Dank unserer Gothic Lady Demone, bin ich mit ihrer Review zur Waiting For The Summer EP auf die Hamburger ON THE FLOOR aufmerksam geworden. Nachdem ich mir ein paar Tracks von deren Webseite runtergeladen hatte, die dann wochenlang meinen Rechner blockierten, konnte ich es kaum erwarten ihr Debüt Under A Heart-Shaped Sun in die Finger zu bekommen. Nachdem ich dieses ausführlich rezensiert habe, ist es nun an der Zeit, mal der Band direkt mit ein paar Fragen auf den Leib zu rücken ...

On The Floor

Dajana: Euer Album ist nun seit gut einem Monat auf dem Markt. Wie sind die Reaktionen bisher? Inwieweit wurden Eure Erwartungen erfüllt oder nicht erfüllt?
Wir sind mehr als zufrieden. Die Platte ist sehr interessiert von den Leuten aufgenommen worden. Die Reaktionen sind überwiegend positiv. Under A Heart-Shaped Sun ist in den German Alternative Charts (DAC) auf Platz 2 der Bullets (Beste Neuerscheinungen) eingestiegen.
Natürlich gab es auch es auch negative Kritik. Die Platte kann und soll ja auch nicht jedem gefallen. Ein Statement muss Reaktionen hervorrufen. Ganz gleich ob positiv oder negativ. ON THE FLOOR will Meinungen provozieren. Nichts ist schlimmer als Beliebigkeit.

Dajana: Euer neues Album Under A Heart-Shaped Sun ist eine Ecke ruhiger ausgefallen. War das von Anfang an beabsichtigt oder hat sich das so während des Songwritings ergeben?
Einen Plan oder irgendwelche Vorgaben in der Entstehungsgeschichte zu Under A Heart-Shaped Sun gab es nicht. Ein künstliches Konzept oder Korsett passt nicht zu dem Gedanken, der hinter ON THE FLOOR steht. Wir schreiben in erster Linie Songs. Es gibt den Ursprung eines Songs. Die ursprüngliche Emotion. Diese Emotion möchten wir möglichst nah einfangen und an den Hörer weitergeben.
Under A Heart-Shaped Sun spielt mit Gegensätzen. Populäre und süße Melodien zu intimen Textzeilen. Ein Augenzwinkern beim Happy End. Lächelnd dem Abgrund entgegen. Wir vertonen, was gegenwärtig in uns vorgeht. ON THE FLOOR steht im Widerspruch zu Kontrolle und Planung. Künstlerische Schaffen an sich sollte frei von Reglementierungen sein. Wir sind eine Independent-Band. Wir sind bei einem Independent-Label. Manchmal schreiben wir langsame und manchmal schnelle Songs. Manchmal laute und manchmal eben leise. Das einzige, was ON THE FLOOR reglementiert - weil es ON THE FLOOR ausmacht und charakterisiert - ist die authentische Wiedergabe der eigenen Empfindungen.

Dajana: Euer Song Killing Queen ist ein absoluter Kracher, der schon seit geraumer Zeit den Underground unsicher macht. Wie lange gibt es den Song schon?
Killing Queen entstand einige Zeit nachdem wir die Waiting For The Summer EP veröffentlicht hatten. Bekannter wurde der Song dann als Beitrag auf verschiedenen Compilations. Killing Queen schlug dann recht schnell in den Clubs ein. Damals wussten noch die Wenigsten, dass Killing Queen von ON THE FLOOR ist. Das hat sich zum Glück mittlerweile geändert.

Dajana: Die Fans nehmen Killing Queen so enthusiastisch auf, habt Ihr da keine Angst, mal nur auf diesen einen Song reduziert zu werden?
Nein. Im Gegenteil. Die Resonanz auf Killing Queen freut uns sehr. Schon erstaunlich, dass gerade ein derart persönlicher Song eine so große Beachtung findet.
Die meisten Kritiker waren erstaunt und überrascht, was ON THE FLOOR außer Killing Queen noch zu bieten hat. Auf der Under A Heart-Shaped Sun ist Killing Queen einer von insgesamt acht Songs. Ocean Drive und Black Door Boys werden bereits jetzt super in den Clubs aufgenommen. Auch die ruhigeren Songs auf der Platte haben ihren eigenen Charme. Ihre spezielle Berechtigung. Wir möchten uns gerade auf einer LP nicht allein auf die Club- oder Livetauglichkeit reduzieren lassen.
Bei ON THE FLOOR gab es immer wieder Songs, die vom Publikum besonders abgefeiert wurden. Trotzdem hat ON THE FLOOR Killing Queen geschrieben und nicht zum zehnten mal seine Vorgänger kopiert. Letztlich wird es Killing Queen ebenso ergehen. ON THE FLOOR wird sich weiterentwickeln und neue Dinge angehen. Angst ist kein guter Ratgeber. Songs zu schreiben, bedeutet Risiken auf vielerlei Ebenen einzugehen.

Dajana: Hätte die Sisters Of Mercy Coverversion nicht noch als Leckerbissen auf das neue Album gepasst?
Das Floorshow - Cover war damals eine einmalige Geschichte für einen The Sisters Of Mercy Tribute Sampler (The Violent Hour). Es gab ja von mehreren Labels das Angebot zu einer Veröffentlichung von Under A Heart-Shaped Sun. Einige wollten gerade Floorshow mit auf der Platte haben. Dies entspricht jedoch nicht unserer Vorstellung oder unseren Zielen. Wir haben kein Interesse daran, uns mit fremden Federn zu schmücken. Auf ein reguläres ON THE FLOOR Album gehören ON THE FLOOR Songs.

Dajana: Die Songstrukturen sind recht einfach gestrickt. Jemand von Euch hat mal gesagt, es geht Euch um die bildliche Darstellung Eurer Musik und das ohne Missverständnisse. Andererseits verwendet Ihr dieses stilistische Mittel so oft, das es negativ auffällt. Traut Ihr Euren Hörern keine Komplexität zu?
Die Aussage bezüglich einer bildliche Darstellung betraf die Texte. Bildliche Texte verhindern Missverständnisse. Die Kommunikation wird direkter. Menschen verbinden mit bestimmten Bildern bestimmte Emotionen. Demnach bewirken bestimmte bildliche Darstellungen entsprechende Empfindungen. Individuelle Empfindungen beim Hörer. Sicher. In jedem Fall bewirken sie eine direkte Reaktion.
Stimmt. Der Aufbau der Songs auf Under A Heart-Shaped Sun ist schnell zu greifen. Wenn man sich daran stört, dann ist das eine durchaus berechtigte Kritik. Komplexität entwickelt sich auf Under A Heart-Shaped Sun auf anderer Ebene. In der Tiefe der Songs und in einer Gesamtbetrachtung. Die Platte ist beim ersten Hören ebenso interessant, wie sie beim erneuten Hören immer neue Aspekte preisgibt. Wer will, der findet vieles. Textliche Querverweise und Anspielungen, verschiedene Handlungs- und Verständnisebenen, „versteckte“ Gitarren und kleine elektronische Spielerein. Wer nicht will, der hat einfach Spaß am Offensichtlichen.

Dajana: Inwieweit bekommt Ihr mit, ob Eure Tracks in den entsprechenden Tanztempeln oder bei diversen Parties laufen?
Man kann sich da eigentlich ganz gut an bestimmten Trendcharts orientieren, in denen die DJ’s ihre Votings abgeben. Außerdem sind wir ja selbst noch recht häufig in den Clubs unterwegs und haben zu einigen DJ’s persönlichen Kontakt, die dann auch direkt bei uns oder unserem Label bezüglich Bemusterung anfragen. Insofern haben wir ein relativ direktes Feedback, ob unsere Songs auch auf der Tanzfläche ankommen.

Dajana: Was ist aus der EP Killing Queen geworden, die es mal eine zeitlang auf Eurer alten Homepage gab und deren Songs man sich runterladen konnte?
Die Killing Queen EP sollte ursprünglich so veröffentlicht werden, wie sie auch im Netz stand. Allerdings ohne Floorshow, sondern mit einem Killing Queen Remix als vierten Track. Außerdem befanden sich auf der EP noch die Songs Starman und Nothing Will Save Us in den damaligen Versionen. Die Veröffentlichung verzögerte sich dann jedoch mehrmals. In der Zwischenzeit hatten sich dann so viele Songs angesammelt, dass wir uns doch für das erste Full Length Album entschieden haben.

Dajana: Besteht die Möglichkeit, das Eure alten Sachen noch mal irgendwie veröffentlicht werden? Die Waiting For The Summer EP ist praktisch nicht mehr zu bekommen.
Das ist eine interessante Frage, denn leider ist das alte Material zur Zeit wirklich ausverkauft, und eigentlich nur als Raubkopie zu bekommen. Es gab in der Tat auch bereits ein Label, dass die Waiting For The Summer EP erneut auf den Markt bringen wollte. Wir haben diese Pläne jedoch erst einmal hinten angestellt, denn im Moment kümmern wir uns ausschließlich um die Gegenwart und um die Zukunft von ON THE FLOOR.

Dajana: Wie sieht es mit Live Aktivitäten aus? Die Fans außerhalb von Hamburg wollen schließlich auch mal in den Genuss kommen...
Geplant sind zunächst einige Promo-Shows. Wir haben außerdem ein paar Angebote im Herbst als Tour-Support zu spielen. Könnte also gut sein, dass wir jetzt nach dem Release noch einiges an Gigs spielen werden. Sicher auch außerhalb Hamburgs.
Um den Leuten ein wenig Appetit auf ON THE FLOOR 'Live’ zu machen - oder auch um die Wartezeit zu überbrücken - befindet sich auf der Under A Heart-Shaped Sun übrigens ein Multimedia Part mit einem Live Mitschnitt von Killing Queen.

Dajana: Eure momentan heißeste Methode, Leute „kaltzustellen“?
Nicht bewegen.

Dajana: Es gibt den Spruch: „Ein Königreich für irgendwas bieten“ ... was ist Euer Königreich und wie macht Ihr es „anbeißfreudig“ ;-)
It’s the flood that drowns you
from within
It’s the key to a kingdom…
but I’m not the king

Leider können wir also kein Königreich bieten... (wer kann das schon ... – Cal)

 

08/2003 © Dajana Winkel • On The Floor