaft auf dem direkten Weg der eigenen Vernichtung befindet und das wir wohl noch viel von Klassikern wie 1984 und Brave New World zu lernen haben. Besser noch, melodischen Metal machen, mit einem Tick sozialem Bewusstseins ...

Morifade

Alex: Also lass uns mit der Abfrage anfangen: Stefan, kannst Du ein bisschen was über MORIFADE für diejenigen erzählen, die mit der Band noch nicht vertraut sind?
Stefan:
MORIFADE gibt es seit 1992 und startete damals noch als Gothic Band. Ich kam erst 1998 in die Band, als das erste Album Possession Of Power aufgenommen wurde. Zwei Jahre später wurde Imaginarium und nun letztens unsere dritte Langrille Domi<>Nation veröffentlicht. Wie die meisten Bands bestehen auch wir aus zwei Gitaristen, einem Basser, einem Drummer, einem Keyboarder und natürlich einem Sänger.

Alex: Wo kommt Ihr weg?
Stefan:
Ich komme aus einer Stadt im Norden Schwedens namens Piteå. Die anderen leben in Linköping, einer Stadt 200km süd-westlich von Stockholm. Derzeit wohne ich allerdings in Stockholm.

Alex: Als ich kürzlich in Linköping war, fand ich eine CD von MORIFADE in einem Second Hand Laden. Ich glaub, das war eine EP, vermutlich zwischen Possession Of Power und Imaginarium veröffentlicht. Kannst Du mir was darüber erzählen?
Stefan:
Das ist eine ziemlich rare CD. Tatsache ist, die aller erste CD, die MORIFADE veröffentlicht hat, war eine EP namens Across The Starlit Sky. Das war bevor ich in die Band kam. Zwischen Possession Of Power und Imaginarium haben wir die CD, die Du gefunden hast, gemacht: Cast Spell. Darauf gibt’s ’nen Song von der Possession... und ein paar neuere Tracks. Mal abgesehen von Schweden, Belgien und Frankreich wurde diese EP aber nie veröffentlicht. Hat sich irgendwie festgefahren. Deshalb haben wir diese EP als Bonusmaterial auf unserer aktuellen CD mit drauf.

Alex: Die wollten 150 Kronen dafür (ca. 19€) ...
Stefan:
Ziemlich teuer, oder?

Alex: Ziemlich! Lass uns über Euer aktuelles Album reden. Was ist neu bei MORIFADE?
Stefan:
Zuallererst: wir haben einen neuen Gitaristen, der kurz vor dem zweiten Album in die Band kam. Er steuert ein paar progressive Einflüsse bei. Ich würde sagen, unser neues Album ist progressiver als das Letzte, und auch aggressiver.

Alex: Yeah, hab ich bemerkt. Insbesondere die Art, wie das Album klingt, die Klangkulissen.
Stefan:
Yep, ich würde sagen, das sind die Gebiete, die am deutlichsten auffallen. Andy LaRoque von King Diamond hat das Album produziert. Er sollte damals auch das erste Album produzieren, hatte dann aber keine Zeit, so dass wir in ein anderes Studio gehen mussten. Unser erster Produzent kennt Andy, so kamen wir in Kontakt.

Alex: Die CD habt Ihr im Los Angered Studio aufgenommen, richtig?
Stefan:
Ja, in Göteborg.

Alex: Wie viele der neuen Songs hast Du geschrieben?
Stefan:
Keinen, obwohl ich alle Texte geschrieben habe. Ich habe versucht ein Konzept Album zu schreiben, etwas, was jeder mal gemacht haben sollte, bevor er stirbt. Es war wirklich eine Freude dies zu tun. Ich war auf der Suche nach einem passenden Thema, als ich auf 1984 (George Orwell) und Brave New World (Aldous Huxley) stieß. Ich hab diese beiden Storys praktisch zu einer verwoben, oder zumindest ist es das, was ich geplant hatte. Aber je mehr ich schrieb, um so weiter kam ich von den Originalen ab, zumal ja nur 9 Tracks auf der CD sind. Und am Ende hatte ich eine Geschichte, die ziemlich für sich selbst steht, welche aber in das selbe Genre passt, wie seine Einflüsse.

Alex: Also ist die Story eine Art Dystopie, eine Art Anti-Utopie? Gibt es auf dem Album einen roten Faden durch diese Geschichte?
Stefan:
Ja. Die Geschichte ist da. Auch wenn es beim ersten mal schwierig sein dürfte, diese zu entdecken. Es ist ein sich entwickelnder Prozess.

Alex: Kling wie der Anfang eines Romans ...
Stefan:
jaa, das sind noch immer sehr heiße Themen, Du weißt ja, die Big Brother Gesellschaft. Gerade las ich einen Artikel in der Zeitung, das sie alle U-Bahnen und Stationen mit Kameras ausrüsten wollen, um alles und jeden zu beobachten. Über einen längeren Zeitraum können mit solchen Einrichtungen die Leute leicht und dauerhaft an der Leine gehalten werden, um zu wissen, wo sie waren und was sie so treiben ... etc. Das sind noch immer relevante Themen.

Alex: Ich denke, die Songtitel reflektieren das auch. Das erinnert mich an Konzepte z.B. von Fear Factory...
Stefan:
Jau, nimm Panopticum z.B. Der Titel wurde von einer Abhandlung über das Super Gefängnis vom französischen Soziologen Michel Focault abgeleitet. Der Gefangene kann die Außenwelt nicht sehen, weiß aber, das er seinerseits komplett überwacht wird und jeder in beobachten kann, bei allem was er tut, die ganze Zeit eingekerkert. Also du weißt, das du die ganze Zeit beobachtet wirst, siehst aber die Beobachter nicht und es ist unmöglich irgend etwas zu tun, das nicht registriert wird. Du hast also niemals eine Privatsphäre, nicht mal ein kleines bisschen, was die größte Strafe sein könnte. Das ist die Theorie, die ich näher in diesem Konzept ausgeführt und zum Extremen geführt habe.

Alex: Interessant. Du beschäftigst Dich also mit Philosophie?
Stefan:
Ja, Philosophie und Soziologie. Unter anderem. Aber ich lehre auch Religion.

Alex: Was kommt als nächstes bei MORIFADE? Ich hörte Gerüchte über eine Headliner Tour ...
Stefan:
Bei diesem Punkt sind wir nicht sicher, ob wir headlinen werden, machen aber wahrscheinlich eine Tour durch Deutschland, Belgien, Holland und Tschechien machen.

Alex: Ihr seid schon mal in Deutschland gewesen, richtig?
Stefan:
Nein, noch nie. Aber wir waren schon in Frankreich, der Schweiz und Spanien. Also das wird rocken! Die Tour dauert 10 Tage und startet in Linköping.

Alex: Weißt Du, an welchem Tag die Tour startet?
Stefan:
Ich denke, das ist der letzte Mittwoch im März, so um den 23. oder 24.

Alex: Das ist toll! Wie sind die Reaktionen der Fans im Ausland?
Stefan:
Wir haben viel Resonanz auf unser aktuelles Album bekommen, im Gegensatz zu früher, was vermutlich eine Sache der Promotion ist. Ich schätze, wir haben über 20 Radio Interviews in Deutschland, Belgien, Spanien und Italien gemacht, und das zu Zeiten, als das Album noch gar nicht raus war. Und, der amerikanische Markt öffnet sich langsam für uns. Domi<>Nation ist das erste Album, das auch in den Staaten veröffentlicht werden wird (im März). Es wird sicher aufregend sein, die Entwicklung dort drüben zu beobachten. Die erste Pressung ist bereits ausverkauft, noch vor dem Release und das ohne Promotion!

Alex: Mir ist in verschiedenen Message Boards aufgefallen, das die Amerikaner diese Art des Metal unbedingt haben wollen, obwohl man an die Sachen schwer rankommt. In Europa ist es genau andersherum. Wir wollen die japanischen Importe und so ...
Stefan:
Es ist toll, das sich die Dinge in Bewegung gesetzt haben.

Alex: Schön zu hören, insbesondere weil sich bei Eurem Label einiges ändert, von der Verwaltung her ...
Stefan:
Yeah, niemand weiß so genau, warum sie so ein Theater veranstaltet haben. Ein paar Dinge haben sich geändert. Früher hießen sie Hammerheart, nun heißen sie Karmageddon Media. Ich will nicht mal über die Gründe spekulieren, warum sich die Dinge geändert haben.

Alex: Wie viele Alben müsst Ihr noch vertraglich machen und werdet Ihr hinterher das Label wechseln?
Stefan:
Das war unser letztes Album lt. Vertrag. Aber wir wissen noch nicht, ob wir wechseln werden. Falls Karmageddon uns geben kann, was wir wollen, gibt es keinen Grund, das Label zu wechseln.

Alex: Ich hab gehört, Ihr habt ein Video gemacht. Erzähl mal was drüber...
Stefan:
Ja, wir haben ein Video gemacht. Unser aller erstes sogar. Mit kleinem Budget. Zwei Typen von der Uni in Linköping haben das Video mit uns gemacht. Wir mieteten ein Stück Fabrikgelände, haben alles schwarz abgedeckt und drehten für 2 Tage. Ziemlich lustig, aber harte Arbeit, schon weil wir den selben Song immer und immer wieder hören mussten (das Video wurde zum neunten Track des Albums Memory’s End gedreht). Ich denke, am Ende haben wir den Song 50 oder 60 mal gehört. Jedes mal, wenn wir den Einstellwinkel geändert hatten, mussten wir den Song neu starten. D.h., wir kennen den Song jetzt wirklich gut ;) Wir könnten möglicherweise mit dem Video als virtuelles Sleaze Fest enden, dann behalten wir es besser für uns. Wenn es gut wird, ist es eine gute Promotion.

Alex: Werdet Ihr das Video ins Metal TV bringen, z.B. bei Superrock?
Stefan:
Das hängt vom Endergebnis ab. Solange wir dahinter stehen können, ohne unsere Namen zu ändern oder uns plastischen Operationen unterziehen zu müssen, werden wir es veröffentlichen ...

Alex: Falls es schief geht, könntet Ihr ja schwarze Streifen über die Augen machen, vielleicht das Bild verschwimmen lassen, so, als hättet Ihr absolut nix damit zu tun ...
Stefan:
Yeah ... (lacht)

Alex: Was sind Eure Einflüsse, was hört Ihr?
Stefan:
Das ist unterschiedlich innerhalb der Band. Ich z.B. höre meistens old school Hard Rock wie Maiden oder Priest. Jesper (Johansson, Gitarist) ist wohl derjenige, der das meiste neue Zeugs hört. Er kauft so ziemlich alles, was an Power und Heavy Metal veröffentlicht wird. Unser Keyboarder Frippe hört ausschließlich symphonischen Rock und alte Deep Purple und Kansas Sachen. Der Schlagzeuger Kim ist wahrscheinlich der Extremste in der Band. Er mag Death und Thrash und so was.

Alex: Falls Du Dir eine Band aussuchen könntest, mit wem würdest Du gern touren?
Stefan:
Ich würde Iron Maiden nehmen, obwohl es ziemlich unwahrscheinlich ist, das sie uns jemals anrufen ...

Alex: Sie sollten! Wenn man mal bedenkt, mit wem sie früher so auf Tour waren, wie Sum 41.
Stefan:
Es wäre toll, wenn wir eine längere Tour mit einer Band machen könnten, mit der wir uns wohlfühlen und mit der wir früher schon gespielt haben, wie z.B. Tad Morose, Nocturnal Rites oder Evergrey.

Alex: Ihr müsst Euch ja ziemlich heimisch mit Nocturnal Rites fühlen, die kommen ja auch aus dem Norden, korrekt?
Stefan:
Jepp, das sind wirklich nette Jungs.

Alex: Wenn Ihr auf Tour seid oder einzelne Gigs spielt, feiert Ihr dann viel? Wie z.B.: lasst uns unser Set runterreißen und viel Bier hinterher trinken?
Stefan:
Das kommt darauf an, ob wir am nächsten Tag frei haben oder wieder eine Show spielen. Wenn ja, kann feiern ziemlich anstrengend werden, gerade als Sänger...

Alex: Genau, Du musst auf Deine Stimme aufpassen ...
Stefan:
Nichtsdestotrotz, sind Partys und Bier essentiell im Leben ... ;)

Alex: Verdammt richtig! Danke für das Interview Stefan!

SCHWATZKASTEN:
Stefan Peterssons liebsten 5 Alben:

Iron Maiden - Seventh Son Of A Seventh Son
Conception - Parallel Minds
Riot – Thundersteel
Blind Guardian - Somewhere Far Beyond
Candlemass - Chapter VI

Stefans Dreamteam:
Drums: Mike Portnoy(Dream Theater)
Bass: Eddie Jackson (Queensryche)
Guitar: Tore Östby (ex-Conception)
Guitar: Dimebag Darrel (Pantera)
Keyboard: Kevin Moore (ex-Dream Theater)
Vocals: A young Bruce Dickinson (Iron Maiden)
Stefans liebstes Bier: Löwenbräu!

DOMI<>NATION is out now!

 

3/2004 © Alex Nyström • Morifade