MY DARKEST HATE, die Band um die beiden Sacred Steel-Gitarristen Jörg M. Knittel und Oliver Grosshans, stehen seit ihrem Debütalbum aus dem Jahre 2001 für hochklassigen Death Metal im Stile von Six Feet Under und Bolt Thrower. Es ist also keine große Überraschung, dass auch auf der neuen Langrille At War gegroovt und gewalzt wird, was das Zeug hält. Was Bandgründer Jörg über das Album denkt, könnt ihr im nachfolgenden Interview nachlesen.

My Darkest Hate

Tobias: Hallo, Jörg! Euer neues Album At War steht in den Startlöchern. Ich gehe mal davon aus, dass die bisherigen Reaktionen auf Euer drittes Werk recht positiv waren, oder?
Jörg:
Stimmt – die Resonanzen sind bislang sehr positiv! Wir sind zufrieden und können uns nicht beklagen.

Tobias: Zunächst die leidige Stilfrage: Ich persönlich bin der Meinung, dass der MY DARKEST HATE-Panzer ganz gut im verminten Sperrgebiet zwischen Bolt Thrower, Six Feet Under und Thrash a la Slayer lokalisiert werden kann. Würdest Du dem zustimmen?
Jörg:
Definitiv! Dem kann ich eigentlich nicht hinzufügen – hätte ich auch nicht besser beschreiben könne, haha.

Tobias: Mir ist aufgefallen, dass At War im Vergleich zu To Whom It May Concern etwas langsamer ausgefallen ist und eine stärkere Thrashschlagseite aufweist. War das eine unterbewusste Entwicklung oder eine geplanter Schritt?
Jörg:
Dies war kein geplanter Schritt, wobei ich schon finde, dass wir einige ganz flotte Songs auf dem Album haben. Die Blastparts sind tatsächlich etwas weniger geworden, dafür findet man nun, wie Du auch richtig erkannt hast, einige thrashige Songs wie I Am At War, Catch The Bullet oder Voyeur. Ich würde sogar behaupten, dass trotz weniger Blastparts das Album insgesamt einen Zacken flotter als der Vorgänger ausgefallen ist.

Tobias: Da ich leider keine Lyrics vorliegen habe, würde es mich interessieren, ob ein bestimmtes Konzept hinter den Texten von At War steckt.
Jörg:
Es gibt kein Konzept, aber einige Songs handeln davon dass man aufrecht durchs Leben gehen und seine eigene Meinung vertreten soll auch wenn’s mal weh tut. Es gibt immer wieder Höhen und Tiefen aber jeder muss seinen eigenen roten Faden finden und versuchen das Beste aus seinem Leben zu machen. Viele gehen den Weg des geringsten Widerstandes was meiner Meinung nach jedoch der falsche ist. Der Song I Am At War bezieht sich auch nicht auf irgendwelche Schlachtfeldszenarien sondern auf das reale Leben. Jeder musste schon den ein oder anderen Kampf bestehen und leider kommen immer neue Idioten, die einen verarschen wollen oder versuchen einem das Leben schwer zu machen. All jenen ist dieser Song gewidmet.

Tobias: Wie wichtig sind Euch die Songtexte?
Jörg:
Die Texte sind sicher nicht unwichtig. Ich hätte keinen Bock auf irgendwelche Splatterlyrics auch wenn ich das bei anderen Bands teils ganz passend finde. Wir versuchen da mehr reale Themen aufzugreifen.

Tobias: Ihr habt zu Catch The Bullet einen Videoclip gedreht. Kannst Du uns etwas darüber erzählen? Was genau erwartet den Zuschauer?
Jörg:
Wir hatten natürlich kein Metallica-Budget, haben aber aus den Mitteln die uns zur Verfügung standen das Beste gemacht. Es wurden sowohl im Proberaum Aufnahmen gedreht als auch in einem alten Kellergewölbe, was ziemlich geil kommt. Lasst euch überraschen – wird sind zufrieden!

Tobias: Glaubst Du, dass es sich für extreme Metalbands überhaupt noch lohnt, Musikvideos zu produzieren? Die Anzahl der Formate, die noch Clips aus dem härteren Sektor ausstrahlen, ist ja leider ziemlich gering.
Jörg:
Naja – wie gesagt, wenn das Budget im Rahmen bleibt finde ich es schon cool. Der Clip kommt ja auf die Bonus-DVD und mit etwas Glück wird er ja vielleicht auch mal bei VIVA oder anderen Sendern gespielt.

Tobias: Die limitierte Erstauflage von At War wird ja mit einer Bonus-DVD veröffentlicht. Was habt Ihr neben dem Catch The Bullet-Clip noch auf den Silberling gepackt?
Jörg:
Es ist noch Making-Of vom Studio drauf, zwei Livesongs vom PartySan Open-Air sowie die History der Band. Insgesamt also schon einiges!

Tobias: Es liegt mittlerweile im Trend, neuen Alben kostenlose DVDs beizulegen, um den Fans „value for money“ zu bieten und somit zu verhindern, dass die Songs aus dem Internet gesaugt werden. Wie stehst du zu der Raubkopierthematik?
Jörg:
Mir selbst ist die Raubkopiererei eigentlich zu blöd, da ich mittlerweile nur noch CD sammle, die ich richtig geil finde und die möchte ich dann auch mit richtigem Booklet etc. im Regal stehen haben. Jeder muss selber wissen ob er da Bock drauf hat, allerdings sollte man schon bedenken, das dies nicht nur der Musikindustrie sondern im Endeffekt auch den Bands schadet. Man merkt ja ganz deutlich wie die Verkäufe der gesamten Branche in den letzten Jahren eingebrochen sind.

Tobias: Zurück zu eurem neuen Album. Wie seine beiden Vorgänger wurde At War von Achim Köhler produziert. Werdet Ihr auch in Zukunft auf seine Dienste zurückgreifen? Er scheint ja mittlerweile eine Art sechstes Bandmitglied zu sein.
Jörg:
Wir werden sicher auch in Zukunft wieder auf seine Dienste zurückgreifen. Der Achim ist ein guter Kumpel, weiß was wir wollen und kann dies auch optimal umsetzten. Das neue Album hat einen absolut geilen Sound bekommen, daher brauchen wir uns über Alternativen auch keine Gedanken zu machen! Zudem liegt das Studio ganz günstig in der Nähe von Stuttgart, so dass wir abends wieder heim fahren können und nicht wochenlang aufeinander hocken müssen.

Tobias: Das Coverartwork wurde von Travis Smith „verbrochen“. Habt Ihr ihm eine Vorgabe gegeben oder konnte er sich frei bei der Visualisierung Eurer Musik austoben?
Jörg:
Ich hab ihm unsere CD’s und die neuen Texte geschickt, denn ich fand es wichtig, dass er die Musik kennt und weiß was wir ausdrücken wollen. Wir haben dann gemeinsam ein Grundkonzept entwickelt welches er brillant umgesetzt hat. Es vermittelt sehr gut die Aggressivität die hinter der Musik steckt und stellt zudem einen Bezug zum Albumtitel dar.

Tobias: Oliver und Du seid bei Sacred Steel tätig, Klaus Sperling hat bis vor Kurzem die Felle für Primal Fear verdroschen. Wie kommen True, beziehungsweise Power Metal-Musiker auf die Idee, Death Metal zu spielen?
Jörg:
Wir hören privat schon immer viel Death Metal und sind bei weitem nicht so Power Metal fixiert wie viele denken. Ich hatte immer wieder Riffs die für Sacred Steel nicht in Frage kamen aber zu schade waren um in der Schublade zu vergammeln. Zudem wollte ich schon seit Anfang der Neunziger irgendwann mal was richtiges heftiges auf die Beine stellen. Dies hab ich dann ja auch 1997 mit der Gründung von MDH getan.

Tobias: Du betonst ja immer wieder, dass es sich bei MY DARKEST HATE keinesfalls um ein Projekt handelt. War die Truppe von Anfang an als echte Band geplant, oder hat sich das erst später entwickelt?
Jörg:
Als das Blood Pounding Black Demo erschien war es noch mehr ein Projekt, hat sich dann allerdings recht schnell zu einer richtigen Band entwickelt. Es macht einfach Bock und vor allem Live zünden die Songs richtig geil.

Tobias: Fällt es Dir trotz der sehr unterschiedlichen Stile Deiner beiden Bands manchmal schwer, eine klare Trennlinie zu ziehen, um eine gegenseitige Beeinflussung zu verhindern? Ich denke da zum Beispiel an den Titeltrack des letzten Sacred Steel-Albums Slaughter Prophecy, der ja recht todesbleihaltig ausgefallen ist.
Jörg:
Nun ja, Slaughter Prophecy ist in der Tat ein Grenzfall. Den hätte ich vielleicht etwas abgeändert auch bei MY DARKEST HATE verwenden können. Normalerweise hab ich allerdings keine Probleme eine Trennlinie zu ziehen, die meisten Sachen sind vom Riffing dann doch zu unterschiedlich.

Tobias: Gibt es Probleme mit intoleranten Metalfans, die es Dir verübeln, in zwei Bands mit völlig verschiedenen musikalischen Ausrichtungen zu spielen. Schließlich ist ja nicht jeder in der Lage, aus seiner engen Stilschublade zu klettern, um den Metallschrank als Ganzes zu betrachten...
Jörg:
Interessanterweise sind es eher die True Metal Fans die einem verübeln, wenn man noch andere Mucke spielt. Diese Leute sind mehr jedoch völlig egal, ich mach das, auf was ich Bock hab. Mir kommt’s auch echt so vor, als ob dieses Schubladendenken früher nicht so extrem war. Ob AC/DC oder Cannibal Corpse – das ist für mich alles Metal!

Tobias: Wie sieht es in nächster Zeit mit Euren Liveaktivitäten aus? Die großen Festivals müssen ja leider wieder ohne Euch auskommen.
Jörg:
Wir spielen auf einigen kleineren Festivals, wie dem Fuck The Commerce, dem Dong Open-Air ect. Zudem sind recht viele Einzelgigs geplant und dann schauen wir mal ob sich im Spätsommer vielleicht eine Tour anbietet. Die aktuellen Dates gibt’s immer auf www.mydarkesthate.de!

Tobias: Ok, vielen Dank für das Interview. Weiterhin viel Erfolg mit MY DARKEST HATE und Sacred Steel!
Jörg:
Besten Dank!

 

5/2004 © Tobias Hermann • My Darkest Hate